Der Ausruf des Zeremonienmeisters:
„Es tritt ein Isabella, de la Ribera und Prinzessin von Dijon, etc. etc.!“ ging im Jubel der Anwesenden fast unter.
Eine Zofe im schlichten schwarzen Kleid ging hinter ihr, die ausladende Schleppe tragend. Die Kleidung der Prinzessin war auch in Schwarz gehalten hie und da blitzen goldene Borten und Schleifen durch. Auch der Schleier vor dem Gesicht, ganz in Schwarz. Als sie vorn angekommen, machte sie, vor dem Herzog, einen vollendeten Hofknicks der ihren Auftritt krönte. Sie behielt die hockende Stellung, bis der Herzog sie, durch eine elegante Handbewegung, erlöste.
„Wo ist denn der Ofterdingen? Wir brauchen ihn hier!“ sagte der Herzog. Kunigunde übergab ihrem Bruder die Urkunde der Verlobung.
Als Ofterdingen sich beim Herzog eingefunden, meinte dieser:
„Gehen wir mal nach hinten. Die Vermögenswerte erscheinen mir doch etwas dürftig!“ In das Ohr der Kunigunde flüsterte er:
„Der Wechsungen nimmt uns eine große Last von den Schultern, weiß er von dem Kind?“
„Er hat es wie ein Ehrenmann aufgenommen!“ antwortete die Gefragte ebenso flüsternd.
Hinten angekommen, bat der Herzog seine Gemahlin, der Unterredung beizuwohnen. Der Maximilian war gut vorbereitet, denn Kämmerer Rudolf mit etlichen Dokumenten tat ein. Er war auch der Vertraute des Kaisers. Jeder der Anwesenden wusste, was hier besprochen wird, bleibt auch in dem Raum.
Der Herzog sagte:
„Die Spanier und Franzosen würden Gift und Galle spucken, wenn wir die Prinzessin, mit einem armen Schlucker verheiraten, aber das Blut im Wechsungen, Ihr wisst alle wie wichtig die Grafschaft Görz ist, kann im Falle einer Erbschaft, von Wichtigkeit sein.“
„Er hat so wie ich weiß,“ warf Kunigunde ein: „zwei Brüder…“
„Die haben verzichtet, Rudolf zeig die Dokumente!“ sagte der Herzog und ließ sich ein weiteres Dokument reichen.
„Die Feste Garz ist zurzeit herrenlos, der Ulrich von Graben verwaltet für uns. Die Feste sowie die Grafschaft halte ich für angemessen dem Wechsungen zur Hochzeit zu schenken. Zur Verlobung werden wir ihm die Feste als Lehen übereignen. Was meinst du Maria?“ Maria von Burgund die ihren Gatten genau kannte, meinte:
„Deine Weisheit ist unerreicht, mein Bester!“
„Du, meine liebste Schwester, wirst mir den Wechsungen auf die Finger schauen, leider ist mein Vertrauter Bruder Severus nicht mehr unter uns!“ „Was?“ fuhr Kunigunde hoch.
Der Herzog schnitt ihr aber das Wort ab.
„Ich verlange, dass von Euch, wem soll ich sonst trauen? Es ist ja nicht für die Ewigkeit! Ein Jahr vielleicht, wenn überhaupt, dann seid Ihr wieder frei!“
Kunigunde hat sich gleich wieder gefangen und antwortete, so wie es Maximilian erwartete:
„Ich bin Eure Dienerin, natürlich wenn Ihr meint!“
„Vater Friedrich verhandelt mit dem Bayern über euch, genaues weiß ich nicht, aber dass darf ich dir wohl sagen. Den Bayern, kennst du glaub ich?“ fragte Maximilian. „Albrecht? Ja, das wäre schon schön. Ein edler Herr!“ schmunzelte Kunigunde in sich hinein.
„Gut, zu Euch Ofterdingen, Ihr seid mir für die militärischen Belange verantwortlich. Für Frevler keine Gnade. Nimmt die Sache größere Ausmaße an, so will ich vorher unterrichtet werden! Nun gehen wir ich hoffe der Abend endet wenigstens fröhlich!“ „Das liegt doch an Euch mein Lieber!“ sagte lächelnd die Maria von Burgund, was ihr einen tüchtigen Klaps, auf ihren Allerwertesten, von ihrem Gemahl einbrachte.
*
Als der Herzog mit Gefolge wieder den Saal betrat, erhoben sich alle, auch die Verlobten. Der Zeremonienmeister rief: „Hochwohlgeborene Gäste, nehmt eure Plätze ein, seine Majestät hat eine Freudigkeit zu verkünden!“
„Mein liebes Volk! Meine aller lieblichste Isabella! Mein treuer Karl! Es erfüllt unser Herz,“ dabei sah er seine Gemahlin liebevoll an, „als auch das Herz meiner Schwester, mit Freude! Zwei Menschen die uns treu ergeben, wollen sich zusammentun! Wir, Maximilian, Herzog von Burgund, meine liebe Gemahlin, sowie meine hochherzige Schwester, Kunigunde von Österreich wünschen, dass euer gemeinsamer Weg, Gottes Segen findet. Unseren Segen erhaltet ihr jetzt.“ Die beiden Verlobten knieten vor dem Herzog und der sprach die Segensworte, die vom Kardinal wiederholt wurden, so war der Segen komplett.
Nach der Zeremonie erhob sich die Herzogin von Burgund und sprach:
„Als Zeichen unserer Gunst Belehnen wir den Inquisitor Karl mit der Festung Garz, die sein Sitz sein soll. Wenn die Hochzeit vollzogen, soll auch das Umland mit den Dörfern, aufgezeichnet im Dokument, dem Herrn und der dann edlen Dame von Wechsungen zufallen!“
Die beiden Verlobten eilten nach vorn, um die Hände der Gönnerin für ihre Großzügigkeit zu küssen. Garz gehörte zum Besitz der Herzogin von Burgund, seiner Gemahlin, deshalb viel es Maximilian nicht schwer, mit der Schenkung.
*
Der Zeremonienmeister hob sein Zepter und die Tore öffneten sich. Ehe man sich versah, waren Tische hereingebracht und zu einer großen Tafel gestellt. Am Kopf saßen der Herzog mit seiner Maria, sowie die Schwester und die Verlobten. Erlesene Speisen und Getränke, einer solchen Feier würdig, wurden gereicht.
Nachdem der Herzog seinen Appetit gestillt rief er in die Runde: „Wo sind die Musikanten?“
Sogleich zog man auf der Empore einen Vorhang beiseite und schon waren die neusten Werke des Hofmusikus zu hören. Der Herzog sprang auf und machte vor Isabella eine angedeutete Verbeugung: „Der erste Tanz gehört mir, wenn Ihr gestattet! Musikanten meine Musik, wenn ich bitten darf!“ Schon fiedelten die Musikanten los was das Zeug hielt.
Kunigunde flüsterte Karl schnell zu:
„Hurtig, Ihr müsst die Maria auffordern!“
Das ließ sich Karl nicht zwei Mal sagen und schon lag Maria von Burgund in seinem Arm. Als der Herzog sah, dass seine Liebste tanzte, war er schnell bemüht, dem Paar nahe zu kommen, um die Partnerinnen auszutauschen.
Die Maria, die das bemerkte, bat Karl:
„Schnell mein Lieber, wir wollen uns doch entfernen, ich möchte meinen Liebsten etwas zappeln lassen, dass wird seine Liebe nur anstacheln!“
Karl kannte das Gerücht, dass der Herzog eifersüchtig sein konnte. Daher unterließ er es tunlichst, vor dem Maximilian zu flüchten, sondern übergab seine Tanzpartnerin sobald er nur konnte. Diese zog einen Flunsch: „Schade!“ Aber sogleich lächelte sie wieder, als sie mit ihrem Maximilian davon tanzte.
*
Karl blickte dem Paar nach, wurde aus seiner Lethargie gerissen als er vernahm:
„Wollen wir hier Wurzeln schlagen?“
Isabella! Seine Isabella! „Oh Gott verzeiht mir, es war heute fast zu viel, soviel Glück, und Ihr macht es vollkommen! Darf ich um diesen Tanz bitten?“ „Na gut, ich will mal nicht so sein, schließlich seid Ihr mein Verlobter, aber bildet Euch nicht zu viel drauf ein!“ Der Abend war noch lang und für alle Beteiligten ein unvergessliches Ereignis. Als der Zeremonienmeister zur Schlusspromenade bat, war sehr oft zu hören:
„Was schon Schluss? Wie die Zeit vergeht.!“ Nur Isabella hatte beizeiten den Ball verlassen, Kopfweh! Karl zog sich sogleich auch zurück, was einige Tuschelei nach sich zog.
*
Am nächsten Tag traf man sich, bei der Kunigunde von Österreich, zum Frühstück. Eine große Tafel war gedeckt und Ofterdingen und Kunigunde waren schon anwesend als Karl von Wechsungen eintrat. Kunigunde deutete einen Knicks an und Ofterdingen verneigte sich ein wenig vor dem Eingetretenen. „Nicht doch, meine Lieben!“ rief Karl aus.
Kunigunde aber sprach. „Ihr müsst euch dran gewöhnen, wir müssen schon die Etikette wahren! Schließlich seid ihr jetzt der Inquisitor, mir fast gleichgestellt, habt Ihr euch schon um Bedienstete bemüht?“
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