Eske verschnaufte. Sie zitterte vor Kälte und versuchte zu verarbeiten was sie gerade erlebt hatte. Es war eines der Mädchen gewesen, die immer mit ihrer Tochter unterwegs gewesen war. Ihre Geister hatten keinen Frieden gefunden und gaben ihr die Schuld für das Unglück!
Ihre Gewandung hatte sich bereits komplett mit Wasser vollgesogen und es schien, als zog die dicke Wollkleidung sie auf dem Grund. Kurz dachte sie daran einfach aufzugeben und loszulassen. Kein Kampf mehr, keine Sorgen und keine Schmerzen mehr. Nein, denn wenn sie hier starb, hielt das Moor ihren Geist gefangen und sie wurde selber zu einem ruhelosen Sumpfgeist!
Sie fasste neuen Mut. Eske war noch nicht bereit zu sterben. Nicht heute und nicht in diesem stinkenden Sumpf. Sie wurde noch gebraucht. Arnodd, ihr Sohn und ihre Siedler verließen sich auf sie!
Sie löste die Ringfibel und trennte sich von dem schweren Umhang. Darauf entknotete sie ihren Gürtel und schmiss ihn zu dem Baum. Als Nächstes löste sie die Fibeln an ihren Schultern und ließ ihr dickes Wolloberkleid im Sumpf zurück. Endlich fühlte sie sich leichter und nahm viel Schwung.
Sie bekam eine der Baumwurzeln zu fassen und zog sich langsam aus dem Morast.
Völlig außer Atem und kraftlos blieb sie rücklings auf den Boden liegen und schloss erschöpft ihre Augen. Ihr feines weißes Unterkleid aus Leinenstoff war komplett durchnässt und mit Dreck eingesaut. Sie dürfte jetzt nicht einschlafen. Zu groß war die Angst hier im Schlaf zu erfrieren. Langsam öffnete sie ihre Augen und sah in den wunderschönen Sternenhimmel. Eske lächelte und setzte sich auf. Sie sah aus, wie ein Monster das aus dem Moor gekrochen kam, vor dem die Kinder immer Angst hatten. Mit ihren Händen wischte sie ihr Gesicht einigermaßen sauber und fuhr sich durch ihre langen kupferfarbenen Haare, die komplett mit Faulschlamm bedeckt waren. Anschließend schüttelte sie den Matsch von ihren Händen ab und unterdrückte ein Würgen. Sie stank so bestialisch nach Fäulnis, dass ihr erneut übel wurde.
Mit zittrigen Beinen stand sie auf. Sie musste sich bewegen und sie wollte sich ihre Wollkleidung wiederholen. Vorsichtig kniete sie sich an das Loch und versuchte ihre Kleidung mit einem Stock wieder herauszuangeln.
Gerade als sie den Umhang erwischt hatte, tauchte neben ihr erneut ein Moorgespenst auf. Erschrocken ließ sie den Ast fallen und sah die Nebelgestalt wie erstarrt an.
>>Ihr werdet alle sterben!<< , flüsterte es.
Das war zu viel. Eske hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren und lief blindlings los. Hinter sich hörte sie das schaurige Lachen der schrecklichen Erscheinung. Sie achtete auf gar nichts mehr, sie wollte einfach nur fort von hier. Nicht selten stolperte sie über Baumwurzeln oder versank bis zu den Knien in eine tiefe Stelle.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, spürte sie festeren Boden unter ihren Füßen, die Bäume und Sträucher lichteten sich und sie konnte das Weideland erahnen. Nur noch ein kleines Stück und schon ließ sie die letzten Birken hinter sich. Nun hatte sie die Marsch erreicht.
Erleichtert blieb sie stehen und drehte sich um, nur um zusehen, ob ihr irgendetwas aus dem Moor gefolgt war. Sie rang nach Luft. Eske starrte wie gebannt auf das Moor, doch da war nichts, nur Stille.
Endlich sah sie den Horizont und wie sich der Himmel langsam in ein schönes Rot verfärbte. Die letzten Wolken verzogen sich, während die ersten warmen Sonnenstrahlen auf die Landschaft schienen und nahmen so dem Moor den Schrecken. Die Vögel erwachten und stimmten ihr Morgenkonzert an.
Für einige wenige Augenblicke ließ sie das Bild und die Musik der Vögel auf sich wirken, bevor sie sich von dem grauenhaften Moor abwandte. Schaudernd verschränkte sie die Arme vor ihrem Bauch und ließ sich auf die Knie fallen.
Völlig entkräftet legte sie sich einfach bäuchlings auf die kühle, noch vom Morgentau benetzte Wiese der Marsch. Die morgendlichen Sonnenstrahlen wärmten ihren Rücken und vor Erschöpfung fielen ihr augenblicklich die Augen zu.
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