Aber auch die Mitnahme eines Streuners nach Hause am Ende Ihres Urlaubs sollten Sie sich aus folgenden Gründen gut überlegen. Um innerhalb der Europäischen Union einen Hund in ein anderes Land mitnehmen zu können, muss dieser Hund neben einem Mikrochip zur Identifizierung mindestens eine im europäischen Heimtierausweis eingetragene Tollwutschutzimpfung aufweisen. Ein Streuner wird aber keine solche Impfung aufweisen, wenn Sie ihn irgendwo finden. Wenn Sie den Hund nunmehr zum Tierarzt zum Impfen bringen, hilft das auch nicht viel, denn zwischen Impfung und Ausreise müssen mindestens 4 Wochen liegen. Wer hat aber so viel Urlaub, um diese lange Zeit vor Ort abzuwarten? Also bliebe nur, den Hund vorläufig an Ort und Stelle zu belassen und ihn später zu sich zu holen. Doch wo bleibt er in der Zwischenzeit? Auch wenn viele Tierschutzorganisationen im Urlaubsland Tierasyle betreiben, sind die Plätze dort immer rar, so dass kaum Hunde auf Zeit aufgenommen werden können. Auf Mallorca gibt es einige private Tierpensionen z.B. in Inca, wo man den Hund vorübergehend unterbringen könnte. Wie die Situation in anderen Urlaubsregionen ist, sollte man rechtzeitig klären. Die Voraussetzungen für die Mitnahme von Hunden aus Ländern, die der Europäischen Union nicht angehören, z.B. aus der Türkei, aus Ägypten oder anderswo sind noch strenger als oben beschrieben.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass von Spontanentscheidungen dringend abgeraten werden muss, weil sie überwiegend nicht umsetzbar sind. Man würde unter Umständen bei dem auserwählten Hund eher einen psychischen Schaden anrichten als ihm wirklich zu helfen. Tun Sie sich und vor allem den Hunden den Gefallen und sehen Sie bitte von Spontanentscheidungen am Urlaubsort von vornherein ab.
7.2 Die geplante Anschaffung
Die spontane Anschaffung eines Auslandshundes ist also aus den genannten Gründen eher abzulehnen. Besser ist da auf jeden Fall ein planvolles Vorgehen.
Wie Frank Weber bereits in seinem im Vorwort zitierten Interview mit dem „bmt“ begründet, scheitert die Anschaffung eines freundlichen Familienhundes aus dem hiesigen Tierschutz oftmals daran, dass in vielen deutschen Tierheimen diese Hunde recht selten anzutreffen sind. Kommt solch ein Hund doch einmal in ein deutsche Tierheim, ist er meist binnen kürzester Zeit schon wieder vermittelt, während die schwierigen Fälle oftmals lange, sehr lange, nicht selten über Jahre im Tierheim sitzen, weil es an Interessenten mangelt. Rottweiler, Schäferhunde und die sogenannten Listenhunde könnte man jederzeit haben, doch deren Vermittlung ist recht schwierig. Zum einen beschränken in einigen Bundesländern die Hundegesetze die Anschaffung dieser Hunde oder der Vermieter verweigert seine Einwilligung zur Haltung in der Wohnung. Oft mangelt es aber an der fachlichen Kompetenz der potentiellen Interesssenten, um diese Hunde ordnungsgemäß führen zu können.
Wer aber einen, im wesentlichen unproblematischen Familienhund sucht, wird heutzutage im Internet bald fündig werden. Viele Tierschutzorganisationen betreiben mittlerweile eigene Internetseiten, wo ihre zu vermittelnden Hunde vorgestellt werden. Oftmals sind dies ehemalige Streuner, Abgabehunde (auch über den Zaun geworfene) oder Hunde die beschlagnahmt wurden. Es ist völlig in Ordnung, wenn es Menschen gibt, die sagen, ich möchte lieber einer armen Seele ein neues Zuhause geben, als einen bewusst nach Rassestandard gezüchteten Hund. Dass es dabei leider gelegentlich auch vorkommt, dass einzelne Leute im Internet mit dem Mitleid der Menschen Geschäfte machen, ist bedauerlich und verwerflich, aber nicht gänzlich zu verhindern. Eine Sache, wie der Auslandstierschutz, muss nicht generell und automatisch schlecht sein, nur weil er anfällig für Missbrauch ist. Diese Anfälligkeit ist kein typisches Merkmal der Vermittlung von Hunden aus dem Ausland. Das Phänomen der Anfälligkeit für Missbrauch gibt es bei allen Dingen, die mehr oder minder gerade beliebt und gefragt sind. Wie oft hört man im Radio oder Fernsehen bzw. liest man in der Presse, dass mit dem Handel von Handys, Notebooks, Tablet-PC’s usw. übelster Missbrauch getrieben wird. Oder denken Sie nur an die illegalen Zigarettenhändler, an Markenpiraterie usw., eine vom Missbrauch freie Gesellschaft ist faktisch undenkbar. Man sollte aber nicht das Schlechte vor dem Guten in den Vordergrund rücken, denn das lähmt ein vernünftiges Miteinander. Vorsicht und Besonnenheit hingegen sind völlig in Ordnung.
Viele Tierschutzorganisationen betreiben in den Ländern, in denen sie tätig sind, mehr oder minder große Tierasyle bzw. Tierheime. Wo diese sich befinden, erfährt man heute ganz leicht im Internet. Über eine der großen Suchmaschinen, wie z.B. Google, Yahoo, Bing o.ä. eine Region und dann noch den Begriff „Tierschutz“ eingegeben, bringt bereits eine Vielzahl von Treffern. Gleiches bei Facebook eingegeben, ist fast ebenso erfolgreich. Auf den Internetseiten der jeweiligen Tierschutzorganisationen findet man meistens die Hunde, die derzeit vermittelt werden können. Wenn man aber z.B. während seines Urlaubs vor Ort ist und sich ein wenig Zeit nimmt, ein Tier selbst auszusuchen, welches man gern adoptieren möchte, so hat dies gewiss erhebliche Vorteile. Zum einen kann man sich die Tiere nicht nur auf einem Foto anschauen, sondern sieht auch, wie sie sich verhalten. Außerdem kann man mit den Tierschützern über die Besonderheiten des jeweiligen Hundes persönlich sprechen. Bevor man sich jedoch entschließt, ein von einer Tierschutzorganisation betriebenes örtliches Tierheim aufzusuchen, sollte man mit den Leuten einen Termin vereinbaren. Oftmals haben die Tierheime nur eine begrenzte Zahl von Mitarbeitern und diese können sich nicht ständig mit sporadisch ankommenden Besuchern beschäftigen, denn die eigentliche Arbeit rund um die Betreuung der vorhandenen Hunde nimmt den Großteil ihrer Zeit in Anspruch. Wenn die Mitarbeiter einmal rundherum sind mit dem Füttern, dem Pflegen der Hunde und dem Reinigen der Zwinger und Käfige, ist schon wieder die Zeit ran, das Ganze von vorn zu beginnen. Der Hund Hurano, den wir in diesem Buch begleiten, ist ein fiktives Beispiel dafür, wie intensiv man sich eigentlich mit einigen Hunden beschäftigen müsste, damit aus ihnen ausgeglichene Familienhunde werden können. Beim täglichen Arbeitspensum im Tierheim vor Ort ist es leider nur ganz selten möglich, sich mit einem Hund so intensiv zu beschäftigen, wie mit dem hier beschriebenen, absolut menschenscheuen Hurano. Diese Aufgabe wird also oftmals der neue Hundehalter übernehmen müssen.
7.2.2 Hunde auf einer Pflegestelle
Bei Pflegestellen handelt es sich um Menschen, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder einem anderen Land, gelegentlich auch im Herkunftsland des Hundes leben und Hunde aus dem Süden vorübergehend aufnehmen. Die Pflegestelle übernimmt dabei die ganz wichtige Aufgabe, neben der allgemeinen Pflege und Betreuung der Hunde, diese auf das neue Leben in einer Familie vorzubereiten. Dazu zählt u.a., die Scheu und Ängste bei den zu vermittelnden Hunden abzubauen, sie an möglichst viele Alltagssituationen heran zu führen und ihnen Grundverhaltensweisen zu vermitteln, die im Zusammenleben mit dem Menschen nötig sind. Denken Sie daran, die meisten der Hunde aus dem Süden waren einmal Streuner, die entweder nichts oder nur ganz wenig vom Zusammenleben mit Menschen kennen gelernt haben oder es sind Hunde, die misshandelt bzw. sehr schlecht gehalten wurden! Die meisten dieser Hunde sind sehr gelehrig und bereit für Neues. Ein Hund will seinem Menschen gefallen und tut hierfür alles, was ihm möglich ist. Diese Tatsache nutzend, ist es möglich, auch Hunde aus dem Süden an das Familienleben anzupassen. Die Pflegestellen erledigen hier überwiegend eine sehr wichtige, verantwortungsvolle und wertvolle Aufgabe. Das bedeutet aber nicht, dass man von einer Pflegestelle einen „fertigen“ Hund bekommt, der alles kann und immer richtig reagiert. Dass, was die Pflegestellen einmal begonnen haben, muss der neue Besitzer dann aus eigener Kraft fortsetzen und zwar tagtäglich und ein Hundeleben lang.
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