Vor diesen Gruppen von Gurus visualisieren wir die Gottheiten des Höchsten Yoga Tantra. Auf der rechten Seite ist Vajrabhairava, auf der linken Seite Heruka, in der Mitte Guhyasamaja, Vajrayogini oder wer immer unsere persönliche Gottheit des Höchsten Yoga Tantra ist. Vor diesen sind in aufeinanderfolgenden Reihen: die Gottheiten des Yoga Tantra wie die Versammlung von Sarvavid, der Hauptgottheit des Yoga Tantra; die Gottheiten des Ausführungstantra wie die Versammlung der Gottheiten Vairochanas; die Gottheiten des Handlungstantra wie Amitayus, Grüne Tara und Weiße Tara; die Buddhas des Sutra wie die tausend Buddhas des Glücklichen Äons, die fünfunddreißig Bekenntnisbuddhas und die acht Medizin Buddhas; die Sanghas des Sutra, darunter Bodhisattvas wie die acht großen Söhne, die Alleinigen Verwirklicher wie die zwölf Alleinigen Verwirklicher, und die Hörer wie die sechzehn Feindzerstörer; die Sanghas des Tantra wie die Heldinnen und Helden der vierundzwanzig glückverheißenden Stätten, und die überweltlichen Dharma Beschützer wie Mahakala, Dharmaraja, Vaishravana und Kalindewi.
In dieser riesigen Versammlung sind alle Gurus, Gottheiten und Buddhas das Buddha Juwel; und alle Bodhisattvas, Alleinigen Verwirklicher, Hörer, Helden, Heldinnen und Dharma Beschützer sind das Sangha Juwel. Vor jedem der heiligen Wesen ist ein kleiner Marmortisch, auf dem Schriften liegen, die sie verfasst haben. Die Schriften haben die Natur von Weisheitslicht und repräsentieren das Dharma Juwel. Wenn wir sie visualisieren, betrachten wir sie in ihrer Essenz als die inneren Verwirklichungen der heiligen Wesen. Diese inneren Verwirklichungen sind das eigentliche Dharma Juwel.
Wir bauen diese Visualisierung schrittweise auf und stellen sie uns so groß wie nur möglich vor, weil die Zufluchtsobjekte unzählig sind und den ganzen Raum durchdringen. Jedes ist eine Emanation des Hauptobjekts der Zuflucht, Guru Buddha Shakyamuni.
Wenn wir diese Visualisierung aufgebaut haben, stellen wir uns vor, dass wir von all den unzähligen Lebewesen umgeben sind, die die Leiden der sechs Bereiche Samsaras erleben. Wir stellen sie uns alle in menschlicher Form vor. Uns am nächsten sind unsere eigenen Eltern, unsere Familie und unsere Freunde. Um Mitgefühl für sie alle zu erzeugen, meditieren wir:
Seit anfangsloser Zeit habe ich unaufhörlich die verschiedenen Arten des Leidens erlebt. Immer wieder habe ich ohne Freiheit oder Wahl die Schmerzen jedes der sechs Bereiche unkontrollierter Wiedergeburt erlitten. Nun habe ich ein kostbares menschliches Leben mit allen notwendigen Freiheiten und Ausstattungen erlangt, und ich habe Dharma entdeckt. Jetzt habe ich die seltene Gelegenheit, Befreiung zu erlangen, indem ich Dharma in die Praxis umsetze.
Trotzdem ist es sehr schwierig, Befreiung zu erlangen, weil mein Geist mit Verblendungen schwer beladen ist, die mich daran hindern, Verwirklichungen zu erlangen. Außerdem kann ich nicht sicher sein, wie lange mir diese Gelegenheit erhalten bleibt, weil der Zeitpunkt des Todes höchst ungewiss ist. Wenn ich heute oder in ein paar Monaten sterbe, werde ich keine Kontrolle über meinen Tod oder meine Wiedergeburt haben. Ich könnte leicht in einem der niederen Bereiche wiedergeboren werden, wo das Leiden unerträglich ist. Wenn ich Glück habe und in meinem nächsten Leben als Mensch wiedergeboren werde, müsste ich immer noch die Leiden der Geburt, der Krankheit, des Alterns und des Todes und alle anderen Leiden des menschlichen Lebens ertragen. Selbst wenn ich als Gott wiedergeboren werde, wäre ich nicht frei von Leiden. Deshalb muss ich diese Gelegenheit nutzen, um Befreiung zu erlangen.
Ich bin nicht das einzige Lebewesen, das in diesem erbärmlichen Zustand von Schmerz und Unzufriedenheit gefangen ist; wie kann ich nur nach meiner eigenen Erlösung streben? Jedes Lebewesen, das in den sechs Bereichen Samsaras wandert, war zu irgendeiner Zeit in der Vergangenheit meine eigene, liebe Mutter, und jedes einzelne dieser Wesen erfährt die gleichen Leiden wie ich. Deshalb muss ich für die Befreiung aller arbeiten. Da nur die Drei Juwelen die Kraft haben, uns zu beschützen und uns zu helfen, werde ich aus tiefstem Herzen Zuflucht nehmen, um alle anderen fühlenden Wesen von ihren Leiden befreien zu können.
Auf diese Weise erzeugen wir die Ursachen für die Zufluchtnahme und vergrößern unseren Wunsch, für uns selbst und andere Befreiung aus Samsara zu erlangen. Diese Art der Zufluchtnahme vergrößert unsere Verwirklichung der Entsagung und des Mitgefühls. Mitgefühl führt zu der höheren Absicht: «Ich muss dafür arbeiten, alle Wesen zu befreien.» Weil wir erkennen, dass wir Zuflucht nehmen müssen, wenn wir diesen Wunsch erfüllen wollen, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die vor uns visualisierten Gruppen von Gurus und rezitieren fünfzig Mal: «Ich nehme Zuflucht zu den Gurus.» Wenn wir diese Rezitation beendet haben, bitten wir die Gurus, ihre Segnungen zu gewähren. Dann stellen wir uns vor, dass weißes Licht aus ihren Herzen strömt, sich in unseren Körper und Geist auflöst und all unser negatives Karma reinigt, insbesondere das negative Karma, das wir gegenüber unserem spirituellen Meister durch solche Handlungen erschaffen haben, wie Abneigung oder Respektlosigkeit ihm gegenüber zu entwickeln, ihn zu stören, ihn körperlich zu verletzen, ihm Lügen zu erzählen, gegen seine Wünsche zu handeln oder wütend auf ihn zu werden. Wenn diese Visualisierung abgeschlossen ist, sollten wir das Gefühl haben, dass unsere gesamte Negativität gereinigt und unser Körper in die Natur von Licht umgewandelt worden ist.
Dann rezitieren wir die gleiche Zeile weitere fünfzig Mal und wenn wir geendet haben, richten wir unsere Bitten an die Gurus und stellen uns vor, dass goldener Nektar aus ihren Herzen strömt und sich in unseren Körper und Geist auflöst. Dieser Nektar bewirkt, dass sich unsere Verwirklichungen, unsere Lebensspanne, unsere Verdienste und unsere Tugenden vermehren.
Als nächstes richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Buddhas und Gottheiten und rezitieren fünfzig Mal: «Ich nehme Zuflucht zu den Buddhas.» Wenn wir diese Rezitation beendet haben, bitten wir die Buddhas, ihre Segnungen zu gewähren. Dann stellen wir uns vor, dass weißes Licht aus ihren Herzen strömt und unser gesamtes negatives Karma reinigt, insbesondere das negative Karma, das wir gegenüber den Buddhas durch Handlungen erschaffen haben, wie Abneigung gegen sie zu entwickeln, den Wunsch zu haben, ihnen körperlich zu schaden, gegen ihre Wünsche zu verstoßen, Buddha Statuen für unseren eigenen finanziellen Gewinn zu verkaufen oder über Buddha Bildnisse hinwegzuschreiten mit dem Gedanken, dass sie unbedeutend sind. Dann rezitieren wir die gleiche Zeile weitere fünfzig Mal und wenn wir geendet haben, richten wir unsere Bitten an die Buddhas und stellen uns den goldenen Nektar wie oben beschrieben vor.
Wir setzen die Praxis in der gleichen Weise fort und rezitieren: «Ich nehme Zuflucht zum Dharma», wobei wir unsere Aufmerksamkeit auf das Dharma Juwel richten, und: «Ich nehme Zuflucht zur Sangha», wobei wir unsere Aufmerksamkeit auf das Sangha Juwel richten. Wenn wir alle diese verschiedenen Durchgänge der Rezitation und Meditation beendet haben, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf alle Zufluchtsobjekte zusammen und rezitieren, so oft wie wir können, das kurze Gebet der Zufluchtnahme:
Bis wir Erleuchtung erlangen, nehmen ich und alle fühlenden Wesen
Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha.
Dann richten wir besondere Bitten an die verschiedenen Zufluchtsobjekte, entsprechend der Art der Hilfe, die sie uns geben können. Die Gurus helfen uns, indem sie unseren Geist durch Inspirationen und Segnungen umwandeln; die Buddhas helfen uns, indem sie uns zu Befreiung und voller Erleuchtung führen; die Gottheiten helfen uns, indem sie Erlangungen gewähren; die Sangha hilft uns, indem sie uns in unserer Dharma Praxis unterstützt; die Helden und Heldinnen helfen uns, indem sie spontane große Glückseligkeit gewähren und uns somit ermöglichen Geheimes Mantra zu praktizieren, und die Beschützer helfen uns, indem sie Behinderungen unserer Dharma Praxis beseitigen. Wenn wir diese besonderen Bitten vorgebracht haben, visualisieren wir das Licht und den Nektar wie oben beschrieben.
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