1 ...6 7 8 10 11 12 ...23 Wenn wir eine vollständige Realisation der Erzeugungsstufe von Vajrayogini erlangen, erfahren wir unsere Umgebung als Reines Dakiniland, und wenn wir den Illusorischen Körper im Aspekt von Vajrayogini erlangen, wird unser Körper zum eigentlichen Körper der Gottheit. Wenn wir die volle Erleuchtung in der Form von Vajrayogini erlangen, werden wir zu einem neu geborenen Buddha Vajrayogini, unser Aufenthaltsort wird zu einem neu entstandenen Mandala von Vajrayogini und unsere Welt wird zu einem neu entstandenen Reinen Dakiniland.
Mit einer oberflächlichen Realisation der Erzeugungsstufenmeditation werden wir lediglich etwas Ähnliches wie das Reine Land erreichen. Indem wir allmählich die Kraft unserer Erzeugungsstufenmeditation entwickeln, wird sich diese Ähnlichkeit verstärken und stabilisieren, und wir werden dem eigentlichen Reinen Dakiniland näher kommen. Wenn wir die Erzeugungsstufen- und Vollendungsstufenmeditationen kontinuierlich und mit Enthusiasmus praktizieren, werden wir den spirituellen Pfad vollenden, wenn wir uns auf Vajrayogini verlassen.
Zuerst mögen wir die Existenz des Reinen Dakinilandes in Frage stellen oder Zweifel hegen, daß es möglich ist, es zu erreichen. Um solche Zweifel zu überwinden, können wir Träume betrachten. Aufrichtige Praktizierende, die mit der Vajrayogini-Praxis vertraut sind, mögen träumen, daß sie ein Reines Land erreichen. In ihrem Traum werden sie alle Orte als rein und sich selbst als Vajrayogini sehen. Zu diesem Zeitpunkt denken sie nicht, daß sie träumen. Sie glauben, daß sie in einem Reinen Land sind, und deshalb erfahren sie große Freude und Glück. Wenn sie in diesem glücklichen Zustand bleiben würden, ohne jemals aufzuwachen, wäre es berechtigt zu sagen, daß sie gemäß ihrer Erfahrung im Reinen Dakiniland sind.
Durch das Studium der korrekten Sicht der Leerheit können wir verstehen, daß alles lediglich eine bloße Erscheinung des Geistes ist, und daß alles, wie ein Traum, nur durch begriffliche Gedanken zugeschrieben wird. Dieses Verständnis ist äußerst hilfreich, um von der Existenz Reiner Länder überzeugt zu werden. Ein klares und tiefes Verständnis der Natur des äußeren Reinen Dakinilandes wird uns helfen, starkes Vertrauen in den Buddhadharma zu erlangen. Dadurch werden wir mit größerer Kraft und Begeisterung praktizieren.
Das innere Reine Dakiniland ist Sinn-Klares-Licht. Dieses wird nur durch die Vollendungsstufenmeditation erlangt. Durch die Vollendungsstufenmeditation entwickeln wir die Spontane Große Glückseligkeit, und wenn dieser Geist über Leerheit meditiert und eine direkte Realisation erlangt, wird er «Sinn-Klares-Licht» genannt. Dies ist die vierte der fünf Stufen der Vollendungsstufenmeditationen. Wenn wir das innere Reine Dakiniland durch die Vajrayogini-Praxis erreichen, erreichen wir auch das äußere Reine Dakiniland. Dies wird später ausführlicher in diesem Buch erklärt.
Wie wir uns in den zwei Stufen des Vajrayogini-Tantras schulen, wird in den folgenden Anweisungen erläutert. Zuerst erfolgt eine Erklärung, wie man sich in der Erzeugungsstufe schult, und dann anschließend eine Erklärung, wie man sich in der Vollendungsstufe schult.
Die Anweisungen der Erzeugungsstufe haben zwei Teile: eine Erklärung, wie die elf Yogas der Erzeugungsstufe praktiziert werden, und eine Erklärung, wie das äußere Reine Dakiniland durch die Praxis der Erzeugungsstufe erreicht wird. Die elf Yogas der Erzeugungsstufe sind:
1. Der Yoga des Schlafens
2. Der Yoga des Aufwachens
3. Der Yoga des Erfahrens von Nektar
4. Der Yoga der Unermeßlichen
5. Der Yoga des Gurus
6. Der Yoga der Selbsterzeugung
7. Der Yoga der Reinigung der Wandernden
8. Der Yoga der Segnung durch die Helden und Heldinnen
9. Der Yoga der verbalen und geistigen Rezitation
10. Der Yoga der Unvorstellbarkeit
11. Der Yoga der täglichen Handlungen
Die nachfolgenden Anweisungen erklären, wie jeder dieser elf Yogas praktiziert wird. Zuerst müssen wir diese Anweisungen sorgfältig studieren, um sicherzugehen, daß wir jeden dieser Yogas klar verstehen. Dann, wenn wir uns bereit fühlen, sie in die Praxis umzusetzen, sollten wir mit dem Yoga des Schlafens beginnen und bis zum elften Yoga, dem Yoga der täglichen Handlungen, fortfahren. Wenn wir diesen Kreislauf von Übungen täglich wiederholen, werden alle unsere Handlungen in diesen elf Yogas enthalten sein.
Der Yoga des Schlafens, des Aufwachens und des Erfahrens von Nektar
Die ersten drei der elf Yogas, der Yoga des Schlafens, der Yoga des Aufwachens und der Yoga des Erfahrens von Nektar, sind Methoden, unseren Körper, unsere Rede und unseren Geist zu reinigen. Zusammen sind sie als die «Yogas der drei Freuden» oder die «Yogas der drei Reinigungen» bekannt. Der zweite Name ist korrekter, da er so in den Sadhanas von Heruka steht. Die Yogas des Schlafens und des Aufwachens reinigen unseren Körper und Geist und verwandeln sie in den Körper und Geist von Vajrayogini, und der Yoga des Erfahrens von Nektar reinigt unsere Rede und verwandelt sie in die Rede von Vajrayogini.
Im allgemeinen ist der Yoga des Schlafens zusammen mit dem Yoga des Essens und anderen alltäglichen Aktivitäten im elften Yoga, dem Yoga der täglichen Handlungen, enthalten. Es gibt jedoch gute Gründe, warum die Praxis von Vajrayogini mit dem Yoga des Schlafens in der Nacht beginnt und als getrennte Praxis betrachtet wird. Ein Grund ist, daß während der Nacht die Dakinis der vierundzwanzig Orte aufrichtige Vajrayogini-Praktizierende besuchen und ihnen ihre Segnungen gewähren. Im Vajradaka-Tantra steht:
Die Damen dieser Orte
Gewähren den Praktizierenden Siddhis.
Sie kommen immer in der Nacht,
Sie gehen immer in der Nacht.
Hier sind die «Damen dieser Orte» die Dakinis der Vierundzwanzig Heiligen Orte.
Wenn wir nicht vollendete Meditierende sind, können wir unsere Achtsamkeit und Wachsamkeit während des Schlafes nicht aufrechterhalten. Dies läßt unseren Geist ungeschützt und setzt ihn unsichtbaren Einflüssen aus. Wir können beispielsweise mit einem positiven Geist einschlafen, aber uns schlecht fühlen, wenn wir aufwachen, weil wir während der Nacht von bösen Geistern, die unseren wehrlosen Zustand ausgenutzt haben, gestört worden sind. Aufrichtige Praktizierende von Vajrayogini können jedoch feststellen, daß das Gegenteil stattfindet. Sie mögen mit einem von alltäglichen Problemen erfüllten Geist zu Bett gehen, aber erfrischt, mit einem klaren und positiven Geist aufwachen. Obwohl die äußere Situation in etwa die gleiche sein mag, sind sie nun fähig, ihr mit einem friedvollen Geist zu begegnen. Sie mögen auch feststellen, daß Hindernisse für ihre Dharma-Praxis auf unerklärbare Weise über Nacht verschwinden. Dies sind Zeichen, daß sie während der Nacht von Dakinis von den Vierundzwanzig Heiligen Orten besucht worden sind, die ihren Geist und ihren subtilen Körper gesegnet haben. Dakinis können Praktizierenden auf diese Weise helfen, wenn sie durch die reine Vajrayogini-Praxis eine Verbindung zu ihnen herstellen.
Ein anderer Grund, die Praxis von Vajrayogini in der Nacht zu beginnen, besteht darin, daß sich der Klare-Licht-Geist des Schlafes während des Schlafes auf natürliche Weise manifestiert und dieser Geist durch Schulung genutzt werden kann, um auf dem spirituellen Pfad in Richtung der Realisationen des Beispiel-Klaren-Lichts und des Sinn-Klaren-Lichts fortzuschreiten. Einer der Hauptgründe für die Praxis des Vajrayogini-Tantras ist, diese Realisationen zu erlangen.
Während des Tages nehmen wir viele verschiedene Dinge wahr, aber in der Dunkelheit der Nacht verschwinden alle diese Erscheinungen. Der Tag symbolisiert somit konventionelle Wahrheit, und die Nacht symbolisiert Leerheit oder endgültige Wahrheit. Diese Praxis in der Nacht zu beginnen, erinnert uns daran, daß der Hauptzweck der Schulung in diesen Anweisungen darin besteht, den Geist des Klaren Lichts zu entwickeln, der direkt Leerheit realisiert. Indem wir uns daran erinnern, beginnen wir unsere Praxis des elften Yogas von Vajrayogini mit dem Yoga des Schlafens. Andere Texte geben andere Gründe an, aber die hier aufgeführten sind die zutreffendsten.
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