„Die da wären?“
„Na ganz einfach. Ich kann bei den Kindern bleiben und ich muss Sie nicht aus dem Büro, oder wo auch immer Sie gerade arbeiten, hierher bugsieren. Von daher ist es wirklich nicht nötig das Sie hierbleiben“.
Chris war völlig baff. Nora ließ wirklich alle ihre bisherigen Aktivitäten sausen, nur um bei den Kindern zu sein.
„Ok … hmm. Dann zieh ich mich schnell um, hops noch ein wenig in den Pool und bring dann die Kinder ins Bett“, antwortete Chris ihr.
„Sie könnten sich aber auch umziehen und sich mit Ihren Brüdern treffen! Conrad erzählte mir, dass Ihr anderer Bruder Charles da wäre“.
„Charlie! Er hasst es, wenn man ihn Charles nennt. Liegt wahrscheinlich daran, weil meine Mutter früher in diesen Prinzen verknallt war. Ähm, aber nein - ich bleibe hier. Er ist zwar hier und ich würde mich freuen, aber … jetzt habe ich auch keine Lust mehr. Ich werde ihn morgen anrufen und dann sieht man weiter. Ähm … ich zieh mich dann mal schnell um und … komm dann wieder runter“. Nora blickte Chris nach, wie er im Haus verschwand und machte sich dann wieder an ihre Arbeit. Im Schlafzimmer, als er sich seine Badehose anzog, wunderte Chris sich immer noch über Noras Worte. Sie nahm ihren Job wirklich sehr ernst, wenn sie selbst ihr Yogatraining sausen ließ, um stets bei den Kindern zu sein. Chris schnappte sich ein Handtuch und schlang es sich um seine Hüften, bevor er wieder nach unten ging. An der Tür zur Terrasse blieb er stehen und beobachtete wie die Zwillinge, die mit ihren Schwimmflügeln im Wasser planschten, und Nora liebevoll mit dem Baby sprach. So hätte seine Familie aussehen sollen. Er, die Kinder und Danielle. Die Liebe seines Lebens. Schnell schob er die Gedanken beiseite, denn es war keine Zeit um Trübsal zu blasen. Danielle war Tod, das Leben ging weiter und die Kids brauchten ihn und sie sollten nicht gerade sehen, dass ihr Vater traurig und unglücklich war, wo sie doch das Leben noch vor sich hatten.
„Achtung … ich komme!“, rief Chris und Nora zuckte etwas erschrocken zusammen, als er auch schon barfuß und in einer knappen Badehose an ihr vorbei rauschte, um mit einem Hechtsprung im Pool zu verschwinden. Nora hatte einen kleinen Blick riskieren können und musste feststellen, dass ihr Chef doch tatsächlich tätowiert war. Nicht zu fassen! dachte sich Nora und konnte den Blick einfach nicht von ihm abwenden. Chris trug ein Tribal an seinem linken Oberarm, das verdammt sexy an ihm aussah und durch seine breite, unbehaarte Brust erst richtig zur Geltung kam. Nora sah zu wie Chris seine Runden drehte, und erwischte sich dabei wie sie sich vorstellte, ob er noch mehr Tattoos hätte. Oh mein Gott, er ist dein Chef. Hör auf damit, schalte sie sich und streichelte weiter Emilys Rücken. Den Zwillingen machte es ein riesen Spaß im Pool mit Chris zu planschen, und sie genossen wirklich jeden Minuten mit ihrem Vater. Nora blickte wieder zu den Kids und musste lachen, wie die beiden zu Chris schwammen. Es sah eher aus als ob zwei kleine Hunde im Wasser paddelten. Auch das musste man ändern. Sie merkte, in dieser Familie musste noch viel getan werden, was nicht allzu schwer sein sollte, wenn man genügend Zeit hatte. Während Chris die Mädels ärgerte und ab und zu den Ertrinkenden mimte, was die beiden Zwillinge zum Kullern fanden, legte Nora Emily in ihr Bett. Sie deckte das Baby zu, gab ihr noch ein Küsschen auf die Stirn, und nahm das Baby-Fon mit nach unten. Schweigend ging Nora in die Küche. Sie sollte den Kindern etwas zu essen machen, denn die beiden hatten bestimmt Hunger und außerdem sollten sie unbedingt noch etwas essen, bevor sie ins Bett mussten. Nora nahm das Brot aus der Box die auf der Arbeitsplatte stand, und legte einige Scheiben auf ein Brett. Sie belegte die Brote gerade mit Salat als Chris hereinkam.
„Schatz, sag mal …“, setzte er noch während des Laufens an, hielt jedoch sofort inne als er merkte, dass es das Falsche war was er gerade gesagt hatte. „Entschuldigung! Ich dachte …“,
Nora schüttelte den Kopf, lächelte ihn milde an und machte sich weiter daran die Brote zu belegen.
„Entschuldigen Sie sich nicht dafür, Herr Baxter. Ich weiß, wie sehr Ihnen ihre Frau fehlen muss“.
„Ich … es tut mir trotzdem leid“.
„Herr Baxter, es ist ok. Vergessen Sie es! Ihre Frau ist gerade mal ein paar Wochen tot, da kommt es noch des Öfteren vor das Sie mich oder eine andere Frau mit dem Kosenamen ihrer Frau ansprechen. Ich mach gerade das Abendessen für die Zwerge. Möchten Sie auch was essen? Oder hatten Sie schon was in der Firma?“ Chris schüttelte nur den Kopf, denn er war noch nicht imstande wirklich was zu sagen. Nie im Leben hätte er gedacht, das sein Kindermädchen es so gut wegsteckt, das er sich verplappert hatte, wo es sich doch um ein so vertrautes und intimes Wort handelte. Noch während er in Gedanken war, teilte Nora ihm dann mit er könne schon mal die Kids aus dem Wasser holen, sie serviere das essen draußen.
„Alles klar“, antwortete er ihr und eilte dann wieder nach draußen. Schweigend und ohne auch nur einen Blick auf Chris und die Mädchen zu werfen, stellte sie das Tablett mit den Broten auf den Tisch, während ihr Chef versuchte, Fina und ihre Schwester Chana aus dem Becken zu holen. Nora deckte den Tisch für drei Personen, stellte noch etwas Gemüse - was die Kinder überhaupt nicht mochten, aber die Kinder sollten sich gesund ernähren, und einen großen Krug Saft hinzu und gesellte sich dann zu Chris an den Beckenrand. Mit verschränkten Armen stand sie nur wenige Meter von ihm entfernt und konnte sich das Grinsen kaum verkneifen. Es war aber auch zu witzig, wie ihr Chef versuchte mit lieben Worten und kleinen Versprechungen, seine Kinder aus dem Wasser zu holen. Nora konnte nicht anders. Sie musste eingreifen. Wenn sie es nicht tat, würden entweder die Kinder noch ewig im Wasser bleiben und blaue Lippen bekommen oder Chris hüpfte mit rein und dann wäre eh fertig. Dann würden wieder Spielchen von Ertrinkenden oder weiß der Herr was gespielt, das Essen wäre vergessen und auch die Schlafenszeit verschob sich um etliche Minuten. Langsam, aber zielsicher bewegte sich Nora an den oberen Beckenrand, stellte sich breitbeinig hin, nahm Daumen und Zeigfinger zwischen die Lippen und stieß einen Pfiff aus, der sich gewaschen hatte. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, während die beiden Mädchen im Wasser wie kleine Hunde zappelten.
„Los! Raus aus dem Wasser! Essen steht auf dem Tisch“, sagte sie nur und begab sich wieder in Richtung Küche, während Chris den beiden Mädchen aus dem Wasser half und sie abtrocknete. Chris war noch immer fasziniert, dass Nora so gut pfeifen konnte als er sich mit den Kindern, die er in ihre Bademäntel gehüllt hatte an den Tisch setzte. Sie verblüffte ihn von Tag zu Tag mehr. Und jeden Tag mochte er sie dafür ein wenig mehr.
„Ich wünsche euch guten Appetit“, sagte sie in die Runde, nachdem die Familie Platz genommen hatte und Nora nochmals schaute ob sie alles hatten, bevor sie sich wieder in die Küche verzog, um die Reste und den Müll wegzuräumen.
„Wow Daddy, das war ja toll“, schwärmte Fina und schob sich ein Stück Paprika in den Mund. Chris konnte es nicht fassen. Seine Tochter aß Gemüse. Am besten sagte er jetzt nichts, denn ihr Teller war noch halb voll damit.
„Was war denn so toll?“
„Na wie Nora in ihre Finger gepustet hat und dann das laute Pfeifen rauskam“.
„Meinst du so?“, fragte Chris und demonstrierte den Mädchen sein Pfeifen.
„Jaaa … cool“.
Chris musste lächeln, wie schnell die Kids doch zufriedenzustellen waren und er sie zum Lachen bringen konnte. Und das Wort „Cool“ hatten sie sich von Nora abgekupfert. Von wem auch sonst. Aber das machte nichts. Nora war gerade fertig mit dem abwischen, als Chris mit den Tellern und Gläsern die Küche betrat. Schweigend stellte er die restlichen Brote in den Kühlschrank und die Gläser in die Spülmaschine. Er war der perfekte Hausmann, stellte Nora gedanklich fest und wandte ihren Blick wieder woanders hin, nicht dass ihr Boss noch dachte sie würde ihn anstarren.
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