John Etter
Privatdetektiv
Verschollen in den
Höllgrotten
Mein Name ist John Etter.
Ich will mit jedem Buch einige Ereignisse aus meinem Leben erzählen.
Jedes Buch soll anders werden - nicht mit dem jeweils vorhergehenden Werk vergleichbar. Wie die ersten beiden Bände.
Lassen Sie sich überraschen.
Viele Personen und Ereignisse in dieser Geschichte sind frei erfunden, andere nicht. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind meist zufällig und häufig nicht beabsichtigt.
Kapitel 1: Fall gelöst
John Etter saß ungemütlich in einer Ecke und wartete. Es war dunkel. Nur ein schwacher Lichtschein der Straßenlaterne erhellte das fremde Hotelzimmer im Erdgeschoss. Er saß schon seit über zwei Stunden hier und fragte sich, ob er das Unternehmen nicht langsam abbrechen sollte. Es war eine Falle, aber es schien, als ob der Köder nicht zog. Die Beute wollte sich nicht zeigen, und es wurde immer später. Wieder einen Abend für nichts vorbeiziehen lassen. Doch noch bestand etwas Hoffnung.
Das Handy vibrierte in seiner Hose und er zog es hervor. Bevor er auf das Display achtete, hörte er nochmals in die Dunkelheit hinaus, ob sich jemand dem Hotelzimmer näherte.
Nichts.
Haben zwei vermisste – wie sieht es bei dir aus. Erfolg? Sonst doch besser Aktion abbrechen und zurück ins Büro. Seine Sekretärin führte sich auf wie der Chef der Detektei. Susanne Gehrig war die Perle der Detektei. Scheinbar vierundzwanzig Stunden im Einsatz.
„Mist“, flüsterte er sich selbst zu. Er würde der Aktion noch eine halbe Stunde geben, dann würde er zurück ins Büro fahren. Er hatte sich so auf sein Bett gefreut. Daraus würde wohl nichts werden. In Kürze würde die Veranstaltung unten im Hotel zu Ende gehen und der Mieter des Zimmers würde hochkommen. Dann war es zu spät. Dann wäre die Falle nicht zugeschnappt. Ein lukrativer Auftrag flöten gegangen.
Sein Rücken tat ihm weh und er verspürte langsam Hunger. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es bald Mitternacht schlagen würde. Gib mir noch eine halbe Stunde, dann Abbruch, drückte er aufs Display, schickte die Nachricht ab und verstaute sein Handy.
Wahrscheinlich würde es heute nichts mehr. John Etter überlegte, ob er aufstehen sollte, als er ein leises Kratzen am Fenster vernahm. Auf einmal war sein Rücken vergessen und er war hellwach und angespannt.
Eine Weile tat sich nichts und er strengte seine Ohren an, um jedes Geräusch mitzubekommen. Aber er hörte nichts. War es ein Fehlalarm? Er wollte gerade wieder in sich zusammensinken, als ein leichter Luftzug das Zimmer durchstreifte und die Gardinen sich leicht bewegten.
Hatte er seinen Gehörsinn verloren? Sein Herzschlag dröhnte ihm so laut in den Ohren, dass er sicher noch von den Bewohnern des Nachbarzimmers vernommen werden würde. Eine kühle Brise zog über seine heiße Stirn: Das Fenster schien ganz hochgeschoben zu werden.
Dann wurde es dunkler, als sich ein Schatten vor die Straßenlaterne schob. Der Schatten glitt ins Zimmer, schwerelos und absolut geräuschlos.
Ein dunkler Umriss erschien vor dem dunklen Hintergrund, fast unsichtbar und hielt einen Moment inne. Es sah aus, wie ein Schattenspiel, das er als Kind einmal gesehen hatte.
John Etter hielt den Atem an, und war sich sicher, dass ihn alleine sein lauter Herzschlag verraten würde.
Der Schatten sah sich um, orientierte sich und glitt zielsicher auf den Wandsafe zu, der hinter einem Bild angebracht war. Ohne zu zögern, wurde das Bild zurückgeklappt. Die Gestalt holte einen dunklen Beutel hervor und kramte leise einige Gegenstände hervor, mit denen sie sich an dem Safe zu schaffen machte.
Der Zeitpunkt war gekommen.
Etter drückte den Alarmknopf, ein kleines Kästchen, das er bei sich trug. Er alarmierte so die Leute draußen im Gang, die Tür flog auf und die Helfer stürmten herein. Gleichzeitig erhellten alle Lampen das Zimmer.
Die Gestalt fuhr herum und erstarrte, als sie sich den eindringenden muskelbepackten Männern gegenübersah. Sie blickte rasch umher, auf der Suche nach einem Ausweg, den es nicht gab, denn in dem Moment erhob sich Etter aus seinem Versteck und schnitt damit den Rückweg durch das Fenster ab.
Langsam, unendlich langsam, wie betäubt richtete sich die Gestalt auf und hob die Hände über den Kopf.
Seine Leute gingen auf die Gestalt zu, nahmen ihr die Gegenstände ab und drehten die Hände auf den Rücken, um sie mit Handschellen zu fesseln.
Etter ging auf sie zu und gab dem Nächststehenden einen Wink mit dem Kopf. Der griff nach der schwarzen Gestalt und zog ihr mit einem einzigen Griff die schwarze Maske vom Kopf.
Zum Vorschein kam ein junges Gesicht: gut geschnitten, fast hübsch, Mitte zwanzig, männlich, mit dunklem, lockigem Haar, das bis über die Augen fiel. Augen, von einem intensiven grün.
Der Einbruchspezialist war ihnen endlich ins Netz gegangen. Was der Polizei in den letzten drei Jahren nicht gelang, gelang ihm und seinem Team innert zwei Wochen.
Er war schlank, die schwarze Montur betonte jede Wölbung seines Körpers. Seine Füße steckten in schwarzen Füßlingen.
Ein feines Lächeln überzog John Etters Lippen, als er den Schock in den Augen des jungen Mannes erkannte.
Er gab seinen Leuten einen Wink und sie entfernten die schwarze Gestalt mit leicht unnötiger Brutalität. Sie würden ihn der Polizei übergeben und sein Büro würde einerseits das Kopfgeld sowie die Entlohnung des privaten Auftraggebers einsacken.
Er glaubte zwar nicht, dass es einen Eindruck machen würde, aber es würde den jungen Mann schon mal darauf einstimmen, was ihn im Polizeipräsidium erwarten würde; das Polizeipräsidium, welches ein weiteres Mal vorgeführt wurde. Von John Etter – Privatermittlungen. Eine von der Polizei nicht immer gerne gesehene Visitenkarte. John füllte mit jedem gelösten Fall jeweils die Blätter des Landes. Außer von seinen ehemaligen Kollegen, mit denen er während seiner Polizistenzeit eng zusammengearbeitet hatte.
Seine Sekretärin, Susanne Gehrig, war auf dem PR-Gebiet eine Göttin, was man von der äußeren Erscheinung nicht behaupten konnte. Hundertsechzig Zentimeter groß und die gleiche Zahl in Kilogramm. Aber das Aussehen war John Etter egal – sie war ein Profi auf ihrem Gebiet, und seit er sie engagiert hatte, lief sein Laden. Er hatte ein gutes Dutzend freie Mitarbeiter, die er je nach Fall, den er zu lösen hatte, aufbot. Die meisten waren lediglich im Nebenjob Detektive, aber alle waren immer zuverlässig. Heute war die „Bodybuilderarmada“ dran. Er hatte einst ein paar kräftige Leute für einen speziellen Auftrag mit leichten Einschüchterungstendenzen gebraucht und vier Leute aus einem Fitnesscenter dafür angeheuert. Diese vier brauchte er immer mal wieder, wenn Muskelkraft oder Einschüchterung zur Lösung eines Falles beitrugen.
Die aufgebotene Polizei nahm die Spurensicherung auf und und John Etter verlies zufrieden das Zimmer. Nicht ohne überlegenen Blick in Richtung der Kommissare, denen nun nur noch die Fleißarbeit übrig blieb.
Der neue Fall mit den Vermissten musste bis morgen warten, denn jetzt war erst mal Feierabend. Um die Vermissten konnte sich die Polizei kümmern. Er tippte die Erfolgsnachricht noch seiner Pseudochefin, die rund um die Uhr informiert sein wollte, und fuhr nach Hause.
Am nächsten Morgen betrat John Etter das Diebstahlkommissariat der Polizei. Er musste noch den ganzen Schreibkram vor Ort erledigen, denn die Polizei legte Wert auf ausführliche Rapporte. Ihm war es jeweils ein Graus, aber es musste sein und er hatte dabei jeweils Gelegenheit, auf fremdem Gebiet zu spionieren. Der von ihm Überführte wurde gerade ins Vernehmungszimmer gebracht. Der vernehmende Polizist, Bruno Bär, Abteilungsleiter der Kriminalabteilung Diebstahl war ein alter Bekannter und guter Freund und wohl der einzige Polizist, der das Heu auf gleicher Bühne mit ihm hatte. Bär zeigte Etter mit einer Hand an, dass er sich in den Nebenraum des Vernehmungsraums begeben sollte.
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