Nora Winter
DER WUNSCH BLEIBT. DOCH DANN ...
Die Geschichte eines Paares
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2013
Bibliografische Information durch die Deutsche
Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://www.dnb.deabrufbar.
Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Lektorat: Hannelore Crostewitz
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Nora Winter DER WUNSCH BLEIBT. DOCH DANN ... Die Geschichte eines Paares Engelsdorfer Verlag Leipzig 2013
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar. Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Lektorat: Hannelore Crostewitz Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Widmung „Wir sind zwar nicht allein, jedoch sind wir auch nicht die Normalität.“ Eine Freundin „Für dich!“ „Wie schön, dass DU geboren wurdest!“
Im Hier und Jetzt … Im Hier und Jetzt … … hatte unser Sohn 2012 mitbekommen, dass ich dabei war, ein Buch zu schreiben. Er erwischte eine Seite mit den Personen, die kommen und gehen. Worauf er sich alles interessiert durchlas und meinte: „Aber Mama, du hast eine Person vergessen …“ „Was meinst du? Wen sollte ich vergessen haben?“ „Herrn Vergangenheit!“ „Du hast recht. Weißt du, bestimmt versteckt er sich in diesen Zeilen. Herr Vergangenheit kommt nicht mehr so oft. Er hat jetzt seinen Platz gefunden.“
Meine Lebensgeschichte Das „richtige“ Mädchen
Der „richtige“ Partner
Der „richtige“ Ausdruck
Das „richtige“ Verhalten
Das „Richtige“ in Angriff nehmen
Eine „richtige“ Bande. Herr Trauer
„Richtig“ verschworen. Frau Wut
Die „richtige“ Reihenfolge
Das „richtige“ Zusammenspiel I
„Richtig“ schnittig. Herr Abschied
„Richtig“ erfreulich. Frau Hoffnung
Das „richtige“ Zusammenspiel II
„Richtig“ vielversprechend. Frau Zukunft
„Richtig“ durchschaubar. Frau Realität
Das „richtige Zusammenspiel III
Das „richtige“ Erwachen
Medizinischer Ablauf, historischer Umriss und Gedankensplitter
Dann kam das Hormone-Schlucken.
„Richtig“ Geldverdienen
Die „richtige“ Moral
Die „richtige“ Ethik
Das „richtige“ Durchhalten
„Richtig“ überraschend
Das „richtige“ Absichern
„Richtig“ unangenehm. Neid und Selbstmitleid
Die „richtigen“ Freunde
„Richtig“ ärgerlich
„Richtiger“ wäre …
„Richtig“ unpassende Situationen
Das „richtige“ Nebeneinander
„Richtig“ skandalös
Das „richtige“ Sprichwort
„Richtig“ beeindruckend
Was ist „richtig“ fremd?
Kann ein fremdes Kind zum eigenen Kind werden?
Die „richtigen“ Varianten
„Richtig“ nervig. Herr Zweifel
Das „richtige“ Pflegekind
Das „richtige“ Adoptivkind
„Richtig“ gute Eltern
Die „richtigen“ Reaktionen
„Richtig“ abgeschlossen
„Richtig“ verschieden
„Richtig“ in sich gehen
„Richtig“ im Glück
„Richtig“ angeklopft
„Richtig“ verändert
Die „richtige“ Trauer, wenn man sich viele Kinder wünschte
„Richtig“ dankbar
Die „richtige“ Richtung
André Die „richtigen“ Ämter
Der „richtige“ Ton
„Richtig“ aus der Fremde. Herr Vergangenheit
Die „richtige“ Familie
„Richtig“ mühevoll
„Richtig“ schön
Woran ich mich genau und gern erinnere:
Mein Wegweiser
Fußnote
„Wir sind zwar nicht allein, jedoch sind wir auch nicht die Normalität.“
Eine Freundin
„Für dich!“
„Wie schön, dass DU geboren wurdest!“
… hatte unser Sohn 2012 mitbekommen, dass ich dabei war, ein Buch zu schreiben.
Er erwischte eine Seite mit den Personen, die kommen und gehen.
Worauf er sich alles interessiert durchlas und meinte:
„Aber Mama, du hast eine Person vergessen …“
„Was meinst du? Wen sollte ich vergessen haben?“
„Herrn Vergangenheit!“
„Du hast recht.
Weißt du, bestimmt versteckt er sich in diesen Zeilen.
Herr Vergangenheit kommt nicht mehr so oft.
Er hat jetzt seinen Platz gefunden.“
Meine Lebensgeschichte
Das „richtige“ Mädchen
Als ich 1967 das Licht der Welt erblickte, war ich das zweite Kind meiner Eltern. Außerdem sollte ich, nachdem sechs Jahre später noch ein Sohn folgte, ihr einziges Mädchen bleiben.
Mein Vater hatte bereits einen Sohn aus erster Ehe.
Davon erfahren habe ich erstmals, als ich schon zehn war. Und ihn bald darauf als meinen Bruder kennengelernt. Warum? Nun, der Grund dafür war, dass dessen Mutter ihm bis dahin den Kontakt verwehrt hatte, zu seinem – und damit auch zu meinem – Vater. Somit habe ich drei Brüder.
Meine Eltern waren stets darauf bedacht, uns Kinder recht religiös zu leiten und ich wurde zu einem „richtigen“ Mädchen erzogen. Was nach ihrem Empfinden hieß, dass für mich als spätere junge Frau eine Lehre zwar nützlich, das Abitur jedoch absolut unnötig sei.
„Nora, du heiratest eh und kriegst Kinder. Was soll das? Was willst du damit?“, wurde jede breitere Bildungschance auf der Stelle ausgeblendet.
Noch immer vermag ich die Worte meiner Mutter von damals zu hören:
„Du musst versorgt sein. Du brauchst einen Mann.“
Meine Eltern kennen es nicht anders; leben selbst seit Jahrzehnten so. In Wohnräumen, die erfüllt sind mit der patriarchalischen Luft jahrhundertelanger Rollenauffassung von Mann und Frau. In denen sich eine Frau einfach eben anzupassen und unterzuordnen hat.
Aber ich bin eine ganz andere geworden!
Geplant war ich nach elterlichen Aussagen nicht und weiß indessen, dass ich damit das Schicksal vieler anderer Kinder auf der Welt teile. Zu bedenken gebe ich außerdem, dass die Zeiten vor und um meinen Geburtsjahrgang herum völlig andere als heute waren. Wonach damals viel häufiger und frühzeitiger Kinder geboren wurden und ich wiederholt mit dem Satz:
„Du warst unser kleines Überraschungspaket“ aufgewachsen bin, der mir schon als Kind missfiel. Das war so ein Satz, den man nicht vergisst. Der mir immer einen Stich gab und den ich unschön fand. Wo er neben vielleicht gut Gemeintem doch auch zweifelhaften Inhalts war und ich ja das Beste aus meinem Leben machen wollte.
Inzwischen vermute ich, dass gar eine noch wesentlich tiefere Sache in diese Problematik mit hineinspielen könnte, nämlich, dass meine Mutter ihrerseits ebenfalls ein ungewolltes Kind gewesen war.
Und die Generation meiner Großmutter erst (1909 –2006)!
Blickt man auf sie genauer, wird das Verstehen fast noch schwieriger. So war die Mutter meiner Mutter eine kleine Frau, die niemals lachte; Scherze gab es nicht. Vielleicht hatten das die zwei Weltkriege, oder eine der anderen schweren Nöte, oder all das zusammen aus meiner Großmutter gemacht: hier kann ich nur mutmaßen und hoffen, dass ich das niemals erleben muss. Sie war eine Frau, die nicht wusste, dass sie endlos traurig ist.
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