„Sie ist süß!“, meinte Tamara und trank von ihrem Prosecco. Sie hatten sich vor fünf Jahren das letzte Mal bei einem Klassentreffen gesehen.
„Tja, sie ist meine Tochter!“, grinste Tessa.
„Und du willst ihr wirklich ermöglichen, in unsere Welt hinein zu kommen?“
„Sie will es und ja, ich möchte ihr das ermöglichen!“
„Aber warum Karl? Warum nicht jemand anderes?“
„Weil ich denke, dass er weiß, was er tut. Bei ihm habe ich ein sicheres Gefühl!“
„Okay. Aber er ist nicht mehr so jung wie vor zwanzig Jahren!“
„Das weiß ich doch!“
„Dein Vater hat dir damals auch einen jüngeren Mann gesucht …“
„… und das war Karl!“, sagte Tessa.
„Nun gut, wie kann ich dir helfen?“
„Du kennst doch den sogenannten Sklavenmarkt?“
„Du meinst das Event von diesem Swinger-Klub?“
„Ja, genau!“
„Das war doch eine Promotion Aktion?“
„Ja, aber die wird jedes Quartal einmal durchgeführt.“
„Stimmt, davon habe ich gehört.“
„Und morgen ist wieder so eine Veranstaltung!“, sagte Tessa und nippte an ihrem Prosecco.
„Und?“
„Ich möchte, dass wir dorthin gehen! Zusammen mit Karl!“
„Okay … und dann?“
„Das besprechen wir noch!“, sagte Tessa: „Mir wäre es erst einmal wichtig, dass du Karl davon überzeugst mitzukommen!“
„Das dürfte ja wohl nicht allzu schwer sein!“, lachte Tamara.
„Ich bin heute Abend von ihm zum Essen eingeladen. Bei irgend so einem Italiener in Weissach …“
„Bei Da Nino!“, sagte Tamara. Es war relativ leicht das zu erraten. In Weissach gab es nur dieses eine italienische Restaurant.
„Ja genau. Und ich möchte, dass du vorbeikommst!“
„Okay!“, meinte Tamara: „Es ist mir immer eine Freude ihn zu treffen. Ich habe ihn jetzt gut ein halbes Jahr nicht mehr gesehen.“
„Komm mit, ich stell dir meine Tochter vor!“
„Gut!“
Wer einen Hund besitzt, der kennt das, wenn der kleine Liebling etwas Leckeres entdeckt und zum Speichelmonster wird. Da liegen auf dem Tisch die Wurst, die Butter und herrlich duftendes Backwerk. Und er darf nicht ran. Er weiß es ganz genau, und wenn man ihn gut erzogen hat, dann geht er auch nicht an die Sachen heran. Viele Hunde starren dennoch in diese Richtung. Der Speichelfluss vermehrt sich, die Aufmerksamkeit ist erhöht.
Wäre Julia nicht so vertieft in ihr Buch gewesen, sie hätte ein ähnliches Verhalten beobachten können. Allerdings ging es nicht um leckere Wurst oder eine Semmel. Nein, es ging um sie. Und es war auch kein Hund, der da sabbernd auf sie starrte, sondern vier Jungs. Vermutlich erhöhte sich die Speichelproduktion auch nicht so wie bei einem Hund, der die Hoffnung auf einen Leckerbissen hatte. Vielmehr schoss das Blut in die unteren Regionen des Körpers. Angestachelt vom männlichsten aller Hormone, dem Testosteron.
Es gibt eine einfache Möglichkeit diesen Blutfluss in der untersten Region zu unterbinden, den sogenannten Fight-or-flight-Modus, der bei Männern besonders ausgeprägt ist. Kommt eine Gefahr auf den jeweiligen unter Testosteron stehenden zu, dann gibt es zwei Möglichkeiten: kämpfen oder fliehen. Und automatisch beginnt der Körper genau der Region, die er in diesem Modus am wenigsten benötigt, Blut zu entziehen. Deshalb ist lustigerweise kein männlicher Schwanz kleiner, als wenn der Besitzer kämpft oder eben flieht. Wenn man in einer pubertären Phase ist, und mit der Frauenwelt noch nicht so ganz umgehen kann, dann reicht bereits eine reifere Frau, um diesen Modus zu aktivieren.
„Was gafft ihr denn so?“, fragte Tessa, als sie die Jungs erblickte, die keine fünf Meter von ihrer Tochter entfernt lagen und ihr auf den Arsch schauten.
Sie zogen die Köpfe ein, der Flucht-Modus hatte eingesetzt. Das heißt nicht unbedingt, dass sie tatsächlich fliehen müssen. Der Körper aller vier Jungs zeigte jedoch genau die gleichen Symptome wie bei einer Flucht. Sie versteckten sich hinter ihren Bierflaschen und den Rucksäcken wie kleine Kinder und trauten sich nicht einmal annähernd noch einen Blick Richtung Julia zu riskieren. Jeder Mann weiß, wie schnell eine Erektion verschwinden kann. Und der Mann kann nichts dafür. Es ist genau das Prinzip von „Flucht oder Kampf“.
Julia drehte sich auf den Rücken. Ihr war heiß. Die Sonne leistete an diesem schönen Sommertag ganze Arbeit: „Was machst du den für einen Stress?“
Ihre Mutter ging gar nicht auf sie ein, sondern stellte ihre Freundin vor: „Ich möchte dir meine Freundin Tamara vorstellen. Ich bin mit ihr hier in Weissach zur Schule gegangen.“
„Okay!“, sagte Julia.
Tamara gab Julia die Hand: „Wir wollten dich fragen, ob du mit uns Mittagessen gehst.“
„Ja klar. Hunger habe ich!“, meinte Julia.
„Prima. Wir können ja in den Biergarten des Hotels, oder was sagt ihr?“, fragte Tamara.
Die beiden Anderen waren einverstanden.
Sie hatten sich etwas angezogen und waren dann in den Biergarten gegangen. Julia hatte sich einen Minirock über die Bikinihöschen gezogen und trug nun ein T-Shirt.
„Auf was hast du Lust?“, fragte Tessa.
„Ich denke, ich esse Garnelen!“, sagte Julia, ohne von der Karte hochzuschauen.
„Du bist übrigens eingeladen!“, meinte Tessa zu ihrer Freundin Tamara.
Diese lächelte: „Danke!“
„Ist sie eigentlich auch so eine Sex-Freundin von dir?“, fragte Julia.
„Ich bitte dich!!“, meinte ihre Mutter empört.
Tamara grinste: „Du meinst, ob ich auch gerne Sklavin bin?“
„Ja!“
„Bin ich. Und wir haben früher unsere Leidenschaft gemeinsam geteilt!“
Julia nickte und lächelte dann: „Cool! Habt ihr es auch zusammen mal gemacht, du und Mama?“
Tessa spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Sie sprach offen mit ihrer Tochter über alles. Aber das war ihr ein wenig zu intim.
Tamara nickte: „Ja, wir haben gemeinsam schon als Sklavin gedient. Wir lagen nebeneinander, haben …“
„Bitte keine Details!“, unterbrach sie Tessa.
„Schade!“, grinste Julia: „Was gibt es den Neues mit deinem Plan?“
„Ich treffe mich heute Abend mit jemandem!“
„Wegen mir?“
„Wir werden sehen!“
„Gut. Kommst du heute Abend wieder heim?“
„Das weiß ich noch nicht. Aber rechne nicht mit mir.“
„Das heißt also es wird heute eh nichts … du weißt schon. Mit meinem Erlebnis!“
„Ganz sicher nicht!“, sagte Tessa: „Das wird noch eine Weile dauern!“
„Na gut!“
Tamara grinste: „Du musst deiner Mutter vertrauen. Wenn sie etwas organisiert dann richtig!“
„Geduld ist nicht so ihres, weißt du?“, sagte Tessa.
„Ich merke schon!“, lachte Tamara: „Sie ist ganz wie ihre Mutter!“
Nach der Rückkehr vom Ebersee zum Hotel in Weissach waren Tessa und ihre Tochter noch gemeinsam eine Runde joggen gegangen. Sie hatte sich dann geduscht, sich hübsch angezogen und von Julia verabschiedet: „Du kommst heute zurecht?“
„Ja!“ sagte Julia: „Ich geh unten alleine im Hotel essen, dann gehe ich alleine in mein Zimmer und schaue alleine fern!“
„Das ist doch prima!“, meinte Tessa, ohne auf den Sarkasmus ihrer Tochter einzugehen.
„Dir viel Spaß!“, meinte Julia ehrlich: „Und ich komme wirklich zurecht!“
Da Nino war der einzige Italiener in Weissach. Zumindest das einzige italienische Restaurant. Italiener an sich gab es vermutlich genügend.
„Ich hätte es mir denken können!“, meinte Karl, als er Tessa in Begleitung von Tamara sah: „Die alten Busenfreundinnen!“
Tessa umarmte ihn.
„Zwanzig Jahre ist es nun her!“, meinte Karl zu ihr: „Und du siehst immer noch so gut aus wie früher!“
Dann begrüßte er Tamara: „Und du bist ohnehin eine Schönheit wie eh und je!“
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