Gerhard Haase-Hindenberg - Das Mädchen aus der Totenstadt

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Vor den Toren der Millionenmetropole Kairo liegen die Totenstädte – riesige Friedhöfe, in deren Mausoleen und Grabkammern die Angehörigen wohlhabender Familien bestattet werden. Aufgrund der in Kairo herrschenden Wohnungsnot dienen die Grabanlagen zugleich zehntausenden von armen Ägyptern als Wohnstätten. Zwar wird die illegale Besiedlung von offizieller Seite geduldet, die Gesellschaft aber betrachtet deren Bewohner fast als Unberührbare.
Die 20-jährige Mona ist zusammen mit ihren sieben jüngeren Geschwistern in der traditionell-islamisch geprägten Totenstadt Imam Al-Shafi'i aufgewachsen. Als sie eine Stelle in Kairos Zentralbank bekommt, lernt sie westlich orientierte Großstadt mit all den Verlockungen der modernen arabischen Welt kennen. Hin- und hergerissen zwischen Schicksalsglauben und dem Traum von einem selbstbestimmten Leben vertraut Mona ihre Gedanken und Hoffnungen ihrem Tagebuch an.
Anhand dieser Aufzeichnungen, ausführlichen Gesprächen und intensiven Recherchen vor Ort erzählt Gerhard Haase-Hindenberg die Lebensgeschichte von Mona und schildert erstmals die tabuisierte Welt der Totenstädte sowie das Denken und Fühlen ihrer Bewohner.
"Das Mädchen aus der Totenstadt" ist das authentische Porträt eines Mädchens, das zwischen zwei Welten pendelt, beschreibt dessen innere Konflikte und gewährt gleichzeitig zum ersten Mal Einblicke in die unbekannte Welt der bewohnten Totenstädte von Kairo.
Ein Film von Niels Negendank über die Recherchen Gerhard Haase- Hindenbergs in den Totenstädten Kairos:
youtube.com/watch?v=XBbjWkIFRCU

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Manchmal wird der Professor von den Kaffeehausbesuchern gefragt, seit wann hier in den Grabhöfen Menschen leben. Und er antwortet schon deshalb gern, weil er hofft, dass die Geschichte seines Viertels auf diese Weise über die Generationen weiterleben wird. Denn nachlesen kann es kaum einer seiner Zuhörer, sind doch – wie eine Studie seines Kollegen Professor Mahmoud El Gohary von der Kairoer Ain Shams Universität belegt – 64,4 Prozent von ihnen Analphabeten. So erzählt ihnen der „Professor“ von der pharaonischen Zeit, in der man die Toten bereits auf die gleiche Weise bestattet habe wie es in ihrem Viertel noch immer üblich sei. Und er verschweigt, dass dies eigentlich eine gänzlich unislamische Bestattungskultur ist. Die Mameluken, so fährt er in aller Regel fort, hätten an diese pharaonische Tradition angeknüpft. Damals, als sie noch über Ägypten herrschten und hier draußen diese prächtigen Marmormausoleen für ihre Toten gebaut haben, die ja wohl jeder der Anwesenden kenne. Und wie einst an den Pyramiden drüben in Giza und den Königsgräbern bei Luxor, seien auch hier Grabwächter zum Einsatz gekommen, die schon bald ihre Familien nachgeholt hätten. Deshalb gäbe es auf den Grabhöfen hier jene Räumlichkeiten in denen die meisten seiner Zuhörer wohnen. Diese Räume wären früher an hohen Feiertagen auch von den Grabbesitzern als Übernachtungsstätte genutzt worden, was ja bekanntlich heute kaum noch geschieht. So jedenfalls habe die Besiedlung angefangen. Manchmal berichtet er auch eigene Erinnerungen, wie er beispielsweise während des 1973er Krieges erlebt habe, dass die aus den Städten am Suez-Kanal evakuierten Bewohner in den leer stehenden Grabhöfen untergebracht worden seien. Die meisten seiner Zuhörer wohnten damals noch gar nicht hier, denn sie sind erst mit der großen Landflucht aus Oberägypten oder dem Nildelta hergekommen, welche erst nach jenem Krieg eingesetzt hatte. Auf der Suche nach Arbeit, so führt er die Entwicklung in die Gegenwart fort, seien hunderttausende nach Kairo gekommen und weil die Stadt aus allen Nähten geplatzt sei … Von da an aber kann dann jeder der Anwesenden seine eigene Geschichte erzählen, wie er entweder selbst oder der Vater oder Großvater einst hierher in die Gräberstadt von Imam Al-Shafi’i gekommen sind.

An diesem drückend heißen Tag aber sprachen die Männer nicht miteinander. Jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen und bei den meisten hingen sie in diesem Moment wohl mit Mona zusammen. Das Mädchen wurde von zwei Dutzend Männerblicken verfolgt, als es in freudiger Erwartung seiner Tante und Großcousine Samira an den Kaffeehaus-Gästen vorüber zog. Sie wollte gerade die Hauptstraße überqueren, welche hier vor der Moschee eine scharfe Rechtskurve macht. Vorsichtig blickte sie sich nach allen Seiten um, wie sie es immer tut, seit sie vor einiger Zeit eine Kollision mit dem Eselskarren des alten Obsthändlers hatte, der hier täglich vorbeikommt. Nun erst fielen ihr jene Männer vor dem Khahwa auf, die sie angafften und dabei gierig am Mundstück ihrer Shisha (Wasserpfeife) zogen. Noch immer war dies eine verhältnismäßig neue Erfahrung für Mona, denn sie, die trotz ihrer fast achtzehn Lebensjahre noch sehr mädchenhaft wirkte, war erst seit kurzem das Objekt begieriger Männerblicke. War es etwa an der Zeit, die langen schwarzen Locken unter einem Hijab (islamisches Kopftuch) zu verstecken? Nun fand sie die Aufmerksamkeit, die sie bei Männern erregte, nicht in jedem Fall als unangenehm. Aber wenn sie derart massiv damit konfrontiert wurde, dazu noch von meist älteren Kaffeehausbesuchern, suchte sie schnell das Weite.

Eines der nur von Männern besuchte Kaffeehäuser Khahwa in der Nähe vom - фото 3 Eines der nur von Männern besuchte Kaffeehäuser (Khahwa) in der Nähe vom Wohnsitz von Monas Familie

Nur noch wenige Meter trennten Mona von dem mit einer halbhohen Mauer umzäunten Hof der Imam Al-Shafi’i-Moschee. Gleich dahinter würde sie in jene Gasse abbiegen, an deren Ende Tante Samira und Onkel Mahmoud mit Tochter Shaimaa wohnen. Als sie sich noch einmal umblickte, bemerkte Mona weit oben, an der kleinen Moschee gegenüber des Wohnsitzes ihrer Familie, eine Trauergesellschaft. Gerade wurde einer dieser Holzkästen davor abgestellt, in welchen üblicherweise Leichname zu den Grabkammern transportiert werden. Vor der Moschee hatte sich eine kleine Gruppe von Menschen versammelt. Das sind sicherlich die Angehörigen, Freunde und Nachbarn des oder der Verstorbenen, war es Mona durch den Kopf gegangen. Das Geschehen hätte ihre Aufmerksamkeit nicht länger in Anspruch genommen, wäre ihr jene elegante Frau nicht bekannt vorkommen, die dort klagend die Hände in die Luft schleuderte. Instinktiv blieb Mona stehen und musterte nun einen nach dem anderen aus der kleinen Trauergemeinde. Sie kannte keinen von diesen Leuten, mit Ausnahme jener Frau. Es war die Besitzerin des Grabhofes auf dem Mona mit ihrer Familie lebt, da war sie ganz sicher. Schließlich hatte sie diese freundliche Person gelegentlich dort gesehen. Am Ende des Fastenmonats Ramadan, wenn diese Frau Mona und ihre Geschwister mit Süßigkeiten beschenkte. Und am Tag des großen Bairam, dem islamischen Opferfest, brachte sie in jedem Jahr ein Stück Hammelfleisch vorbei, woraus die Mutter dann eine kräftige Suppe kochte. War diese Frau nicht manchmal in Begleitung des kleinen grauhaarigen Herrn gekommen, der in diesem Augenblick von hinten an sie herantrat und tröstend seinen Arm um sie legte? Mona erschrak. Fiel ihr doch ein, dass sich jene Frau immer nur kurz auf dem Grabhof aufhielt und Einladungen von Monas Mutter zum Tee mit dem Hinweis ausschlug, dass sie ihren kranken Sohn zu Hause nicht lange allein lassen wolle. Lag in jenem Holzkasten womöglich …?

Ausgerechnet in diesem Moment fühlte sich einer der Männer vor dem Khahwa befugt, Mona auf sich aufmerksam zu machen. Möglicherweise weil sie genau dort stehen geblieben war, wo der Kaffeehausbesitzer seinen männlichen Gästen die kleinen verbeulten Metalltische und die alten knarrenden Holzstühle an die Straße gestellt hat.

„He Mona, wirf mir doch mal einen Blick aus deinen schönen Augen zu!“ rief ein Mann, den sie als einen ihrer Nachbarn erkannte. Er war kaum jünger als ihr eigener Vater und seine Frau hatte gerade erst wieder ein Kind zur Welt gebracht. Hätte irgendeiner der jungen Kerle ihr eine solche Bemerkung zugerufen, würde sie es schmunzelnd ignoriert haben. Aber dieser alte Mann?

„Was fällt dir ein? Soll ich zu deiner Frau laufen, die gerade ihr fünftes Kind bekommen hat und ihr erzählen, dass du hier herum sitzt und jungen Mädchen solche Sachen hinterher rufst?“, empörte sich Mona und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite. Einige Männer applaudierten sogar. Der alte Nachbar aber lief sofort puterrot an. Vielleicht fiel ihm erst jetzt ein, dass seine Frau ja regelmäßig mit Hamdis Töchtern plauderte, oder mit Nassra, deren Mutter. An jenem Loch in der Mauer zwischen ihren beiden Grabhöfen. Dann nämlich, wenn sie den langen Gartenschlauch hinüber schob, um von deren Wasserleitung die Tonne im eigenen Hof aufzufüllen. Und bei diesen sommerlichen Temperaturen fand ein solcher Kontakt ja nahezu täglich statt.

Ich ging ein Stück in Richtung dieser Trauergesellschaft, war dann aber in einiger Entfernung stehen geblieben. Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich sagen sollte. Ich habe den Sohn ja nicht gekannt, der wahrscheinlich dort in Tüchern gehüllt in dem Holzkasten lag. Die Frau tat mir leid. Es konnte doch nicht Allahs Wille sein, dass Mütter ihre Söhne beweinen. Wenn man in Imam Al-Shafi’i aufwächst, sieht man oft vorbeiziehende Trauergesellschaften. Es sind in der Regel die Jungen, die die Eltern und Großeltern betrauern. Das ist der Lauf der Dinge. Als ich die Trauergesellschaft aus einiger Entfernung beobachtete, musste ich an die seltenen Besuche dieser freundlichen Frau denken. Sie sprach dann immer in großer Sorge von ihrem Sohn. Mir war in diesem Moment gar nicht in den Sinn gekommen, dass der verstorbene Sohn bei uns bestattet werden würde. Dabei gehörte der Grabhof auf dem wir wohnen seiner Familie. Das wusste ich und auch, dass seine Großeltern in der Grabkammer liegen, unter unserem Hof, wo meine kleinen Geschwister jeden Tag spielen, meine Mutter das Essen zubereitet und ich die Wäsche wasche und aufhänge…

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