steckte ihn zu sich und kehrte schnell an den früheren
Ort zurück. Dort stieg er ab, zog die schwarzen Kleider
aus und zog den Rindsmagen wieder über den
Kopf; Pferd und Kleidung verschwanden, er ging
nach Hause und setzte sich an den Herd, als wüßte er
von nichts. Als nun die Brüder zurückkamen, erzählten
sie dem Vater: »Sieh mal, Vater, heute kam ein
Held ganz in Schwarz und auf einem Rappen, der
sprang über die Gräben, und die Zarentochter, die
jüngste, warf ihm einen Apfel zu.« Da kam auch der
Grindskopf mit der Frage: »Was, Bruder, was?« Die
aber antworteten ihm nur: »Ach, du Grindskopf, bleib
du nur am Herd in der Asche, zu anderem bist du
nicht da.«
Kurze Zeit verging, da riefen die Herolde wieder
aus: »Was der erste Held war, der soll zum Zaren
kommen und sich die älteste Zarentochter nehmen.«
Da sagte der Grindskopf zu seinem ältesten Bruder:
»Bruder, ich habe was gefunden, möchtest du, daß ich
dir es gebe?« – »Was, du Grindskopf,« antwortete
der, »du willst was gefunden haben? Wohin bist du
aus dem Hause gegangen, daß du etwas finden konntest?
« – »Was geht dich das an?« fuhr der Grindskopf
fort, »kann ich dir nicht etwas geben, was ich gefunden
habe?« – »Na, da gib her, laß sehen, was du gefunden
hast.« – Darauf zog der Grindskopf den Apfel
heraus, den ihm die älteste Zarentochter zugeworfen
hatte, und gab ihn seinem Bruder. Der ging zum
Zaren und bekam die älteste Zarentochter zur Frau.
Der Zar aber gab ihm zugleich mit der Tochter auch
einen besonderen Palast.
Nach einiger Zeit riefen wieder die Herolde aus:
»Was der zweite Held war, der über die Gräben
sprang, der soll kommen und sich die zweite Zarentochter
nehmen.« Da sagte wieder der Grindskopf zu
seinem zweiten Bruder: »Bruder, möchtest du, daß
ich dir etwas gebe, was ich gefunden habe?« – »Na,
du Grindskopf, kannst du etwas hier gefunden haben,
in der Asche?« – »Was geht das dich an?« fuhr der
Grindskopf fort, »kann ich dir nicht etwas geben?« –
»Na, so gib, laß sehen, was du gefunden hast.« – Da
zog der Grindskopf den Apfel der zweiten Zarentochter
heraus und gab ihn seinem Bruder. Der nahm ihn,
ging zum Zaren und heiratete dessen zweite Tochter.
Der Zar aber gab ihm mit der Tochter auch einen besonderen
Palast.
Zuletzt, wieder nach einiger Zeit, riefen die Herolde
aus: »Was der letzte Held war, der über die Gräben
sprang, der soll kommen und sich die jüngste Zarentochter
nehmen.« Da ging der Grindskopf mit dem
Rindsmagen auf dem Kopf und dem Apfel der jüngsten
Zarentochter zum Zaren, um sich die versprochene
Braut, die Zarentochter, zu holen. Als aber der
Zar ihn in dem Zustande sah, mit dem Rindsmagen
auf dem Kopfe, wollte er sie ihm nicht geben: »Soll
ich meine Tochter einem Grindigen geben?« Die
Tochter aber sagte zu ihrem Vater: »I, Vater! der war
mir zugedacht, den will ich nehmen.« – »Nein,« fuhr
der Zar fort, »das darf nicht geschehen.« – »Der war
mir vom Schicksal bestimmt,« sagte sie weiter, »den
wünsche ich mir, den will ich nehmen und will keinen
andern.« Da gab sich der Zar, ihr Vater, zufrieden und
sagte: »Nun, wenn du ihn willst, nimm ihn dir.«
So nahm sie ihn zum Manne, und der Zar gab
ihnen auch eine kleine Stube zur Wohnung, am Pferdestall
nahe bei den Pferden.
Bald darauf kam der Zar in Sorge, ein anderer Zar
hatte ihm Krieg erklärt, daher ließ er die Herolde ausrufen:
»Wer dem Zaren im Kriege zu Hilfe kommt,
dem wird er ein Geschenk geben, was er sich nur
wünscht.« Da zogen viele Helden zu Hilfe; auch hatte
er die beiden älteren Schwiegersöhne aufgefordert,
und sie gingen. An den jüngsten dachte er nicht einmal
so weit, daß er überhaupt da war, und ließ ihn
nicht einmal wissen, daß er mit jemand Krieg führte
und in Not war.
»Na!« sagte der Grindskopf zu seiner Frau, »dein
Vater hat seine beiden andern Schwiegersöhne zum
Krieg aufgerufen, mir hat er nicht einmal angezeigt,
daß er Krieg führt und Not hat. Meinetwegen, aber
wenn ich auch zu nichts anderm tauge, hätte er mich
wenigstens zum Zusehen einladen können.«
Da ging die Frau zu ihrem Vater, weinte ihm etwas
vor und sagte: »Vater, warum tust du das? Deine beiden
andern Schwiegersöhne hast du zum Krieg aufge-
rufen, warum nicht auch den jüngsten? Und wenn du
ihn schon dazu nicht aufrufst – er taugt ja auch nicht
für den Krieg –, warum hast du es nicht so gemacht,
daß du ihm irgendeinen elenden Gaul gibst, damit er
wenigstens mitgehen und aus der Ferne zusehen
kann.« Da befahl der Zar seinen Dienern, ihm den
alten Gaul zu geben. »Mag er denn auch gehen und
zusehen, wenn er will.«
Der Grindskopf nahm den alten Gaul, stieg auf und
zog mit dem Rindsmagen auf dem Kopfe fort. Als er
so dahinzog, blieb der Gaul in einem Graben stecken,
und er konnte nicht mit ihm herauskommen. Alle, die
das sahen, lachten ihn aus; endlich aber kam er mit
großer Mühe wieder aus dem Graben heraus. Darauf
versteckte er irgendwo den Rindsmagen und warf das
weiße Pferdehaar in die Luft. Sogleich, hast du nicht
gesehen, erschien vor ihm ein Schimmel und ein weißer
Anzug; er zog die weißen Kleider an, bestieg den
Schimmel und machte sich auf, das Heer, das weitergezogen
war, einzuholen. Er holte es auch ein und
sprengte vor dem ganzen Heere so mächtig einher,
daß keiner ihn aufhalten konnte. Sie schlugen sich
nun mit dem Feinde herum, besiegten ihn und kehrten
am Abend zurück; auch der Zar kam zurück. Am
nächsten Morgen kamen zum Zaren alle seine Großen,
ihn zu dem Siege zu beglückwünschen, darunter
auch der Held mit dem Schimmel, der Sieger. Sie stie-
gen hinauf, und alle standen stramm vor ihm; dann
setzten sie ihn an den obersten Platz, ganz oben. Als
sie nun tüchtig getrunken hatten, wie es damals Sitte
war, sagte der Zar zu ihm:
»Nun, was wünschest du dir von mir? Wünsche,
was du magst, ohne Scheu.« Er aber antwortete:
»Nichts wünsche ich, erhabener Zar.« – »Wieso
nichts? Ich habe doch gelobt, dem Sieger alles zu
geben, was er nur wünscht.« Der Held wiederholte:
»Ich wünsche nichts, erhabener Zar, als nur das Bekken,
das du zum Waschen brauchst, nur das gib
mir.« – »Das Waschbecken«, antwortete der Zar,
»kannst du leicht haben, aber wünsche dir noch
etwas.« – »Nichts anderes wünsche ich«, sagte der
Held noch einmal, »als das Becken.« Da gab man ihm
das Waschbecken, und er ging damit nach Hause; das
Pferd aber und die weißen Kleider verschwanden, und
er zog wieder den Rindsmagen über den Kopf, das
Waschbecken aber hängte er in der Stube an die
Wand.
Zum Glückwünschen kamen ja auch des Zaren
Töchter, so auch die jüngste, die Frau des Grindskopfs.
Die fragte ihren Vater: »Vater, was für ein Geschenk
hast du dem Helden gegeben, der in dem Kriege
gesiegt hat?« – Der Vater antwortete: »Er wollte
nichts, meine Tochter, als nur mein Waschbecken,
und das habe ich ihm gegeben.« – »Was,« sagte sie,
»wie kannst du ihm das Waschbecken gegeben
haben? Das ist ja da bei uns im Hause, hängt an der
Wand in unsrer Stube.« – »Nein,« erwiderte der Zar,
»wie kann das sein? Mein Waschbecken ist Gott weiß
wo; der Held war nicht von hier; er nahm das Waschbecken
Читать дальше