„Die Protokolle der Weisen Zions“ haben auch auf rechte Denkschulen einen großen Einfluss. Bereits zur Zeit des Nationalsozialismus wurde das nachweislich gefälschte Dokument immer wieder als Argumentationsgrundlage für antisemitische Einstellungen in der Propaganda genutzt. Auch heute werden „die jüdische Weltverschwörung“ sowie die jüdische Familie Rothschild in Foren und Diskussionen rechter Kreise immer wieder als Erklärung für alles Übel in der Welt identifiziert, mit schwerwiegenden Konsequenzen für das jüdische Leben in Deutschland. Auch wenn sich die neuen Rechten als Verteidiger des „christlich-jüdischen Abendlandes“ zu positionieren versuchen, um sich vordergründig von der klassischen Neonaziszene abzusetzen, sind Positionen zum Judentum oder zum Staat Israel weiterhin durch Antisemitismus und Antizionismus geprägt12. So stellt der Verfassungsschutzbericht von 2016 fest: „Rechtsextremistische Agitation ist geprägt von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus sowie einer grundsätzlichen Demokratiefeindschaft“13.
Implikationen für die Praxis
Die Übertragbarkeiten sowie die reziproken Bestätigungsprozesse in den Narrativen der extremistischen Akteurinnen und Akteure führen zu der Erkenntnis, dass eine viel stärkere Zusammenarbeit und ein Austausch im Kontext der in beiden Phänomenbereichen tätigen Praktikerinnen und Praktiker stattfinden muss. Des Weiteren müssten gemeinsame Analysetools entwickelt werden, um die Trends in einem der Phänomenbereiche zu erkennen, um im anderen Bereich direkt zu beobachten, wie (und ob) reagiert wird. Das Sichtbarmachen der gegenseitigen Abhängigkeit kann in bestimmten Kampagnen sinnvoll genutzt werden. Auf keinen Fall sollte jedoch das Narrativ des Krieges des Westens gegen die Islamische Welt verstärkt oder durch unbedachte Aussagen bestätigt werden. Im Bereich der Deradikalisierung zeigt die Erfahrung aus der Praxis, dass das Erkennen von Widersprüchen durch den Bezug der Phänomenbereiche aufeinander ein Türöffner für den Prozess der Selbstreflexion und des Zweifels bei den Klientinnen und Klienten darstellen kann.
1Ebner, Julia (2017): The Rage. The Vicious Circle of Islamist and Far-Right Extremism, I.B. Rauris: London.
2Meiering, David (2018): Irritierende ideologische Gemeinsamkeiten: Warum wir von Brücken-Dispositiven sprechen sollten ( in diesem Band).
3Illing, Sean (2017): Reciprocal Rage: Why Islamist Extremists and the Far Right Need Each Other. How Two Complementary Extremisms Are Defining Global Politics, https://www.vox.com/world/2017/12/19/16764046/islam-terrorism-far-right-extremism-isis; 02.07.2018.
4Lützinger, Saskia/Gruber, Florian (2017): Extremismusprävention in Deutschland – Herausforderungen und Optimierungspotenzial (Modulabschlussbericht). Eine Auswertung im Rahmen des BKA-Forschungsprojekts „Entwicklungsmöglichkeiten einer phänomenübergreifend ausgerichteten Prävention politisch motivierter Gewaltkriminalität (PüG), https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Publikationsreihen/Forschungsergebnisse/2017PueG_ExtremismuspraeventionInDeutschland_Herausforderung.pdf;jsessionid=6A3A189AB6DE12E46FB829481E7979FF.live2291?blob=publicationFile&v=5; 02.07.2018, 11.
5Lützinger/Gruber (2017), 115.
6Saltman, Erin Marie/Smith, Melanie (2015): “Till Martyrdom Do Us Apart.” Gender and the ISIS Phenomenon (Institute for Strategic Dialogue), https://www.isdglobal.org/wp-content/uploads/2016/02/Till_Martyrdom_Do_Us_Part_Gender_and_the_ISIS_Phenomenon.pdf; 02.07.2018.
7Bernhardt, Michel/Jaki, Julia (2010): Die „Protokolle der Weisen von Zion“: Die Genese der Idee einer jüdisch/zionistischen Weltverschwörung in Europa und der arabischen Welt, in: Schirin, Fathi (Hrsg.): Komplotte, Ketzer und Konspirationen. Zur Logik des Verschwörungsdenkens – Beispiele aus dem Nahen Osten (Global Studies), Bielefeld: transcript Verlag, 179–228, hier: 206.
8Bundesministerium des Innern (2016): Verfassungsschutzbericht 2016, Berlin, https://www.verfassungsschutz.de/download/vsbericht-2016.pdf; 02.07.2018, 186.
9Pfahl-Traughber, Armin (2011): Antisemitismus im Islamismus. Ideengeschichtliche Bedingungsfaktoren und agitatorische Erscheinungsformen, http://www.bpb.de/politik/extremismus/islamismus/36356/antisemitismus-im-islamismus?p=all; 02.07.2018.
10Pfahl-Traughber, Armin (2017): Antisemitismus im Islamismus. Ideengeschichtliche Hintergründe, politische Propaganda, reales Gefahrenpotential, http://www.hagalil.com/2017/11/antisemitismus-im-islamismus; 02.07.2018.
11Bundesministerium des Innern (2016), 184–186.
12Preuß, Madlen/van de Wetering, Denis/Zick, Andreas (2014): Rechtspopulismus in Niedersachsen und Bremen. Eine Analyse der Agitation und Verbreitung rechtspopulistischer Orientierungen in der Bevölkerung (Working Paper Nr. 1), http://www.uni-bielefeld.de/ikg/WPS/PDF/WP01_Preuss_van-de-Wetering_Zick_2014.pdf; 02.07.2018, 12.
13Bundesministerium des Innern (2016), 38.
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