Aber nur, bis es nicht mehr ging. So himmlisch sich das anfühlte, langsam wurde es zur Marter, dass er sie nur streichelte. Sie ließ ihre Hände an seinem Körper hinab gleiten und überzeugte sich, dass diese Zurückhaltung für ihn ebenfalls Folter bedeuten musste. Als sie zugriff, ließ Zeus einen kehligen Laut hören und schaute zu ihr auf.
„Komm her. Jetzt.“
Sie zog ihn auf sich. Es war wie eine Befreiung, als er sich endlich, endlich in sie schob. Sein Gewicht auf ihrem Körper, sein Geruch, sein Gesicht über ihr machten sie so wahnsinnig glücklich, dass sie leise auflachte und ihn in den Hals biss. Er blickte ein bisschen erstaunt und amüsiert, dann senkte er wieder die Lippen auf die ihren und fand einen langsamen, zärtlichen Rhythmus, dem sie sich gern überließ. Voller Verlangen hob sie ihm ihre Hüften entgegen und stöhnte zufrieden, als er sie mit langsamen, tiefen Stößen in Besitz nahm. Schließlich begannen seine angespannten Muskeln unter ihren Fingern zu zittern. Sie steigerte das Tempo, mit dem sie seine Bewegungen zurückgab, drängte sich enger an ihn und sog gierig seinen Duft ein.
Er reagierte entzückt, nahm sie nach einigen Momenten fest in den Arm und rollte sich mit ihr im Sand herum, bis sie auf ihm lag. Sie stützte sich auf seiner Brust ab, kam auf die Knie und betrachtete ihn hingerissen, während sie sich auf und ab bewegte und einen neuen Rhythmus fand. Zeus wusste offenbar kaum, ob er mit geschlossenen Augen genießen oder sie beobachten sollte, nur seine stetig streichelnden Hände, die über ihren Körper fuhren, schienen ihrer Sache gewiss. Sie umfassten ihre Taille und ihre Brüste, vergruben sich in ihren langen Haaren und legten sich auf ihren Po, um den Rhythmus ihrer Bewegungen zu verstärken. Neugierig zog Leto das Tempo an, spürte mit Freuden die Reaktion ihrer beider Körper, fühlte, wie es sie lockte, sich völlig zu verlieren, und zügelte sich wieder. Ein halb genießerisches, halb enttäuschtes Stöhnen war Zeus' Antwort darauf. Sie begannen von neuem den sanften Anstieg, doch als Leto diesmal Miene machte, innezuhalten, zog Zeus sie zu sich herab, warf sich mit ihr herum, drückte sie mit dem Rücken in den Sand und übernahm wieder die Führung.
Leto keuchte überrascht auf, als sie spürte, wie stark ihr Körper reagierte. War ihr Liebesspiel bislang zärtlich, liebevoll und neugierig gewesen, kam jetzt ein leidenschaftlicheres, rücksichtsloseres Drängen hinzu. Leto vergrub ihr Gesicht an Zeus' Hals, schmiedete mit ihren Beinen ein Band um seine Hüften, um ihn an sich zu fesseln, und überließ sich seinen heftiger werdenden Bewegungen – bis Zeus plötzlich innehielt und sich aufstützte, um die Kontrolle wiederzuerlangen, die ihm zu entgleiten drohte. Als er jedoch in Letos Gesicht blickte, in ihre glühenden Augen, wurde ihm klar, dass seine Rücksichtnahme völlig überflüssig war. Sie hob ihm ihr Becken entgegen, zog ihn kraftvoll an den Hüften wieder zu sich hinab und flüsterte atemlos: „Nicht aufhören!“ Und er gehorchte gern, senkte sich wieder über sie, bis sein Oberkörper auf ihren Schultern ruhte und sie in den Sand drückte, schob seine Arme unter ihren Rücken, nahm ihren Po in beide Hände und hob ihr Becken an, um so tief in sie zu gelangen wie noch nie. Dann gestattete er sich, die Kontrolle zu verlieren.
Für Leto versank die komplette Umwelt. Da war nur noch dieser Mann, diese Ekstase, dieses Stöhnen in ihrem Ohr, dieses Herz, das gegen ihres hämmerte. Nur unbestimmt spürte sie, dass sich ihre Zähne in seine Schulter schlugen, dass sich ihre Fingernägel in seinen Rücken krallten. Wie von Ferne hörte sie ihren eigenen leisen Aufschrei, und dann nur noch Blutrauschen, Herzklopfen und angestrengtes Keuchen.
Als Leto letztendlich wieder im Stande war, ihre Umwelt wahrzunehmen, war die Sonne ein ganzes Stück weiter über den Himmel gewandert, wie sie feststellen konnte, als sie über Zeus' Schulter blinzelte. Zeus selber stellte überhaupt nichts fest, er war über ihr zusammengebrochen, drückte sein Gesicht in ihre Haare und versuchte, zu Atem zu kommen. Als ihm das halbwegs gelungen war, schob er sich vorsichtig von ihr herunter, ließ sie aber nicht aus seinen Armen. Er küsste sie behutsam auf die roten Lippen, und sie strahlte ihn an. Er setzte an, um irgendetwas zu sagen, aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein, also schloss er den Mund wieder und schüttelte nur strahlend den Kopf.
Leto fand auch keine Worte für das, was in ihr vorging, also lagen sie nur eng umschlungen im Sand, ließen sich von der Sonne bescheinen und lauschten auf des Anderen Atem.
Nach einer langen Weile streckte Zeus sich und berührte etwas mit dem Fuß. Er drehte den Kopf, um zu schauen, was es war, und guckte schuldbewusst das Mädchen in seinen Armen an.
„Du, Leto?“
„Mhm?“
„Dein Kleid, das wir davor retten wollten, dass es zu sandig wird... wir haben es vergraben.“
Sie schauten sich an und prusteten los. Der Fels warf ihr fröhliches Lachen zurück über den Strand und über das Meer.
Die nächsten Stunden verbrachten sie mit dem Versuch, sich selbst und die Kleider im Meer notdürftig vom Sand zu reinigen. Diese Aufgabe scheiterte immer wieder daran, dass sie sich unter Wasser berührten, was jedes Mal elektrisierend war und dazu führte, dass sie ihre Aufgabe vergaßen und sich im Wasser vergnügten. Meist mussten sie danach lange Strecken schwimmen, um die befreit davon strebenden Kleidungsstücke wieder einzufangen.
Irgendwann sagte Zeus: „Nein, das wird so nichts. Wir können hier weitermachen, bis wir verhungern, oder wir versuchen, uns zivilisiert zu verhalten und gehen zu mir, da können wir uns in Ruhe waschen und etwas essen und dann wieder von vorne anfangen.“
Leto fühlte für einen Sekundenbruchteil ihr Herz schwer werden. Zu ihm? Das würde diesen wundervollen Schwebezustand auf die eine oder andere Art und Weise beenden.
Dann schalt sie sich selbst eine alberne, feige Gans, zwängte sich unter Lachen und Schimpfen in ihr tropfendes Kleid, küsste Zeus lange und begann, den Felsen empor zu klettern.
Auf dem Rückweg waren sie, ganz ähnlich wie am Vorabend, eher schweigsam. Sie wanderten Arm in Arm durch den warmen Nachmittag und genossen die Berührungen; sobald sie bei Zeus waren, das wussten sie, gäbe es Fragen zu stellen und zu beantworten.
Nicht weit von der Stelle entfernt, an der Leto unter dem Olivenbaum gesessen und geträumt hatte, verlangsamte Zeus seinen Schritt.
„Wir sind gleich da.“
Leto blieb stehen, und Zeus tat es ihr dankbar nach. Stumm schauten sie sich an, dann sagte Leto: „Das war der schönste Tag meines Lebens.“
Zeus lächelte breit und sagte: „Das war auch der schönste Tag meines Lebens.“ Er senkte den Kopf, schlug die Augen zu ihr auf und fügte leise hinzu: „Ich... du weißt schon. Irgendwie.“ Sie nickte mit einem feinen Lächeln und flüsterte zurück: „Ja. Ich auch. Irgendwie.“
Dann nahm Zeus ihre Hand und zog sie einen kleinen Pfad entlang, der vom Weg abzweigte. Zu Letos großer Überraschung führte er sie zu einer Grotte.
„Da sind wir“, sagte Zeus und warf ihr einen verstohlenen Blick zu, ehe er ihr den Vortritt ließ.
Das Innere der Grotte war durchaus heimelig eingerichtet, es gemahnte mehr an ein hübsches, wenn auch dunkles Zimmer als an eine Höhle. Zeus ließ sie Umschau halten, dann schlug er vor: „Wie wäre es, wenn wir erst badeten und unsere Kleider wüschen, ehe ich uns etwas zu essen mache? Danach haben wir dann Zeit zum Erzählen.“
Leto klammerte sich dankbar an diesen Aufschub, und so brachte er sie zu dem kleinen Teich, der wenige Schritte vom Eingang der Grotte entfernt lag und aus einer Quelle oberhalb im Wald gespeist wurde. Hier wurden sie endlich das Salz und den Sand los und ließen die Erinnerung an gewisse Wasserspiele vom Mittag aufleben.
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