Wieviel notwendiger ist dies in der Nähe des abgrundtiefen Höllenschlundes,
In den man für sehr lange Zeit fallen könnte?
(58) Es ist unklug, in Vergnügungen zu schwelgen
Und zu denken: «Zumindest heute werde ich nicht sterben»,
Denn zweifellos wird der Tag kommen,
An dem ich zu nichts werde.
(59) Wer wird mir Furchtlosigkeit schenken?
Wie kann ich von diesen Gefahren befreit werden?
Ich werde unausweichlich zu nichts werden,
Wie kann ich weiter schwelgen?
(60) Was bleibt mir jetzt von den angenehmen Erfahrungen
Meiner früheren Leben, die nun vergangen sind?
Und dennoch, wegen meiner starken Anhaftung an weltliche Vergnügen
Habe ich gegen den Rat meines spirituellen Meisters gehandelt.
(61) Wenn ich, nachdem ich dieses Leben
Und meine Freunde und Verwandten verlassen habe,
Ganz alleine wandern muss,
Warum begehe ich dann um der Freunde und Feinde willen Nichttugend?
(62) «Wie kann ich ganz sicher von Nichttugend,
Der Quelle allen Leidens, befreit werden?»
Den ganzen Tag und die ganze Nacht über
Sollte ich an nichts anderes denken.
(63) Was immer ich getan habe
Aus Unwissenheit und Verwirrung,
Sei es eine natürliche Nichttugend
Oder eine Übertretung,
(64) Mit gefalteten Händen
Und einem Geist, der Leiden fürchtet,
Verbeuge ich mich immer wieder
Und bekenne all dies vor den Beschützern.
(65) Ich bitte alle heiligen Wesen,
Mich von all meinem Bösen und meinen Fehlern zu befreien.
Und da diese nur schädliche Wirkungen haben,
Werde ich sie in Zukunft nicht mehr begehen.
Damit endet das zweite Kapitel des Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattva mit dem Titel «Negativität reinigen».
3. Kapitel Ausübenden Bodhichitta erzeugen
So wie es äußerst selten ist,
Dass ein Blinder ein Juwel in einem Haufen Abfall findet,
So habe auch ich durch äußerst seltenes Glück
Bodhichitta erzeugt.
(1) Mit großem Entzücken freue ich mich
Über die Tugenden, die Lebewesen
Vor den Leiden der niederen Bereiche beschützen
Und alle, die leiden, in glückliche Bereiche führen.
(2) Ich erfreue mich an der Ansammlung von Tugend,
Die Lebewesen von samsarischer Wiedergeburt befreit
Und sie zum Zustand des Nirvana führt,
Dem höchsten, beständigen inneren Frieden.
(3) Ich erfreue mich an der Erleuchtung der Eroberer Buddhas
Und am spirituellen Pfad der Bodhisattvas.
(4) Mit Entzücken erfreue ich mich am Ozean der Tugend,
Der aus dem Erzeugen des Erleuchtungsgeistes, Bodhichitta, entsteht,
Der allen Lebewesen Glück bringt,
Und an den Taten, die diesen Lebewesen helfen.
(5) Mit gefalteten Händen trage ich den Buddhas,
Die in allen Richtungen weilen, diese Bitte vor:
Bitte lasst das Licht des Dharma auch in Zukunft für die Lebewesen leuchten,
Die in der Dunkelheit der Unwissenheit verloren sind und leiden.
(6) Mit gefalteten Händen trage ich den Eroberern,
Die ins Parinirvana eingehen möchten, diese Bitte vor:
Bitte lasst die Lebewesen nicht in Blindheit zurück,
Sondern bleibt für zahllose Äonen bei uns.
(7) Möge somit aufgrund der Verdienste, die ich
Aus all diesen tugendhaften Handlungen angesammelt habe,
Das Leiden jedes einzelnen Lebewesens
Vollständig zu einem Ende kommen.
(8) Und solange bis all jene, die krank sind,
Von ihrer Krankheit genesen,
Möge ich ihr Heilmittel,
Ihr Arzt und ihre Krankenschwester sein.
(9) Möge ein Regen von Speisen und Getränken herabströmen,
Um das Elend des Hungers und des Durstes zu bannen,
Und möge ich im großen Äon der Hungersnot
Ihre Speise und ihr Trank sein.
(10) Möge ich ein unerschöpflicher Schatz
Für die Armen und Mittellosen sein.
Möge ich alles sein, was sie brauchen,
Ihnen frei zur Verfügung gestellt.
(11) Von diesem Moment an werde ich ohne Gefühl von Verlust
Meinen Körper und auch meinen Reichtum verschenken
Sowie meine Tugenden, die ich in den drei Zeiten angesammelt habe,
Um allen Lebewesen, meinen Müttern, zu helfen.
(12) Indem ich alles gebe, werde ich das Nirvana eines Buddha erlangen
Und meine Bodhichitta Wünsche werden erfüllt.
Ich gebe alles zum Wohle der Lebewesen auf,
Die das höchste Objekt des Gebens sind.
(13) Da ich diesen Körper
Für das Glück der Lebewesen aufgegeben habe,
Sollen sie ihn schlagen, schmähen
Oder sogar töten, wenn es ihnen gefällt.
(14) Selbst wenn sie mit ihm spielen,
Ihn verspotten oder erniedrigen,
Warum sollte dieser Körper mir lieb und teuer sein,
Habe ich ihn nicht anderen gegeben?
(15) Was immer ich deshalb auch tue,
Ich werde niemals anderen schaden.
Und wann immer mir jemand begegnet,
Möge es nie sinnlos für ihn sein.
(16) Gleichgültig, ob diejenigen, die mir begegnen,
Vertrauen oder Wut entwickeln,
Möge dies stets die Ursache sein,
Dass alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen.
(17) Mögen alle, die mich verletzen,
Sei es durch Worte oder in anderer Weise,
Und diejenigen, die mich anderweitig beleidigen,
Dadurch die Ursache schaffen, Erleuchtung zu erlangen.
(18) Möge ich ein Beschützer für die Schutzlosen werden,
Ein Führer für Reisende auf Straßen,
Und möge ich für diejenigen, die das Wasser überqueren wollen,
Ein Boot, ein Schiff oder eine Brücke sein.
(19) Möge ich eine Insel für diejenigen sein, die festes Land suchen,
Eine Lampe für diejenigen, die Licht brauchen,
Eine Ruhestätte für diejenigen, die eine solche wünschen,
Und ein Diener für diejenigen, die Dienste benötigen.
(20) Um allen Lebewesen von Nutzen zu sein,
Möge ich eine Schatzkammer werden,
Kraftvolle Mantras, wirksames Heilmittel,
Ein wunscherfüllender Baum und eine wunscherfüllende Kuh.
(21) Ebenso wie die großen Elemente, etwa die Erde,
Und ebenso wie der ewige Raum,
Möge ich zur Grundlage werden, aus der alles
Für den Erhalt des Lebens zahlloser Lebewesen entsteht.
(22) Und bis sie jenseits des Leidens gegangen sind,
Möge ich alle Arten des Lebens nähren
In sämtlichen Bereichen der Lebewesen,
Die bis ans Ende des Raumes reichen.
(23) So wie all die früheren Sugatas, die Buddhas,
Den Erleuchtungsgeist, Bodhichitta, erzeugt
Und alle Stufen
Der Bodhisattva Schulung vollendet haben,
(24) So will auch ich, zum Wohle aller Wesen,
Den Erleuchtungsgeist erzeugen
Und alle Stufen
Der Bodhisattva Schulung vollenden.
(25) Die Weisen, die den Geist der Erleuchtung
In dieser Form angenommen haben,
Sollten sich wie folgt ermutigen,
Um ihn zu erhalten und zu verstärken.
(26) Jetzt hat mein Leben große Frucht hervorgebracht,
Mein menschliches Leben hat große Bedeutung erlangt.
Heute wurde ich in die Familie Buddhas geboren
Und bin ein Bodhisattva geworden.
(27) Von jetzt an werden alle meine Handlungen
Mit dieser edlen Abstammung in Einklang sein,
Und über diese Abstammung, rein und makellos,
Werde ich niemals Schande bringen.
(28) So wie es äußerst selten ist,
Dass ein Blinder ein Juwel in einem Haufen Abfall findet,
So habe auch ich durch äußerst seltenes Glück
Bodhichitta erzeugt.
(29) Er ist der erhabene Nektar,
Der die Herrschaft des Todes über die Lebewesen bezwingt,
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