1 ...6 7 8 10 11 12 ...26 Er war weiterhin Privatdozent am Institut für Kunstgeschichte, unter Direktor A.E. Brinckmann. Auch im Sommersemester 1926 gab es eine Veranstaltung Herbert Kühns zur Eiszeitkunst und eine ethnologische zur Kunstgeschichte von Peru und Mexico. Zweimal bot er auch Vorlesungen zu einem metallzeitlichen Thema an. Die Schwerpunkte von Herbert Kühns Lehrtätigkeit lagen aber eindeutig im völkerkundlichen Bereich sowie im Bereich des Paläolithikums: Viermal Paläolithikum und dreimal völkerkundlich, zweimal metallzeitlich. Dazu kam noch eine rein kunstgeschichtliche Übung.
In den nächsten beiden Jahren erweiterte Herbert Kühn seine Lehrveranstaltungen: Stilistische Themen wie Ornament und Geometrie kamen hinzu, Übungen zur Kunst des Neolithikums sowie «germanische» Fragestellungen: Im Wintersemester 1926/27 als Übung: «Frühgermanische Elemente in mittelalterlicher Kunst» und «Nordische Kunst der Eddazeit» im Sommersemester 1927. Die völkerkundlichen Themen fallen nun fort.
Wahrscheinlich spiegelte sich hierin Herbert Kühns Bestrebung wieder, seine venia legendi auf Vorgeschichte auszuweiten sowie ein Institut für Vorgeschichte an der Universität zu begründen.
Voraussetzung dafür war wohl die Erweiterung seiner venia legendi zu «Prähistorische Kunst und Vorgeschichte». Im grossen und Ganzen beurteilten die Historiker dieses Ansinnen positiv.
Auf der Fakultätssitzung vom11.6.1928 wurde über die Änderung der venia legendi von Herbert Kühn verhandelt: Der Dekan berichtete über die umfangreichen Veröffentlichungen Herbert Kühns und über seine Herausgebertätigkeit. Er verteidigte Herbert Kühns wissenschaftliche Leistungen sowie seine Lehrtätigkeit. Die Frage war, ob die venia legendi erweitert werden solle auf a) Prähistorische Kunst, b) Prähistorische Geschichte oder einfach auf c) Prähistorie. Der Dekan betonte in dieser Sitzung, dass ein Fach Prähistorie gar nicht bestünde, weshalb eine venia legendi auch nicht üblich sein könne.
Die Professoren Gerhard Kallen und Hasebroek äusserten sich mit beiden Alternativen einverstanden, Professor Phillip äusserte Zweifel an der wissenschaftlichen Sicherheit Herbert Kühns. Auch van der Leyen bezweifelte den Umfang der allgemeinen Kenntnisse Herbert Kühns. Professor Thorbecke plädierte für eine geteilte venia legendi und zusammen mit den Professoren Hartmann, Hasebroek, Breslau und Philipp wies er darauf hin, dass Prähistorie allgemein die Fächer Geologie, Zoologie, Anthropologie, Geschichte, Mineralogie und Botanik umfasse. Daher plädierten diese fünf für Vorsicht bei einer Ernennung.
Als Variante wurde von einem Teilnehmer der Fakultätssitzung vom 11.6.1928 noch die Bezeichnung Prähistorische Kulturgeschichte vorgeschlagen.
A. E. Brinkmann stellte im weiteren Verlauf dieser Sitzung den Antrag an die Fakultät, ob man nicht die venia legendi für Prähistorie (Vorgeschichte) allgemein erteilen könne, vorausgesetzt, dass günstige Gutachten dafür hereinkämen. Gegen acht zustimmende Stimmen wurde A. E. Brinkmanns Antrag abgelehnt.
Ein weiterer Antrag schlug vor, die venia legendi unter die Fächer a) Kunst, b) Geschichte aufzuteilen als a) Prähistorische Kunst und b) Vorgeschichte. Dieser Antrag wurde mit dem Zusatz angenommen, dass die Erteilung von den Gutachten des Ordinariats für Geschichte abhängig gemacht würde.
Selbst Professor Johannes Ziekursch, wie Gerhard Kallen ein weiterer Inhaber eines historischen Lehrstuhles in Köln, der Herbert Kühns Arbeiten kritisch gegenüber stand, da er ihm einige Ungenauigkeiten vorwarf, war auf der Fakultätssitzung vom 11.6.1928 doch mit einer venia legendi für allgemeine Prähistorie einverstanden und plädierte am Ende seines Kurzgutachtens am 26.6.1928 dafür: ... dass ich der Fakultät empfehle, dem bestehenden Zustande, dass Kühn tatsächlich über allgemeine Vorgeschichte liest, nachträglich den notwendigen Rechtsboden durch die Erweiterung seiner venia zu verschaffen. (UAK Zug. 197/769)
Im unmittelbaren Anschluss an die fakultätsinterne Erweiterung der venia legendi Herbert Kühns lief auch das Antragsverfahren durch die Fakultät, Herbert Kühn zum nichtbeamteten, ausserordentlichen Professor zu ernennen.(UAK Zug. 197/769) Der Antrag eines Studenten vom November 1928 an die Fakultät, Prähistorie als Promotionsfach wählen zu können wurde auf der Sitzung vom 12.11.1928 abgelehnt. Am 13.2.1929 ernannte die Fakultät eine Kommission aus den Professoren Brinkmann, Hasebroek, Kallen, Lipp und Breslau, die sich mit den anstehenden Fragen im Zusammenhang mit dem zu errichtenden Institut für Vorgeschichte zu befassen hatten. Nachdem die Begründung des Institutes durch Stiftungen und das Kuratorium möglich wurden, schlug der Dekan der Philosophischen Fakultät auf der Sitzung vom 9.12.1929 vor, diese als Abteilung des Historischen Seminars zu bezeichnen. Dieser Antrag wurde angenommen.
Einstimmig nahm die Fakultät am 17.2.1930 Gerhard Kallens Antrag an, Herbert Kühn zum ausserordentlichen, nicht beamteten Professor zu ernennen.
Am 11.5.1930 wurde ihm die Ernennungsurkunde zum a.o. Professor übersandt, der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete darüber in seiner Ausgabe vom 29.5.1930. (UAK Zug. 17/3213)
Nichtbeamteter, ausserordentlicher Professor bedeutete, dass Herbert Kühn weiterhin auf die Zuweisung von Lehraufträgen angewiesen war und keinen Anspruch an den Staat auf die Übertragung eines planmässigen Lehrstuhles hatte. Allerdings war die a.o. Professur mit «Rechten im Rahmen akademischer Korporationen» verbunden. (UAK Zug. 17/3213)
4.2. Vorbereitungen zur Institutsgründung
Am 20. Juni 1928 schrieb Herbert Kühn an den geschäftsführenden Vorsitzenden des Kuratoriums der Universität zu Köln: Beiliegend erlaube ich mir dem Kuratorium eine Denkschrift über die Begründung eines Institutes für Vorgeschichte zu überreichen. Ich bitte das Kuratorium ergebenst, das Institut zu begründen und die notwendigen Beträge zu bewilligen. (UAK Zug. 9/281 V 47a)
Anderthalb Wochen vorher, am 11.6.1928 war die venia legendi Herbert Kühns erweitert worden zu: «Prähistorische Kunst und Vorgeschichte».
Wie ein solches Institut beschaffen sein müsste und welche Kosten dabei auf das Kuratorium der Universität zukämen, stellte Herbert Kühn in der Denkschrift dar: Das Studium der Vorgeschichte setzt sich aus zwei Elementen zusammen, einmal der Arbeit am Fundmaterial, zweitens aus der Arbeit an der Literatur. (UAK Zug 9/281)
Deshalb benötige man einen Raum für die Abgusssammlung, einen zweiten für die Bibliothek und den dritten Raum für den Leiter des Instituts und den Assistenten.
Auf einen Lichtbilderraum verzichtete Kühn vorläufig, da die 5000 Lichtbilder sein Privateigentum waren und bei ihm zu Hause lagerten. (UAK Zug 9/281)
Herbert Kühn bat darum, den erforderlichen finanziellen Grundstock anzulegen, zu dem dann die laufenden Ergänzungen hinzuträten. Er wies darauf hin, dass der zur Gründung des neuen Institutes in Marburg extra berufene Ordinarius, Professor Merhart-Bernegg 60.000 Mark zur Verfügung hatte. Herbert Kühn ging von 20.000 bis 25.000 Mark aus, von denen er für das erste Jahr 10.000 bis 15.000 Mark für Anschaffungen benötigen würde und in den folgenden Jahren jeweils möglichst 5000 Mark pro Jahr. Das wirkte bescheidener, als es in Marburg veranschlagt wurde. (UAK Zug 9/281)
Am 4. November 1929 reichte Herbert Kühn dem Kuratorium eine Auflistung der benötigten Gegenstände, sowie den Kostenvoranschlag für den Aufbau der Bibliothek ein. Der Kostenvoranschlag für die Bücher- und Zeitschriftenanschaffungen belief sich auf 14.389 Mark, zur Möblierung des Seminarraumes und des Leiterzimmers wurden ein Schreibtisch, ein Tisch, ein Aktenschrank, achtzehn Stühle, ein Bücherbrett, 2m hoch und ein grosser Tisch von etwa 2,5m mal 1,5m. benötigt. (UAK Zug 9/281)
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