Johanna Marie Jakob - Taterndorf

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Preußen 1831: Wilhelm Blankenburg ist voller Enthusiasmus, als ihn der Naumburger Missionsverein mit einer ungewöhnlichen Aufgabe betraut: In dem Provinzdorf Friedrichslohra soll er einen Sinti-Stamm aus bitterer Armut führen, ansiedeln und die Kinder unterrichten. Er trifft mit seiner jungen Frau Magdalena auf ein kleines, lebenslustiges Volk, mittellos, verachtet und ausgenutzt von den Einheimischen. Das Dorf ist gespalten vom Gegensatz zweier Konfessionen, die Weber und Wollspinner fristen selbst ein karges Dasein. Die beiden Missionare gewinnen das Vertrauen der «Tatern», bauen für sie eine Schule und ein Wohnhaus. Doch die Dörfler sind missgünstig und als Magdalena am Sinn ihrer Aufgabe zu zweifeln beginnt, droht nicht nur die Mission zu scheitern, sondern auch ihre Ehe … Der historische Roman über die Zwangsansiedlung eines Sinti-Stammes in und das Nebeneinander zweier Religionen beruht auf sorgfältig recherchierten Tatsachen.

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Johanna Marie Jakob

Taterndorf

Roman über die Zwangsansiedlung eines Sintistammes

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Inhaltsverzeichnis Titel Johanna Marie Jakob Taterndorf Roman über die - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Johanna Marie Jakob Taterndorf Roman über die Zwangsansiedlung eines Sintistammes Dieses ebook wurde erstellt bei

1. Ankunft

2. Vertrauen

3. Fortschritte

4. Probleme

5. Zweifel

6. Hoffnung

7. Fehler

8. Atempause

9. Wende

Impressum neobooks

1. Ankunft

Über die Autorin:

Johanna Marie Jakob wurde 1962 geboren und lebt im Südharz. Sie hat Mathematik und Physik studiert und arbeitet an einem Gymnasium in Nordhausen. Dies ist ihr vierter historischer Roman.

Johanna Marie Jakob

Taterndorf

Historischer Roman

www.johanna-marie-jakob.deBibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Alle Texte sowie alle sonstigen schöpferischen Teile dieses Werks sind unter anderem urheberrechtlich geschützt. Das Kopieren, die Digitalisierung, das Herunterladen z.B. in den Arbeitsspeicher, das Smoothing, die Komprimierung in ein anderes Format und Ähnliches stellen unter anderem eine urheberrechtlich relevante Vervielfältigung dar. Verstöße gegen den urheberrechtlichen Schutz sowie jegliche Bearbeitung der hier erwähnten schöpferischen Elemente sind nur mit ausdrücklicher vorheriger Zustimmung des Autors und des Verlags zulässig. Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich verfolgt.

2. Auflage

© Juni 2015 Johanna Marie Jakob

www.johanna-marie-jakob.de

Illustration und Covergestaltung: Arne Beitmann

www.arnebeitmann.de

Lektorat: Autorenteam Ellen Heil und Karin Kuretschka

CreateSpace Independent Publishing Platform

ISBN-13: 978-1499779851

ISBN-10: 1499779852

Alle Rechte vorbehalten

Nikolaus Lenau

Die drei Zigeuner

Drei Zigeuner fand ich einmal

liegen an einer Weide,

als mein Fuhrwerk mit müder Qual

schlich durch sandige Heide.

Hielt der eine für sich allein

in den Händen die Fiedel,

spielte, umglüht vom Abendschein,

sich ein feuriges Liedel.

Hielt der zweite die Pfeif im Mund,

blickte nach seinem Rauche,

froh, als ob er vom Erdenrund

nichts zum Glücke mehr brauche.

Und der dritte behaglich schlief,

und sein Zimbal am Baum hing,

über die Saiten der Windhauch lief,

über sein Herz ein Traum ging.

An den Kleidern trugen die drei

Löcher und bunte Flicken,

aber sie boten trotzig frei

Spott den Erdengeschicken.

Dreifach haben sie mir gezeigt,

wenn das Leben uns nachtet,

wie man‘s verraucht, verschläft, vergeigt

und es dreimal verachtet.

Nach den Zigeunern lang noch schaun

mußt ich im Weiterfahren,

nach den Gesichtern dunkelbraun,

den schwarzlockigen Haaren.

An die Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden

Berlin NO 43

Georgenkirchstraße 70

Berlin, den 12ten Dezember 1827

Sehr geehrter Herr Direktor Wolfenhagen,

nach meiner Inspektionsreise durch die Provinzen des südlichen Preußens muß ich Sie heute auf einen Heidenstamm aufmerksam machen, der bisher offensichtlich übersehen und unbeachtet geblieben ist. Es handelt sich um eine große Gruppe von Sinti in Friedrichslohra und den Wäldern der Umgebung. Nach ihren eigenen Angaben zählen sie an die 300 Köpfe. Die Armut bei diesen armen Heiden ist groß, und Arbeit, womit sie sich etwas verdienen können, ist ihnen völlig unbekannt. Ich fordere Ihre Gesellschaft höflichst auf, sich derselben an Leib und Seele anzunehmen und ihnen baldmöglichst evangelische Hilfe und Trost zu senden. Wie Sie mir gewißlich zustimmen werden, bietet sich hier eine passende Gelegenheit zur Heidenbekehrung in unserem deutschen Vaterlande.

Hochachtungsvoll

Baron Theobald von Wurmb

Oh, das stört nicht meine Ruh,

wär ich Herr, doch wozu?

Wenn ich kein Zigeuner blieb,

hätt mich dann mein Liebchen lieb?

(Zigeunerreim)

Ohne Unterlass trommelte der Regen auf das Dach der Kutsche. Magdalena blickte seit Stunden immer wieder besorgt nach oben, als erwarte sie, dass die ersten Tropfen durch den mit dunklem Stoff bespannten Himmel sickerten. Wilhelm hatte es längst aufgegeben, sie zu beruhigen. Er wandte den Blick vom tropfenverhangenen Fenster ab. Der Ausblick stimmte ohnehin schwermütig, da das graue Licht des Tages wie Blei auf abgeernteten Feldern und gelbbraunen Wiesen lag. Er musterte seine junge Frau unauffällig. Sie war bleich, die beschwerliche Fahrt bekam ihr nicht. Schützend lag ihre Hand auf ihrem Bauch. Hatte er ihr zu viel zugemutet? Die lange Reise auf schlechten Wegen, fremde Menschen dicht neben ihr in einer unbequemen Kutsche und als Ziel dieses unbekannte Dorf weitab von ihrer Heimat.

„Es kann nicht mehr weit sein“, sagte er halblaut, bemüht, das Rauschen des Regens und das Knarren der gequälten Achsen zu übertönen, ohne dabei die beiden Mitreisenden zu wecken.

Sie lächelte dankbar und deutete mit dem Kinn auf die Männer. „Ich muss mir immerzu vorstellen, wie es wäre, wenn ihnen die Köpfe abfielen!“, flüsterte sie.

Die zwei Handelsleute aus Sondershausen waren trotz des starken Schaukelns auf den miserablen Straßen der preußischen Provinz eingeschlafen. Ihre Schädel wackelten im Takt der Schlaglöcher.

Wilhelm grinste. Wenn Lenchen ihren Humor nicht verloren hatte, konnte es so schlimm nicht sein. Er fasste nach ihrer Hand, die auf den zerschlissenen Polstern lag.

Das Unglück kam, nicht wie erwartet, in Form von Wasser durch das Dach, sondern als gewöhnlicher Karossenschaden. Ein harter Schlag fuhr in das Gefährt, es neigte sich bedrohlich zur rechten Seite. Die beiden Handelsreisenden rutschten von der Bank, wobei der eine mit dem Kopf in Magdalenas Schoß landete, während der andere sich reflexartig auf Wilhelms Knie abstützte. Ein erstickter Schrei ging unter im lauten Fluchen des Kutschers und im erschrockenen Wiehern der Pferde.

Ein weiterer Ruck und der Wagen stand, wenn auch mit Schlagseite. Wilhelms Gegenüber rappelte sich auf, entschuldigte sich schlaftrunken und öffnete die Tür. Der andere Händler suchte mit hochrotem Kopf nach seinem Hut. Wilhelm sprang hinaus in den Regen. Die Gäule tänzelten nervös und verdrehten schnaubend die Hälse. Der Kutscher redete ihnen beruhigend zu, während er die Zügel am Kutschbock festband. Gewandt kletterte er herunter und beugte sich unter die schiefhängende Karosse.

„Was ist passiert?“, fragte Wilhelm.

„Ein Splint an der Aufhängung!“ Der Mann fluchte halblaut und schob seinen Regenhut in den Nacken. „Zum Glück ist es nicht die Achse. Wenn wir im nächsten Dorf einen Stellmacher finden, ist der Schaden schnell behoben!“

„Im nächsten Dorf?“

„Ja, wir sind kurz vor der Station Elende. Ich spanne ein Pferd aus und reite hin. In einer halben Stunde kann ich wieder hier sein.“

„Wie weit ist es noch bis Friedrichslohra?“

„Ein bis zwei Meilen, schätze ich. Es liegt am Berghang oberhalb von Elende. Aber bei dem Wetter und mit Ihrem Gepäck rate ich von einem Fußmarsch ab. Schon gar nicht in dieses Dorf.“ Der Mann begann, das vordere Kutschpferd abzuschirren.

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