„Was ich Ihnen jetzt sage, darf nicht nach außen dringen. Sie dürfen das auch nicht für eigene Recherchen benutzen, weil Sie sich sonst strafbar machen. Klar?“
„Klar. Ich werde mein Bestes tun, mich daran zu halten.“ Siegbert Murmel wird neugierig.
„Ein Kollege von mir verfolgt eine Diebstahlsserie, bei der es um den Raub spiritueller Objekte geht. Wir haben nun gehört, dass aus einem uns nicht bekannten Grund diese Fundtücke des Meteoriten nun auch in den Fokus der Bande geraten könnten. Sie alleine verfügen über die Rufnummern der Finder. Ich möchte Sie bitten, mir diese samt einem Bandschnitt der Sendung zur Verfügung zu stellen. Wie müssen versuchen, die Finder zu schützen und dabei eventuell auch die Diebesbande zu fassen. Kann ich mit Ihnen rechnen?“
„Ich denke, dass unser Justiziar Dr. Werner Willer keine Probleme damit hat, denn die Finder wollten ja unbedingt an die Öffentlichkeit. Aber ich werde ihn informieren müssen. Das verstehen Sie doch.“
„Kein Problem, Herr Murmel. Herr Konrad Menthel wird sich bei Ihnen melden und die Unterlagen dann persönlich abholen. So wird Ihnen der Weg zu uns erspart. Sagen wir morgen früh, so gegen 9 Uhr?“
„Das lässt sich machen, wenn es vom Justiziar keine Einwände gibt, Frau Seifert. Warum hat Herr Menthel nicht gleich selbst angerufen?“
„Er ist im Außendienst, und wir müssen diese neue Spur aufnehmen, solange sie noch warm ist, wie wir sagen. Ich kann Ihnen die Durchwahl des Kollegen geben, dann können Sie mit ihm selbst einen Termin ausmachen.“
„Gut, machen wir das so. Und falls eine neue Sendung zu diesem Thema hilfreich für Sie sein sollte, denn es melden sich vielleicht noch mehr Finder, so ist der NDR immer bereit, unserer Polizei zu helfen.“
„Das ist sehr löblich, Herr Murmel. In diesem Fall melden wir uns. Und nochmals der Hinweis, dass dieses Gespräch vertraulich behandelt werden muss.“
Nach ein paar höflichen Floskeln legt Frau Seifert auf und sieht Konrad Menthel an.
„Nun hast du sogar eine neue Spur für deinen unerledigten Fall, falls es überhaupt eine Spur ist. Aber eine gute Geschichte, um Kontakt aufzunehmen, ist es auf jeden Fall.“
„Wo hast du das gelernt?“, staunt Konrad Menthel. „Innerhalb einer Sekunde meinen Fall und meine Bitte zu verbinden, das ist eine reife Leistung. Da wäre ich nie draufgekommen, ehrlich.“
„Ja, manchmal funktioniert mein Verstand sehr schnell. Und der sagt mir, dass mehr dahintersteckt als nur die Neugierde einer Bekannten. Aber das ist deine Sache. Nun habe ich etwas gut bei dir.“
„Nur zu, was soll ich machen? Alle Machos im Kommissariat verhauen, die dir auf den Hintern schauen?“ Er lacht und verschluckt sich fast an dem Rest des kalten Kaffees, den er gerade getrunken hatte.
„Machos? Mir auf den Hintern schauen? So etwas gibt es doch hier nicht“, lacht Frauke Seifert mit. „Nein, es ist einfacher. Ich habe das Gefühl, dass unser Chef mir etwas näherkommen möchte. Geschieden und noch in vollem Saft, wie man sagt. Es wäre mir Recht, wenn du künftig mit mir in die Kantine zum Essen gehst, Dann muss er nicht so tun, als fände er nur Platz an meinem Tisch. Kapisko?“
Konrad Menthel nickt. „Wenn es sich einrichten lässt, gerne, Frauke. Sehr gerne. Auch ich esse nicht gerne allein, und manchmal geht mir das Gerede der Kollegen auf den Nerv, zumal wenn es sich um laufende Fälle handelt. Wir klingeln und einfach an, wenn es zum Essen geht.“
„So machen wir das. Und nun melde dich selbst noch heute bei diesem Murmel, damit du Morgen deine Infos kriegen kannst. Und wer weiß, ich habe das Gefühl, dass es auch zu deinem Fall passen wird.“
„Und wieso das?“
„Ganz einfach. Ich kenne eine Frau bei der Cyberabteilung, die auch das Darknet überwacht. Dort soll eine Anfrage laufen, die durchaus in diese Richtung zielt. Aber wie immer im Darknet, keiner weiß etwas Genaues.“
Konrad Menthel sieht sie bewundernd an. „Jetzt weiß ich, warum du noch solo ist, Frauke.“
Frau Seifert zieht die Augenbrauen hoch und spielt die Kokette. „Jetzt bin ich aber gespannt, Konrad.“
„Du bist nicht nur sehr attraktiv, wenn ich das so sagen darf, ohne dir zu nahe zu rücken, du bist zu intelligent. Das ist bei Männern oft ein echtes Hindernis, wenn es um Beziehungen zu einer Frau geht. Nimm das bitte als Kompliment, Frauke. Es ist nämlich so gemeint.“
Frauke Seifert gießt sich etwas Kaffee nach, dann überlegt sie einen kurzen Moment.
„Da wir gerade offen miteinander reden, Konrad. Bin ich für dich auch zu intelligent?“
Konrad Menthel muss schlucken. So hatte er sich den Fortgang des Gespräches nicht gedacht.
„Nein, Frauke“, flüstert er mit fast erstickter Stimme. „Nein, es ist die Intelligenz. Ich bewundere intelligente Frauen und fühle mich zu ihnen hingezogen. Mein Problem liegt etwas anders. Aber das kann ich dir nicht erörtern. Das geht zu tief in mich hinein.“
Frauke Seifert. „Wir alle haben unsere dunklen Geheimnisse, Konrad. Einige dieser Geheimnisse werden nie ans Tageslicht gefördert. Für alle anderen gibt es die richtige Zeit.“
Ihr Telefon klingelt. Sie hebt ab und meldet sich. „Ich komme“, beendet sie das Gespräch. „Die Sitte“, klärt sie Konrad Menthel kurz auf. „Ich muss los, wegen der Koordination. Vergiss das Gespräch mit dem NDR nicht. Und danke für deine Offenheit.“
„Ich danke dir, Frauke. Erinnerst du dich noch an Gersters Spruch aus der letzten Woche?“
„Klar, Konrad. Es ist ein guter Spruch: Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.“
„Gut, Frauke. Es war 3,27 aus den Weisheiten Salomos.“
Hamburg im Meteoritenfieber
(Von Frank Meiter; Aktuelles)
Ein Metallmeteorit ging über Hamburg herunter und hat nicht nur den Straßenverkehr durcheinandergebracht, sondern auch die Hamburger selbst. Da die meisten unserer Leser nicht so viel über Meteoriten wissen, sollen hier ein paar Fakten zusammengestellt werden, die dazu beitragen können, das Himmelsphänomen besser zu verstehen.
Zunächst einmal stammen alle Meteoriten aus unserem Sonnensystem. Keiner kommt von irgendwelchen fernen Sternen. Sie leben gewissermaßen vor unserer Haustür und heißen Meteoriden, bis sie in unserer Atmosphäre verglühen oder als Bruchstücke herunterfallen. Dann ist es ein Meteorit. Es gibt Meteoriten, die nachweislich vom Mars oder von unserem guten alten Mond stammen. Die meisten von ihnen stammen aus dem Asteroidengürtel, der zwischen Mars und Jupiter liegt. Die Erdatmosphäre erhitzt den Sternenwandler sehr stark, bremst ihn aber auch auf mäßige Geschwindigkeiten herab. Unser Meteorit ist ein Eisenmeteorit mit einem Nickelanteil von wohl 4 %. Das ist aber schon Expertenwissen. Falls es jemanden interessiert: So ein Meteorit kann eine Geschwindigkeit von bis zu 260.000 km/h erreichen. Das heißt, dass er die Entfernung zum Mond in knapp 90 Minuten schafft. Da waren die Amerikaner auf dem Weg zum Mond deutlich langsamer, und wenn ein solcher Himmelskörper auf ein Hindernis trifft, dann geht alles in Trümmer über.
Ereignisse wie diesmal kommen selten vor, daher ist es natürlich klar, dass die Wissenschaft sich für diesen Meteoriten interessiert. Auch für die Hamburger Bevölkerung ist das interessant, denn der Meteorit wird nach seinem Fundort benannt. Dann liegt irgendwann in einem Museum ein Stück Eisen, das als Hamburger Meteorit bekannt ist.
Unsere Zeitung, die MoPo, würde natürlich auch gerne ein paar Bilder bringen, aber diesmal waren unsere Reporter nicht schnell genug vor Ort. Darum eine Riesenbitte: Wer ein Stück des Meteoriten gefunden hat und uns ein Foto zukommen lässt- wobei wir auch gerne kommen und Fund und Finder gemeinsam fotografieren können- der erscheint mit seinem Fund und seinem Namen bei uns. Es wäre auch schön, wenn Sie dann genau sagen können, wo sie diesen Glückfund gemacht haben.
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