„Aah … ok“, sagte Nora kurz und wandte schon den Blick ab, doch Chris war schneller und hatte das bemerkt. Noch ehe sie reagieren konnte, packte er sie am Arm und drehte sie zu sich um.
„Was? Und sag nicht wieder es, wäre nichts. Ich kenne dich mittlerweile“.
Chris Ton war von gekränkt zu wütend übergegangen und Nora konnte an seinem Blick erkennen, dass nun nicht mehr viel fehlte, bis Chris die Geduld verlor und er hochging.
„Dein Vater war heute auch dabei, als deine Mutter die Kids holte und …“
„Und er hat dich abgecheckt! Diese miese kleine Ratte. Wusste ich es doch, dass er sich keinen Hauch gebessert hatte. Ich sage ja, einmal Arschloch, immer Arschloch“, Chris war wütend, ja er war sogar sehr wütend. Wie in aller Herrgotts Namen, konnte sein Vater es wagen, in seinem Haus zu erscheinen und die Frau, die er begehrte und liebte, abzuchecken? Hatte er nicht schon genug kaputtgemacht mit seinen Weibergeschichten? Chris drehte sich um und wollte gehen, doch er trat noch einmal an Nora heran und hob drohend den Zeigefinger.
„Aber eines kann ich dir jetzt schon sagen …“,
„Und das wäre?“
„… Dass er dich nicht zu seinen … Trophäen zählen wird. Darauf kann er einen lassen“, sagte Chris und ging dann endgültig ins Haus, während Nora weiterhin im Hof stand und ihm nachsah. Das Verhältnis zwischen Chris und seinem Vater war schon von Kindesbeinen an getrübt gewesen. Edward Baxter konnte sich nie mit seinem Sohn verständigen. Für ihn gab es immer nur Arbeit, seine Firma und seine Weibergeschichten. Nie hatte er auch nur mal daran gedacht, Chris zu einem Fußballspiel zu begleiten oder mit ihm ein Baumhaus zu bauen. Seinen ersten Anzug kaufte er mit Fred, weil sein Vater mal wieder auf Geschäftsreise oder weiß der Herr, wo war.
Chris verabscheute seinen Vater und nannte ihn hinter seinem Rücken auch nur noch den Erzeuger statt Vater . Seine Mutter aber war keinen Hauch besser. Chris fand sie war eine Hexe, und irgendwie hatte er ja auch Recht. Vorne hui – hinten pfui! Sich immer alles schön reden, das war seine Mutter. Sie wusste, dass ihr Mann jungen Mädels hinterher stieg, doch statt etwas zu sagen oder sich erneut zu trennen, tolerierte sie es, und tut es auch heute noch. Chris Vater war von der Sorte Mann, der zuerst seine Geliebte vögelte und dann schön brav, mit einem teuren Geschenk, zu seiner Frau nach Hause ging. Chris wusste nicht, wie viel von diesen Geschenken seine Mutter schon erhalten hatte, aber es mussten einige sein. Denn jedes Mal wenn er sie sah, hatte sie entweder einen neuen Ring, ein neues Armband oder neue Ohrringe an. Und wenn es mal wieder ganz heftig war, bekam sie gleich alles zusammen. Ihm war es immer lieb wenn er sie nicht sehen musste. Alle beide! Aber vielleicht würde sich das jetzt ändern, da Danielle nicht mehr am Leben war. Edward und Clarissa Baxter hatten ihre Schwiegertochter eh nicht leiden können. Zumindest Clarissa nicht. Sein Vater schien einen Narren an ihr gefressen zu haben. Doch so nach und nach, in den fünf Jahren ihrer Ehe, kam es immer wieder zu Sticheleien und Streit. Am Ende wusste Chris dann auch warum! Clarissa sagte immer, Danielle hätte sich Chris nur geangelt, weil er ziemlich gut aussah und Geld hatte. Clarissa hatte nicht ganz Recht behalten. Danielle hatte ihn zwar ausgenutzt, aber vielleicht hatte sie ihn auch etwas geliebt. Nicht so sehr wie er sie, aber vielleicht doch ein kleines bisschen. Danielle war gewieft und clever zugleich. Nach reichlicher Recherche wusste sie, dass er wohlhabend war, aber nie lange mit einer Frau zusammenbleiben konnte. Er diese aber nie verlassen würde, falls sie ein Baby von ihm erwarten würde. Danielle schmiedete Pläne, wie sie ihn an sich binden konnte, präparierte Kondome und hoffte so Chris an sich zu binden. Doch ihr Plan ging auch etwas nach hinten los. Denn als sie dann wirklich schwanger wurde, wollte Chris die Hochzeit. Sein Kind sollte ehelich zur Welt kommen und seinen Namen tragen. Und so wurde aus dem einstigen Playboy, ein Ehemann und Familienvater. Danielle hatte bis zuletzt gehofft, er würde ihr sagen, dass er nicht geschaffen wäre für Ehe und Kinder und er ihr Unterhalt zahlen würde, doch so weit kam es nicht. Nur wenige Wochen später standen sie beide vor dem Standesbeamten und ließen sich trauen.
Von nun an würden sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage sein …
Dass dies alles Wunschdenken war, sollte Chris ein Jahr nach der Hochzeit feststellen. Danielle war immer seltener zu Hause, Sex gab es nur noch nach Terminkalender und die Kinder sahen ihre Mutter auch nur noch beim Vorbeigehen. Das Schlimmste für Danielle war aber, dass sie Zwillinge bekommen hatte. Denn wenn eine der beiden schrie, kam die andere hinterher und das überforderte sie ungemein. Fina und Chana litten darunter, dass ihre Mutter keine Zeit für sie hatte und so war ihr erstes Wort statt Mama nun mal Dada . Danielle hatte immer öfter Tobsuchtsanfälle und so kam es dann auch, dass sie ihm das Motorradfahren verboten hatte.
„Denk an deine Kinder! Du willst doch noch in ein paar Jahren mit ihnen spielen können. Wenn du tot bist, kannst du das vergessen“, hatte sie ihn einmal angebrüllt, als er wieder auf eine Tour wollte. So nach und nach verwandelte sich die Frau die er liebte, in eine Furie und seine Ehe in die Hölle auf Erden. Nach zwei Jahren Ehe kam das Wort Scheidung das erste Mal auf den Tisch. Chris wollte sich nicht scheiden lassen. Nie und nimmer ,- hatte er zu Danielle gesagt, seine Kinder sollten nicht in einer zerrütteten Familie aufwachsen. Doch als er Monate später merkte, dass es in ihrer Beziehung keine Besserung geben würde und es wohl das Beste wäre sich zu trennen, suchte er sich einen Anwalt und ließ sich beraten. Man müsse das Trennungsjahr abwarten und dann müsste die Sache mit den Kindern geregelt werden, denn Danielle hatte einen Ehevertrag unterschrieben der besagte, dass sie kein Recht auf Unterhalt von Seiten ihres Mannes zu erwarten hatte, im Falle einer Scheidung. Danielle wurde stinksauer, als Chris ihr das sagte. Sie hat den Vertrag schlichtweg nicht gelesen, als man ihr ihn vorlegte. Da saß sie nun, sollte arbeiten gehen, hatte zwei Kinder und keine Millionen von ihrem Mann. Da Danielle aber gewieft war, versuchte sie etwas anderes. Sie umgarnte Chris und wollte ihm die Scheidung ausreden. Was zur Folge hatte, dass sie zusammen in der Kiste landeten und Chris, der schon ewig keinen Sex mehr hatte, wieder einen Treffer voll ins Schwarze landete. Von da an war ihre Ehe wirklich kaputt. Sie hasse ihn, warf sie ihm an den Kopf und dass er sehen solle, wie er mit drei Kindern klar käme. Sie ließe sich scheiden, die Kinder blieben bei ihm und basta. Danielle war fertig! Die Depressionen hatten gewonnen. Nur vier Wochen nach Emily´s Geburt, - sie war ein wunderschönes Baby, raste Danielle mit voller Absicht in den Gegenverkehr.
Nora fand Chris im Wohnzimmer am Fenster stehen. Die Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben und sein Rücken war verkrampft oder zumindest sehr angespannt. Sie gesellte sich neben Chris an das Fenster du wartete.
„Willst du mir vielleicht erzählen was passiert ist, oder soll ich lieber gehen und dich alleine lassen?“, fragte Nora. Als sie nicht gleich eine Antwort bekam, drehte sie sich um und wollte gehen, doch Chris hielt sie zurück und drückte sie mit einer Kraft an seinen Oberkörper, dass Nora im ersten Augenblick dachte er würde ihr die Luft abdrücken. Chris atmete ihren Duft ein und es tat ihm einfach nur gut sie festzuhalten und zu wissen, dass jemand da wäre.
„Nein, bleib bitte hier … ich erzähle dir was vorgefallen ist. Es passierte ein Jahr nach der Hochzeit …“, fing Chris an zu erzählen, ohne Nora loszulassen. Immer wieder strich er über ihren Rücken.
„Am Anfang waren meine Eltern von Danielle hingerissen, also zumindest mein Herr Vater. Sie sagten auch immer, dass man sich so eine Schwiegertochter nur wünschen könnte. Danielle wurde schwanger. Wie das passieren konnte, weiß ich heute noch nicht, denn ich habe immer Kondome benutzt, aber egal … also heirateten wir. Ein Jahr nach der Hochzeit und kurz nach der Geburt der Mädchen fing das Drama dann an. Danielle blieb immer öfter weg, kümmerte sich nicht um die Kids und Sex wollte sie auch keinen mehr. Ständig hatte sie Kopfschmerzen, wenn ich in Stimmung war. Wenn ich sie fragte, was denn los sein, winkte sie nur ab und teilte mir mit, es sei nichts, ich solle mir keine Gedanken machen. Ich sagte ihr, ich hätte ein Recht zu erfahren was denn los sei, ich wäre ihr Mann, doch es war nichts aus ihr herauszubringen“.
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