MARSHALL EVERETT
Geschichte des Untergangs der RMS Titanic
Die berühmteste Katastrophe auf See
Marshall Everett, »Geschichte des Untergangs der RMS Titanic« Übersetzt von Tom van Endert, deutsche Erstausgabe 2012 erschienen im Verlagshaus Monsenstein und Vannerdat, Münster © der amerikanischen Originalausgabe, 1912, Verlag unbekannt Marshall Everett, »Story of the Wreck of the Titanic« Herstellung: Monsenstein und Vannerdat
ISBN 978-3-942153-06-5
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
MARSHALL EVERETT
Geschichte des Untergangs der RMS Titanic
Die berühmteste Katastrophe auf See Übersetzt und editiert von Tom van Endert
MONSENSTEIN & VANNERDAT
Inhalt
Vorwort des Übersetzers
»Frauen und Kinder zuerst«
Die zwei Titanen
Die Geschichte der Titanic
Die Spitze eines Eisbergs reißt den Rumpf der Titanic auf
Die ergreifende Geschichte des Untergangs
Die Rettung der Überlebenden
Die Überlebenden erreichen New York
Der Zuletzt gerettete erzählt vom Horror des Untergangs
Die Helden der Titanic
Erschütternde Erlebnisse
Große Verantwortung bei hoher Geschwindigkeit
Was sonst noch zur Katastrophe beitrug
Mehr über die Tragödie
Kurioses
Der Schrecken der Meere
Helden in der Ausübung ihrer Pflicht
Die Geretteten berichten
Weitere Berichte der Überlebenden
Pressekommentare
Captain Smiths Witwe kommt zu Wort
Ein paar Fakten über die Titanic
Hilfe für die Überlebenden
Chicagos unmittelbare Reaktion
Provisorische Hilfe
Traurige Details
Glückliche Umstände
Wie die Titanic sank
US-Senator erfährt Details des Untergangs
Die Ermittlungen gehen weiter
Die Ermittlungen in Washington
Komitee befragt Ausguck und Passagiere
Mannschaftsmitglieder im Zeugenstand
Die Toten kehren zurück
Zwei große Nationen in Trauer
Anhang
Vorwort zur vorliegenden Ausgabe
Als ich dieses Buch das erste Mal in den Händen hielt, faszinierte mich zunächst die Tatsache, dass es nur wenige Monate nach dem Untergang der Titanic veröffentlicht wurde und somit eine hohe zeitliche Nähe zu der berühmtesten Schiffskatastrophe aller Zeiten hat.
Vieles über den Untergang hat man heute bereits gelesen und in Filmen oder Dokumentationen gesehen, aber selten bietet sich ein so umfassendes und dennoch kompaktes Bild über den Ablauf der Katastrophe und das Leid der Beteiligten, wie in diesem Buch.
Sicher, diese Artikel wurden vom Herausgeber Everett in aller Eile aus Zeitungen und Zeitschriften zusammen geklaubt, oftmals sogar ohne die Quellen zu nennen und in chronologisch ungeordneter Reihenfolge. Die Berichte stammen somit nicht aus erster Hand. Doch immerhin wurden die meisten wiedergegebenen Interviews mit den Überlebenden noch an Bord der Carpathia oder kurz nach deren Landung in Chicago geführt und anschließend veröffentlicht. Anschließend wurden sie ohne weitere Überarbeitung für dieses Buch verwendet. Es besteht also die Hoffnung, dass vieles relativ unverfälscht bleiben konnte. Ganz besonders fällt auf, wie unterschiedlich zeitliche Abläufe empfunden oder bestimmte Geschehnisse von den Augenzeugen vollkommen anders empfunden und wiedergegeben werden.
In den vergangenen Jahren rankten sich viele Legenden um den Untergang der Titanic und dessen Ursachen. Und heute, einhundert Jahre später, liefert uns die Presse stolz die allerneuesten Forschungsergebnisse, die diese Legenden widerlegen und den genauen Ablauf der Katastrophe detailliert darstellen. Umso mehr begeistert an diesem frühesten Titanic– Buch aller Zeiten, dass unsere heutigen Ansätze des Analysierens und Verstehens bereits kurz nach dem Untergang der Titanic ganz offensichtlich bekannt waren.
Hauptintention dieses in großen Mengen von fliegenden Händlern an der Haustür verkauften Buchs war aber ganz sicher nicht die Ursachenforschung, sondern reine Sensationslust und in eine religiöse Botschaft, die Glorifizierung der Helden der Titanic . Die oft kolportierte Ruhe und Besonnenheit, die unter den todgeweihten Männern an Bord geherrscht haben soll, wird als Beweis für christliche Tugenden gedeutet und als Hoffnung interpretiert, dass der Mensch noch immer Gutes vollbringen könne.
Man fragt sich heute, welcher Sekte Marshall Everett wohl angehört haben mag!
Doch ganz sicher ist auch die religiöse Analyse der Katastrophe nichts weiter als ein wackeliger Versuch, mit einem solchen Unglück umzugehen.
Aus heutiger Sicht ist dies leider äußerst anstrengend zu lesen, so dass ich mir die große Freiheit erlaubt habe, rein religiöse Artikel auszulassen und den Schwerpunkt mehr auf die Augenzeugen, die Reaktionen der Presse und die Untersuchungen seitens des Komitees der amerikanischen Senatoren zu legen. Man lese das folgende, originale Vorwort und möge mir diesen kürzenden Eingriff verzeihen.
Tom van Endert, 15. April 2012
»Frauen und Kinder zuerst«
VON REVEREND HENRY VAN DYKE, D.D., LL.D.
Die Titanic , das größte aller Schiffe, ist in ihr Meeresgrab gesunken. Was hat sie uns vermacht? Denk gut nach.
Verluste. Wertvolle Leben und jede Menge Besitztümer wurden im Meer begraben. Einiges war versichert und wird erstattet werden. Der Rest aber ist verloren.
Erkenntnis. Das es ein Risiko ist, mit hoher Geschwindigkeit auf Nordmeerkurs trotz Eisbergwarnung zu reisen, wurde mehr als bestätigt. Dass es Grausamkeit sein muss, ein Schiff mit zu wenigen Rettungsbooten und -westen ausgerüstet auf große Fahrt zu schicken, wurde mehr als deutlich.
Trauer. Hunderte menschlicher Herzen leiden unter dem Verlust lieber Partner und Freunde. Unsere Anteilnahme, in jedem Gesicht zu lesen, in jeder Stimme zu hören, beweist, dass der Mensch weit mehr ist nur als ein Tier. Sie ist ein Beleg der Göttlichkeit im Menschen. Warum sorgen wir uns? Es gibt dafür keinen Grund auf der Welt. Außer wenn da nicht etwas in wäre ist, das anders ist als Kalk, Kohle und Phosphor, etwas, das uns Sterblichen die Fähigkeit gibt, gemeinsam zu leiden. »Auf, dass wir alle ein menschliches Herz haben«.
Aber die Tragödie der Titanic brachte uns weit mehr als die Erfahrung von Verlusten, Erkenntnissen und Trauer. Da gibt es auch noch eine große Weisheit, ganz deutlich für unsere moderne Welt erkennbar. Man kann ihr folgen oder man kann sie ablehnen. Sie heißt: »Frauen und Kinder zuerst!« Was auch immer in dieser schrecklichen Aprilnacht zwischen all dem Eis passierte; dies war der Befehl des mutigen Kapitäns; dies war das Gebot, dem all die wahren Männer auf dem verfluchten Schiff gehorchten. Doch warum taten sie es? Es gibt in der gesamten Geschichte unserer Zivilisation keine Gesetze oder Regeln, die so etwas festlegen. Keine Autorität verlangt dies von uns. Auf chinesischen Schiffen – sofern man dem Bericht eines Abgesandten glauben schenken darf – heißt die Regel sogar »Männer zuerst, Kinder danach, Frauen zuletzt.«
In rein physischer oder materieller Hinsicht gibt es kein Argument gegen so eine barbarische Regel. Im Gegenteil, ein Mann ist stärker als eine Frau, auf dem Arbeitsmarkt hat er einen höheren Wert, auch hat er eine höhere Lebenserwartung als Frauen. Weder Physik oder Ökonomie, noch Philosophie könnten den Super-Mann überzeugen, warum er seinen Platz im Rettungsboot einer Frau überlassen sollte.
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