Einführung von Heimtierzuchtgesetzen und Einschränkung kommerzieller Heimtierzucht
Einführung von Tierschutzunterricht an Schulen“ 11
Am 24. Januar 2013 fand ein Treffen mit der EU-Kommission für Gesundheit und Verbraucherschutz statt. Dabei wurde den Vertretern der EU-Kommission Präsentationen von Grausamkeiten und Misshandlungen an Straßen- und Haustieren gezeigt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Unterschriftenliste zur obigen Petition übergeben. Sie enthielt immerhin knapp 304.000 Unterschriften gegen Grausamkeiten an Straßen- und Haustieren. „Zum ersten Mal im Bereich Tierschutz, aber auch in der menschlichen Psychologie, stellten wir eine internationale wissenschaftliche Studie vor, die die Auswirkungen der Tierquälerei im öffentlichen Bereich auf die kindliche Entwicklung darstellt. Es fand eine rege Diskussion über die steigende Brutalität gegenüber Streuner- und Tierheimtieren statt.“, ist einem Bericht über dieses sehr wichtige Treffen auf europäischer Ebene zu entnehmen. 12Auch wenn von diesem Treffen noch keine konkreten Ergebnisse auf der politischen Ebene zu erwarten waren, ist das Thema der Grausamkeiten an Straßentieren jetzt in den EU-Institutionen höchst bekannt. Natürlich wird es weiterer intensiver Bemühungen der Tierschutzorganisationen auf europäischer aber vor allem auch auf nationaler Ebene geben müssen, um ganz allmählich ein Umdenken in Politik und Gesellschaft herbei zu führen.
Am 28. Oktober 2013 fand die erste Europäische Konferenz zum Schutz von Hunden und Katzen in der EU statt, deren Ergebnis zum Redaktionsschluss für dieses Buch leider noch nicht veröffentlicht waren.. Diese von der EU-Kommission und Litauen als derzeitige Inhaberin der EU-Ratspräsidentschaft organisierte Konferenz kann durchaus als ein Meilenstein des Europäischen Tierschutzes bezeichnet werden, der ohne die kontinuierliche politische Arbeit vieler Tierschutzorganisationen überhaupt nicht denkbar gewesen wäre. Mit Sicherheit können von dieser ersten Konferenz noch keine wegweisenden Richtlinien oder ähnliches erwartet werden. Aber immerhin haben sich Vertreter der europäischen Länder mit Fachleuten aus Veterinärmedizin, Tierzucht, Tierhaltung und namhaften Tierschützern für einen ersten Gedanken- und Erfahrungsaustausch zusammen gefunden. Es wird auch weiterhin einer kontinuierlichen, politischen Betätigung aller am Tierschutz Interessierten bedürfen, bevor mit verbindlichen Richtlinien zu rechnen ist. Jedoch ist ein sehr wertvoller erster Schritt getan.
Mitte Februar 2014 fand in Madrid eine machtvolle Demonstration spanischer Tierschützer gegen Quälereien an Haustieren statt. Gefordert wurde von der Politik, endlich tätig zu werden, um das millionenfache Leid der Haustiere zu beenden. Insbesondere mahnte man bessere gesetzliche Regelungen zum Tierschutz an und betonte, dass bis dahin zumindest die bestehenden, unvollkommenen Gesetze richtig und konsequent angewendet werden. Zu übersehen waren die Forderungen auf gar keinen Fall. Ob sie bei den politisch Zuständigen auch tatsächlich angekommen sind, wird man in der Zukunft sehen.

Tierschutz bedeutet also weit mehr, als nur streunende Tiere einzusammeln, zu pflegen und wie so manch ein Zeitgenosse vermutet, nur noch nach Deutschland zu vermitteln. Diese Art der Tiervermittlung gibt es selbstverständlich und sie ist auch wichtig, um Platz für weitere zu rettende Straßenhunde zu schaffen. Sie ist aber nur ein kleiner Teil der täglichen Vorort-Arbeit.
4. Zurück im Tierheim von MADRA
Es hat sich gelohnt, mal wieder beim „Grillmeister“ vorbei zu schauen. Die Riesen-Currywurst war - wie immer - exzellent. Nun sind wir aber schon wieder auf der Autobahn in Richtung Llucmajor und der auf meinen Füßen sitzende Podenco-Mix hat es mittlerweile geschafft, meine Jeans mit seiner Zunge völlig zu durchnässen. Nun ja, die Waschmaschine und die Jeans haben schon seit langem Freundschaft geschlossen. In Llucmajor fahren wir noch schnell beim Tabakladen vorbei, denn wir brauchen dringend ein paar Briefmarken fürs Büro.
Endlich geschafft. Unser Auto steht vor dem Tor des Refugios und Maria kommt uns schon erwartungsvoll entgegen gelaufen. Sie fragt, ob alles gut geklappt hat. „Wir haben vier.“ „Wie? Vier?“, fragt sie erstaunt. „Na vier Hunde.“ „Wieso? Hat es mit den Flugpaten nicht geklappt?“ „Doch, doch, da ist alles absolut gut gegangen. Ich habe aber in Son Reus noch ´nen vierten Hund gefunden.“, sage ich. „Wir haben doch gar keinen Platz mehr. Und wenn uns wieder jemand einen über’n Zaun wirft, was dann?“, ist ihre besorgte Reaktion. „Ich denke mal, der Podenco hier ist so ruhig und ausgeglichen. Der passt bestimmt ganz gut zu denen da drüben. Probieren wir es mal aus.“ Ich greife zur Leine und gehe mit dem Podenco-Mix hinüber zu unseren ruhigsten Hunden im Refugio. Erst einmal Halt vor dem Zwinger und schauen, wie alle reagieren. Nichts auffälliges, also auf die Tür und hinein mit dem Neuen. Natürlich wird er gleich von allen beschnüffelt, was aber gar nicht so lange dauert. Dann ist er dran und lernt seine neuen Kumpels auf Hundeart kennen. „Genau so habe ich das auch erwartet.“, ist meine Reaktion. Die anderen drei bekommen erst einmal jeder einen eigenen kleinen Zwinger. Während die zwei anderen Hunde von Maria und Cristina in ihre Zwinger gebracht werden, nehme ich Hurano samt Transportbox persönlich mit in seinen Zwinger. Nun die Box abgestellt, Boxentür auf und selbst sofort aus dem Zwinger rausgegangen. Das dürfte bei solch einem scheuen Hund fürs erste das Beste sei. Es dauert eine ganze Weile, bis der Cocker-Spaniel-Mix seine Nase aus der Box steckt. Raus kommt er noch lange nicht. Er hat wohl doch viel zu viel Angst vor allem. „Seid nicht so ungeduldig“, sage ich zu den anderen, „der kommt schon noch raus. Am besten, wir lassen ihn erst einmal in Ruhe.“

Cristina ist die Tochter unseres Nachbarn, einem Betreiber einer großen Obst- und Olivenplantage. Das Wohnhaus der Familie liegt ein paar hundert Meter und durch zahllose Obstbäume von uns getrennt entfernt, so dass unsere Hunde nicht stören dürften. Cristina ist 17 und kommt fast jeden Tag nach der Schule rüber. Anfangs hat das ihrem Vater gar nicht gepasst, denn Mallorquiner haben es ja bekanntermaßen nicht so mit Hunden. Zwischenzeitlich hat er uns einmal besucht und alles angeschaut. Ich bin mir aber absolut nicht sicher, ob er von unserem Tun überzeugt ist. Jedoch darf Cristina seither zu uns kommen, wann immer sie Zeit hat. In der Zwischenzeit kommen hin und wieder auch ein paar andere Mädchen an den Zaun und schauen scheu herein. Hier braucht eben alles etwas mehr Zeit.
Cristina darf einen Namen für den Podenco-Mix auswählen. Vor Schreck hierüber weiß sie keinen und meint: „Ich gebe ihm morgen einen schönen Namen. Einverstanden?“. Vielleicht will sie auch noch einmal mit ihren Freundinnen darüber sprechen.
Während die anderen sich wieder um die Hunde im großen Auslauf kümmern, gehe ich in unser kleines Büro. Erst einmal müssen die 4 Neuankömmlinge erfasst werden. Jeder bekommt eine Karteikarte, auf der alle bekannten Daten eingetragen werden. Morgen oder übermorgen will die Tierärztin zu uns kommen. Dann werden die medizinischen Daten noch nachgetragen. Über die Herkunft der vier Neulinge wissen wir so gut wie nichts. Der Angestellte in Son Reus sagte nur, dass es sich bei allen um frühere Streuner handele. Der Podenco-Mix hat zwar einen Mikrochip, aber der ist nirgendwo eingetragen. Ich frage mich immer wieder, warum die Leute ihre Hunde chippen und dann aber keine Eintragung in einem Haustierregister vornehmen lassen. Das kostet, außer für den Chip, nichts, hilft aber ganz enorm, wenn der Hund vielleicht doch einmal wegläuft.
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