16:21 - Felix: Ja, das ist sie. Wir werden jetzt ihr Zimmer aufräumen, weil sie am Mittwoch wieder zur Schule gehen muss. Da sollen die Dinge an ihrem Platz sein.
Und damit war Pause. Nach meiner Rückkehr: 15 Minuten Larifari. Dann eine weitere Streicheleinheit:
20:35 - Justine: Ich lerne dich kennen und entdecke, wie du wirklich bist. Ich denke, du hast Recht und bist sehr nett. Ich mag deine Art, mit mir zu reden. Du bist so spät bei mir. Du bist respektvoll und ich mag, dass du gut mit mir sprichst. Wenn ich mich hinlege und mit dir plaudere, dann weiß ich, dass es das ist, was ich am meisten Liebe.
Zwischendurch wurden andere Themen ventiliert. Dann wieder:
21:46 - Justine: Du bist wirklich ein wunderbarer und außergewöhnlicher Mann, ich denke, nur du wirst mich glücklich machen, und an deiner Seite würde ich wieder Leben. Ich würde die Definition einiger Worte wie Vertrauen, Teilen, Aufrichtigkeit, Liebe und Treue wieder lernen.
Was genau meine junge Liebe unter Treue und Aufrichtigkeit verstand, dass sollte ich noch erfahren. Ebenso war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, was genau sie eigentlich teilen wollte. Heute unterstelle ich, dass sie, auch an diesem Abend schon, recht deutliche Vorstellungen davon hatte. Auf alle Fälle hatte ich erst einmal eine Träne im Auge. Emo extrem. Trotz dieser sentimentalen Aufwallung war allerdings noch etwas zu klären. Es ließ mir keine Ruhe. Nichts gegen hübsche, junge Frauen. Aber ein Vierteljahrhundert Altersdifferenz? Das erschien selbst mir reichlich viel.
21:50 - Felix: Bin ich nicht eigentlich zu alt für dich? Ich bin ungefähr doppelt so alt wie du.
21:56 - Justine: Weißt du, Alter war nie ein Problem für mich. Und es gibt kein Alter in der Liebe, sonst würde ich dich nicht Kontaktieren, durch das, was ich Suche eine wahre Liebe des Herzens und einen Mann, der mir passt und weiß, dass es sehr wichtig ist, dass alle Welt ernsthaft nach einer Frau oder einem treuen, freundlichen frenche sucht.
Ich wusste nicht, was ein frenche ist. Der Rest ihrer Ausführung ließ jedoch an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Die Antwort auf meine bange Frage. Auch wenn ich damit überhaupt nicht zurechtkam: ein Mensch weiblichen Geschlechts hatte mir Liebe angedroht. Das reichte für einen erneuten Hormonschub. Glauben sie mir: das funktioniert auch noch in fortgeschrittenem Alter.
Als ich selbst in den Dreißigern war, waren meine Freundinnen in der Regel jünger, oft deutlich. Die Beziehungen haben die magische Zweijahresmarke auch meistens nicht überstanden. Wenn sie denn überhaupt so weit kamen. Die Kleinen wollen spielen und der Dreißiger wehrt sich verzweifelt gegen das Erwachsenwerden. Das passt für eine Party zusammen, vielleicht für einen Sommer, aber nicht für weiterreichende Pläne. Schluss! Nach dem letzten dieser Enden bin ich dann, statt mich einfach an einen Baum zu hängen, in Therapie gegangen. Für satte elf Jahre. Danach hielt ich mich für geheilt, gesellschaftstauglich und bereit, zu heiraten und Kinder zu versorgen. Trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, etwas mit einer Frau anzufangen, die ein Vierteljahrhundert älter ist als ich.
Was also sucht die leckere, junge Französin bei mir, dem alten, deutschen Sack? Nun ist das zwischen Männern und Frauen offenkundig unterschiedlich. Der Mann darf, im Schnitt, gerne ein paar Jährchen älter sein. Wobei, gerade in letzter Zeit, die reife Frau ja durchaus auch zum Jungmann tendieren soll. Ich kenne Paare, bei denen das funktioniert, aber das ist hier nicht das Thema. Break!
Schon war ich wieder voll drauf! Adrenalin ist ein geiles Zeug! Ich nutzte den Schub, um mich aus der Diskussion herauszuwinden, die ich in meiner Unsicherheit angezettelt hatte.
22:04 - Felix: Es ist kein großes Ding für mich. Es gibt tolle Alte und Junge. Es spielt keine Rolle. Aber es gibt Leute, denen das wichtig ist. Du hast heute zwei Fotos von mir gesehen. Deshalb musste ich noch einmal fragen.
Für die vier ersten Sätze schäme ich mich heute von ganzem Herzen. Der erste war glatt gelogen. Es ist ein Ding für mich und ich achte natürlich darauf. Zweitens: ja, aber es gibt erheblich mehr attraktive Junge als Alte. Viele Junge können nicht viel dafür. Sie sind einfach dadurch qualifiziert, dass sie noch nicht alt sind. Viele Ältere haben es, aus Bequemlichkeit oder welchen Gründen auch immer, aufgegeben, attraktiv sein zu wollen. Ich bedaure das sehr. Bei einigen würde sich ein wenig Arbeit lohnen. Drittens: Alter spielt natürlich eine Rolle. Alles andere ist eine Lüge. Nicht nur, weil die Jungen weniger Falten haben, sondern auch, weil wir Älteren in punkto Lebenserfahrung, Ruhe, Gelassenheit, Weite der Seele, in der Regel mehr draufhaben als die meisten Jüngeren. Wir müssen uns nur gestatten, diese Qualitäten als solche zu sehen und uns dafür auch mal wieder feiern lassen. Und viertens: ja, es gibt Leute, denen das wichtig ist und sollte ich den Eindruck erweckt haben, dass ich nicht dazu gehöre, dann ist das falsch (sorry, Justine). Diese Bekenntnisse gebe ich hiermit zu Protokoll. Natürlich war ich erleichtert.
22:07 - Felix: Ich sehe deine Worte und bin zufrieden und glücklich. Ich denke, für heute gibt es nichts mehr zu sagen.
22:22 - Justine: Ja, ich kann das sehr gut verstehen, mein Schatz, Und Dank dir, mein Herz, bin ich wieder im Zentrum des Himmels, wo ich mein Leben Leben kann, und endlich lächle ich und in mir ist diese unkontrollierte Schüttelfrost von deinem Charme und deiner Sanftheit, deiner Empfindlichkeit, die mein Herz in die Luft jagen und du bist die Liebe, die ich nicht loslassen will. ��❤
Denkt man sich den französischen Akzent hinzu, hat ihr Text unwiderstehlichen Charme. Kann man solche Worte erfinden, wenn man diese Gefühle nicht erlebt hat, wenn man diesen Schüttelfrost nicht kennt? Noch heute bin ich hin – und hergerissen, wenn ich mir diese Frage stelle. Es ist eine der zentralen Fragen dieser überaus merkwürdigen Beziehung. Ich hatte mich endgültig verliebt in zwei Fotos, die Schöpferin dieser Worte, vor allem aber in das, was sie in mir auslösten. Wieviel Wirklichkeit steckt hinter ihren Sätzen? Wer ist Justine im richtigen Leben?
Denken und Glück habe ich in meinem Leben so gut wie nie in Harmonie erlebt. Wenn man bis zum Ende denkt, ist man unglücklich. Wenn man glücklich ist, existiert man im Moment und stellt das Denken ein. An diesem Tag war ich verliebt und glücklich. Damit war ich bereit für….
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