„Wisst ihr was … ich, gehe mit euch dahin“, sagte Nora schließlich „und ich kann sogar Kuchen backen“.
Fina schien wieder etwas fröhlicher zu werden, denn urplötzlich wollte sie nicht mehr gehütet und bemuttert werden. Sie krabbelte von Chris´ Schoss herunter und gesellte sich zu Nora, die sie in den Arm nahm.
„Echt? Du kannst Kuchen backen?“, schniefte die Kleine noch ein wenig.
„Natürlich! Kommt wir gehen zusammen in die Küche und dann fangen wir an“.
Freude kreischend rannten die Mädchen hinter Nora in die Küche und Chris folgte ihnen mit Emily. Nora zog beiden Kids ein Shirt von ihr an, was eigentlich viel zu groß war, aber zum Backen reichte es. Sie setzte die beiden an den Tisch und gab ihnen leichte Aufgaben wie den Teig zu kneten oder Mehl zu verteilen. Chris und seine Jüngste verzogen sich lieber, das wollte er sich lieber nicht ansehen. In der Zwischenzeit zog er sich um und spielte mit Emily auf dem Boden ihres Zimmers.
„ Wie eine echte Mama“
Nora hatte so viel Spaß mit den beiden Mädchen. Sie schälte Äpfel und die beiden verteilten diesen auf dem großen Blech. Nora bereitete die Zutaten für die Streusel zu, und zeigte ihnen dann, wie man sie vermischte. Mit dem kleinen Hinweis, es sei wie im Dreck zu kneten. Und es klappte. Nora hatte die schönsten Streusel bekommen, die sie je selber gemacht hatte. Nach einer Stunde im Ofen war der Kuchen fertig. Er roch so gut, dass Chris es nicht lassen konnte, dieses wunderbar duftende Etwas zu begutachten. Als er in die Küche kam, traute er seinen Augen nicht. Es sah aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.
„Daddy, schau. Den haben wir ganz alleine gemacht. Schön?“
„Ihr seid ja super. Bekomm ich da auch mal einen von euch? Jetzt wo ihr so tolle Bäckerinnen seid“.
„Nein, nur wenn Nora Zeit hat“, antwortete Fina und Nora musste anfangen zu lachen. Das hatte gesessen. Nora sah man den ganzen Tag nicht mehr. Doch immer wieder hörte man Geschirr klirren und man konnte nur erahnen was sie in der Küche tat – Chaosbeseitigung!
Am darauf folgenden Tag hatte Nora die Mädchen angezogen und den gebackenen Kuchen in einen ihrer Kuchenbehälter gepackt, die sie aus ihrer alten Wohnung mitgenommen hatte, bevor sie alles verkauft hatte. Das waren wenige von den Dingen, die ihr geblieben waren, aber auch das nützlichste, denn Nora musste feststellen, dass der Haushalt von Chris nicht alles besaß, was ein guter Haushalt haben sollte. Und so hatte sie alles, was in Chris Küche fehlte, in einen großen Karton gepackt, der nun in der Kammer neben der Garage lagerte. Am Kindergarten angekommen, stellte sich Fina hinter Nora, während ihre Schwester fröhlich vorausrannte.
„Hallo, mein Name ist Gloria, ich bin die Erzieherin in einer der Gruppen hier“, stellte sich die Dame an der Tür vor, die die Mütter und ihre Kinder begrüßte.
„Angenehm“, gab Nora zurück und streckte ihre Hand aus. Dass diese Frau auch unbedingt so heißen musste wie ihre Mutter. Bäh! Das war ein Nullpunkt in Sachen Freundschaft „Ich bin Nora, die Ersatzmutter von Fina, Chana und Emily. Eigentlich bin ich ihre Nanny, aber das ist im Moment egal“.
„Sind sie schon lange im Haus der Baxters?“, fragte sie eine neugierige Mutter.
„Nun, ich kam vier Wochen nach dem Tod von Danielle Baxter hin. Chris … ich meine, Herr Baxter brauchte eine hilfreiche Hand“.
„Ich glaube, dass der noch viel mehr braucht … aber lassen wir das“.
Ok, die mag ich schon mal nicht, dachte sich Nora, lächelte aber tapfer weiter.
„Die beiden sind bestimmt glücklich, dass jetzt jemand da ist der für sie da ist. Ihr Vater hat ja nie Zeit für die beiden“, setzte Gloria an und schnatterte dann sofort zu ihren Freundinnen „Habt ihr den Mann überhaupt schon mal bei einer Veranstaltung der Kinder gesehen? Ich glaube nicht, dass er schon mal hier war. Kennt den einer von euch?“, und so begann das große Geschnatter der Damen, während Nora nur da stand und Opfer wurde. Fina und Chana blühten wieder etwas auf und auch keines der anderen Mädchen sagte noch etwas zu den Zwillingen, da sie ja nun gesehen hatten, dass sie nicht alleine waren. Fünf Stunden später nahm das Drama dann endlich ein Ende.
„Nora, dürfen wir noch im Garten spielen?“, fragte Chana, als Nora den Wagen vor der Garage abstellte. Das hineinfahren übernahm immer Chris, da Nora etwas Angst hatte, irgendwo hängen zu bleiben, mit dem großen Land Rover, den er fuhr. Sie kletterte gerade aus dem Wagen, als auch schon Chris zur Einfahrt reinbrauste. Zwei Meter neben ihr kam er zum Stehen und nahm sich den Helm ab. Boa, was bist du sexy, schoss es Nora durch den Kopf und schnell wandte sie den Blick ab, um Emily aus ihrem Sitz zu befreien.
„Hallo Hübsche … Lust auf eine Spritztour?“, fragte Chris und legte seinen Helm auf den Tank.
„Nein, lass mal. Ich bin total fertig. Ich bring nur noch die Kids ins Haus und dann ist sense“.
„Schade, ich hätte da eine Fantasie in meinem Kopf, die ich nur zu gern mit dir ausleben möchte“, sagte Chris mit einem lüsternen Blick zu Nora und stützte sich auf dem Tank ab.
„Psschh. Bist du verrückt geworden? Wenn das einer hört. Ich hatte heute schon genug Getratsche“.
„Was war denn los?“
„Das übliche … Mütter! Wenn ich dir das erzähle, fällst du um“.
Chris war von seinem Bike abgestiegen und schlenderte nun auf Nora zu.
„Willst du es mir erzählen?“
„Das sollte ich sogar, aber zuerst …“, Nora sah an Chris vorbei und sah eine der Mütter den Hof heraufkommen.
„Hallo. Entschuldigen Sie das ich störe, aber Chana hat ihr Täschchen liegen lassen und ich dachte, ich bringe es Ihnen. Nicht dass sie es sucht“. Die Dame suchte verdächtig den Garten ab und schaute dabei immer an Chris vorbei.
„Suchen Sie was?“, fragte Nora plötzlich.
„Nein! Ich dachte nur, vielleicht könnte ich Herrn Baxter dazu bringen, dass er mit den Kindern zum Sommerfest kommt. Ist er denn zu Hause?“
Nora fing beinahe an zu lachen, bei dem Gesichtsausdruck den Chris an den Tag legte. Aber auf den Gesichtsausdruck der Dame freute sie sich noch mehr, wenn sie erfuhr, dass er direkt vor ihr stand. Was dachte sie denn, dass Chris ein alter Herr mit Cordhosen und Pfeife war!
„Und Sie wollen ihn nun fragen?“
„Ja, wenn er denn da ist“.
„Na dann fragen Sie mich doch einfach, bevor Sie sich noch den Hals ausrenken“.
Nora konnte nicht anders, als zu gehen. Sie bedankte sich noch bei der Frau, deren Namen sie nicht mal kannte, und verschwand mit der Ausrede sie müsse auf Toilette, während Chris sie nur böse anfunkelte. Nach gefühlten Stunden war die Dame dann endlich weg und Chris betrat das Haus.
„Naaa?“, fragte Nora scheinheilig.
„Das verzeihe ich dir nie. Wie konntest du mich mit dieser Frau alleine lassen! Die ist ja noch schlimmer als meine Mutter“.
„Pah. Du kennst meine Mutter nicht“, antwortete Nora und verzog sich wieder in die Küche, während Chris ihr nur hinterher sah. Am Abend, als die Kinder schon im Bett lagen, traf Nora Chris im Garten.
„Hey, so alleine?“
„Hmm … ich genieße die Stille. Ich hör noch immer das Gequatsche dieser Frau in meinem Innenohr. Wie kann man als Frau so viel reden? Aber das Gesicht, das sie gemacht hat, als sie erfuhr, dass ich der Vater von den Zwillingen bin, den hättest du sehen sollen“.
„Ich habe es gesehen“.
„Hast du?“
„Hmm. Ich stand am Küchenfenster und grinste mir einen“, antwortete Nora und konnte nicht schnell genug reagieren, als Chris auch schon aufgesprungen war und sie packte.
„Das war gemein. Mich dieser Furie auszusetzen“, Chris stand dicht gepresst hinter Nora und sie spürte nur zu deutlich, wie sein Körper auf sie reagierte.
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