Felix C. Volker - LEIDEN auf Ausländisch

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Politische Korrektheit ist ein Ausdruck der Höflichkeit, des Respekts. Oder der Feigheit, um es politisch unkorrekt zu formulieren. Die sechs Geschichten in diesem Buch versuchen zu zeigen, dass wir alle, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, ob hier oder in der Wallachei, nicht in Schubladen gehören; sondern in einem riesigen Käfig, wo wir uns gegenseitig frei betrachten können − mit all unseren Ideen, Meinungen, Wehwehchen, Ängsten und Marotten. Dadurch würden wir wahrscheinlich nicht besser werden, als uns irgendein Gott erschaffen hat; dafür vielleicht etwas gelassener.
Der Autor selbst kommt aus dem Banat (das liegt irgendwo in der Nähe der Wallachei − für diejenigen, die das nicht wussten) und nimmt sich die Freiheit, mal an vernarbten Tabus zu kitzeln.
Felix C. Volker

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Leiden auf Ausländisch

Eine Zeitlang war ich Spätaussiedler, seit einigen Jahren heißt es, ich hätte einen Migrationshintergrund. Egal, ich bin schon in Ordnung: Ich bezahle brav meine Steuer, zumal die mir eh automatisch abgezogen werden; ich schimpfe nicht öffentlich über die Penner, die sich vor Castortransporte an die Gleisen anketten, und nicke verständnisvoll den Leuten zu, die mir erklären, dass ich von meiner Rente nicht mal die Miete werde bezahlen können.

Ich bin normal, was soll’s.

Und, wie jeder normale Mensch, freue ich mich sinnlich auf Freitagnachmittage: Um zwei ist Feierabend, ich verabschiede mich mit einem innigen Seufzer von meiner Tätigkeit – die mir selbstverständlich sehr viel Spaß bereitet –, und mit einem heiter gesungenen Schönes Wochenende! von den Kollegen, dann verschwinde ich so schnell es nur geht; in der letzten Zeit ohne mehr darüber zu grübeln, ob Feier abend , lexikalisch betrachtet, so universell einsetzbar sei. Meine Frau fährt ungefähr um dieselbe Zeit weg von ihrer Arbeit – die ihr auch sehr viel Spaß macht, und zwar direkt in die Altstadt, auf ihre unantastbare, gottgesegnete Bummeltour; und somit bleiben mir einige Stunden allein für mich. Zuhause.

Heiter und fröhlich begann auch dieser Nachmittag, trotz Novemberkälte, und ich wusste, wie alles ablaufen würde: Zuerst mal staubsaugen – jedoch ohne zu übertreiben; dann eine Tiefkühlpizza, darauf ein starker Kaffee mit viel, nein – mit Unmengen von Zucker, und schließlich Relaxliege und Supertramp . Ganz laut und mit einer törichten, bunten Zeitschrift vor der Nase – Autos, zum Beispiel ... Na gut, allzu laut vielleicht doch nicht, sonst flippen die Nachbarn aus. Die bärtige Babuschka von oben ganz bestimmt nicht, aber irgendeiner würde sich schon finden, wir haben Kinder .

Alles ging glatt, wie schon vorgedacht, bis ich meine Pizza auszupacken anfing: Telefon. Es konnte nur Mari sein, die fragen würde, ob sie Brot kaufen sollte, und wenn ja, was für welches, und das alles nur damit ich später nicht behaupten kann, dass sie nicht gefragt hätte...

„Costi, bist du’s?”

Die Schwiegermutter. Ausnahmsweise mit einer gequälten, nahezu weinerlichen Stimme. Und Costi , nicht Constantin .

„Ist die Mari nicht da?”

„Nein, sie ist in der Stadt.”

Aber das wusste sie doch, und somit rief sie freitags nie an, nie.

„Es geht mir nicht gut ... Seit vier Tagen schon, aber jetzt kann ich’s wirklich nicht mehr aushalten, ich fühl‘ mich regelrecht wie vorm Sterben ...”

Fuck! Es musste so kommen! Meine Frau gehört nämlich einer Gattung an, deren Mitglieder am Heiligabend eine dicke Backe kriegen, nachdem der Zahn schon am zweiten Advent zu stechen angefangen hatte.

„Gut”, sagte ich, gewollt sachlich, wie einer, der alles im Griff hat. „Legen Sie jetzt bitte auf und bleiben Sie neben dem Apparat, ich werde ... Ich rufe gleich zurück.”

Überflüssig, sie würde sich eh nicht vom Fleck rühren, bevor einer von uns vorbeikommt, das tut sie nie, wenn sie ein Problem hat – ob es um einen banal tröpfelnden Wasserhahn, einen aufgeschwollenen Ringfinger oder eine fast tote, sich aber noch bewegende Kellerassel hinter der Kloschüssel handelt.

Ich tippte zähnebeißend und resolut Maris Handynummer ein: Nein, ich würde nichts Weiteres unternehmen, sie sollte bitte selber hinfahren und nach dem Rechten schauen ... Ja! Klar doch, wie würde ich ja, mit meinem Deutsch, das immer dann an Form und Substanz zu verlieren pflegte, wenn ich mit den Einheimischen sprechen musste, in solch‘ eine Situation zurechtkommen? Zum Beispiel, wenn Schwiegermutter plötzlich in Ohnmacht fallen würde oder so ... Ja, wie würde ich, in aller Klarheit, Meine Schwiegermutter ist in Ohnmacht gefallen aussprechen? Nach einem kräftigen Schwung und die darauf folgende Blockade würde ich es im besten Fall zu so was wie Meine Schwiegermutters Oma ist umgekippt bringen ... Wobei Mari den Erste-Hilfe-Lehrgang für die Fahrschule erst vor Kurzem hinter sich hatte, fiel mir helfend ein, also ... Und wie würde es aussehen, wenn ich, als Angehöriger, die Kranke in irgendeinem Raum begleiten und zuschauen müsste, wie sie sich auszieht? Sich freimacht . Ja, und schließlich war es ihre Mutter. So.

Nach etlichen Verwählern ließ mich eine hocherotisierte Frauenstimme wissen, dass die von mir gewünschte Nummer zu der Zeit leider nicht erreichbar sei. Toll. Maris Akku war wieder einmal leer, oder sie hatte ihr Handy mit Absicht ausgeschaltet, um sich einen schönen, ungestörten Nachmittag zu verschaffen. Ja. Konnte ich vergessen.

„Schwiegermutter? Noch mal, worum geht es denn?”

Ich kochte bereits, musste aber meine Stimme bändigen – ich war doch ein höflicher, aufmerksamer Schwiegersohn, und nicht etwa der gefürchtete grobe Rumäne, der damals in ihr Haus in Temeswar eingeheiratet hatte.

„Ja, ich habe grausame Schmerzen im Nacken, im Rücken, im Bauch, mein Kopf tut furchtbar weh, mein ganzer Oberkörper ist völlig steif ... Aber auch die Beine, ich konnte kaum vom Bett aussteigen, bin fast auf allen Vieren zum Telefon gekrochen ...”

Es folgten ein unterirdischer Seufzer, dann die erstaunlich kurze, dafür umso präzisere Anamnese: Bereits am Dienstag ist es ihr so ergangen, dann am Mittwoch wurde es schlimmer, dann am Donnerstag, so, gegen Mittag, ging es wieder, einigermaßen, also dachte sie, alles wäre vorbei, sie hatte sogar ein bisschen aufgeräumt, dann ihre Haare gemacht ...

„Aber wieso sind Sie bis jetzt nicht zu Ihrem Hausarzt gegangen? Und warum haben Sie bis jetzt nichts gesagt? Sie haben erst gestern Abend mit Mari telefoniert!”

Zittriger Seufzer und Pause, – darauf hätte ich um ein freistehendes Haus wetten können.

„Ja, warum ... Ich wollte euch keine Umstände machen, du kennst mich doch, ich wollte euch nicht zu Lasten fallen – ihr habt schon eure Probleme bei der Arbeit und überall ... Die Mari ist immer so gereizt und schlecht gelaunt, du bist auch ständig müde ...”

„Ich bin in zehn Minuten da.”

Als ich ihr Appartement betrat stand sie in der Diele, in Hauspantoffeln und Morgenrock übers Nachthemd, bocksteif am Telefontisch gestützt, und sah tatsächlich nicht umwerfend gut aus: Ihr Gesicht erinnerte stark an eine rohe Leber, nur deutlich verkrampfter – jetzt hätte ich das freistehende Haus wieder verloren. Ich bekam die ganze Lage noch einmal geschildert, kein Detail blieb verschwiegen – ja, nicht ein einziger nennenswerter Körperteil war noch übrig geblieben, welcher irgendwie nicht in Mitleidenschaft gezogen war.

„Aber geraucht haben Sie trotzdem!”, murmelte ich düster, kopfschüttelnd.

Der riesige Aschenbecher auf ihrem Nachttisch quoll über.

Ich war so aufgebracht, dass ich es fast deutlich machte. Aber sie kreuzte mühsam ihre Hände über den Bauch, stöhnte ausdrucksvoll, und ich milderte den Ton um eine Note:

„Ich rufe den Notarzt, was soll’s ...”

Die Nummer stand groß und rot und fett gedruckt auf das DIN A4, das ich damals selber auf die Wand, oberhalb ihres Telefontisches angebracht hatte. In einem einigermaßen vertretbaren passe-partout eingerahmt, damit es nicht so asozial aussieht . Und da befanden sich sämtliche wichtige Rufnummern, jene von Maris Handy inklusive – auch in Arial 18, kardinalrot und kardinalfett. Nur vielleicht zu lang, und auch noch mit einer Null am Anfang – so was kann einen skeptisch machen, nicht wahr.

Erneut empfing mich eine lüsterne Frauenstimme vom Band, die mir mitteilte, dass die Stelle erst ab neunzehn Uhr besetzt sein würde, ich sollte mich bitte an meinem Hausarzt wenden oder, in dringendem Fall, sollte ich die 112 wählen.

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