1 ...6 7 8 10 11 12 ...24 Der Arm des abscheulichen Typs reichten weit. Auch bis hierhin, und er schien seine Bestechungen geradezu zu lieben.
Fulvio verlangsamte seine Schritte. Wäre es Tag und hell genug, dass er etwas sah, könnte er heimlich zwischen der wirren Anordnung von Wagen, Kisten und Hütten hindurchschlüpfen. Das alte verfallene Gerätehaus als Unterschlupf nutzen. Warten, bis sie ihre Suche aufgaben und gingen. Nun, mitten in der Nacht, war dieses Labyrinth nicht genau einzusehen, und er konnte nicht erahnen, wer sich alles in diesem Wirrwarr befand. Fulvio wusste, dass er sie in das Freie locken musste. Da konnte er in der Dunkelheit die Lage besser abschätzen.
Die beiden Schläger tappten in die Falle, während Fulvio hinter seiner Kiste, die er als Versteck nutzte, seinen dunkelblauen Mantel auszog und ihn in das niedergetrampelte Gras fallen ließ.
„Na, dann zeigt mal, was ihr könnt“, brummelte er, zog seinen Dolch und trat auf der Dunkelheit seiner Kiste. Das hämische Grinsen des größeren Trottels reizte ihn. Breit. Voller Genugtuung, und dem bösartigen Willen, seinen Auftrag auszuführen. Im war das Schicksal des Killers egal. Doch nicht Fulvio. Er hing an seinem Leben, blieb ruhig und grinste noch hinterhältiger zurück.
Es fiel ihm auf, dass er sein Gegenüber noch nie gesehen hatte. Weder in, noch außerhalb der Arena. Ein Neuling, wie clever. Ohne dem typische Brandzeichen konnte er nicht seinem Besitzer zugeordnet werden. Das verriet Fulvio eins. Diese Torfnase seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Minimierte seine Kampfkraft erheblich, und diese konnte er austesten. Seinem Angreifer polierte er schon beim ersten Schlag das hämische Grinsen aus seinem Gesicht. Schlug mit dem Knauf seines Dolches auf seine globige Nase und brach sie an ihrem Ansatz. Sein Blut rannte hervor, rannte herunter und benetzte seinen Arm. den Tritt in die Magengrube sah sein Gegner nicht kommen und kippte wie ein nasser Sack auf den Platz, von wo er aus seinen Angriff auf sein Opfer gestartet hatte. Seinen Zinken hielt er mit seiner Hand fest. Versuchte den Lauf zu stoppen, drehte sich unkontrolliert auf den Boden und rollte sich wie eine Schnecke zusammen. Bedeckte mit seinem linken Arm seinen Bauch und würgte sein Essen wieder herunter. Ein Häufchen Elend, der hier, an diesem Ort total fehl am Platze war.
„Soviel dazu“, spottete Fulvio. Der zweite Schläger sah zu seinem Kumpel. Dieser fiel eher in die Kategorie eines Feigling und versuchte nicht einmal, sein Schwert aus der Scheide zu ziehen. Pulcher hatte fehlinvestiert, oder Falcos Garde einfach nur als Bauernopfer ausgesucht, um ihn loszuwerden. Gab es etwas Streit in ihrer Verbindung? Manche Ehen sollte man halt nicht eingehen, wenn der Zoff vorprogrammiert war. Die Fehlinvestierung des Wirtes würde wohl auf nimmer wiedersehen in den Minen verschwinden. Sie hatten versagt und konnten auf keine Gnade hoffen.
Fulvio atmete auf. Das war nicht sein Problem. Diese Weicheier sollten sich schon jetzt einmal mit der harten Realität auseinandersetzen.
Der Optio musste von diesem Ort verschwinden, und das sofort. Die beiden Typen verdauten ihre Niederlage, und wurden für ihn nicht mehr gefährlich. Das hoffte er zumindestens. Falls sie ihn folgten, würde er nicht mehr so gnädig sein, und sie am Leben lassen. Der kleine Pfad abseits des Weges führte ihn an der Stadtmauer entlang, zurück zum Tiber, und hinter einen der wilden Büsche versteckte sich eine Spalte, die den Weg zurück in die Stadt zeigte. Durch den Zwischenraum konnte er schlüpfen, ohne Alarm bei der Wache zuschlagen. Das offene, leere Tor polterte noch immer in seinen Gedanken. Eine Warnung, die er nicht ignorieren.
Der Angriff kam plötzlich. Das Pfeifen durchschnitt die Nacht, und er verfluchte die vorherige, unheimliche Stille. Hart traf ihn das Metall am Kopf. Blitze raubten ihn die Sicht. Hart prallte mit seiner Schulter gegen den Meilenstein nahe der Stadtmauer. Fulvio riss sich zusammen. Das zauberhafte Gesicht von Musa tauchte auf und entflammte seinen Lebenswillen. Schnell drehte er sich zur Seite. Den nächsten Schlag sah er kommen und wehrte ihn ab, wobei sein Dolch über die Oberkörper seines Angreifer schrappte. Laut schrie der Trottel auf, fiel hin und krümmte sich zusammen. Fulvio hatte ihm mindestens zwei Rippen gebrochen.
„Bleib unten“, drohte der Optio und hoffte, er würde auf seine Worte hören. Sein Angreifer tat ihm diesen Gefallen nicht. Unter Schmerzen zwang er sich wieder aufzustehen. Stand wankend auf seinen stämmigen Beinen. Der rote Saft tropfte über seine Lippen, rannte seinem Kinn hinunter und tropfte auf den Stoff. Der vorherige Feigling hatte einen Auftrag. Wurde getrieben von seiner Angst, und Fulvio konnte sich denken, dass diese Hohlbirne mehr Angst vor seinem Herren hatte, als vor ihm, der immer noch gefährlich nahe an ihm stand.
Fulvio verfluchte die Nacht. Woher sollte er es den schon beim Aufstehen ahnen, dass er sich in die Launen eines besessenen Wahnsinnigen begab? Sein Angreifer riß sich zusammen und holte zum nächsten Schlag aus.
„Du kannst doch kaum noch“, grummelte Fulvio finster und rammte ihn den Dolch in die Brust. Drehte ihn um seine eigene Achse. Knochen knackten und regungslos prallte der Bursche zu Boden.
Fulvio nickte zufrieden. Schaute auf ihn hinunter. Ohne Mitleid und Gnade. Jetzt blieb er unten, und er würde auch nicht mehr aufstehen. Der Optio musste weg. Die Kampfgeräusche waren nicht unentdeckt geblieben, und er hatte keine Lust, den Toten auf den Boden zu erklären. Musas Rose war kein Opfer des Scharmützels geworden.
Langsam hob er seinen Mantel auf, knüllte ihn zusammen und lauschte in die Nacht. Am Hafen war der üblich Krach zu hören. Der Tumult an der Porta Randusculana riet ihm etwas anderes. Er musste verschwinden, drehte sich zum Tiber und humpelte ihm entgegen. Das Gras am dem hüfthohen Ufer konnte ihn verbergen. Hier und da standen Akazien, wogen sich im sanften Nachtwind des Frühherbstes.
Der plötzliche Schmerz in seiner Seite am seinem Rücken hielt ihn davon ab, weiterzugehen. Ihm wurde schwindlig. Eine Klinge steckte in seinem Eingeweiden und wurde mit einem Ruck herausgezogen. Also waren die beiden Trottel nicht alleine gewesen. Der Dritte war von einem anderen Kaliber. Einfach nur ein hinterhältiger Feigling. Ihm seinen Dolch in den Rücken zu rammen, dass zeugte von einer heimtückischen Bosheit. Ihm fiel da nur einer ein, doch zum Umdrehen fehlte ihm die Kraft und verwirrte schaute er nach vorn. Keine Fragen. Er kippte zur Seite und krachte ohnmächtig auf die ruhige Oberfläche des Flusses, der ihn sanft empfing und in die Tiefen seines Bettes hinabzog. Sein Mantel schwebte nach oben und zog die rote Rose mit sich. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen auf sie und verwandelte das dunkle Blut in einen Strahlenden Rubin des Morgens. Verzerrte das Bildnis eines romantischen Flusses. Ruhig, und dennoch wild in seinem alten Bett der Jahrtausende. Riss ihn hinab in die Vergessenheit. Keine Gedanken. Keine Furcht und keinen Zweifel, die er all die vergangenen Jahre hatte. Weggespült.
Über ihm tauchten die ersten Vögel auf. Zwitscherten für ihn ein Trauerlied. Begrüßten voller Gram den Morgen eines neuen Tages in der nie ruhenden, ewigen Stadt. Dem Mittelpunkt der Welt.
„Was soll diese Schweinerei? Ist es denn zuviel verlangt, einen um die Ecke zu bringen, und mir dann die Leiche zubringen, damit ich von seinem Tod überzeugt kann?“
Pulchers Schläfe pochte. Zuckte unkontrolliert unter seinem immer lichter werdenden Haaransatzes. Sein Gesicht wurde feuerrot angesichts seines Zorns, der ihn in diesem Moment übermannte, denn mit soviel Inkompetenz seiner freien Mitarbeiter hatte er nicht gerechnet.
„Ich habe dir einen simplen Auftrag gegeben, und ihr alarmiert gleich ganz Rom. Warum hängt ihr nicht gleich ein riesiges Schild auf mit der Adresse und dem Spruch “Verhaftet mich“ auf? Penner!“
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