Um Leerheit zu verwirklichen und unser Festhalten am Selbst zu überwinden, müssen wir als erstes fehlerlose Unterweisungen erhalten und dann darüber meditieren, wie unser Körper und andere Phänomene leer von inhärenter Existenz sind. Zuerst sollten wir die analytische Meditation üben, indem wir mit Weisheit untersuchen, ob wir unseren Körper finden können. Ist dieser Körper, den wir als «mein Körper» schätzen, das gleiche wie die Teile unseres Körpers? Sind unser Kopf, unsere Arme usw. unser Körper? Können wir einen Körper finden, der etwas anderes ist als die Teile unseres Körpers? Durch diese Untersuchung entdecken wir, dass unser Körper unauffindbar ist. Haben wir Erfolg in unserer analytischen Meditation, so wird die Erscheinung unseres Körpers verblassen und es wird eine Erscheinung von «leer» entstehen. Diese Leerheit ist die Leerheit unseres Körpers. Wir sollten versuchen, das allgemeine Bild dieser Leerheit einsgerichtet in verweilender Meditation zu halten. Wenn wir das allgemeine Bild von Leerheit verlieren, sollten wir uns die Begründungen, die die Leerheit unseres Körpers festlegten, in Erinnerung rufen und unser Meditationsobjekt wiederherstellen. Durch diese Meditation können wir mit Leerheit vertraut werden und unsere Verwirklichung festigen.
Zu Beginn sollten wir uns während unserer Meditationen über Leerheit keine Sorgen machen, in das Extrem der Nichtexistenz zu fallen, denn wir handeln ja während der Meditation weder sprachlich noch körperlich. Außerhalb der Meditation, wenn wir unsere Tätigkeiten wieder aufnehmen, müssen wir uns allerdings in Acht nehmen und dieses Extrem vermeiden. Gelingt es uns jedoch, das verneinte Objekt der Leerheit richtig zu identifizieren, dann besteht keine Gefahr extreme Sichtweisen zu entwickeln. Wir müssen wissen, dass unser Körper zwar nicht inhärent, jedoch konventionell existiert. Die konventionelle Natur unseres Körpers wird im nächsten Kapitel erklärt.
Entwickeln wir während unserer Meditation über Leerheit irgendwelche Zweifel oder sehen Widersprüche, dann sollten wir diese anschließend mit einem fähigen Lehrer oder erfahrenen Freunden besprechen. Wenn in Tibet ein Lama Unterweisungen über Leerheit und so weiter gab, hörten die Schüler zu und meditierten dann einige Tage lang über die Anleitungen. Danach beschrieben sie ihrem Lama ihre Erfahrungen und diskutierten mögliche Probleme. Auf diese Weise wurden alle Zweifel geklärt und die Schüler kehrten zu ihrer Meditation zurück. Auf die gleiche Art und Weise sollten wir versuchen Leerheit zu verwirklichen. Wenn wir Zweifel entwickeln oder nicht akzeptieren können, was gelehrt wird, sollten wir dies mit anderen diskutieren. So wird unser Verständnis immer klarer. Wir sollten keine Zweifel in unseren Herzen verbergen – wir brauchen Weisheit in unseren Herzen, keine Zweifel!
Durch die Anleitungen, die wir erhalten und die anschließende Kontemplation und Meditation über ihre Bedeutung, erkennen wir, dass unser Körper und andere Arten von Form durch Untersuchung unauffindbar sind. Diese Unauffindbarkeit ist die Leerheit unseres Körpers. Sie zeigt uns, dass unser Körper nicht objektiv, von seiner Seite her, existiert. Unser Körper ist lediglich eine Wahrnehmung des Geistes, eine bloße Erscheinung des Geistes. Nehmen wir diese Erscheinung wahr, sagen wir «mein Körper». Sind wir mit dem bloßen Namen «mein Körper» nicht zufrieden und versuchen einen Körper zu finden, der von seiner Seite her existiert, werden wir scheitern. Wenn wir wie beschrieben über die Leerheit unseres Körpers meditieren, werden wir unsere Verblendungen, wie Anhaftung an unseren Körper, bändigen. Wenn wir Probleme mit starker Anhaftung an die Körper anderer haben, können wir denken: «So wie mein Körper, den ich normalerweise sehe, nicht existiert, so existieren auch die Körper anderer, die ich normalerweise sehe, nicht». Denken wir auf diese Weise nach und meditieren über die bloße Abwesenheit der Körper anderer, die wir normalerweise sehen, so wird sich unsere Anhaftung verringern.
Indem wir unser Verständnis der Leerheit verbessern, errichten wir das Fundament für die Erlangung endgültigen Glücks. Ob wir reich oder arm sind, schön oder hässlich – wir können durch die Leerheit erkennende Weisheit alle unsere Probleme lösen und alle unsere Wünsche erfüllen. Wenn wir beständig über Leerheit meditieren, werden wir allmählich frei von allen Leiden sein, weil wir ihre Ursache – Unwissenheit – ausmerzen. Dann wird es unmöglich sein Leiden zu erfahren, selbst wenn wir es wünschten! Wenn wir Leerheit erkennende Weisheit erlangen, dann sind wir wie ein König und unsere Leerheit erkennende Weisheit gleicht den Ministern des Königs. Genauso wie alle Wünsche des Königs durch seine Minister erfüllt werden, so werden alle unsere Wünsche durch unsere Leerheit erkennende Weisheit erfüllt. Obwohl unser Körper als Grundlage diente, um Leerheit festzulegen, sind alle anderen Formen (und tatsächlich alle Phänomene) auf gleiche Weise leer von inhärenter Existenz. Um zu erkennen, dass alle Phänomene leer von inhärenter Existenz sind, müssen wir nicht die Leerheit jedes einzelnen Phänomens, eines nach dem anderen, erkennen. Wenn wir Leerheit unter Verwendung einer einzigen Grundlage, wie zum Beispiel unseres Körpers, richtig verstehen, können wir die Leerheit aller anderen Phänomene ohne Schwierigkeiten erkennen, indem wir lediglich die Grundlage der Leerheit ändern.
Zusammengefasst lehren Avalokiteshvaras Worte «Form ist leer», dass jede Form leer von inhärenter Existenz ist. Diese Leerheit ist die Tiefgründigkeit des Endgültigen von Form. Ohne die Verwirklichung dieser Tiefgründigkeit können wir weder vollständige Freiheit von Leiden noch volle Erleuchtung erlangen. Deshalb weist Avalokiteshvara darauf hin, dass die Meditation über Leerheit die Hauptpraxis der Vollkommenheit der Weisheit auf den Mahayanapfaden der Ansammlung und der Vorbereitung ist. Auf diesen zwei Pfaden müssen wir Leerheit mittels eines allgemeinen Bildes verwirklichen und dabei die in diesem Kapitel beschriebenen Begründungen anwenden.
Ksitigarbha
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