„Chris? Kann ich dich kurz sprechen?“
„Ähm … na schön. Was ist denn?“
„Ich wollte mit dir über Nora reden. Was läuft da genau zwischen euch?“
„Ach daher weht der Wind. Fred, ich kann dich beruhigen. Es läuft nicht viel. Sie hat sich in mich verliebt und ich mich in sie. Ich habe es ihr gesagt und mehr als uns geküsst haben wir nicht. Noch nicht! Und ich kann dich beruhigen, falls ich mit Nora in die Kiste steige, mache ich das, wenn wir einen Babysitter haben, aber dann werden wir auch nicht hier sein. Ich könnte sie ja auch zu meiner Mutter bringen, jetzt wo Danielle nicht mehr lebt, kann sie nichts einwenden, dass meine Eltern ihre Enkel sehen. Aber du weißt ja … ich und der Alte! Ich kann ihm einfach nicht verzeihen“.
„Das beruhigt mich ein wenig. Und da wir grad von deiner Mutter sprechen. Sie kommt da grade die Einfahrt hoch und trippelt genau auf Nora zu“.
Chris drehte sich um und Fred hörte nur noch ein „Oh verdammte Scheiße“, bevor er Chris davonrennen sah. Chris war zwar ziemlich schnell – doch nicht schnell genug. Er schaffte es nicht rechtzeitig bei Nora zu sein, um sie vor seiner Mutter zu retten. Schwer atmend blieb er hinter dem Rhododendron Strauch, der neben der Eingangstür stand stehen und belauschte seine Mutter wie sie auf Nora zu stolzierte, die gerade mir Emily auf dem Arm nach der Post gesehen hatte.
„ Kein guter Start“
„Hallo … Sie da!“, rief Clarissa Baxter schon von weitem. Nora drehte sich um, und sah wie die Dame in ihren hohen Pumps, die Auffahrt hochstolzierte.
„Wer sind Sie? Und was machen Sie mit diesem Baby?“
„Ähm, entschuldigen Sie, aber ich glaube, das geht Sie einen Scheißdreck an“.
Oh nein! Bitte nicht!, dachte sich Chris hinter dem Busch Nora halt deine Zunge in Zügeln!
„Oh das würde ich nicht sagen. Wo ist Christopher?“, fragte Clarissa und versuchte ins Haus zu gelangen, doch Nora ließ ihr keine Chance.
„Lassen Sie mich durch!“
„Nein, ich denke ja gar nicht dran. Zuerst sagen Sie mir, wer Sie sind“.
„Ich bin Clarissa Baxter. Christophers Mutter und die Großmutter dieses Babys. Also, her mit dem Kind und dann sagen Sie mir gefälligst wer Sie sind. Und bevor Sie anfangen, sagen Sie mir wo mein Sohn ist!“
„Einen alten Scheiß werde ich tun. Da kann ja jeder kommen und mir erzählen, dass er zur Familie gehört. Haben Sie einen Ausweis dabei?“
Chris hatte genug gehört. Er rannte zur Hinterseite des Hauses, durch das Wohnzimmer in den Eingangsbereich. Nachdem er sich das Haar und die Kleidung etwas gerichtete hatte, begab er sich an die Tür.
„Nora, wer ist denn an der Tür? Mutter?“ tat er überrascht „Was tust du denn hier?“
„Ich wollte mal nach euch sehen, du hast dich ja seit Danielles Tod nicht mehr gemeldet. Das war jetzt vor … oh mein Gott … Christopher! Schämst du denn nicht?“
Nein! Eigentlich nicht !!!
„Ich weiß Mutter. Aber ich hatte viel zu tun, und …“
„Das sehe ich!“, fiel sie ihm ins Wort und verschaffte sich Zugang zum Haus. „Deine neue Freundin?“, fragte Clarissa und deutete auf Nora.
„Nein!“, … Zumindest noch nicht … „Sie ist das Kindermädchen“.
„Christopher! Das ist ja wohl nicht dein Ernst. Dieses junge Ding. Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du lässt so eine Frau in die Nähe der Kinder? Hast du schon mal ihren Umgangston beachtet? Eine nette Figur macht noch lange kein gutes Kindermädchen aus. Was wenn die Kinder diese Wörter mitbekommen. Ich darf gar nicht dran denken“.
„Mutter wirklich. Ich hatte in den ersten Wochen mindestens ein Dutzend Frauen hier und alle taugten nichts. Und dann kam Nora. Die Kids lieben sie und …“, beinahe wäre ihm rausgerutscht, dass er sie auch liebte, doch er schluckte es hinunter „… ich bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit“.
Seiner Mutter schien diese Aussage nicht sehr zu gefallen. Mit rollenden Augen sah sie sich im Haus um. Doch was sie sah, schien sie zu beruhigen.
„Wer macht den Haushalt?“
„Soll das ein Kontrollbesuch sein? Mutter, bitte, es geht mir gut. Den Kindern geht es gut. Alles prima. Du hast Emily gesehen. Sie gedeiht prächtig. Und auch Fina und Chana geht es gut. Komm mit nach draußen und du wirst es sehen“.
Chris begleitete seine Mutter in den Garten und was Clarissa dort sah, beruhigte sie wirklich. Fina und Chana saßen mit Nora in der Sandkiste und backten Sandkuchen, während die beiden Kinder Nora sagten, was sie zu tun hatte und wie sie die Förmchen umstoßen musste. Emily hingegen hatte viel mehr Spaß an Noras Kette gefunden, die sie trug. Die Kleine war nun ein halbes Jahr alt und Nora wartete nur darauf, dass sie aufstand und loslief, aber darauf musste sie wahrscheinlich noch ein bisschen warten.
„Siehst du. Es geht ihnen gut. Alles bestens“.
„Ich sehe es ja, aber … mich beunruhigt eher, dass du mich so schnell wieder loswerden willst. Lass mich ein wenig mit den Kindern spielen. Immerhin bin ich ihre Großmutter“.
„Na schön. Nora? Kommen Sie bitte mal“, rief Chris Nora zu sich. Nora sagte rasch etwas zu den Kindern und diese nickten, als Nora sich erhob und davonging.
„Nora, das ist meine Mutter. Sie möchte etwas Zeit mit den Kindern verbringen. Kommen Sie, wir machen was zu trinken und lassen die vier allein“.
Nora wollte noch etwas erwidern, wurde aber schon von Chris davon gezogen, während sich Clarissa, mit Emily auf dem Arm, zu Fina und Chana in den Sandkasten setzte. Chris konnte es nicht erwarten, in die Küche zu kommen. Kaum waren sie dort angekommen, riss er Nora auch schon in seine Arme und küsste sie stürmisch. Seine Hände schienen überall zu sein. Oh mein Gott, dachte sich Nora und krallte sich an seiner Kleidung fest.
„Chris? Chris … wir dürfen das nicht. Deine Mutter …“
„Ach lass sie doch. Sie sitzt bei den Kids und ich konnte nicht länger warten. Nora, ich brauche dich. Ich warte schon so lange darauf, dass ich dich wieder küssen und im Arm halten kann“.
„Es geht nicht … deine Mutter sitzt draußen und …“
„Nein, tut sie nicht!“, ertönte plötzlich die Stimme von Clarissa. Chris und Nora fuhren auseinander und sahen Clarissa an
„Mutter?“
„Scheiße!“, murmelte Nora und blickte Chris erschrocken an.
„Emily hat die Windeln voll. Und ich denke du schuldest mir eine Erklärung“.
Nora eilte zu Clarissa und nahm ihr Emily ab, während Chris sich die Kleidung richtete und mit seiner Mutter ins Wohnzimmer ging.Als Nora mit der frisch gewickelten Emily runter kam, waren Chris und seine Mutter noch immer lautstark am Diskutieren. Nora gesellte sich zu Ihnen, stellte sich aufrecht hin und verkündete, dass sie an der ganzen Misere schuld war.
„Hätte ich Chris nicht gesagt, dass ich in ihn verliebt bin, dann wäre das alles nie so weit gekommen. Es tut mir leid. Wenn Sie das nicht dulden können, dass ihr Sohn mich weiter beschäftigt, kann ich …“.
„Nein! Nora, das haben wir ausdiskutiert, mehr oder weniger. Ich liebe dich genauso wie du mich, und es ist meine Entscheidung und es sind meine Kinder. Ich will, dass du bleibst und basta. Mutter, da gibt es nichts mehr zu reden. Ich bin alt genug. Ich kann tun und lassen was und mit wem ich will. Haben wir uns verstanden?“
„Na schön. Wenn du meinst“, sagte Clarissa. Aber wohl war ihr bei der ganzen Sache nicht wirklich. Aber ihr Sohn war erwachsen und tat, was er für richtig hielt. Damit musste sie leben. Obwohl ihr Nora sehr gut gefiel, aber das hätte sie nie zugegeben. Clarissa hatte Danielle nie ausstehen können, ihr Mann dafür aber umso mehr. Und als sie ihr dann noch verboten hatte, die Kinder am Wochenende oder auch an anderen Tagen zu sehen, war diese Verbindung für Clarissa ohnehin zerrissen. Sie traf sich mit ihrem Sohn nur noch in der Stadt, in seinen Mittagspausen. Privat jedoch sah sie ihn in den letzten fünf Jahren, was ihr sehr wehtat, nur selten. Meist heimlich, wenn Danielle nicht zu Hause war. Denn in sein Elternhaus kam Chris ja nicht wegen seines Vaters.
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