„Ich glaube ich sollte besser auch schlafen gehen“.
„Es ist erst acht Süße. Du kannst mir nicht erzählen, du seist müde. Du läufst davon“.
„Wovor denn? Ich laufe nicht weg. Ich bin echt müde. Drei Kinder strengen echt an. Und nach dem Programm, das ich heute im Kindergarten hatte. Ich bin echt froh, wenn das Jahr um ist und die beiden ab nächstes Jahr zur Schule gehen …“.
„Nora, du lenkst ab. Warum gibst du es nicht zu? Und du brauchst es gar nicht zu versuchen, denn ich hab Augen im Kopf. Du verzehrst dich nach mir, genauso wie ich mich nach dir. Du willst genauso gern mit mir ins Bett, wie ich mit dir“, sagte Chris und streichelte ihre Arme. Langsam drehte sich Nora zu ihm um, um ihm in seine Augen zu sehen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und nur zu gern hätte Nora diese Lippen geküsst.
„Chris, du weißt, wie sehr ich möchte dass wir es tun, aber wir dürfen nicht“.
„Dann erzähle ich eben rum, du bist meine Freundin. Ich bin ein gesunder, alleinstehender Mann, warum sollte ich keine Freundin haben?“
„Rede keinen Müll. Du weißt ganz genau, dass es nicht schicklich ist, wenn ein Mann, nicht mal ein Jahr nach dem Tod seiner Frau, schon eine Freundin hat. Da reden dann die Leute noch mehr als eh schon“, sagte Nora und löste sich aus Chris’ Umarmung. „Denk bitte an die Kinder. Sie haben es schon schwer genug“.
„Aber Nora, die Kinder lieben dich, und ich tue es auch. Was wäre daran schlecht zu sagen, wir wären ein Paar?“
„Das Getratsche! Versteh es bitte … es geht einfach nicht“, antwortete Nora, drehte sich um und ging in ihr Zimmer. Es geht einfach nicht! - hatte sie gesagt. Papperlapapp! Es musste doch einen Weg geben, Nora davon zu überzeugen, dass sie zusammengehörten. Vielleicht sollte er mit den Kindern sprechen, bevor sie am Wochenende zu ihrer Großmutter fuhren. Chris war mit seinem Latein am Ende. Nora liebte ihn, bestimmt genauso sehr wie er sie und doch konnte sie nicht einfach sagen, was sie wollte. Völlig frustriert legte sich Chris im Wohnzimmer auf die Couch und starrte in den Fernseher, bis er einschlief.
Nora fand die beiden Mädchen am Morgen im Wohnzimmer, vor der Couch, auf dem Boden kniend vor. Sie setzte Emily auf dem Boden ab, und schaute was die Mädchen machten. Nicht dass sie wieder etwas anstellten und Nora musste es schnell wieder beseitigen, bevor Chris es fand und die Mädchen schimpfte. Als sie sah, was es war legte sie sich schnell die Hand auf den Mund, um nicht zu lachen. Fina und Chana saßen auf dem Boden mit einem Grashalm in der Hand und kitzelten abwechselnd Chris´, der die ganze Nacht auf dem Sofa lag an der Nase. Das lustige an diesem Bild war, dass Chris’ immer wieder versuchte, das Etwas, das ihn kitzelte zu verscheuchen, was ihn allerdings nicht so richtig gelang.
„Psscchhh, hört auf damit“, flüsterte sie, doch die beiden schien es absolut nicht zu stören, sie ärgerten ihren Vater einfach weiter.
„Hey, ich sagte ihr sollt damit aufhören. Los kommt …“, sagte sie und zog die beiden vom Boden hoch. „Ihr geht eure Zähne putzen und dann anziehen. Los Abmarsch … nicht zu glauben. Seht euch das an … überall liegt Gras“. Danach schickte sie die Mädchen nach oben. Sie selber räumte die Grasbüschel, die neben dem Sofa lagen weg, bevor Chris sie sah und wusste, wer ihn geärgert hatte. Gerade als sie den letzten Grashalm in der Hand hielt, wurde sie an der Hüfte gepackt und mit einem Ruck auf einen harten Oberkörper katapultiert.
„Heey!“
„Ha! Hab ich dich erwischt. Warum tust du so was?“
„Was? Ich war das nicht. Ehrlich“.
„Ich habe dich erwischt, du kannst es nicht leugnen. Du hast das Tatwerkzeug noch in der Hand“.
„Du spinnst ja“. sagte Nora „Ich habe die Kids damit erwischt“.
Nora krabbelte gerade von Chris runter, als auch schon Fina angerannt kam.
„Daddy bist du endlich wach. Chana wollte schon das ganze Gras in deine Nase stecken, aber ich sagte das muss man anders machen und … habe es nur leicht reingeschoben“. strahlte sie.
„Siehst du. Ich war es nicht“.
„Bist du böse?“. fragte das Kind und sah Chris vorwurfsvoll an.
„Nein, aber das merke ich mir. Ich mache das bei euch auch mal …“, sagte er schnappte sich Fina und drückte ihr einen fetten Knutscher auf die Backe, so wie sie es mochte. Sie quickte wie ein Meerschweinchen und wollte immer mehr, doch Chris musste los und auch die Kinder mussten in den Kindergarten. Wie von der Tarantel gestochen, sprang er von Sofa, merkte aber gleich, dass es keine gute Idee gewesen war. Ihm taten alle Knochen weh.
„Was machst du heute?“, fragte Chris und sah Nora an.
„Ich will zu Joshi und dann mal sehen“.
„Brauchst du das Auto? Ich bin spät dran und …“
„Nein. Ich laufe. Wenn die Leute mich schon wieder in deinem Wagen sehen, denken sie was weiß ich was“.
„Nora, lass es doch endlich gut sein. Ist doch egal, sollen sie doch denken, was sie wollen. Ich scheiß da drauf“.
„Ich aber nicht und nun geh. Bis heute Abend“, sagte Nora und drehte sich zum Gehen, bis Chris sie eingeholt hatte.
„Denkst du bitte daran, dass die Zwerge das Wochenende bei meinen Eltern verbringen? Meine Mutter und mein Vater holen sie um sieben!“
Nora starrte hinter Chris her, als er die Stufen nach oben rannte. Wie konnte sie vergessen, dass seine Eltern die Kinder über das Wochenende zu sich nehmen würden. Seit Tagen war es „das“ Gesprächsthema im Hause. Wenige Minuten später kam Chris dann wieder nach unten. Er trug eine schwarze Hose mit einem weißen Hemd und ein blaues Sakko. Die Krawatte, die er dazu gewählt hatte, passte zwar nicht unbedingt dazu, aber schließlich musste ja er damit rumlaufen und nicht sie.
„Ich werde daran denken und pünktlich wieder hier sein“.
„Super! Ach, noch was“, rief, Chris von der Tür her. „Zieh dich heute Abend schick an. Wir werden heute nicht zu Hause essen“, grinste er noch, als auch schon die Tür ins Schloss flog und er zu seinem Wagen sprintete. Na super! Essen gehen. Auch das noch, - dachte sich Nora. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Denn was ihr fehlte, war nun eindeutig das passende Outfit! Na dann würde sie wohl einkaufen gehen müssen. Pünktlich auf die Minute klingelten die Eltern von Chris am Abend. Nora hatte gerade Emilys Windeln erneuert und ihr das neue Kleid, das sie am Nachmittag in der Stadt gekauft hatte, angezogen. Nachdem sie die beiden Großen im Kindergarten abgeliefert hatte, war Nora zum Firmenkomplex ihres Vaters gegangen um Joshua zu treffen, doch der glänzte mit Abwesenheit, daher tat Nora das, was ihr das Liebste war wenn sie mal wieder sitzen gelassen wurde. Sie ging shoppen. Da sie ja eh noch was brauchte, kam es ganz gelegen. Und da entdeckte sie auch die Kleider für die Kinder und auch noch ein paar für sie selbst. Immerhin ging sie heute mit ihrem Chef aus!
„Hallo Frau Baxter. Kommen Sie rein“, sagte Nora, als sie die Tür geöffnet hatte. Hinter Chris‘ Mutter kam sein Vater. So musste Chris in dreißig Jahren aussehen, dachte sich Nora und trat einen Schritt beiseite um ihn eintreten zu lassen.
„Edward, das ist das Kindermädchen. Sie heißt Nora“.
Edward Baxter war so groß wie sein Sohn, also genau einen Kopf größer als Nora, und schaute mit einem schelmischen Blick auf sie hinunter.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen“.
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Möchten Sie vielleicht was trinken? Ich kann Ihnen einen Kaffee machen! Oder was anderes!“
„Machen Sie sich keine Umstände. Wir wollten nur die Kinder holen und dann wieder gehen“, mischte sich Clarissa ein und sah wütend zu ihrem Mann, den sie gerade dabei erwischt hatte wie er Nora von oben bis unten begaffte, wobei er an ihrem Busen und dem Hintern hängen blieb.
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