Wir treten in den Pfad der Ansammlung des Höchsten Yoga Tantra ein, wenn wir den spontanen Bodhichitta des Höchsten Yoga Tantra erzeugen. Und wir bleiben auf diesem Pfad, bis wir durch die Kraft der Vollendungsstufenmeditation die Verwirklichung des Eintretens, Verweilens und Auflösens unserer inneren Winde im Zentralkanal erlangen. Im Allgemeinen sind alle Verwirklichungen von jemandem auf der Erzeugungsstufe Pfade der Ansammlung des Höchsten Yoga Tantra, wie etwa seine oder ihre Verwirklichungen von Entsagung, Bodhichitta, Leerheit, klarer Erscheinung und göttlichem Stolz.
Erlangen wir durch das Auflösen unserer Winde innerhalb des Zentralkanals Verwirklichungen der Vollendungsstufe, dann schreiten wir zum Pfad der Vorbereitung fort. Wir bleiben auf diesem Pfad, bis wir eine direkte Verwirklichung der Leerheit mit dem Geist spontaner großer Glückseligkeit erlangen, das heißt bis zur Verwirklichung des sinnklaren Lichts. Zu diesem Zeitpunkt schreiten wir zum Pfad des Sehens fort und werden ein höheres Wesen des Höchsten Yoga Tantra. Es gibt fünf Stufen der Vollendungsstufe: isolierte Rede, isolierter Geist, illusorischer Körper, klares Licht und Vereinigung. Alle Verwirklichungen von den anfänglichen Erlangungen der Vollendungsstufe bis kurz vor der Erlangung des sinnklaren Lichts sind Pfade der Vorbereitung des Höchsten Yoga Tantra. Alle Verwirklichungen von der anfänglichen Erlangung des sinnklaren Lichts bis kurz vor der Erlangung der Vereinigung von sinnklarem Licht und illusorischem Körper sind Pfade des Sehens des Höchsten Yoga Tantra. Alle Verwirklichungen von der anfänglichen Erlangung der Vereinigung von sinnklarem Licht und illusorischem Körper bis kurz vor der Erlangung der Buddhaschaft sind Pfade der Meditation des Höchsten Yoga Tantra. Und alle Verwirklichungen eines Buddha sind Pfade des Nicht-mehr-Lernens des Höchsten Yoga Tantra.
Es gibt dreizehn Ebenen des Höchsten Yoga Tantra:
1. Sehr freudvoll
2. Makellos
3. Leuchtend
4. Strahlend
5. Schwer zu überwinden
6. Sich annähernd
7. Weit gegangen
8. Unbeweglich
9. Gute Intelligenz
10. Wolke des Dharma
11. Ohne Beispiele
12. Erhabenes Gewahrsein besitzend
13. Den Vajra haltend
Die Namen der ersten zehn Ebenen sind die gleichen wie die Namen der zehn Bodhisattva Ebenen, die im Sutra erklärt werden, sie haben aber unterschiedliche Bedeutungen. Nach dem Höchsten Yoga Tantra erlangt ein Bodhisattva die erste Ebene, Sehr freudvoll, wenn er oder sie das sinnklare Licht erlangt, indem Leerheit mit dem Geist spontaner großer Glückseligkeit direkt verwirklicht wird. Erhebt er sich aus diesem meditativen Gleichgewicht über Leerheit, wird sich sein sinnklares Licht vorübergehend nicht manifestieren und er erlangt den reinen illusorischen Körper. Zur gleichen Zeit gibt er alle Verblendungsbehinderungen auf. Die Gleichzeitigkeit des reinen illusorischen Körpers und des Aufgebens aller Verblendungsbehinderungen im Kontinuum einer Person wird «Vereinigung des Aufgebens» oder «gewöhnliche Vereinigung» genannt. Nachdem er in der Meditationspause die Übungen der nachfolgenden Erlangung ausgeführt hat, manifestiert der Bodhisattva wieder das sinnklare Licht, entweder durch Meditation oder mit Hilfe einer Handlungsmudra. Manifestiert er oder sie in Abhängigkeit einer dieser beiden Methoden erneut das sinnklare Licht, dann erlangt der Bodhisattva die Vereinigung von sinnklarem Licht und reinem illusorischen Körper, die «Vereinigung der Verwirklichung» oder «hauptsächliche Vereinigung» genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt schreitet er zur zweiten Ebene, Makellos, fort und beginnt den Pfad der Meditation. Die gewöhnliche Vereinigung ist Teil des Pfades des Sehens und Teil der ersten Ebene. Die hauptsächliche Vereinigung vor dem Aufgeben der groß-großen Behinderungen zur Allwissenheit ist Teil des Pfades der Meditation und die zweite Ebene. In Das Klare Licht der Glückseligkeit wird gesagt, dass ein Yogi, der aus dem Zustand des sinnklaren Lichts kommt, im gleichen Moment den reinen illusorischen Körper und den Pfad der Meditation des Geheimen Mantra erlangt. Das bedeutet hier, dass der Yogi unmittelbar nach dem sinnklaren Licht den reinen illusorischen Körper erlangt und dann weiter fortschreitet, um den Pfad der Meditation zu erreichen.
Erlangt der Bodhisattva die hauptsächliche Vereinigung, beginnt er die Behinderungen zur Allwissenheit, wie dualistische Erscheinungen und gewöhnliche Erscheinungen, aufzugeben. Es gibt neun Ebenen der Behinderungen zur Allwissenheit, die hinsichtlich ihrer Subtilität unterschieden werden. Diese sind: groß-groß, mittel-groß, klein-groß, groß-mittel, mittel-mittel, klein- mittel, groß-klein, mittel-klein und klein-klein. So wie wir, wenn wir sehr verschmutzte Kleidung waschen, mit dem ersten Waschgang den gröbsten Schmutz entfernen und mit späteren Waschgängen immer feinere Schmutzreste beseitigen, so beseitigen wir zuerst die gröbsten Ebenen der Behinderungen zur Allwissenheit und dann allmählich immer subtilere Ebenen.
Auf der zweiten Ebene strebt der Bodhisattva danach, groß-große Behinderungen zur Allwissenheit aufzugeben. Nachdem dies gelungen ist, schreitet er zur dritten Ebene fort. Die vierte Ebene wird erlangt, wenn die mittel-großen Behinderungen aufgegeben sind, die fünfte Ebene, wenn die klein-großen Behinderungen aufgegeben sind, die sechste Ebene, wenn die groß-mittleren Behinderungen aufgegeben sind, die siebte Ebene, wenn die mittel-mittleren Behinderungen aufgegeben sind, die achte Ebene, wenn die klein-mittleren Behinderungen aufgegeben sind, die neunte Ebene, wenn die groß-kleinen Behinderungen aufgegeben sind und die zehnte Ebene, wenn die mittel-kleinen Behinderungen aufgegeben sind. Die elfte und zwölfte Ebene sind Unterteilungen der zehnten Ebene. Die anfängliche Erlangung der zehnten Ebene wird «Wolke des Dharma» genannt. Wird diese ausreichend kraftvoll, um die klein-kleinen Behinderungen zur Allwissenheit zu beseitigen, dann verwandelt sie sich in Ohne Beispiele. Und wird sie kraftvoll genug, um ein direktes Gegenmittel gegen die klein-kleinen Behinderungen zur Allwissenheit zu sein, dann verwandelt sie sich in Erhabenes Gewahrsein besitzend. Die Ebene Erhabenes Gewahrsein besitzend ist ein ununterbrochener Pfad. Er wird auch die «Weisheit des letztendlichen Kontinuums» und die «vajragleiche Konzentration des Pfades der Meditation» genannt. Dies ist der letzte Geist eines fühlenden Wesens. Unmittelbar danach erlangt der Bodhisattva die dreizehnte Ebene, Den Vajra haltend, die die Vereinigung des Nicht-mehr-Lernens ist.
Dem Sutra zufolge gehört der letzte Teil der ersten Ebene zum Pfad der Meditation. Aber dem Höchsten Yoga Tantra zufolge ist die erste Ebene notwendigerweise ein Pfad des Sehens. Im Gegensatz zum Pfad des Sehens im Sutra, der nur das intellektuell gebildete Festhalten am Selbst aufgibt, gibt der Pfad des Sehens im Höchsten Yoga Tantra auch das angeborene Festhalten am Selbst auf.
Diese dreizehn Ebenen sind alles Ebenen der höheren Mahayanisten. Nehmen wir die Ebene der gewöhnlichen Bodhisattvas dazu, gibt es vierzehn Ebenen des Höchsten Yoga Tantra. Die Ebene der gewöhnlichen Bodhisattvas umfasst die Pfade der Ansammlung und Vorbereitung und wird normalerweise die «Ebene der bildhaften Beschäftigung» genannt, weil der Bodhisattva auf diesen beiden Pfaden Leerheit durch ein allgemeines Bild verwirklicht.
Der Weg, durch die vierzehn Ebenen des Höchsten Yoga Tantra fortzuschreiten und sie zu vollenden, ist, allmählich die Praxis der zwei Stufen zu üben und zu vervollkommnen – der Erzeugungsstufe und der Vollendungsstufe. Heutzutage reden viele Menschen über Tantra, doch es gibt nur wenige, die die zwei Stufen lehren. Es gibt sogar Lehrer, die nie die zwei Stufen erwähnen und dennoch behaupten, etwas noch Höheres als Höchstes Yoga Tantra zu lehren! Ich frage mich, welche Art der Buddhaschaft diese sogenannten tantrischen Meister erlangen? Es muss eine sehr verblendete Art der Buddhaschaft sein! Statt diesen «modernen Buddhas» zu folgen, wäre es für uns viel besser, den großen Yogis der Vergangenheit nachzueifern wie den vierundachtzig Mahasiddhas und insbesondere dem hoch angesehenen Nagarjuna.
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