Die Frage nach dem Geschlecht des auszuwählenden Hundes ist rein subjektiver Natur. Es gibt Menschen, die besonderen Wert auf ein Geschlecht legen und es gibt wiederum andere Menschen, denen das egal ist. Bei der Anschaffung einer Hündin sollte nur bedacht werden, dass sie zur Vermeidung ungewollter Nachkommen kastriert sein sollte. Viele Tierschutzorganisationen geben ganz bewusst nur kastrierte Tiere ab, um das Züchten mit diesen Tieren zu verhindern, denn eigentlich gibt es auf unserer Erde so viele Hunde, dass weitere nur die Gefahr mit sich bringen, dass immer und immer wieder Hunde ausgesetzt werden. Darüber hinaus sagt man, dass Hündinnen oftmals folgsamer, sanfter und häuslicher sein sollen als Rüden. 16Auch das Markieren des Reviers ist bei Hündinnen viel schwächer entwickelt als bei Rüden. Rüden wiederum haben ein weniger einnehmendes Temperament. Sie sind vielfach lebhafter und verspielter. Rüden lassen sich oftmals leichter ausbilden, als Hündinnen. Die Aussagen der letzten Sätze gelten aber nicht starr für das jeweilige Geschlecht.

Welpen gibt es im Auslandstierschutz natürlich auch. Wie lange diese mit der Mutter zusammen gelebt haben, weiß man nicht in jedem Fall. Nur dann, wenn eine Mutter mit ihren Welpen gemeinsam aufgefunden wird, kann man sicher sein, dass die Babys nicht zu früh von der Mutter getrennt wurden. Dieser Zeitpunkt ist frühestens mit einem Alter von 8 Wochen gegeben. Wenn Sie also Welpen angeboten bekommen, die jünger sind, ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie zu früh von der Mutter getrennt worden sind. Im Übrigen dürfen derart junge Welpen noch gar nicht ihr Herkunftsland verlassen. Dazu aber später.
Welpen sind zwar süße Geschöpfe, aber das bleibt nicht ein Leben lang so. Sie werden recht schnell erwachsene Hunde in ihrer jeweiligen rassetypischen Größe und ihrem rassetypischen Erscheinungsbild. Lassen Sie sich also nicht vom Schönheitsbild eines Welpen verführen.
Wer einen Welpen übernimmt, muss auch noch eine ganze Weile die Mutter für den Kleinen ersetzen, ihm Erziehung zukommen lassen sowie Wärme und Geborgenheit geben, damit der Welpe Vertrauen in sein neues Zuhause fasst. Welpen müssen öfter als erwachsene Hunde (3 bis 5 Male pro Tag) gefüttert werden und stubenrein sind sie auch nicht gleich, nachdem sie ins Haus kommen. Damit sie stubenrein werden, muss man öfters, als mit erwachsenen Hunden, mit ihnen nach draußen gehen.
Viel mehr als Welpen findet man im Auslandstierschutz Jung- und erwachsene Hunde im Alter ab 1 Jahr und aufwärts. Die Adoption eines solchen Hundes erspart dem Menschen die intensive Betreuung im Welpenalter. Man bekommt also bereits einen „fertigen“ Hund. Aber wirklich „fertig“ ist dieser Hund oftmals noch lange nicht. Ein Hund, der in seinem früheren Leben nur wenig oder gar nichts vom Zusammenleben mit einem Menschen gelernt hat, braucht teilweise noch eine ganze Weile der Eingewöhnung in die neue Lebenssituation. Er braucht aber vor allem eine gezielte Ausbildung, denn vieles, was der Mensch von ihm erwartet, kann er nicht aus eigenen Stücken lernen. Viele der Jung- und erwachsene Hunde sind oftmals sehr aktive und arbeitswillige Tiere. Der Halter sollte sich daher seiner Aufgabe bewusst sein, dem Hund die nötige Aktivität und Beschäftigung zu verschaffen, damit keine ungewollten Verhaltensfehler entstehen.
Wer es lieber etwas gemütlicher mag, ist wahrscheinlich mit einem älteren Hund ab 8 Jahre oder älter besser beraten. Auch diese Tiere haben Bedürfnisse nach Aktivität und Beschäftigung, doch sind die Ansprüche erheblich geringer, als bei jüngeren Tieren. Warum sollen nicht auch diese Tiere ihre Chance bekommen?
Wie Sie in diesem Kapitel sicherlich bemerken konnten, ist die Auswahl des richtigen Hundes viel schwieriger, als man auf dem ersten Blick vielleicht denken würde. Daher nochmals der Rat: Lassen Sie sich Zeit bei der Entscheidung für einen Hund im Allgemeinen und für einen ganz Speziellen im Besonderen.
7. Woher bekomme ich einen Auslandshund?
Eigentlich gibt es nur zwei denkbare Möglichkeiten. Die spontane Entscheidung oder die geplante Entscheidung für einen Hund aus dem Ausland.
7.1 Die spontane Anschaffung
In südlichen Ländern kommt es nicht selten vor, dass man in den Straßen der Orte, beim Wandern in der Natur oder am Strand Streunern begegnet. Schnell ist ein sympathischer oder ein ganz armer Hund ausgemacht, dem man unbedingt gern helfen möchte. Dieses fürsorgliche Bedürfnis ist vielen Menschen, insbesondere denen aus nördlichen Ländern, eigen. Da ist es nicht verwunderlich, dass der eine oder andere spontan den Entschluss fasst, einen solchen Hund mit nach Hause nehmen zu wollen. Mein Rat ist jedoch, lassen Sie es bitte sein. Wirklich, vergessen Sie diesen Gedanken am besten gleich wieder. Spontane Entschlüsse werden nicht selten über kurz oder lang bereut und der arme Hund läuft Gefahr, in irgendeinem Tierheim zu landen. Abgesehen davon, dass unsere Tierheime in Deutschland meisten übervoll sind und viele gar keine Auslandshunde mehr annehmen, ist es in erster Linie für den Hund eine der schlimmsten Katastrophen, die man sich vorstellen kann, wenn er nur kurz bei einem Menschen lebt, dem er vertraut und dann plötzlich in ein Tierheim abgeschoben wird. Der Hund musste sich vielleicht jahrelang draußen in der Natur mühevoll alleine durchschlagen und hatte keinen Kontakt zu Menschen. Dann kommen auf einmal Menschen, die sich rührend um ihn kümmern. Er baut Vertrauen und eine emotionale Beziehung zu diesen Menschen auf. Und dann, nach einer Weile wird all dies mit einem Mal wieder eingerissen. Solch eine Erfahrung ist für den Hund viel, viel schlimmer, als die Fortsetzung dessen, was er kennt, das schwere Leben als Streuner.
Wenn Sie im Ausland Streunern begegnen, denken Sie bitte auch an folgendes. Es gibt unter den meist vorsichtigen und furchtsamen Hunden gelegentlich auch Exemplare, die binnen weniger Stunden, teilweise sogar innerhalb noch kürzerer Zeit, eine Beziehung zu solchen Menschen aufbauen können, von denen sie meinen, dass sie es gut mit ihnen meinen. Gefördert wird dies durch Streicheln und Füttern. Auch wenn es im ersten Augenblick nicht danach aussieht, diese Hunde sind oftmals recht unsicher und ängstlich. Bei ihnen überwiegt aber das Bedürfnis zur Bindung an einen Menschen. Diese Bindung vermittelt ihnen Sicherheit und sorgt für soziale Nähe. Wenn diese Bindung suchenden Hunde auf Menschen treffen, die sie nicht verstoßen, sondern sie im Gegenteil annehmen, dann kommt eine Beziehung auch oftmals recht schnell zustande. Ein solcher Hund wird Ihnen auf Schritt und Tritt folgen bzw., wo das nicht geht, in Ihrer Nähe bleiben. Wenn nun Ihr Urlaub nach vielleicht 14 Tagen zu Ende ist, nehmen Sie sicherlich eine wunderschöne Erinnerung mit nach Hause. Der Hund aber bleibt, da wo er schon immer war. Für ihn bricht jedoch eine Welt aus neu gewonnenem Vertrauen plötzlich und unwiederbringlich zusammen. Die Hoffnung, welche er in Sie gesetzt hat, ist mit einem Mal weg. Bereits vorhandene Ängste können sich erheblich verstärken und dem Hund ist damit absolut nicht geholfen. Auch wenn sie nur Gutes im Sinne haben, lassen Sie es bitte, Streuner zu streicheln, zu ihnen zärtlich zu sein oder sie zu füttern. Sie können ihnen während Ihres kurzen Urlaubs nicht wirklich und dauerhaft helfen, im Gegenteil.

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