Klaus-Dieter Braun:
GESAMMELTES
SCHWE IGEN
„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.“
Bearbeitungsanzeige
12.01.1992 bis 25.04.09, fortgesetzt im März 2011, teilweise unvollendet 2015. Strukturell & grafisch aufgearbeitet durch Tilo Braun-Wangrin im Winter 2018.
Zielstellung
(1) Bekenntnis zum Leben in der DDR - so habe ich gelebt.
(2) Politische Ansichten darstellen.
(3) Nie wieder Krieg, ausgehend von Deutschland.
(4) Alles für den Frieden.
(5) Dienst in den Grenztruppen.
(6) Familie, Kinder, Urlaubsgeschichten.
(7) Ereignisse DDR & BRD, Weltgeschehen - so sah ich die Welt.
(8) Philosophische Erkenntnisse und Lebensregeln.
(9) Fehler und Schwächen, Erfolge und Niederlagen
(10) Leben in der Ausgrenzung nach 1990 - so sehe ich die Welt.
L E B E N
Gliederung nach zeitlichen Abschnitten:
Febr.1947 - Jan.1953 I. Leben
Febr.1953 - Nov.1966
Nov. 1966 - Apr.1966
Apr. 1967 - Aug.1967
Sept.1967 - Aug.1970
Sept.1970 - Okt.1973
Okt. 1973 - Aug. 1974
Sept.1974 - Aug. 1977
Sept.1977 - Jan. 1978
Febr.1978 - Okt. 1980
Okt. 1980 - Jun. 1986
Juli 1986 - Nov. 1987
Dez. 1987 - Dez. 1989 II. Leben
Jan. 1990 - Nov. 2015 III. Leben
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Das Glück zu leben
1.1 Kindheit
1.2 In der Schule
1.3 Leben zwischen den Ideologien
2. Der erste Schritt in die Fremde
2.1 Potsdamer Luft
2.2 Grenzen
2.3 Preußens Glanz ohne Gloria
2.4 Kameraden
2.5 Brücke zur Heimat
3. Leben im Vakuum
3.1 Dienst fürs Vaterland
3.2 Im Grenzabschnitt
4. Hohe Schule
4.1 Bedingungen
4.2 Fluktuationen
4.3 Zusätzliche Motive
4.4 Umgang mit Privilegierten
4.5 Freunde
4.6 Weltrevolution der Jugend
4.7 CSR im Jahr 68
4.8 Kaderreserve – der Weg zum GAR
5. Der erste Tag im Dienst als Offizier
5.1 In Friedenszeiten
5.2 Im Dorf
5.3 Umzug nach Wilhelmshagen
5.4. Das Original: E. P.
5.5 In die Pflicht genommen
5.6 Hilfe, die Ungarn kommen
5.7 Erlebnisse
6. Regimentskommandeur
6.1.1 Schwerer Anfang
6.1.2 Kienhorst im November
6.1.3 Das Gesetz der Serie
6.2 Entscheidungen
6.3 Innerbetriebliche Provokationen
6.4 Der unsichtbare K(r)ampf
6.5 Die Privilegien der anderen
6.6 Stellvertreter
6.7 Die Einheit der Einheiten
6.8 Zusammenwirken aus anderer Sicht
7. Albträume 7.1. Lange Schatten
7.1.1 Scheinkämpfer
7.1.2 Arbeit für den Papierkorb
8. Ein Kleiner unter den Grossen
8.1 Diktator und Radfahrer
9. Volksarmee ohne Volk
9.1 Die Wege trennen sich
10. Ausgegrenzt 10.1. Fortbildung in bekannter Umgebung
10.1.1 Abrechnung
10.1.2 Gedanken zu Recht und Gesetz
10.1.3 Andenken und Ehre
10.2. Geschäfte im Auftrag der Wölfe
11. Im Jahr Neun DANACH
11.1 Krieg vor der Haustür
11.2 Parallelen zur Geschichte
11.3 Analyse zum Waffeneinsatz
11.4 Platz und Rolle der Befreier
12. Eichhörnchens Vorratskammer
12.1 Der erste Abgang
12.2 Der zweite Mann
12.3 Andacht
12.4 Gewitter
12.5 Auftragsschwund
12.6 Abgang mit Ansage
EPILOG: Unter den Überflüssigen
Anhang 1
Anhang 2
Anhang 3
Anhang 4
*Namen und Ortschaften, soweit diese nicht durch andere Veröffentlichungen kenntlich gemacht wurden, sind teilweise erfunden.
Wenn ich die Ereignisse der heutigen Welt und die Geschichtsverdrehungen dieser Zeit betrachte, wechseln Gefühle wie Staunen, Ohnmacht, Wut, Verzweiflung und auch aufkeimende Aggressivität einander ab und ich komme mir vor, als wäre ich die ersten 43 Jahre meines Lebens blind, taub und vor mich hin dümpelnd durch eine Mini-Welt gezogen.
Solange das Problem unserer Zeit, der Zeit nach der Annexion der DDR, nämlich die Umdeutung der Geschichte des deutschen Volkes und unserer Heimat, nicht gelöst sind, solange die Herrschenden und ihre Vasallen die Geschichtsdaten der DDR dem Erstickungstod überantworten, damit hier Unwissenheit über die guten Taten unserer Mütter und Väter herrschen sollen, werden Erinnerungen von Zeitzeugen nicht überflüssig sein.
Ich will kein Heldenepos schreiben, wie es heute oft geschieht (die Gesetzesbrecher innerhalb und außerhalb der DDR sind heute sowieso die Helden), ich will auch keinen meiner Mitmenschen und Soldaten zum Helden machen. Sie alle waren (und sind es immer noch) Menschen, wie du und ich, mit all ihren Stärken und Schwächen, ihren Ängsten, ihren Sorgen und all ihren Fehlern. Ich will hier Situationen schildern, wie ich sie erleben durfte, Menschen darstellen, wie ich sie in all den Jahren kennenlernte, wie sie lebten, handelten und dachten. Die folgenden Seiten sollen ein Dank sein, an die Familie, an die Freunde, Genossen und Kameraden, die mit mir kämpften und die, wie ich darunter zu leiden hatten, dass alles umsonst gewesen sein soll. Die Aufzeichnungen wurden in einer Zeitspanne von über fünfzehn Jahren gemacht und eine noch größere Zeitspanne liegt zwischen Geschehenem und dem Datum des Erinnerns. Viele Eindrücke waren jedoch so nachhaltig, dass sie noch so lebendig in mir sind, als wäre alles erst gestern geschehen.
Für diese Aufzeichnungen gibt es Ursachen und Gründe. Nach dem die DDR von der Weltbühne verschwand, soll nach dem Willen derer, die in unserer Heimat die Macht übernahmen, auch unsere Geschichte verschwinden, aber die DDR-Geschichte ist deutsche Geschichte und als deutsche Geschichte ein Teil der europäischen Geschichte und, ohne Übertreibung, sogar ein Teil der Weltgeschichte. Der Osten Deutschlands büßte lange und schwer für die Kriegsschuld des deutschen Imperialismus, der Himmlers und Goebbels, Krupps und Abts, des Hitler und seiner Generale. Dennoch leistete die DDR viel an echter Versöhnung mit seinen östlichen Nachbarn. Nur die neue, alte deutsche Elite, welche sich die DDR einverleibte, sieht das anders.
Viele der drittklassigen Glücksritter aus Trizonesien, den gebrauchten Bundesländern, die sich anschicken heute Ostelbien - auch NEU-FÜNF-LAND oder neue Bundesländer genannt, zu erobern, kannten dieses Land und seine Menschen nicht. Nicht einmal aus dem Fernsehen. Und so betrachteten sie die Menschen ostwärts von Elbe und Werra, wie von ihren Volksverdummern gewollt, als dämliche, faule, verproletarisierte und stets jammernde Masse, die man mittels Bananen von Pontius nach Pilatus locken kann. Die Funktionäre aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft galten als ungebildete "Russenknechte" oder deren willenlose Werkzeuge. Sie, die nachträglichen Eroberer, wollen glauben machen, hier seien die Uhren 1949 angehalten worden.
Ob in Funk oder Fernsehen, in Zeitungen oder Büchern, in Kindertagesstätten oder in Schulen, erklärt man uns nun, wie wir gelebt haben, seit 1945, wo jeder seine Schuld zu suchen und zu finden hat und wie dankbar man den Eroberern von 1990 zu sein hat.
Die Menschen dieses Landes, die ehrlichen Herzens Verantwortung trugen, fragt niemand nach ihren Lebenserfahrungen, die sich im Bewusstsein eingebrannt haben. Und wenn diese einmal sterben, dann verbrennt eine innere "Bibliothek", eine innere "Festplatte". Dann ist es zu spät, diese Erlebnisse abzurufen und zu verarbeiten. Dabei ist es so einfach, miteinander über diese Zeit zu reden, solange es Zeitzeugen gibt. Zum Zeitzeugen gehört Glaubwürdigkeit, nur welcher Sieger glaubt einem Unterlegenen? Will ihm glauben? Aus diesem Grund werden die Menschen in Täter und Opfer eingeteilt. Wer aber will einem Täter glauben? Täter sind keine Zeitzeugen, sagt man.
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