Catharina Rehberg - Das Leben der Catharina R.

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Das Leben der Catharina R.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die junge Catharina Rehberg war schon immer anders. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit und wächst behütet bei ihrer Mutter in Bochum auf. Ihren Vater kennt sie nicht. Während der Pubertät merkt, das Mädchen, dass sie völlig anders ist als ihre Freundinnen in der Schule. Sie ist homosexuell und verliebt sich in ihre beste Freundin. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es zu einem Kuss mit unangenehmen Folgen für sie. Fortan wird Catharina von ihren Mitschülern, Lehrern und sogar ihrer eigenen Mutter als krank bezeichnet. Niemand will mehr etwas mit der lesbischen jungen Frau zu tun haben. Sie verlässt ihr Elternhaus aufgrund der ständigen Anfeindungen. Nur einer steht zu ihr. Der zehn Jahre jüngere Karsten hilft ihr über den nahenden Suizid hinweg. Catharina ist gezwungen, ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von ihrem gewohnten Umfeld beginnt sie ein neues Leben, fest entschlossen ihre eigene Sexualität zu verleugnen. Wird sich dort für sie alles zum guten wenden? Dieses Buch beschreibt Catharinas Erlebnisse und Erfahrungen von Anfang der 70er Jahre bis heute.

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Dann be­gann ich aber da­mit ein­fach mein ei­ge­nes Ding durch­zu­zie­hen. Ich ar­bei­te­te nicht mehr nur durch­ge­hend, son­dern nahm mir auch Zeit aus­zu­ge­hen. Kars­ten half mir so­gar da­bei. Er hat­te sich wie­der ei­ni­ger­ma­ßen ge­fan­gen und gab mir ein biss­chen Hil­fe­stel­lung. Er war ge­ra­de 16 ge­wor­den, sah mitt­ler­wei­le aus wie Mi­ke Ty­son, wo­bei nur die Haut­far­be nicht ganz pass­te, und war re­la­tiv wort­karg. Die in­ter­essan­tes­te Ver­än­de­rung an ihm aber war sei­ne wirk­lich be­ein­dru­cken­de Beo­b­ach­tungs­ga­be. Zu­sam­men mit sei­nem her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren­den Kopf ei­ne rich­tig ge­fähr­li­che Kom­bi­na­ti­on. Lo­gik war ein­fach un­be­stech­lich und er war dar­in zu ei­nem Meis­ter mu­tiert. Durch sei­ne Beo­b­ach­tun­gen und die Lo­gik sei­nes Kop­fes er­kann­te er die Ge­schich­te hin­ter ei­nem Men­schen.

Ich nahm mir die Sonn­ta­ge frei und ging in die ein­schlä­gi­gen Bars. Mit der Zeit hat­te ich im­mer wei­te­re Treff­punk­te für Ho­mo­se­xu­el­le ent­deckt, die ich dann an den Wo­che­n­en­den be­such­te. Der Er­folg blieb lei­der in den meis­ten Fäl­len aus, aber es war für mich ei­ne Wohl­tat mit Frau­en zu spre­chen, die den glei­chen An­fein­dun­gen wie ich aus­ge­setzt wa­ren. Daraus ent­stan­den auch ein paar schö­ne Freund­schaf­ten. Plötz­lich war das al­les nicht mehr so schwie­rig für mich. Aber mein Le­ben hat­te strikt et­was da­ge­gen mir et­was Lie­be­vol­les zu schen­ken. Mei­ne pri­va­ten Be­su­che in den Bars blie­ben nicht wirk­lich lan­ge ge­heim und ich fand mich in der glei­chen Si­tua­ti­on wie be­reits zwei­mal zu­vor. Von Tag zu Tag wur­de es schlim­mer. Trotz des Zu­spruchs mei­ner Jungs und Kars­ten ent­wi­ckel­te ich ei­ne tief sit­zen­de De­pres­si­on. Da man mir nicht an­se­hen konn­te, wie ich mich fühl­te, blieb den meis­ten ver­bor­gen, dass ich viel zu häu­fig an Sui­zid dach­te. Kars­ten war in­ter­essan­ter­wei­se der Ein­zi­ge, der es ziem­lich schnell her­aus­fand. Dann the­ra­pier­ten wir uns fast ge­gen­sei­tig. Ich half ihm über sei­ne Dä­mo­nen hin­weg, zu­min­dest dach­te ich das bis da­hin und er trieb mir mei­ne bö­sen Ge­dan­ken aus.

Trotz­dem muss­te et­was pas­sie­ren. Es konn­te so ein­fach nicht mehr wei­ter­ge­hen. Bo­chum war zwar nicht ge­ra­de klein, aber ich konn­te ja nicht in schö­ner Re­gel­mä­ßig­keit al­le paar Mo­na­te das Stadt­vier­tel wech­seln. Au­ßer­dem wa­ren ja nicht mehr so vie­le da­von üb­rig und mein Na­me mach­te auch schon lang­sam die Run­de. Das war mei­ne schwers­te Zeit. Ich konn­te den Men­schen, de­nen ich zum ers­ten Mal be­geg­ne­te, di­rekt an­se­hen, was der Na­me Ca­tha­ri­na Reh­berg aus­lös­te. Teil­wei­se konn­te ich, nach­dem ich mei­nen Na­men ge­nannt hat­te, auch ein­fach wie­der ge­hen, oh­ne mei­nen Ge­sprächs­part­ner et­was sa­gen zu hö­ren. Ich sah es ih­nen an den Re­ak­tio­nen schon an, dass sie die­sen Na­men schon öf­ter im Zu­sam­men­hang mit den wil­des­ten Ge­schich­ten ge­hört hat­ten.

Ich fühl­te mich mit zu­neh­men­der Zeit ein­fach im­mer schlech­ter. Auch Kars­ten merk­te mir das deut­lich an. Nach ei­nem lan­gen, sehr an­stren­gen­den Ar­beits­tag in der Bank kam ich nach Hau­se und fiel ein­fach nur noch auf die Couch. Ich woll­te nicht mehr. Nie mehr! Kars­ten ließ mir mehr als zwei Stun­den Zeit, um her­un­ter­zu­kom­men. Er koch­te, stell­te mir das Es­sen auf den Tisch und brach­te mir, et­was Küh­les zu trin­ken. So­gar die Ba­de­wan­ne ließ er für mich ein­lau­fen, da­mit ich mich ir­gend­wie ent­span­nen konn­te. Erst am spä­ten Abend sprach er mich an.

»Cat, du bleibst mor­gen hier. So geht das nicht mehr wei­ter!«

Ich schüt­tel­te den Kopf. »Ich kann nicht zu Hau­se blei­ben. Wie stellst du dir das vor? Ich muss ar­bei­ten!«

»Hör auf, mich an­zulü­gen! Ent­we­der du bleibst mor­gen hier auf dem So­fa, oder ich ge­he mit dir zur Ar­beit und baue ei­ne Bank um. Dei­ne Ent­schei­dung!«

»Was soll ich denn dei­ner Mei­nung nach ma­chen?«

»Du brauchst einen Neu­an­fang, das ist das Ein­zi­ge, was noch hilft, an­sons­ten gehst du dar­an ka­putt.«

Ich wuss­te, dass er recht hat­te. »Ich bin schon lan­ge ka­putt. So wie du auch.«

»Uner­laub­ter Tief­schlag, Cat«, brumm­te er, »Egal, was du hier auch noch ver­suchst, lei­dest du so wie ich. Das ist es nicht wert!«

»Wo soll ich denn hin?«

»Weg von hier, ganz egal wo­hin, nur ein­fach weg.«

Ich brauch­te nicht zu lan­ge dar­über nach­zu­den­ken. Kars­ten hat­te mehr als recht. Ich wä­re dar­an zer­bro­chen, wenn er nicht ge­we­sen wä­re. Am nächs­ten Tag blieb ich wirk­lich in mei­nem Bett lie­gen und ging nicht zur Ar­beit. Kars­ten koch­te Kaf­fee und brach­te mir so­gar Früh­stück ans Bett. Da­nach be­rie­ten wir meh­re­re Stun­den und dis­ku­tier­ten ei­ni­ge Vor­schlä­ge. Ich woll­te ei­gent­lich in Deutsch­land blei­ben. Ei­ne an­de­re Spra­che konn­te ich nicht. Das biss­chen Eng­lisch, was ich in der Schu­le ge­lernt hat­te, reich­te nicht ein­mal für ei­ne Be­stel­lung in ei­nem Lo­kal. Vor al­lem war es völ­lig falsch, aber zu mei­ner Zeit konn­ten nicht mal die Leh­rer an­stän­di­ges Eng­lisch, wie soll­ten sie auch den Schü­lern die Spra­che ver­mit­teln. Kars­ten war da­ge­gen. Trotz sei­ner jun­gen Jah­re war er kopf­mä­ßig viel wei­ter. Sein Vor­schlag lau­te­te Nie­der­lan­de. Die Spra­che dort war en­ger mit dem Deut­schen ver­wandt und sie wa­ren, was die Ho­mo­se­xua­li­tät an­ging, deut­lich li­be­ra­ler als al­le an­de­ren Staa­ten.

Ich war da­ge­gen. Die Spra­che wür­de ich in tau­send Jah­ren nicht mehr ler­nen und die Nie­der­lan­de hat­ten ir­gend­wie nichts Schö­nes. Scherz­haft sag­te er, man soll­te mich in die Ka­ri­bik schi­cken, das gä­be ers­tens Son­ne und die Frost­beu­le Ca­tha­ri­na be­kommt nicht mal im Win­ter einen kal­ten Arsch. Ir­gend­wie hat­te er da­mit schon recht. Al­ler­dings wa­ren die meis­ten Län­der na­he am Äqua­tor we­der li­be­ral, noch pass­te die Spra­che. Nur Fran­zö­sisch und Spa­nisch, aber kein Eng­lisch. Was Spra­chen an­ging, war ich ei­ne Nie­te und fran­zö­sisch moch­te ich schon vom Klang her nicht. Das war ein ein­zi­ges Nä­seln und hör­te sich im­mer an, als wür­de je­mand über mich läs­tern. Zu Spa­nisch fand ich kei­nen rech­ten Zu­gang. Wir hat­ten da­mals zwar schon das In­ter­net, aber das war da­mals tat­säch­lich noch Neu­land. Kars­ten sprach dann von Gre­na­da. Ich dach­te die gan­ze Zeit über, er meint ei­ne Stadt in Spa­ni­en, aber er hat­te es von ei­ner In­sel in der Ka­ri­bik, die un­ter eng­li­scher Ver­wal­tung stand. Al­ler­dings war Eng­land bei der To­le­ranz ge­gen­über Ho­mo­se­xu­el­len fast noch schlim­mer als Deutsch­land. Nach ei­ni­gen Näch­ten kam Kars­ten schließ­lich mit der klei­nen In­sel Saint Mar­tin um die Ecke. Mei­ne Ab­leh­nung war ihm da­mit si­cher. Kein Fran­zö­sisch, und was soll­te al­lei­ne der Na­me schon ver­mu­ten las­sen. Aber er hat­te sei­nen Jo­ker ge­zo­gen und mir er­klärt, dass die­se klei­ne In­sel zwei­ge­teilt ist. Der größ­te Teil ge­hört zu Frank­reich, aber der süd­li­che Zip­fel des Ei­lands war ei­ne nie­der­län­di­sche Ko­lo­nie. Amtss­pra­che war Eng­lisch und noch et­was war be­son­ders. Der fran­zö­si­sche Teil die­ser In­sel ge­hört of­fi­zi­ell zur EU, der nie­der­län­di­sche al­ler­dings nicht. Es gab kei­ne Pass- und Zoll­kon­trol­le. Au­ßer­dem hat­te ich als deut­sche Staats­bür­ge­rin den Vor­teil mei­nen Wohn­sitz, so­lan­ge ich woll­te, in­ner­halb der EU zu ver­le­gen oh­ne ein Vi­sum oder sons­ti­gen Un­sinn zu brau­chen.

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