Etwa eine Stunde später war Benny wieder bei seinem Sohn angelangt und erzählte ihm von dem Fest, das morgen stattfinden sollte.
„Du kannst doch so gut schwimmen, Niki.“ endete Benny seinen Bericht, als er mit strahlenden Augen seinen Sohn in den Armen hielt.
„Klar mache ich mit.“ rief der Kleine begeistert. „Wann geht´s denn los?“
„Morgen um neun.“
„Da fällt mir ein, dass ihr noch ein Quartier braucht.“ meldete sich Janina. „Ich zeige euch, wo ihr wohnen werdet, denn es wird schon spät.“
Kurz darauf waren Benny und Niki in einer kleinen Wohnung, die aus drei Räumen bestand. Wie man erkennen konnte, bestand die Wohnung aus zwei Schlafräumen und einem Wohnzimmer, in dem sich ebenfalls auch eine große Leinwand an der Wand befand.
„Ey Papa.“ rief Niki. „Da können wir und ein paar Filme anschauen.“
„Sag´ `mal, du hast wohl nichts anderes im Kopf, als Fernsehen.“ fuhr ihn Benny an.
„Aber Papa.“ gab sein Sohn zurück.
Es dauerte nicht mehr lange, dann lagen beide schlummernd in ihren Betten.
Am nächsten Morgen ertönte ein schrilles pfeifenartiges Geräusch und eine weibliche Stimme rief:
„Achtung an alle! Achtung an alle! Unser Sport-Festival beginnt in zwei Stunden. Wer noch aktiv mitmachen möchte, kann es jetzt tun.“
Sofort waren Benny und sein Sohn aus den Betten gesprungen. Keine 20 Minuten später meldete sich Niki beim Komitee zu allen Schwimmaktivitäten. Benny wollte ihn zurückhalten, doch der sein Sohn rief keck:
„Ich kann schwimmen. Und ich werde es dir beweisen!“
Schon war er verschwunden. Etwas später kam Kolak auf Benny zu und sagte:
„Ihr Sohn hat sich sogar für die schwierigste Schwimmart entschieden. Aber dazu müsste er mindestens 10 Jahre alt sein. Hat er die Kraft, das durchzuhalten?“
„Ich kenne meinen Sohn.“ sprach Benny mit einem bestimmten Ton. „Niki weiß genau, was er tut. Außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass Niki Herausforderungen, die er an sich stellt, besonders schätzt.“
„Letzte Woche war ein Training.“ berichtete Kolak. „Das Pflanzenkind Yuri hatte dabei gesiegt. Er ist der beste Schwimmer unter den Kindern. Die Mitschwimmer werden in vier Gruppen aufgeteilt. Kinder und Erwachsene, sowie Pflanzen und Menschen. Es wäre recht interessant zu erfahren, wie gut Ihr Sohn wirklich ist.“
„Das werden wir gleich feststellen.“ meinte Benny.
Wenig später war Niki bereits mit mehreren anderen Kindern am Start. Beide Gruppen von Menschen und Pflanzen waren aufgeteilt auf jeweils zwei verschiedenen Bahnen. Jede der vier Bahnen war mit einer Messuhr ausgestattet, so dass vier Teilnehmer gleichzeitig schwimmen konnten.
Der Gong ertönte und die ersten vier Teilnehmer waren bereits im Wasser. Die beiden Pflanzen erwiesen sich als exzellente Schwimmer. Noch vier Runden weiter ging es so, bis Niki am Start war. Doch ausgerechnet der sonst so schüchterne Jolish war sein Kontrahent.
Kurz vor dem Start schauten sie sich an. Doch in ihren Augen war nicht mehr der liebevolle Freundschaftsblick.
„Mach dich fertig!“ brüllte Niki.
Schon ertönte der Gong. Blitzschnell waren die vier Teilnehmer im Wasser. Natürlich konnte Niki mit dem Pflanzenkind Jolish nicht konkurrieren, denn der schwamm wie ein Delfin. Niki tauchte nach unten, spürte den Grund, stieß sich ab und schoss wie ein Pfeil unter Wasser am Boden entlang. Er bemerkte Jolish neben sich. Der sauste durch die Hindernisse, die auch Niki zu bewältigen hatte. Jolish flitzte wie ein Fisch durch und schon war er am Ziel angekommen. Doch gleich darauf kam auch Niki zum Ziel.
Die Schiedsrichter gaben die Werte bekannt. Unter den Menschenkindern war Niki tatsächlich der Sieger, doch gegen die Pflanzenkinder hatte er keine Chance gehabt. Die waren wirklich zu gut. Yuri, der Sieger des Trainings vom Vorjahr, konnte leider aufgrund einer Krankheit nicht teilnehmen, doch das war ihm egal. Er wollte, dass auch andere gewinnen sollten. Er mochte vielleicht 12 Jahre sein, hatte viel Temperament und war ein hervorragender Schwimmer. Mit Jolish und Karina war er eng befreundet. Er hatte ihnen sogar einige Tricks beim Schwimmen beigebracht.
Schon eine Stunde später war alles vorbei, doch gefeiert wurde immer noch. Die Sieger waren am Ehrentisch und auch Niki war darunter. Dabei unterhielten sie sich auch. Es dauerte nicht lange, als Benny mit Sylvia auftauchte.
"Na, da ist ja unsere königliche Frechheit." grüßte die Frau.
"Hi Niki." sagte Benny. "Du warst ja toll vorhin."
"Ich hab dir doch gesagt, ich kann schwimmen." verwahrte sich der Kleine. "Jetzt hast du´s gesehen."
"Ich weiß, dass du schwimmen kannst." erklärte sein Vater. "Aber musstest du dich gerade den schwierigsten Bedingungen stellen?"
"Ach das hat mir gar nichts ausgemacht." sagte der Junge. "Ich schwimme halt gerne."
In diesem Moment tauchte Kolak auf.
"Na, amüsiert ihr euch." fragte er.
"Ich hätte eine Frage." entgegnete Benny. "Bei euch gibt es so viel Gold wie bei uns Eisenblech. Woher habt ihr das?"
"Alles was wir brauchen, bekommen wir vom Meer." erklärte Kolak. "Unser Gerät, das wir entwickelt haben, wirft als Nebenprodukt viele Mineralien ab. Salz, Kupfer, Gold und derartige Dinge. Gold hat dabei zwei entscheidende Vorteile. Erstens kann es geschmolzen und in praktische Sachen umgeformt werden, zweitens hat es den Vorteil, weil es vom Salzwasser nicht angegriffen wird. Deshalb ist ja das Gebäude außen aus Gold."
"Und ich dachte, es hätte einen ästhetischen Grund." meinte Benny.
"Ästhetik bedeutet uns nichts." erklärte Kolak. "Alles hier hat seine praktischen Zwecke."
"Ich würde diese Maschine gerne sehen." sagte der Promoter.
"Bitte." entgegnete Kolak. "Sie ist hier ganz in der Nähe."
Schon bald darauf waren beide bei der Maschine angekommen. Besser gesagt, man sah nur die Trichter, welche die ausgefilterten Teile trennte. Die Maschine selbst stand draußen im Meer.
Benny sah sich alles genau an. Kolak erklärte:
"Das sind die einzelnen Mineralien, die vom Meer herausgefiltert werden. Alles Dinge, die wir brauchen. Hier haben wir Salz, Kupfer, Gold und verschiedene andere Mineralien. Unsere Vorfahren haben diese Maschine ursprünglich gebaut, um uns mit frischer Luft zu versorgen. Daraus wurde dann mehr. Inzwischen holt diese Maschine für uns viele nützliche Dinge hervor."
"Interessant." sagte Benny. "Also lauter nützliche Sachen."
"Und lebensnotwendige." ergänzte Kolak. "Alle paar Stunden werden die Behälter geleert und die Rohstoffe verarbeitet."
"Kann das Wasser als Trinkwasser verarbeitet werden, wenn die Inhaltsstoffe herausgefiltert sind?" fragte Benny.
"Das ist der zweite Vorteil der Maschine." sagte Kolak. "Ist das Wasser erst von den ganzen Mineralien gereinigt, kommt es in den großen Tank. Von dort versorgen wir die ganze Stadt mit Trinkwasser. Auch haben wir ein gut funktionierendes Abwassersystem. Es wird erst in einen riesigen Behälter abgepumpt und dort gereinigt. Dann kommt es wieder ins Meer zurück, so dass es neuere Mineralien für uns sammelt und wir dieses gewinnen können."
"Wirklich hervorragend." sagte Benny. "Aber was macht ihr mit dem Schlamm?"
"Der wird auch für unser Pflanzenbeet benutzt. erklärte Kolak. "Wir haben riesige Unterwasserbeete mit Nutzpflanzen und Beeren. Sie wachsen in Hülle und Fülle und decken einen Teil unseres Tagesbedarfs. Außerdem ist sie gut für die Stromgewinnung. Mit Hilfe verschiedener chemischer Zusammensetzungen können wir Energie gewinnen."
"Wie ist das mit den anderen Lebensmitteln?" fragte Benny.
"Auch das ist ein unerschöpflicher Vorrat." sagte Kolak. "Fische, Algen und noch mehr, das uns zu Essen gibt. Keiner muss hungern, wie bei euch. Wir können jederzeit Fleisch und vegetarische Gerichte auftischen."
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