„Stimmt. Aber manchmal wird es einem erst später bewusst, was man für den anderen fühlt. Und zwar dann, wenn man sich wieder sieht“, nickte Jakob.
„Das mag sein. Aber in diesem Fall ist es nicht so.“
Beide suchten das Ehepaar auf und besprachen den Urlaub von Cassie.
„Das geht schon in Ordnung. Machen sie mal ein paar Tage frei. Es wird ihnen gut tun. Meine Frau und ich springen ein, falls es notwendig ist.“
Somit war die Sache perfekt. Am Wochenende konnte sie in den Urlaub starten. Sie musste sich nur noch ein Ziel aussuchen. Auch das hatte sie bald gefunden. Vielleicht bekam sie ja sogar ein Zimmer. Cassie wollte einfach drauf los fahren, wenn sie in diesem Ort keine Bleibe fand, fuhr sie einfach weiter. Die Woche verlief ruhig und sie konnte guten Gewissens starten.
Mac saß an ihrer Seite und ließ sich den Wind um die Ohren wehen. Als sie nach Stunden in die Nähe es Meeres kamen, konnte man es riechen. In der Ferne schimmerte es in verschieden Blautönen. Die Sonne spiegelte sich darin und schickte kleine Blitze über die Wasseroberfläche. Cassie freute sich schon mit Mac am Strand entlang zu laufen. Endlich hatte sie den kleinen Fischerort erreicht. Es war später Nachmittag und die Bewohner saßen in den den Cafes, Restaurants, auf Bänken am Brunnen, der den kleinen Marktplatz zierte und vor ihren Häusern. Zu dieser Zeit waren nur wenige Touristen in dem Ort, was Cassie freute. Sie liebte nicht den Rummel. Der kleine Urlaubsort lag romantisch an den Felshängen. Am Hafen lagen viele kleine Fischerboote. Den Wagen parkte sie, an dem vorgesehenen Parkplatz und spazierte mit Mac durch die kleinen Gassen, auf der Suche nach einer Unterkunft.
Cassie stand vor einer kleinen Pension, mit einem wunderschönen Garten, in dem nur ein paar Gäste saßen, der zum Verweilen einlud. Sie ging hinein und fragte nach einem Zimmer. Cassie hatte Glück. Da noch keine Urlaubszeit war, bekam sie ein Zimmer, in dem sie sogar Mac mit unterbringen konnte. Die Inhaber waren freundlich und und machen einen sehr netten Eindruck. Das gemütlich eingerichtete Zimmer besaß einen kleinen Balkon, von dem man auf das Meer blicken konnte. Man fühlte sich sofort wohl darin. Und Mac schien es auch zu gefallen, er legte sich sofort auf den Balkon, brummte friedlich und schloss die Augen.
„Ich habe Hunger, Mac. Wir sollten noch etwas essen gehen. Komm schon“, streichelte sie ihn, als sie ihr Gepäck untergebracht hatte.
Cassie verließ mit Mac das Zimmer.
„Schauen sie sich noch etwas in unserem kleinen Ort um?“, fragte Maria.
„Ja, auch. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Werde mich irgendwo hinsetzen und etwas kleines zu mir nehmen.“
„Morgen Abend gibt es hier in unserer Pension ein kleines Grillfest. Ich hoffe, sie sind dabei? Ach und Frühstück gibt es ab 7.30 Uhr. Sie können es auch im Garten zu sich nehmen, wenn es ihnen nicht zu kühl ist. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend.“
„Danke. Freue mich schon auf das Frühstück“, lächelte Cassie.
So gingen Cassie und Mac durch den Ort und fanden ein kleines einladendes Lokal, in dem sie köstlich speiste. Junge Paare schlenderten eng umschlungen, verliebt und lachend an ihr vorbei. Sie dachte in diesem Moment an Linus. Eigentlich wollte sie ihn ja vergessen, aber als sie die jungen Leute so sah, fiel es ihr schwer nicht an ihn zu denken. Warum hatte sie nicht das Glück, jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie liebte. Sie musste sich damit abfinden, dass so war. Schnell wischte sie die Gedanken beiseite. Sie war hier um abzuschalten, zu entspannen und zu vergessen. Mit Mac lief Cassie noch eine Weile über den Strand am Meer vorbei, bevor sie in ihr Zimmer zurückging und sich noch etwas auf den Balkon setzte. Sie sah die kleinen Lichter, die sich im Wasser spiegelten und hörte das Lachen und Gerede der Menschen, die sich immer noch draußen aufhielten. Cassie schloss die Augen. Sie hatte sich richtig entschieden. Plötzlich klingelte ihr Handy.
„Hey, Mama. Entschuldige, dass ich noch nicht angerufen habe. Ich bin gut angekommen. Wie geht es euch?“
„Alles gut, bei uns. Wir hoffen, du hast ein paar schöne Tage.“
„Ganz bestimmt. Dieser Ort ist wunderschön. Da müsst ihr mal hinfahren, wenn Papa wieder ganz gesund ist“, meinte Cassie.
„Vielleicht. Willst du Papa noch „Hallo“ sagen?“
„Aber sicher.“
Cassie redete noch mit ihrem Vater. Der wollte wissen, wo sie genau war und wie der Ort hieß, von dem sie schon jetzt so schwärmte. Nach einer halben Stunde läutete es wieder.
„Hey, Cassie“, meldete sich Jakob.
„Hey, Jakob. Vermisst du mich schon?“, lachte sie ins Telefon.
„Ja, dass auch. Ich wollte aber eigentlich wissen, ob du gut angekommen bist und wie es so ist.“
„Viel kann ich ja noch nicht sagen. Der Ort liegt wunderschön. Ist nicht zu groß und die Menschen sind sehr freundlich. Ich habe eine schöne Pension gefunden. Mein Zimmer ist gemütlich und ich kann auf das Meer blicken. Es würde dir sicher gefallen.“
„Ganz bestimmt sogar. Also ist es so, wie du es dir vorgestellt hast. Dann wünsche ich dir noch schöne Tage. Melde dich ab und zu, damit ich weiß, dass es dir gut geht.“
„Mach ich. Danke, Jakob. Bis bald.“
Es war schön, dass sich jemand um sie sorgte, leider war Jakob gar nicht ihr Typ, aber er war nett, hilfsbereit und man konnte sich gut mit ihm unterhalten. Sie war froh, dass sie zusammen arbeiteten.
Am nächsten Morgen erkundete Cassie mit Mac, nach dem herrlichen Frühstück, die Gegend. Gegen Mittag setzte sie sich an den Strand und schaute den Wellen zu, die Schaumkronen an Land spülten.
„Wer ruft denn jetzt an?“, sagte sie zu sich selbst.
„Na, wie geht es unserer Abtrünnigen?“
„David? Wie schön, dass du dich meldest. Wie läuft es so, ohne mich?“
„Schlecht. Du fehlst hier einfach. Aber, wie geht es dir? Du meldest dich ja nicht. Es sind jetzt schon ein paar Monate vergangen. Robert und ich hatten uns schon Sorgen gemacht. Wie ist dein Job?“
„Gut. Es gefällt mir sehr gut in dem Laden. Aber ich vermisse euch auch. Ich befinde mich gerade im Urlaub. Brauchte ein paar Tage für mich. Muss über einiges nachdenken und manches vergessen.“
„Das hört sich nicht gut an. Was ist los?“, wollte David wissen.
„Es ist alles in bester Ordnung. Du musst dir keine Sorgen machen. Wie läuft das Geschäft? Treten immer noch so viele junge Leute auf?“
„Das Geschäft läuft hervorragend. Und klar. Konzerte gibt es immer noch. Warum fragst du?“
„Nur so.“
„Aha. War da nicht ein Bekannter? Wie hieß er noch schnell? Ach ja, Linus. Der hat ein paar mal hier gespielt und nach dir gefragt.“
„Du hast ihm doch hoffentlich nicht gesagt, wo ich jetzt wohne?“
„Nein, natürlich nicht. Ich kenne ihn ja kaum und es steht mir auch nicht zu die Adresse meiner Mitarbeiter preiszugeben. Aber er macht einen netten Eindruck. Was war denn da los, zwischen euch? Robert hat nur kurz eine Andeutung gemacht.“
„Wir waren gut Freunde. Unzertrennlich. Mehr nicht. Dann ging er ins Ausland. Nach langer Zeit haben wir uns bei euch wiedergesehen. Das war alles.“
„Bist du sicher? Es schien so, als wäre er enttäuscht, dass du plötzlich weg warst.“
„Das bildest du dir nur ein. Er lebt ja nicht allein.“
„Du meinst dieses Mädchen, dass mit ihm zusammen Musik gemacht hat?“
„Genau. Sie leben zusammen.“
„Wusste ich nicht. Trotzdem kam es mir so vor, als würde er dich vermissen. Er war schon etwas überrascht, als ich ihm sagte, dass du nicht mehr hier arbeitest. Es schien sogar, als wäre er traurig. Aber was solls. Du wirst es ja besser wissen. Er spielt häufiger hier, wenn du ihn sehen willst, komm einfach mal wieder vorbei. Ach und noch was. Dieses Mädchen, ist nicht mehr dabei. Ich muss wieder an die Arbeit. Ich soll dich noch von Robert grüßen. Das nächste mal ruft er an. Machs gut, Cassie. Schick uns mal ein paar Bilder.“
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