«Ja, Boss!», meinte der Mann zitternd.
Johnny beruhigte sich wieder und wand sich an Jakob: «Wie auch immer. Dir sollte das dennoch Warnung genug sein, oder?»
Jakob nickte stumm. Ein Klebestreifen war über seinem Mund. Johnny entfernte ihn: «Eigentlich wollte ich an deiner Frau ein Exempel statuieren. Aber die Lage ist unverändert. Du weißt, dass ich deine Familie finde. Deine Kinder, deine Frau ... du wirst tun, was ich sage.»
Jakob nickte heftig. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn: «Ja, werde ich!»
«Du wirst mir genau sagen, wann die Lieferung eintrifft und die gottverdammte Maschine losfliegt.»
«Ich ...»
«Und du wirst mich genau darüber informieren wie viele Soldaten vor Ort sind, verstanden?»
«Ja!», seufzte Jakob: «Aber ...»
«Kein Wenn und kein Aber!», meinte Johnny und öffnete die Fesseln: «Sie werden dich nun zurück in dein Penthaus bringen. Die Polizei wird sich melden und Fragen stellen. Das hier hat nie stattgefunden.»
«Sie werden mich fragen, was mit meiner Frau war und meinen Kindern ist ... sie werden viele Fragen stellen.»
«Sicher. Lass deine Frau antworten. Das ist mir egal. Nur du wirst nichts sagen.»
«Ich verstehe nicht ...», Jakob rieb sich die Handgelenke.
Johnny schaute ihn wütend an und gab ihm eine Ohrfeige: «Wichtig ist nur, dass du verstehst, was du tun und sagen sollst. Du warst beruflich unterwegs. Dann hast du einen Anruf von der Polizei bekommen, wegen deiner Familie. Ansonsten weißt du nichts ...»
«Okay!»
«Bringt ihn raus!», sagte Johnny.
«Du darfst die Kontrolle nicht verlieren, Johnny», sagte eine Stimme. Eine Person, die bisher völlig teilnahmelos in einer Ecke in einem Sessel gesessen hatte, drehte sich um. Eine weißhaarige ältere Frau.
«Ich weiß, Mutter, ich weiß», meinte Johnny.
«Kontrolle ist das Wichtigste. Habe ich dich das nicht gelehrt?»
«Doch, Mutter.»
«Komm her zu mir», sagte sie und es war durchaus im Befehlston.
Er kam näher, setzte sich dann in den Sessel neben sie. Eine kleine Ecke in seinem Büro, die er extra für die alte Lady eingerichtet hatte. Hier saß sie manchmal und las ein Buch. Aber sie bekam alles mit. «Wenn wir die Waffen haben, dann beherrschen wir die Untergrundwelt einmal mehr.»
«Und die Drogen?»
«Die sind in den Boxen, die aus Afghanistan kommen.»
«Drogen, Waffen und Weiber», sagte die alte Frau: «Alles schön und gut. Aber was mir Sorgen macht, das sind deine Gefühle.»
«Meine Gefühle?», er schaute sie irritiert an.
«Deine Rachegedanken. Herrgott, kannst du dich davon nicht lösen?»
«Du verstehst das nicht, Mutter ...», meinte er und es klang fast entschuldigend. Seine Lippen waren schmal zusammengepresst.
«Nein, ich verstehe es nicht. Zumal dieser Hauptmann dir gefährlich werden kann. Das weißt du. Du solltest ihn nicht so reizen. Immerhin hat er dir heute gehörig in die Suppe gespuckt.»
«Sie müssen büßen», sagte Johnny gequält. Er wollte laut werden, das sah man ihm an. Aber der Respekt vor seiner Mutter war groß.
«Pff. Du bist doch verrückt. Du hast den Metzger umgebracht, der das doofe Ferkel damals geschlachtet hat. Wie krank muss man sein? Herrgott, du hast es doch auch gegessen.»
«Ich wusste es ja nicht», zischte Johnny wütend: «Du und Vater, ihr habt Rosa einfach diesem ... Mörder ... überlassen.»
«Wir hätten dir nie erlauben dürfen ihm einen Namen zu geben», seufzte seine Mutter: «Nein, Johnny. Du musst dich zusammenreißen. Diese Männer, sie tun, was du ihnen sagst. Und du führst dich auf wie ein Kind, dem man das Schäufelchen weggenommen hat.»
«Ich bin immer dankbar für deine Ratschläge», zischte er, «aber aus diesen Dingen halte dich heraus.»
«Du hättest vielleicht doch nach dem Einsatz zum Psychologen sollen. Herrgott, du warst schon immer ein wenig verrückt. Aber der Einsatz hat dich wahnsinnig gemacht.»
«Eine Wahnsinnigkeit, die mir das hier alles eingebracht hat. Die uns den Reichtum beschert hat», sagte er.
Sie nickte. «Da hast du wohl recht. Aber ein Wahnsinn, den du kontrollieren solltest. Weil er sonst dich kontrolliert.»
Maja war ein Stockwerk tiefer. Irgendwo in München in der Nähe des Ostbahnhofes. Aber das wusste sie nicht. Sie wusste nicht einmal, ob sie noch in München war. Ihr Gehirn erschuf Bilder, die irgendwo in Berlin oder sogar in einer Stadt in Russland waren. Sie wusste nicht, wie lange sie ohnmächtig gewesen war und auch nicht, wie lange sie hier gefangen gehalten wurde.
Sie hatte das weiße Kleid nicht angezogen. Ihr war nicht klar, ob sie dafür Ärger bekam oder nicht. Sie konnte es einfach nicht anziehen.
Ihre Tränen waren getrocknet. Sie hatte an diesem Tag viel geweint, aber in der Zwischenzeit war sie sich ein wenig beruhigt und vor allem müde. Weinen war anstrengend.
Die Blondine hatte ihr etwas zum Essen gebracht. Es war das dritte Mal seit sie hier war. Obst, Gemüse und ein wenig Fisch hatte sie zum Abendbrot bekommen. Gesundes und durchaus leckeres Essen.
Dann ging die Türe auf. Der Mann mit der Narbe kam herein. Sein Gesicht war emotionslos. Noch nie hatte sie einen Menschen erlebt, der so unberechenbar wirkte. Der so eine unheimliche Ausstrahlung hatte.
«Hallo, meine Hübsche!», sagte er und schloss die Türe hinter sich: «Du hast das Kleid ja gar nicht angezogen.»
«Bitte ...», flehte sie: «Lassen Sie mich gehen. Ich verrate auch niemandem etwas.»
«Du weißt, dass du hier nie wieder rauskommst, oder? Wenn du entführt wirst und die Entführer ihre Gesichter nicht verbergen ... glaubst du, dann lässt man dich irgendwann frei?»
Sie schluckte schwer. Da hatte er recht. Es ging hier nicht um eine Erpressung von Lösungsgeldern. Sie würde hier nie wieder lebend rauskommen.
«Sei jetzt brav und zieh das Kleid an!», sagte er.
«Bitte nicht!», meinte sie leise.
Sein bislang emotionsloses Gesicht veränderte sich nun doch und nahm einen zornigen Ausdruck an. Ganz leise sprach er: «Verärgere mich nicht. Zieh dich aus. Sofort!»
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Zitternd begann sie ihr Shirt auszuziehen. Sie wollte weg sein, weit weg. Wollte bei ihrer Mutter sein.
«Sehr schön!», meinte er, als sie nur noch mit dem BH dasaß: «Und nun die Hose!»
Tränen rannen aus ihren Augen und tropften zu Boden, als sie ihre Hose öffnete und schließlich langsam auszog.
«Was für Schenkel!», grinste er: «Und was für ein flacher, schöner Bauch!»
Sie zitterte und saß da wie ein Häufchen Elend. Gekrümmt als würde sie irgendwo in der Kälte sitzen. Bis auf die menschliche Kälte, die dieser Mann mit der Narbe ausstrahlte, war es allerdings eigentlich warm in ihrer Zelle.
«Weiter!», befahl er: «Zieh dich aus! Zier dich nicht!»
«Bitte!!!», schrie sie laut und verzweifelt.
Der Mann mit der Narbe ging zur Türe: «Bringt mir eine Reitgerte, schnell!»
Maja erstarrte. Nein, das konnte doch nicht sein. Das durfte nicht sein. Wo war ihre Mutter? Wo Gott? Wo war die Gerechtigkeit?
Ein Mann kam. In der Hand eine Reitgerte, die er seinem Boss in die Hand drückte. Zumindest war Maja davon überzeugt, dass der Mann mit der Narbe der Boss war. Er gab den Ton an.
«Wirst du gehorchen?», fragte er und hob die Rute.
Sie versuchte es ein letztes Mal und flehte ihn an: «Bitte. Bitte lassen sie mich gehen.»
Die Reitgerte knallte auf ihre Schenkel. Es war ein heftiger Schmerz. Maja schrie laut auf, krümmte sich und heulte wie verrückt.
«Es ist deine Entscheidung!», sagte er: «Es ist deine Entscheidung, wie schmerzhaft es wird.»
Weinend öffnete sie ihren BH. Zog ihn aus und ließ ihn dann zu Boden fallen. Schützend hielt sie sich die Hände vor die Brüste.
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