Im Raum vor uns, auf der Höhe unserer Augenbrauen und etwa eine Armeslänge entfernt ist ein hoher, mächtiger Thron. Er ist quadratisch und mit Juwelen, wie Diamanten, Smaragden und Lapislazuli, verziert. Darauf sind fünf kleinere Throne, einer in der Mitte etwas höher als die anderen und je einer in den vier Hauptrichtungen. Die Throne werden von Schneelöwen getragen, zwei an jeder Ecke. Ein achtblättriger Lotos in verschiedenen Farben bedeckt die gesamte Oberfläche des mittleren Thrones, der nach Osten gerichtet ist, wo wir sitzen. Die Blütenblätter in den Hauptrichtungen sind rot und die anderen sind: im Südosten gelb, im Südwesten grün, im Nordwesten gelb, im Nordosten schwarz. Die Mitte des Lotos ist eine flache, grüne Scheibe, die von gelben Staubgefäßen umgeben ist. Darüber liegt eine weiße Mondscheibe und darüber ist eine gelbe Sonnenscheibe. Darauf sitzt unser hauptsächlicher spiritueller Meister im Aspekt des Eroberers Buddha Shakyamuni. Sein Körper hat eine goldene Farbe und er ist in der Haltung, die als «Buddha Shakyamuni, der die Dämonen besiegt» bekannt ist. Seine Beine sind in der Vajrahaltung. Er hält seinen rechten Arm so, dass sich der Ellbogen bei seiner Hüfte befindet, der Unterarm auf dem rechten Oberschenkel zum Knie gestreckt ist und seine Finger die Sonnenscheibe berühren. Diese Geste zeigt, dass er den Devaputra Dämon besiegt hat. In seiner linken Hand hält er, mit der Handfläche nach oben, unterhalb des Nabels in der Geste des meditativen Gleichgewichts eine kostbare Schale aus Lapislazuli, worin sich drei Nektare befinden, die zeigen, dass er den Dämon des unkontrollierten Todes, den Dämon der verunreinigten Anhäufungen und den Dämon der Verblendungen besiegt hat. Er trägt die drei Roben eines Ordinierten, und sein Körper ist mit den zweiunddreißig Hauptzeichen und den achtzig Nebenmerkmalen eines Buddha geschmückt. Buddha Shakyamuni ist das Hauptobjekt der Zuflucht, weil er der Gründer der gegenwärtigen Dharma Lehre ist.
Wir stellen uns den Körper Guru Buddha Shakyamunis nicht hohl oder zweidimensional wie ein Bild vor oder als ob er aus materiellen Substanzen zusammengesetzt wäre, wie eine Statue oder ein menschlicher Körper aus Fleisch, Knochen, inneren Organen und so weiter. Buddhas Körper besteht aus Licht, klar und durchscheinend. Er strahlt eine Aura aus fünffarbigem Licht aus: weiß, gelb, rot, grün und blau. Es ist der Körper einer wirklichen Person, eines erleuchteten Wesens. Wenn wir Guru Buddha Shakyamuni vor uns sehen, erinnert uns seine Erscheinung an alle guten Eigenschaften seines erleuchteten Geistes: seine Weisheit, die alle Objekte des Wissens klar und direkt wahrnimmt, sein Mitgefühl für jedes einzelne Lebewesen ohne Ausnahme, das wie das Mitgefühl einer Mutter für ihr einziges Kind ist, und seine vollkommenen, geschickten Mittel, mit denen er unaufhörlich daran arbeitet, alle fühlenden Wesen zum unübertroffenen Glück der vollen Erleuchtung zu führen.
In Guru Buddha Shakyamunis Herzen befindet sich ein Lotos und darüber eine Sonnenscheibe. Darauf sitzt der Eroberer Vajradhara. Sein Körper ist dunkelblau mit einem Gesicht und zwei Armen. Seine rechte Hand hält einen goldenen, fünfzackigen Vajra und seine linke Hand hält eine Glocke aus weißem Silber. Er trägt acht mit Juwelen geschmückte Ornamente: eine Krone, Ohrringe, drei Halsketten von unterschiedlicher Länge, Armringe, Fußringe und ein juwelenbesetztes Hüftband. Sein Körper ist mit Seidengewändern und anderen Kleidungsstücken geschmückt. Er sitzt in der Vajrahaltung und umarmt seine Gefährtin Vajradhatu Ishvari, deren Körper ebenfalls dunkelblau und mit ähnlichen Gewändern und Ornamenten geschmückt ist. Sie ist in der Lotoshaltung.
In Vajradharas Herzen befindet sich ein blauer Samenbuchstabe HUM, der fünffarbiges Licht ausgiebig in alle Richtungen ausstrahlt. Dieses blaue HUM ist das Konzentrationswesen, das Buddhas Wahrheitskörper darstellt; Vajradhara ist das Weisheitswesen, das Buddhas Freudenkörper darstellt, und Guru Buddha Shakyamuni ist das Verpflichtungswesen, das Buddhas Emanationskörper darstellt. Indem wir diese drei Wesen visualisieren, werden wir mit den drei Körpern eines Buddha vertraut und erschaffen die Ursache dafür, sie in der Zukunft wirklich wahrzunehmen. Indem wir unseren hauptsächlichen spirituellen Meister als in seiner Essenz eins mit diesen drei Wesen betrachten, erhalten wir schneller Inspirationen.
Aus dem Herzen Guru Buddha Shakyamunis strahlt Licht nach rechts aus, wo er als Emanation Maitreyas erscheint, der auf einem Thron, einem Lotos und einer Mondscheibe sitzt. Maitreya ist im Aspekt des Freudenkörpers, mit Ornamenten und Seidengewändern geschmückt. Er sitzt in der halben Vajrahaltung. Sein Körper ist rotgelb mit einem Gesicht und zwei Händen, die er auf der Höhe seines Herzens in der Geste des Drehens des Dharma Rades hält. Zwischen Daumen und Zeigefinger jeder Hand hält er den Zweig eines Naga Baumes. Neben seinem rechten Ohr blüht die Blume des einen Zweiges und trägt ein goldenes Rad. Neben seinem linken Ohr blüht die Blume des anderen Zweiges und trägt eine Vase mit langem Hals.
Vor Maitreya sitzt Arya Asanga auf einem Lotos und einer Mondscheibe. Seine Beine sind so gekreuzt, dass sein linkes Bein unter seinem rechten Oberschenkel herausragt und die Fußsohle nach außen gerichtet ist, und sein rechtes Bein kreuzt das linke und ragt einige Zentimeter über das linke Knie hinaus. Seine rechte Hand ist in der Geste des Dharma Lehrens und seine linke ist in der Geste des meditativen Gleichgewichts. Er trägt die drei Roben eines Ordinierten und den Hut eines Pandits. Zu seiner Linken ist ein kugelförmiges Gefäß. Alle Überlieferungsliniengurus des weiten Pfades bilden einen Kreis, der mit Asanga beginnt und im Uhrzeigersinn um die mittlere Figur Maitreya herumgeht.
Aus dem Herzen Guru Buddha Shakyamunis strahlt Licht nach links aus, wo er als Emanation Manjushris erscheint, der auf einem Thron, einem Lotos und einer Mondscheibe sitzt. Sein Körper hat die gleiche Farbe wie Maitreya und er hat die gleiche Haltung, außer dass er die Stängel von Upala Blumen hält. Die Blume, die neben seinem rechten Ohr blüht, trägt ein Weisheitsschwert und die Blume, die neben seinem linken Ohr blüht, trägt einen Text des Sutra der Vollkommenheit der Weisheit in achttausend Zeilen. Diese Haltung ist als ‹Manjushri, der das Rad des Dharma dreht› bekannt.
Vor Manjushri sitzt Nagarjuna, der die Roben eines Ordinierten trägt, in der halben Vajrahaltung. Seine Hände sind in der Geste des Dharma Lehrens. Er hat eine kleine Scheitelerhebung und über seinem Kopf wölbt sich ein Baldachin aus sieben Schlangen, ohne ihn zu berühren. Alle Überlieferungsliniengurus des tiefgründigen Pfades bilden einen Kreis, der mit Nagarjuna beginnt und im Gegenuhrzeigersinn um die mittlere Figur Manjushri herumgeht.
Auf der rechten Seite der Überlieferungsliniengurus des weiten Pfades sitzen die Überlieferungsliniengurus des Kadam Lamrimpa und auf der linken Seite der Überlieferungsliniengurus des tiefgründigen Pfades sitzen die Überlieferungsliniengurus des Kadam Shungpawa. Hinter den Überlieferungsliniengurus des weiten Pfades sitzen die Überlieferungsliniengurus des Kadam Männgagpa. Jeder dieser Kadampa Gurus sitzt auf einem Lotos und einer Mondscheibe.
Aus dem Herzen Guru Buddha Shakyamunis strahlt Licht nach hinten aus, wo er als Emanation Buddha Vajradharas erscheint, der auf einem Thron, einem Lotos und einer Mondscheibe sitzt. Er ist von allen Überlieferungsliniengurus des Geheimen Mantra umgeben, von Tilopa bis zu unserem gegenwärtigen spirituellen Meister.
Aus dem Herzen Guru Buddha Shakyamunis strahlt Licht nach vorne aus, wo er als Emanation unseres hauptsächlichen spirituellen Meisters erscheint. Wir visualisieren ihn als strahlend und jugendlich, ohne körperliche Mängel. Seine rechte Hand ist in der Geste des Dharma Lehrens, was zeigt, dass er die Unwissenheit seiner Schüler vertreibt. Seine linke Hand ist in der Geste des meditativen Gleichgewichts, eine Lebensvase haltend, was zeigt, dass er die Macht zerstört, die der Tod über seine Schüler hat. Unwissenheit und Tod sind die größten Hindernisse für unsere spirituelle Entwicklung. Unwissenheit hindert uns daran, Dharma zu verstehen, insbesondere die Unterweisungen über höheres Sehen, die das eigentliche Gegenmittel gegen Unwissenheit ist; und der Tod zerstört genau das Leben, das die Grundlage für die Dharma Praxis ist. Rund um unseren hauptsächlichen spirituellen Meister visualisieren wir alle anderen spirituellen Meister, die uns in diesem Leben reinen Dharma direkt gelehrt haben.
Читать дальше