Christiane Baumann - Mord zum Frühstück

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Mord muss nicht immer todernst sein. Liebhaber schwarzen Humors kommen hier auf ihre Kosten. Manche der 21 Krimis verführen mit einem Augenzwinkern zum Schmunzeln. Hinter anderen verbergen sich Liebesangelegenheiten. Eines ist den originellen Krimigeschichten gemeinsam: Es sind Menschen wie du und ich, die sich zu Verbrechen hinreißen lassen, und alltägliche Situationen, die in Mord und Totschlag enden. Die Ermittler sind mehr oder weniger clever, bisweilen auch die Angeschmierten.

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Christiane Baumann

Mord zum Frühstück

21 Krimis

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Inhaltsverzeichnis Titel Christiane Baumann Mord zum Frühstück 21 Krimis - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Christiane Baumann Mord zum Frühstück 21 Krimis Dieses ebook wurde erstellt bei

Batu und Elodie

Lebensabend

Die Frau vom Alexanderplatz

Die kleinen Dinge

Praxisgebühr

Die Leiche im Strandkorb

Mord zum Frühstück

Das fünfte Glas

Marinas rote Stiefel

Kurze Geschichte einer treuen Ehefrau

Der Affe

Dorotheas Geschenk

Das Ende der Lichtenberger Ethikkommission

Ein höflicher Mörder

Margits Last

und morgen war Silvester

Ohne Plan

Vertraue keinem!

Der Wunsch

Tödliche Langeweile

Süßer Abschied

Impressum neobooks

Batu und Elodie

Als Batu an jenem Donnerstagnachmittag seine Wohnungstür öffnete, stand Elodie mit einem Messer in der rechten Hand vor ihm auf dem Treppenabsatz. Das Messer bemerkte Batu sofort. Die ganze Klinge war blutig. Einzelne dicke rote Tropfen fielen auf den Boden. An ihrer Bluse klebte ebenfalls Blut.

Batu sah zu Elodies Wohnung hinüber, die Tür stand etwas offen, dahinter nur Stille. „Alles in Ordnung mit dir?“

Elodie starrte Batu wortlos an, ähnlich wie sie ihn in den vergangenen drei Jahren angestarrt hatte, wenn sie ihm zufällig begegnet war.

Trotz Elodies abweisender Art war es Batu im Laufe der Zeit gelungen, ihren Vornamen und ihr Alter zu erfahren. Er hatte sie so weit gebracht, ihn zu duzen, während er von Anfang an auf das ‚Sie‘ verzichtete. Für Batu war das normal, schließlich waren sie beide jung. Ständig hatte Batu versucht, Elodie näher zu kommen. Sie erzählte ihm, Single zu sein. Später überlegte sie es sich anders und behauptete, einen Freund zu haben, aber der wäre viel auswärts unterwegs und deshalb selten bei ihr.

Aus Elodies spärlichen Berichten und seinen eigenen Beobachtungen schloss Batu, dass es sich bei Elodies Geliebtem um einen verheirateten Mann handeln musste. Batu verabscheute ihn, ohne ihn je wirklich gesehen zu haben, weil er Elodie unglücklich machte oder weil er sie glücklich machte, je nachdem. Batu dachte allen Ernstes, der Unbekannte stünde einem von ihm erträumten Glück mit Elodie im Wege. Batu arbeitete als Koch. Er hatte Elodie des Öfteren zum Abendessen zu sich eingeladen, sie lehnte stets ab.

Als Elodie nun mit einem blutverschmierten Messer in der Hand vor ihm stand, meinte Batu zu wissen, was zu tun war. Ein Messer, an dem Blut klebte, brachte ihn keinesfalls aus der Fassung. Er war an diesen Anblick gewöhnt.

Batu bat Elodie in seine Wohnung. Diesmal würde sie seine Einladung nicht ablehnen. Sie zitterte am ganzen Körper, am heftigsten die rechte Hand mit dem blutigen Werkzeug. Batu fasste Elodie vorsichtig am Arm, nahm ihr das Messer ab und wickelte es provisorisch in ein Taschentuch. Es handelte sich um ein großes Küchenmesser mit einseitig geschliffener Klinge und einem Griff aus schwarzem Kunststoff. Ein billiges Ding.

Elodie gab dem leichten Druck von Batu nach und setzte sich auf einen gepolsterten Stuhl in seinem kleinen Wohnzimmer. Die blutige Hand, die das Messer gehalten hatte, hing jetzt schlaff herab, als gehöre sie nicht zu ihrem Körper.

„Willst du mir sagen, was passiert ist?“, fragte Batu und bemühte sich, warmherzig und mitfühlend zu klingen. Elodie dagegen sprach trotz ihres gerade überstandenen Zitteranfalls sachlich und forsch. „Ich habe Kai erstochen. Ich bin eine Mörderin. Batu, ruf die Polizei.“

Die Polizei rufen? Auf keinen Fall. In drei Tagen würde er auf Wunsch seines Vaters in die Türkei zurückkehren. Er brauchte keine Verwicklung in polizeiliche Maßnahmen. Er war bisher ohne engeren Kontakt mit der deutschen Polizei ausgekommen, und das sollte bis zu seiner Ausreise so bleiben. „Kai ist dein Liebhaber?“

Elodie nickte unmerklich.

Zufriedenheit und Erleichterung erfassten Batu. Sie hatte ihren Kerl umgebracht. Unglaublich. Die Ärmste! Er musste sich um sie kümmern und sie schützen. „Ich mache dir einen Tee“, sagte Batu und brachte das Messer in die Küche. Er hielt es unter kaltes, fließendes Wasser, trocknete es sorgfältig ab und legte es in seinen Besteckkasten. Der elektrische Wasserkocher sprudelte leise vor sich hin. Batu schaute ins Zimmer und sah Elodie völlig unbeweglich auf dem Stuhl sitzen. Er lief hinüber zu ihrer Wohnung. Dabei vermied er es, in die Blutflecken auf dem Treppenabsatz zu treten. Langsam folgte er den Blutspuren auf dem Boden. Sie führten ihn in Elodies Schlafzimmer. Auf dem Bett ein nackter, jüngerer Mann mit kurzem Haar und sorgfältig gestutztem Oberlippenbart. Natürlich ein Blonder, stellte Batu fest.

Der tote Mann lag auf dem Rücken und starrte Batu mit graublauen Augen an. Es war nichts Besonderes an Elodies Liebhaber, bis auf die Wunden in seinem Oberkörper, die sie ihm beigebracht hatte. Batu begann, die Einstiche zu zählen. Er kam bis sieben, bevor er sich besann. Er vergewisserte sich, dass niemand anderes in der Wohnung war. Im Flur entdeckte er einen Schlüsselbund, und nach einigen Fehlversuchen konnte er die Tür hinter sich abschließen.

Batu füllte ein Gläschen mit schwarzem Tee, pustete ein paar Mal auf die Flüssigkeit, um sie abzukühlen, und reichte es Elodie. Sie musterte erstaunt ihre blutverschmierte Rechte und nahm das kleine Teeglas mit der Linken. Batu holte schnell einen Waschlappen und säuberte Elodies Hand. Er entschuldigte sich für einen Moment, er habe dringend etwas zu erledigen. Die Blutflecken im Hausflur mussten verschwinden, bevor ein Nachbar sie bemerkte, eventuell stutzig wurde und übereifrig die Polizei rief.

Hastig suchte Batu die notwendigen Utensilien zusammen und wischte den Hausflur. Ihm war klar, dass die Spurensicherung der Polizei trotz all seiner Bemühungen Restspuren von Blut an dieser Stelle finden würde. Vorausgesetzt, die Kriminalbeamten verfolgten jemals die Idee, hier nach Blut zu suchen. Wie auch immer, zu diesem ungewissen Zeitpunkt würde er schon über alle Berge sein.

Zurück im Zimmer überfiel Elodie ihn mit der Frage, ob Kai wirklich tot sei.

„Ja, mausetot.“

Batu ging davon aus, dass Elodie die Nerven verlieren könnte, wenn ihr die Tat ins Bewusstsein dringen würde. Noch machte sie einen halbwegs gefassten Eindruck, zeigte keine Anzeichen von Panik. Sie forderte ihn wiederholt auf, die Polizei anzurufen. „Ich will es hinter mich bringen.“

„Denken wir gemeinsam nach, Elodie. Was willst du den Bullen sagen?“

„Wie es war, die Wahrheit. Ich habe Kai getötet. Wo ist das Messer?“

„Das Messer ist weg“, sagte Batu energisch.

„Aber, aber, ich muss doch der Polizei …“

„Du musst gar nichts. Trink deinen Tee. Elodie, bitte, wir müssen jetzt vernünftig sein.“

„Wieso ‚wir‘?“

„Du und ich.“ Batu lächelte sie an.

Elodie stöhnte laut. „Oh Gott, ich ziehe dich in die Sache mit hinein. Es tut mir leid, Batu. Ich bin ja total egoistisch.“ Sie stand auf, wollte offenbar in ihre Wohnung.

„Elodie, setz dich wieder. Ich kann dir helfen …“

„Nein, nein, nein, ich will es hinter mich bringen. Unbedingt gleich. Bitte wähle 110.“

„Gut, gut. Ich rufe an, wenn du mir alles erzählt hast. Einverstanden? Dieser Kai, ist er verheiratet?“

Elodie nickte, setzte sich und schlug ihre großen blauen Augen nieder. Ihre langen, schwarz gefärbten Wimpern bildeten einen Kontrast zu dem hellen Teint. Ihr rötlich blondes Haar fiel bis auf ihre Schultern. Es war sehr fein und nach Batus Meinung einzigartig. Es gefiel ihm, dass Elodie das Haar ohne Pony trug, so war ihr schönes Gesicht besser zu sehen. Er konnte sich kaum von diesem Anblick losreißen. „Weiß Kais Frau von eurer Beziehung?“

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