DAS ERRICHTEN EINES ALTARS MIT DARSTELLUNGEN VON BUDDHAS KÖRPER, REDE UND GEIST
Vor unserem Meditationsplatz errichten wir in einer erhöhten Position einen Altar mit einem Bild oder einer Statue Buddha Shakyamunis in der Mitte. Wir können zur Rechten Buddhas eine Schrift und zu seiner Linken einen Stupa oder das Bild eines Stupas aufstellen, sofern wir diese Gegenstände besitzen. Die Statue oder das Bild Buddhas repräsentiert seinen Körper, die Schrift repräsentiert seine Rede und der Stupa repräsentiert seinen Geist. Dazu können wir weitere Statuen von Buddhas, Bodhisattvas oder spirituellen Meistern auf unseren Altar stellen.
Mit unserem gegenwärtigen, gewöhnlichen Geisteszustand können wir den eigentlichen Körper, die eigentliche Rede und den eigentlichen Geist Buddhas nicht wahrnehmen; aber wenn wir das Bildnis Buddhas als eigentlichen Buddha betrachten und Verbeugungen und Darbringungen davor machen sowie Bitten vorbringen, werden unsere Handlungen die gleichen Verdienste oder den gleichen Wert haben, als ob wir sie in der Gegenwart des lebenden Buddha ausgeführt hätten. Buddha Shakyamuni sagte:
Meine vier Schüler und andere bringen mir jetzt unmittelbar Gaben dar. In der Zukunft werden viele Menschen vor einem Bildnis, das meine Form darstellt, mit Vertrauen Gaben darbringen. Diese Handlungen haben die gleiche Bedeutung.
Da beide Handlungen gleichermaßen verdienstvoll und ihre gereiften Auswirkungen die gleichen sind, macht es hinsichtlich des Nutzens keinen Unterschied, ob wir dem eigentlichen Buddha begegnen und ihm Gaben darbringen oder ob wir mit Vertrauen vor einem Bildnis Buddhas Gaben darbringen. Wir können uns davon überzeugen, indem wir drei Begründungen folgen. Da erstens eine Darbringung per Definition etwas ist, das die Buddhas erfreut, können wir sicher sein, dass alle Buddhas der drei Zeiten und zehn Richtungen jedes Mal äußerst erfreut sind, wenn wir dem Bildnis Buddhas eine Gabe darbringen. Da Buddhas zweitens Hellsicht haben, wie die Hellsicht des göttlichen Auges, die Hellsicht des göttlichen Ohres und die Hellsicht, den Geist anderer zu kennen, können wir sicher sein, dass alle Buddhas unsere Darbringungen mittels der Hellsicht ihres göttlichen Auges jedes Mal erkennen, wenn wir eine Gabe vor einem Bildnis eines Buddha darbringen; wir können sicher sein, dass alle Buddhas unsere Lobpreisungen mittels der Hellsicht ihres göttlichen Ohres jedes Mal hören, wenn wir den Buddhas Lobpreisungen singen, und dass jedes Mal, wenn wir innerlich Gaben oder Lobpreisungen darbringen, alle Buddhas dies mittels ihrer Hellsicht erkennen, den Geist anderer zu kennen. Da drittens der Körper eines Buddha nicht durch materielle Objekte behindert wird, können wir sicher sein, dass die Buddhas jedes Mal zu uns kommen, wenn wir mit Vertrauen Verbeugungen machen oder Gaben darbringen, ungeachtet der Tatsache, dass unser Geist so von Verblendungen umwölkt ist, dass wir sie nicht sehen können.
In manchen philosophischen Schriften wird gelehrt, dass kein Ort existiert, wo es keinen Buddha gibt. Gemäß dem Geheimen Mantra haben der Geist und der Körper eines Buddha die gleiche Natur, und so ist alles, was vom allwissenden Geist eines Buddha durchdrungen ist, auch von seinem göttlichen Körper durchdrungen. Da Geist und Körper gewöhnlicher Wesen in ihrer Natur verschieden sind, können ihre Körper nicht überall dorthin gehen, wohin ihr Geist geht. Wenn wir beispielsweise an Indien denken, geht unser Geist dorthin, aber unser Körper tut es nicht. Der Körper eines Buddha geht spontan überall hin, wohin auch immer sein Geist geht. Wann immer ein Buddha unsere Gebete hört, kommt daher sein Körper zu uns. Wir können ihn nicht sehen, weil unser Geist wie ein Fenster mit geschlossenen Läden ist.
Als Atisha bei seinen Schülern in Tibet war, begann er einmal plötzlich zu schmunzeln und zu lachen. Als seine Schüler ihn fragten, warum er so glücklich sei, gab er zurück: ‹Gerade jetzt bringen mir meine Schüler in Magadha in Indien vor meiner Statue Gaben dar und singen wunderschöne Lieder.› Wenn sich Atisha durch die Kraft seiner Hellsicht an den Liedern seiner Schüler erfreuen konnte, kann es dann irgendwelche Zweifel geben, dass die Buddhas unsere Lobpreisungen, Gaben und Bitten erhalten, wann immer wir sie mit Vertrauen darbringen?
Es bringt uns großen Nutzen, wenn wir jeden Tag Verbeugungen vor dem Bildnis Buddhas auf unserem Altar machen, Gaben darbringen und Bitten vortragen. Wenn wir sehr beschäftigt sind, ist selbst das Betrachten des Bildes voller Vertrauen und mit respektvoll zusammengelegten Händen eine Verbeugung und erschafft ein starkes Potenzial, dass wir in der Zukunft tatsächliche Buddhas sehen werden. In einem seiner früheren Leben betrat Shariputra einen Tempel, wo es viele Bilder und Statuen von Buddhas gab. Als er sie erblickte, fragte er sich: «Wann werde ich den wirklichen Buddha von Angesicht zu Angesicht sehen?» Die ganze Nacht lang schaute er die Bilder an und sehnte sich danach, dem wirklichen Buddha zu begegnen. Infolge des guten Karmas, das er bei dieser Gelegenheit erzeugt hatte, wurde er in einem späteren Leben einer der Hauptschüler Buddha Shakyamunis und erreichte in jenem Leben Befreiung.
Die einzige Möglichkeit, mit unserem gegenwärtigen unreinen Geist Buddha wahrnehmen zu können, ist in der Gestalt von jemandem wie unserem spirituellen Meister oder als Bildnis, wie dasjenige, das auf unserem Altar steht. Aufgrund unserer karmischen Hindernisse nehmen wir diese Formen als unrein wahr; aber unsere Unreinheiten existieren nicht von ihrer eigenen Seite. Wenn unser Geist tugendhafter wird, nehmen wir Buddhas Bildnis anders wahr. Wenn unser Geist rein ist, nehmen wir das Bildnis Buddhas als Buddhas Emanationskörper und nicht als bloßes Kunstwerk wahr. Wenn wir die Konzentration des Dharma Kontinuums erlangen, nehmen wir das Bildnis Buddhas als Buddhas erhabenen Emanationskörper wahr und wir können direkt von ihm Unterweisungen empfangen, so wie Atisha Unterweisungen von seiner Arya Tara Statue empfing. Atisha brachte diese Statue mit nach Tibet, und immer wenn ihm eine wichtige Frage gestellt wurde, pflegte er zu sagen: «Als erstes werde ich die Dame Tara um Rat fragen.» Wenn wir die erste spirituelle Ebene eines Bodhisattva erreichen, nehmen wir das Bildnis Buddhas als Buddhas Freudenkörper wahr, und wenn wir volle Erleuchtung erlangen, nehmen wir das Bildnis Buddhas als Buddhas Wahrheitskörper wahr.
DAS AUFSTELLEN GEEIGNETER DARBRINGUNGEN
Vor dem Bildnis Buddhas auf unserem Altar stellen wir schöne Darbringungen auf und vergewissern uns, dass unser Geist dabei frei von groben Verblendungen, weltlichen Belangen und jedweder schlechten oder unreinen Motivation ist. Wir stellen beispielsweise keine Darbringungen mit dem Gedanken auf: ‹Ich werde diese Darbringungen sehr schön herrichten, sodass die Leute, die in mein Zimmer kommen, meinen guten Geschmack bewundern können.›
Wir können eine oder viele Reihen von sieben Darbringungssubstanzen aufstellen: Wasser zum Trinken, Wasser zum Waschen, Blumen, Weihrauch, Licht, parfümiertes Wasser und Speisen. Diese können als eigentliche Substanzen oder in der Form von Wasser dargebracht werden. Diese sieben Substanzen repräsentieren die Objekte, die die Sinne erfreuen. In gewissen asiatischen Ländern war es für Gastgeber üblich, diese Dinge ihren Gästen anzubieten, wann immer sie das Haus betraten. In diesem Sinne können wir alles darbringen, was wir schön oder einladend finden.
Wenn wir Gaben darbringen, ist es besonders wichtig, uns vor Gefühlen wie Gier oder Geiz in Acht zu nehmen, weil diese leicht in unseren Geist eintreten und die Tugend unserer Handlung zerstören können. Beispielsweise kaufen wir vielleicht einige köstliche Sahnetörtchen um sie Buddha darzubringen, aber auf unserem Heimweg haben wir den starken Drang eines davon zu essen. Selbst wenn wir dieser Versuchung widerstehen können, haben wir vielleicht immer noch ein Gefühl von Verlust, wenn wir die Törtchen auf unseren Altar stellen, und wir bemerken, dass wir darüber nachdenken, wann wir sie wieder herunternehmen können. Andererseits stellen wir vielleicht fest, dass wir versucht sind, die billigste Sorte zu wählen, wenn wir Darbringungen kaufen, weil wir glauben sparen zu können, da die Darbringungen ja nur auf den Altar kommen. Solche Gedanken zerstören die Verdienste unserer Darbringung.
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