Jetzt! Leise sprach Sardrowain die Worte der Macht. Mit aller Kraft drang er in Lugwins Kopf vor, schickte eine erste Welle der Zerstörung. Sachte musste er vorgehen. Denn der Kopf dufte nicht platzen. Seine Tat wäre sonst zu offensichtlich gewesen.
Lugwin fuhr mit schmerzverzerrtem Gesicht empor. Zorn erfasste ihn, brachte ihn dazu, die Faust drohend zu heben.
„Wie könnt Ihr es wagen?“, schrie er. Eine weitere Welle der Zerstörung und des Schmerzes zwang ihn, auf die Knie zu gehen. Mit weit aufgerissenen Augen fasste er sich an die Stirn.
„Holt einen Arzt!“, rief Solungar halbherzig. „Dem ehrwürdigen Lugwin ist unwohl.“
Verwirrte, hilflose Blicke. Einige Bewacher ahnten wohl, dass hier etwas Unerhörtes geschah. Aber niemand wagte, etwas zu unternehmen.
Sardrowain sandte eine dritte Welle. Blut schoss aus Lugwins Nase. Er verdrehte die Augen und kippte zur Seite. Jetzt war es Welankwain, der sich erhob und zu Lugwin herunterbeugte. „Erhabener ...“, rief er und fasste seine Schultern. Seine Sorge, sein Entsetzen wirkten echt. Und Sardrowain wusste, dass Welankwain einen Mord wie diesen tatsächlich verabscheute. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Es war geschehen. Lugwin zerfiel in Welankwains Armen zu silbernem Staub. Der letzte der Neuen Herrscher war vergangen.
Timo verstand nicht, wie genau es passiert war. Aber er wusste, dass er gerade einen Staatsstreich der übelsten Sorte miterlebt hatte. Sardrowain hatte den alten Herrscher umgebracht - mit irgendeiner hinterhältigen Zauberei, die innerhalb von Sekunden getötet hatte. Und es war offensichtlich, dass die beiden anderen Herrscher damit sehr einverstanden gewesen waren. Sie hatten gemerkt, was hier vor sich ging. Und sie hatten nichts unternommen. Als der Alte tot war, sprangen zwei Blaumänner auf und richteten ihre Armbrüste auf Sardrowain. Worte wurden gewechselt, so schnell, dass Timo beinahe schwindelig wurde. Es war ein heftiges, verbales Scharmützel, das erst in dem Moment endete, als aus dem nichts ein großer Vogel auf sie herabtauchte. Nur um Zentimeter verfehlte er die Köpfe zweier Wachleute. Dann machte er eine scharfe Wende und ließ sich elegant auf Sardrowains Schulter nieder. Verflucht, dachte Timo. Das war kein Vogel. Das war das seltsame Viech, das Nallundor als Haustier gehalten hatte. Ein Murmeltier mit Fledermausflügel. Jetzt allerdings wirkte es weit weniger lächerlich als bei dem Drecksack. Auf Sardrowains Schulter kam es Timo fast schon edel vor - wie das Tier eines mächtigen Königs. Und auch auf die Blaumänner und Wachleute schien die Szene Eindruck zu machen. Schnell senkten auch die Letzten von ihnen ihre Waffen und legten sie zur Seite. Sie hatten wohl erkannt, dass sie hier nichts mehr gewinnen konnten. Und die Angst um das eigene Leben war offensichtlich größer als irgendwelche moralischen Bedenken.
Jetzt richtete der Herrscher, der in der kleinen Kammer mit ihnen geredet hatte, das Wort an Sardrowain. Natürlich verstand Timo wieder nichts. Aber das, was gesagt wurde, klang wichtig und hochtrabend. Der Albe suchte den roten Anhänger aus dem Staub des toten Herrschers und - jetzt war sogar Timo gründlich baff - er reichte ihn Sardrowain. Der Mörder, sein Entführer, der Albe, der ihm versprochen hatte, ihn zum Anführer zu machen, erklomm langsam die Stufen des Podestes. Und während er den Stein nahm und ihn sich um den Hals hängte, gingen die Blaumänner um ihn herum auf die Knie.
Timo dagegen wich einen Schritt zurück. Das alles kam ihm unecht vor - so, als würde er nur einen Film sehen. Aber so war es nicht. Es geschah tatsächlich. Der Machtwechsel war vollzogen. Und Timo fragte sich einmal mehr, welche Überraschungen dieses verrückte Leben noch für ihn bereithalten würde.
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