Körper-Mandalas sind nicht in jeder Gottheitspraxis enthalten. Eine Praxis, die ein Körper-Mandala enthält, ist tiefgründiger als eine Praxis, die keines enthält, und das tiefgründigste aller Körper-Mandalas ist das von Vajrayogini.
DIESE ANWEISUNGEN ENTHALTEN EINEN AUSSERGEWÖHNLICHEN YOGA DER UNVORSTELLBARKEIT
Der außergewöhnliche Yoga der Unvorstellbarkeit ist eine besondere Methode, mit der das Reine Dakiniland innerhalb dieses Lebens erreicht werden kann, ohne daß wir unseren gegenwärtigen Körper aufgeben. Sie ist nur in der Praxis von Vajrayogini zu finden.
DIE ERZEUGUNGS- UND DIE VOLLENDUNGSSTUFE KÖNNEN ZUSAMMEN PRAKTIZIERT WERDEN
In Übungen wie Yamantaka und Guhyasamaja können Praktizierende nur über die Vollendungsstufe meditieren, nachdem sie Erfahrung in der Erzeugungsstufe erlangt haben. In der Praxis von Vajrayogini können wir uns jedoch in den Meditationen der Vollendungsstufe schulen und sogar gewisse Realisationen der Vollendungsstufe erlangen, während wir uns noch in der Erzeugungsstufe schulen.
DIESE ANWEISUNGEN SIND FÜR DIEJENIGEN MIT STARKER BEGEHRENDER ANHAFTUNG BESONDERS GEEIGNET
Im allgemeinen ist es für diejenigen mit starker begehrender Anhaftung sehr schwierig, Dharma zu praktizieren. Dies gilt jedoch nicht für die Praxis von Vajrayogini. Überall in dieser Welt existieren unzählige Ausstrahlungen von Heruka und Vajrayogini, die sich als gewöhnliche Männer und Frauen manifestieren. Diese Ausstrahlungen helfen reinen Vajrayogini-Praktizierenden, ihre begehrende Anhaftung in den spirituellen Pfad umzuwandeln. Wenn solche Praktizierende gewissenhaft ihre Verpflichtungen einhalten und vertrauensvoll die elf Yogas praktizieren, werden sie schließlich einer Ausstrahlung von Vajrayogini begegnen, die sich als attraktiver Mann oder attraktive Frau manifestiert. Indem diese Ausstrahlung die begehrende Anhaftung in den Praktizierenden weckt, wird sie ihre Kanäle, Winde und Tropfen segnen. Durch das Eingehen der Vereinigung mit der Ausstrahlung wird der Praktizierende oder die Praktizierende fähig sein, seine oder ihre Begierde in die Spontane Große Glückseligkeit umzuwandeln. Mit diesem glückseligen Geist wird der Praktizierende oder die Praktizierende über Leerheit meditieren und schließlich alle Verblendungen, einschließlich der begehrenden Anhaftung, ausmerzen. Auf diese Weise wird er oder sie schnell die volle Erleuchtung erlangen. Genauso wie Feuer, das aus Holz entsteht, schließlich das Holz, das es erzeugt hat, verzehrt, so verzehrt schließlich auch die tantrische Glückseligkeit, die aus der begehrenden Anhaftung entwickelt wird, die begehrende Anhaftung, die sie verursacht hat. Diese geschickte Methode des Umwandelns von Anhaftung in den spirituellen Pfad wurde von Meistern wie Ghantapa und Tilopa übernommen.
Die Essenz der Höchsten-Yoga-Tantra-Praxis ist das Erzeugen eines Geistes der Spontanen Großen Glückseligkeit und das Nutzen dieses glückseligen Geistes, um über Leerheit zu meditieren. Der Geist der Spontanen Großen Glückseligkeit wird erlangt, indem die inneren Winde durch Vollendungsstufenmeditation im Zentralkanal gesammelt werden. Damit die Vollendungsstufenmeditation erfolgreich ist, müssen die Kanäle, Winde und Tropfen unseres Körpers von Gottheiten gesegnet werden. Das wird durch die Erzeugungsstufenpraxis erlangt.
DIESE ANWEISUNGEN SIND FÜR DIESES DEGENERIERTE ZEITALTER BESONDERS GEEIGNET
Die Praxis von Vajrayogini bringt besonders während dieses spirituell degenerierten Zeitalters sehr schnell Segnungen. Es heißt, daß es um so schwieriger wird, Segnungen von anderen Gottheiten zu erhalten, je mehr sich das allgemeine Niveau der Spiritualität verringert, doch bei Heruka und Vajrayogini ist das Gegenteil der Fall; je mehr die Zeiten degenerieren, desto leichter können Praktizierende ihre Segnungen erhalten.
Wann immer Vajradhara ein Tantra erläuterte, strahlte er das damit verbundene Mandala aus, doch am Ende des Vortrages nahm er das Mandala für gewöhnlich wieder in sich auf. Als er zum Beispiel das Wurzel-Tantra von Kalachakra erläuterte, strahlte Vajradhara das Kalachakra-Mandala aus, und als er geendet hatte, löste er es wieder auf. Die Mandalas von Heruka und Vajrayogini löste Vajradhara jedoch nicht auf. Diese Mandalas existieren immer noch an verschiedenen Orten dieser Welt, wie etwa an den Vierundzwanzig Heiligen Orten. Deshalb haben die Menschen in dieser Welt eine besondere Beziehung zu Heruka und Vajrayogini und können schnell ihre Segnungen erhalten. Außerdem versprach Vajradhara im Wurzel-Tantra von Heruka, daß Heruka und Vajrayogini in der Zukunft, wenn die Zeiten spirituell degenerieren, denjenigen mit starker Anhaftung Segnungen gewähren.
Im allgemeinen dauert es um so länger, daß die Segnungen einer Gottheit den Praktizierenden erreichen, je höher die Anzahl der Linien-Gurus der Praxis einer Gottheit wird. Je größer jedoch die Anzahl der Linien-Gurus von Heruka und Vajrayogini ist, desto schneller erhalten die Praktizierenden ihre Segnungen.
DAS MANTRA VON VAJRAYOGINI BESITZT VIELE BESONDERE QUALITÄTEN
Im Wurzel-Tantra von Heruka steht, daß Erlangungen durch das bloße Rezitieren des Vajrayogini-Mantras, sogar mit wenig Konzentration, erzielt werden können. Mit der Mantra-Rezitation von anderen Gottheiten ist dies in der heutigen Zeit nicht möglich. Wir benötigen jedoch sehr starkes Vertrauen in Vajrayogini und ihr Mantra, wenn wir allein durch die Mantra-Rezitation Realisationen erlangen wollen.
Wenn wir eingehend über den Nutzen und die besonderen Qualitäten dieser Anweisungen nachdenken, werden wir realisieren, daß wir jetzt eine sehr kostbare Gelegenheit haben, sie zu studieren und zu praktizieren. Ein Gefühl großer Freude wird in uns entstehen, das uns großes Vertrauen in die Anweisungen geben wird und uns dazu ermutigt, sie in die Praxis umzusetzen.
BIOGRAPHIEN VON BUDDHISTISCHEN MEISTERN DER VERGANGENHEIT, DIE DURCH DIESE ANWEISUNGEN REALISATIONEN ERLANGTEN
Viele Menschen haben durch die Vajrayogini-Praxis die höchsten Erlangungen erzielt. Viele von den vierundachtzig Mahasiddhas des alten Indiens erreichten ihre Erlangungen durch die Übungen von Heruka und Vajrayogini, und seit der Zeit, in der diese Tantras in Tibet eingeführt wurden, haben auch viele Tibeter ähnliche Realisationen erlangt. Es ist immer noch möglich, diesen Meistern nachzueifern und die gleichen Erlangungen zu erzielen.
Es folgen nun kurze Biographien von fünf großen Praktizierenden, die die besondere Obhut und Führung von Vajrayogini erhielten, und infolgedessen das Reine Dakiniland erreichten.
Luyipa war ein großer indischer Mahasiddha, der sich auf Heruka und Vajrayogini verließ. Eines Tages, am zehnten Tag des Monats, ging er zu einem Friedhof, um zu meditieren, doch als er ankam, sah er eine Gruppe von Männern und Frauen, die ein Picknick machten. Eine der Frauen gab ihm ein Stück Fleisch, und durch dessen Genuß wurde sein Geist gesegnet und augenblicklich von gewöhnlichen Erscheinungen gereinigt. Er erhielt eine Vision von Heruka und Vajrayogini und erkannte, daß die Männer und Frauen in Wirklichkeit Helden und Heldinnen waren. Seine vorangegangene, reine Praxis von Vajrayogini hatte bewirkt, daß sich Vajrayogini als die Frau manifestierte, die ihm das Fleisch angeboten hatte. Auf diese Weise half ihm Vajrayogini, sowohl das äußere als auch das innere Reine Dakiniland zu erlangen.
Der Mahasiddha Ghantapa lebte tief in einem Wald bei Odivisha (heute Orissa) in Indien, wo er sich mit intensiver Meditation über Heruka und Vajrayogini beschäftigte. Da er an einem so abgeschiedenen Ort lebte, war seine Kost sehr kärglich und sein Körper magerte ab. Eines Tages, als der König von Odivisha im Wald jagte, begegnete er zufällig Ghantapa. Als er sah, wie dünn und schwach er war, fragte der König Ghantapa, warum er im Wald bei solch karger Kost lebe. Der König ermunterte Ghantapa, mit ihm zur Stadt zurückzukehren, wo er ihm Nahrung und Obdach geben würde. Ghantapa antwortete, daß er nicht von den Reichtümern eines Königs in Versuchung geführt werden könne, den Wald zu verlassen, genausowenig wie es möglich sei, einen großen Elefanten mit einem dünnen Faden aus dem Wald zu führen. Wütend über Ghantapas Zurückweisung, kehrte der König zu seinem Palast zurück und schwörte Rache.
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