Zwar ist ein Zeitzeuge gerade durch die Subjektivität seiner Erinnerungen wertvoll, aber nur dann, wenn seine Wahrhaftigkeit der der Sieger entspricht. Er sollte auch eine der Quellen der Geschichtsschreibung sein, aber er muss ein Mindestmaß an Vertrauenswürdigkeit derer besitzen, die uns, ohne es selbst erlebt zu haben, erklären wollen wie wir gelebt haben. Ernannte und gebranntmarkte "Täter", vom "Thron gestoßene DDR-Eliten" und "ehemals autoritäre Gestalten" werden zwar als illustere Exempel der neuen deutschen Geschichte gebraucht, aber als Zeitzeugen nicht benötigt. Weil man dem heutigem "Qualitätsmaßstab" oder Geschichtsschema nicht genügt, reicht die Zeitgenossenschaft (das eigene Erleben und Fühlen) den Siegern nicht aus. Es ist einfacher die STASI-KEULE zu schwingen und dabei den BESSERWISSER zu spielen und alle Fakten aus dem Zusammenhang zu reißen, als zuhören zu können und sich einander zu akzeptieren. Die Meinungsmacher von heute tun so, als habe unser kleines Land auf einer paradiesischen Insel existiert, umgeben von selbstlos helfenden Freunden und Verwandten, und nur durch die “miefigsten und verklemmtesten Parteibonzen aller Zeiten“ und deren Planwirtschaft, seien Reichtum und Überfluss systematisch minimiert und wenn nicht, durch diese verprasst, der Rest für Mauer und Staatssicherheit ausgegeben worden. Weg mit dem Zynismus, zurück zur Realität. Vor Allem sollte man sich vor Augen führen, dass der größte Teil dieser Aufzeichnungen nur im Kontext mit der Geschichte des Kalten Krieges verstanden werden kann. Mit der Geschichtsschreibung der Sieger von 1989 (siehe oben) haben sie wenig gemein. Für diese ist es ja einfacher Akten zu lesen, Fakten zu verbiegen, frühere Entscheidungen heute mediengerecht zu interpretieren, gute Dinge zu verschweigen und Unzulänglichkeiten sowie Einzelschicksale extrem über zu bewerten. Dieses, unser kleines Land war kein reiches Land, doch das Beste, was unsere Eltern mit Wissen und Können, mit eisernen Willen und Schöpferkraft unter den vorhandenen, widrigen Bedingungen schufen. Sie taten das mit ihrer eigenen Hände Arbeit, aus den Trümmern, die der deutsche Faschismus (und seine, später in Westdeutschland lebenden Eliten) hinterließen und gegen den Willen der westlichen Welt. Es sollte der bessere, ausbeutungsfreie und friedliche Teil Deutschland werden.

Nachweis für die Auszeichnung „Aktivist“

Deckblatt für den Nachweis der Auszeichnung “Aktivist “

Eintragung über die Verleihung der Auszeichnung in der Innenseite, hier: 1952-54
Der verfluchte faschistische Raubkrieg, an dem viele Deutsche nicht ganz schuldlos waren, zerstörte dem Volk fast alles, aber aus dem Rest, der nach Ableistung der Reparationen für ganz Deutschland verblieb, entstand ein Land, welches mehr als 16 Millionen Menschen eine Heimat bot, welches der westdeutschen Hallstein-Doktrin zum Trotz 134 mal international anerkannt war, welches über 40 Jahre half, Frieden zu erhalten und den Ärmsten dieser Welt solidarische Hilfe zuteil werden ließ. Es bot seinen Menschen einen bescheidenen Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und nicht zuletzt Sicherheit. Das war auch Inhalt meiner Sehnsucht und mein Lebensziel und ist auch heute noch meine Position. Deshalb schreibe ich diese Worte und wünsche mir, dass diese jene Menschen verstehen, von denen wir (Renatchen und ich) abstammen und die, die von uns abstammen: Unsere Familie.
Ich war Soldat in der Zeit, in der versucht wurde einen Sozialismus zu errichten und drüber bin ich stolz, auch wenn sich andere dafür heute schämen (oder nach Ansicht der heute Herrschenden schämen sollen).
Eines ist sicher, in der Zeit von 1945 bis 1989 wurden auch Fehler gemacht, wie das so ist, wenn etwas Neues entstehen soll. Es waren aber nicht immer verzeihliche Fehler, denn diese führten schließlich in den Untergang.
„Warum habt ihr als Soldaten stillgehalten, als die DDR zu Grunde ging“, wurde ich oft gefragt. „Ich war in der Nationalen Volksarmee“, antworte ich, und setze fort: „Einer Volksarmee, der das Volk wegläuft hat ihre Legitimation verloren! Sie war ausschließlich dazu bestimmt, das Land vor äußeren Feinden zu schützen, einen Krieg zu verhindern und nicht einen Krieg gegen das eigene Volk zu führen.“
„Wir haben unsere Aufgaben bis zum letzten Tag der DDR, gemäß unserem Fahneneid, erfüllt. Für den Untergang dieses Staates haben sich andere, die sich für klüger, für besser und für unfehlbar hielten, vor dem Volk und vor der Geschichte zu verantworten, nicht aber vor den neuen Machthabern, denen 16 Millionen Menschen mit ihrem Wissen und Können und das gesamte Eigentum der DDR, sowie ein nicht erschlossener Markt in den Schoß fielen.“ In den gebrauchten Bundesländern klagt man über die Milliarden der guten harten DM, die wir ihnen kosteten und weiter kosten werden, dass man es kaum noch anhören kann und sich wirklich schon selbst als Nutznießer sieht.
Über den Gewinn, den sie mit uns und dem, ehemals volkseigenem Gut machen, werden sie schweigen und sich heimlich ins Fäustchen lachen.
Die 100 DM Begrüßungsgeld pro DDR-Nase, als Investition, haben sich für das westdeutsche Kapital, für Abwickler und Treuhänder, sowie sonstige kriminelle Einheitsgewinner millionenfach ausgezahlt.
Das Empfangsdatum für das sogenannte Begrüßungsgeld aber war für die Menschen der DDR das Eintrittsdatum für eine neue, schlimme Zeit gewesen.
Beendet wird die Vereinigung sein, wenn der letzte Ostdeutsche aus einer Führungsfunktion entfernt und der letzte Ostdeutsche aus dem Grundbuch getilgt worden ist (Wendehälse und Verräter ausgenommen). Wer sich dagegen stemmt, wird physisch, psychisch und materiell vernichtet werden. Die Demokratie wird nur für solche demokratisch sein, die es sich materiell leisten können. Recht wird nur der bekommen, der einen guten Anwalt bezahlen kann und einen langen Atem hat, sich durch die Instanzen zu klagen. Recht haben und Recht bekommen sind zwei grundverschieden Seiten einer Medaille in diesem Land.
Jetzt, wo der Kalte Krieg zugunsten des Westens entschieden ist, können die Monopole hemmungslos und ohne Rücksichten ihre Ziele grenzenlos (global) durchsetzen. Rechte und Privilegien, die sich die arbeitenden Menschen der Völker der westlichen Welt in Jahre dauernden Kämpfen erstritten haben, werden in aller Stille begraben werden.
Auch heiße Kriege werden keine Tabuzone mehr sein, denn die Schwelle der Gewalt wird international stetig sinken, wie es der Nah-Ost-Krieg und die Vernichtung der Kurden durch den Nato-Staat Türkei zeigen und künftige Kriegsschauplätze belegen werden. Die Objektivität und Wahrheit werden die ersten Opfer sein. Die Massen des Westens werden nach dem Prinzipien der psychologischen Kriegsführung - die bisher nach Osten gerichtet waren - beeinflusst und gefügig gemacht werden (gemäß der Handlungsmaxime des kalten Krieges). Der Maximalprofit der nationalen und internationalen Monopole sowie deren Aktionäre, die Privilegien der Politikerkaste und der Söhne und Enkel der alten Eliten werden die alles bestimmenden Handlungsprinzipien sein. Die Werktätigen werden ärmer und die Reichen immer reicher werden. Man kann die Millionäre kaum noch zählen, sondern sich nur der immer größeren Anzahl von Milliardären erinnern.
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