Catharina Rehberg - Das Leben der Catharina R.

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Das Leben der Catharina R.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die junge Catharina Rehberg war schon immer anders. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit und wächst behütet bei ihrer Mutter in Bochum auf. Ihren Vater kennt sie nicht. Während der Pubertät merkt, das Mädchen, dass sie völlig anders ist als ihre Freundinnen in der Schule. Sie ist homosexuell und verliebt sich in ihre beste Freundin. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es zu einem Kuss mit unangenehmen Folgen für sie. Fortan wird Catharina von ihren Mitschülern, Lehrern und sogar ihrer eigenen Mutter als krank bezeichnet. Niemand will mehr etwas mit der lesbischen jungen Frau zu tun haben. Sie verlässt ihr Elternhaus aufgrund der ständigen Anfeindungen. Nur einer steht zu ihr. Der zehn Jahre jüngere Karsten hilft ihr über den nahenden Suizid hinweg. Catharina ist gezwungen, ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von ihrem gewohnten Umfeld beginnt sie ein neues Leben, fest entschlossen ihre eigene Sexualität zu verleugnen. Wird sich dort für sie alles zum guten wenden? Dieses Buch beschreibt Catharinas Erlebnisse und Erfahrungen von Anfang der 70er Jahre bis heute.

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Aus Bo­chum kann­te ich das an­ders. Die meis­ten Men­schen küm­mer­ten sich um ih­re ei­ge­nen Be­lan­ge, mach­ten ein ab­wei­sen­des Ge­sicht und rea­gier­ten be­lei­digt, wenn man ih­nen ei­ne Fra­ge stell­te. Die Ant­wort lie­fer­te aus­ge­rech­net das Kenn­zei­chen mei­nes Miet­wa­gens. Ober­halb der Num­mer stand dar­auf ›The fri­end­ly Is­land‹. Das er­klär­te auch warum al­le Men­schen die ich traf aus­ge­spro­chen freund­lich wa­ren. Über­haupt wa­ren sie viel ent­spann­ter als die Be­woh­ner mei­ner Hei­mat­stadt. Ich folg­te der Weg­be­schrei­bung, sie ich von mei­nem Zei­tungs­ver­käu­fer er­hal­ten hat­te und fand mich vor ei­nem hell wei­ßen Ge­bäu­de wie­der, das in der Son­ne glänz­te. Da­rin fand ich aber nicht nur das Bü­ro ei­nes Mak­lers, son­dern auch noch vie­le an­de­re Ge­schäf­te. Un­ter an­de­rem ei­ne Zoo­hand­lung, einen zu klein ge­ra­te­nen Back­shop und et­was, was ich bis da­hin noch nie ge­se­hen hat­te, einen Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­la­den. Aber ich war we­gen ei­ner Woh­nung hier. Für das Ent­de­cken neu­ar­ti­ger Spiel­zeu­ge blieb noch ge­nug Zeit.

Das Mak­ler­bü­ro ver­steck­te sich hin­ter ei­ner dunklen Schei­be, ne­ben der in ei­nem Holz­kas­ten ei­ni­ge An­zei­gen auf­ge­hängt wa­ren. Ein kur­z­er Blick zeig­te al­ler­dings nur Häu­ser, die man für Sum­men kau­fen konn­te, die jen­seits mei­nes schma­len Bud­gets la­gen. Ich be­trat das Bü­ro und sah mich zwei Schreib­ti­schen ge­gen­über. Hin­ter dem rech­ten da­von saß ei­ne et­wa 40-jäh­ri­ge Frau im Bu­si­ness­ko­stüm und blät­ter­te in ei­nem Ord­ner. Sie sah auf, und ich spür­te so­fort ih­ren prü­fen­den Blick auf mir. Es roch nach Pa­pier und ei­nem zar­ten Hauch ei­nes eher hol­zi­gen Parf­ums. Die Da­me er­hob sich, kam mit ei­nem freund­li­chen Lä­cheln auf mich zu und streck­te mir ih­re Hand ent­ge­gen. Sie bat mich Platz zu neh­men und frag­te, wo­mit sie mir hel­fen könn­te. Blö­de Fra­ge, wahr­schein­lich möch­te ich Zi­ga­ret­ten kau­fen und setz­te mich des­halb zu ei­nem Mak­ler. Ich er­klär­te ihr kurz ei­ni­ge Eck­da­ten. Ge­sucht wur­de ei­ne klei­ne Woh­nung oder ein Ap­par­te­ment, mög­lichst auf der fran­zö­si­schen Sei­te der In­sel, mit ein biss­chen Ein­rich­tung und für klei­nes Geld zur Mie­te. Mit je­der Be­din­gung wur­de ihr Ge­sichts­aus­druck ein we­nig düs­te­rer. An mei­nem Eng­lisch er­kann­te sie, dass es nicht mei­ne ei­gent­li­che Spra­che war und frag­te ganz di­rekt wo­her ich denn käme. Als ich ihr er­klär­te, dass ich bis­her in Deutsch­land ge­lebt hat­te und hier ein neu­es Le­ben an­fan­gen woll­te, wur­de ihr Blick wei­cher und sie fing an zu grin­sen. Zu mei­ner Ver­wun­de­rung be­gann sie das Ge­spräch er­neut, die­ses Mal al­ler­dings in mei­ner Mut­ter­spra­che, mit deut­li­chem Ak­zent aus Ber­lin.

Man soll­te es nicht für mög­lich hal­ten, aber die Mak­le­rin war vor Jah­ren schon aus Ber­lin Zeh­len­dorf auf die­se In­sel ge­zo­gen und ver­tick­te jetzt Woh­nun­gen. Al­so er­klär­te ich ihr ge­nau das was ich such­te er­neut, al­ler­dings in mei­ner Mut­ter­spra­che. Sie er­kann­te mei­nen Dia­lekt und tipp­te auf Es­sen. Gar nicht weit weg ge­ra­ten, dach­te ich bei mir und nann­te ihr Bo­chum als Hei­mat­stadt. Sie nahm sich einen Block zur Hand und no­tier­te die An­ga­ben, die ich ihr gab. Com­pu­ter gab es zwar schon, aber sie wa­ren noch nicht so weit ver­brei­tet. Auch in Deutsch­land in der Bank gab es da­mals noch kei­ne. Die Spar­bü­cher die ich schrei­ben muss­te wur­den noch fein säu­ber­lich von Hand ge­führt. Ich hass­te es wie die Pest in die­sen klei­nen Heft­chen zu schrei­ben und dann mit ei­nem Li­ne­al noch Li­ni­en zu zie­hen. Sie griff sich einen di­cken Ord­ner aus ei­nem Re­gal und klapp­te ihn auf. Da­rin wa­ren tau­sen­de Woh­nun­gen auf­ge­führt. Zu­erst nahm sie einen gan­zen Sta­pel und schob ihn auf die an­de­re Sei­te. Fast am En­de des Ord­ners wa­ren wohl die Woh­nun­gen, die mei­nen An­for­de­run­gen ent­spra­chen.

Dann blick­te sie auf, sah mir in die Au­gen und frag­te: »Hast du heu­te noch was vor?«

Ich ant­wor­te­te, »Nicht viel. Ganz oben auf mei­ner Lis­te steht ei­ne be­zahl­ba­re Woh­nung und wenn noch Zeit bleibt ein Fahr­zeug.«

Sie no­tier­te sich ei­ni­ge Da­ten auf ih­rem Blatt, stand auf und sag­te nur »Komm mit, wir fin­den ei­ne Woh­nung für dich!«

Wir ver­lie­ßen das Bü­ro. Sie häng­te ein Schild in die Tür, schloss ab und führ­te mich zu ei­nem großen Ge­län­de­wa­gen auf dem Park­platz. Ich hat­te doch ei­ni­ge Mü­he auf den Bei­fah­rer­sitz zu klet­tern. Dann saß ich end­lich drin und sie star­te­te den Mo­tor. Den Blick den sie mir zu­warf, als ich mei­nen Gurt an­leg­te, konn­te ich nicht ein­ord­nen. Sie lach­te mich nur an und schüt­tel­te den Kopf.

»Ty­pisch Deutsch. Erst set­zen und dann so­fort den Gurt schlie­ßen. Das ge­wöhnst du dir ganz schnell ab.«

»Vor­schrift«, er­wi­der­te ich nur knapp.

»In Deutsch­land viel­leicht, aber nicht hier. Kei­ner schnallt sich hier an und die Po­li­zei in­ter­es­siert es so­wie­so nicht.«

»Das hab ich be­reits fest­ge­stellt als ich von Flug­ha­fen in mein Ho­tel ge­fah­ren bin. Aber wie kommt das?«

»Die Cops ha­ben hier Bes­se­res zu tun, als sich um den Ver­kehr zu küm­mern. Es in­ter­es­siert sie einen Scheiß, ob du mit 90 durch die Stadt jagst, an­ge­schnallt bist oder so viel Al­ko­hol ge­schluckt hast wie ein Ke­gel­ver­ein auf ei­nem Aus­flug. So­lan­ge du einen Füh­rer­schein hast, kannst du hier an­stel­len, was du willst.«

»Du ver­arschst mich doch!«

»Kei­nes­wegs. Du wirst den Ver­kehr bald ken­nen­ler­nen. Und nur ein klei­ner Tipp am Ran­de, du soll­test es mög­lichst ver­mei­den frei­tags Nach­mit­tags mit dem Au­to un­ter­wegs zu sein.«

»Okay, aber warum?«

»Frei­tags Nach­mit­tags be­ginnt hier die Hap­py Hour. Die kön­nen we­der ge­hen, noch sich ar­ti­ku­lie­ren, aber fah­ren kön­nen sie noch. Mit den Blut­pro­ben könn­te man ei­ne Al­ko­hol­par­ty ver­an­stal­ten. Die kip­pen sich mit Hoch­pro­zen­ti­gem zu, set­zen sich in die Au­tos und ma­chen sich auf den Heim­weg. Dann sit­zen sie zu­sam­men und schie­ßen sich ab. Das Wo­che­n­en­de ver­brin­gen sie dann im De­li­ri­um.«

Dann fuhr sie los und reih­te sich in den flie­ßen­den Ver­kehr ein. Mit­ten auf of­fe­ner Stre­cke bog sie in ei­ne klei­ne Sei­ten­stra­ße ab und be­schleu­nig­te. Das Schild zeig­te ei­ne Ge­schwin­dig­keits­be­gren­zung von 30 km/h an. Ein kur­z­er Blick auf den Ta­cho ver­riet mir aber, dass sie mit 80 Sa­chen durch die klei­ne Sei­ten­stra­ße bret­ter­te. Plötz­lich brems­te sie stark bis auf Schritt­ge­schwin­dig­keit her­un­ter, über­fuhr ei­ne Bo­den­wel­le, um dann wie­der zu be­schleu­ni­gen. Wie durch Zau­be­rei ver­än­der­te sich das Aus­se­hen der Stra­ße. Die Mit­tel­strei­fen wa­ren nicht mehr weiß, son­dern leuch­te­ten in ei­nem tie­fen Gelb und auch die Sei­ten­strei­fen färb­ten sich in den glei­chen Farb­ton. Ihr kur­z­er Kom­men­tar ver­riet mir, dass wir so­eben die Gren­ze über­quert hat­ten und jetzt in Frank­reich wa­ren. Ei­gent­lich er­war­te­te ich Schlag­bäu­me und Zäu­ne an ei­ner Gren­ze, aber die gab es nicht. Ein Orts­schild am Rand gab den Na­men des Or­tes be­kannt. Ich las ›Ma­ri­got‹ als wir vor­beiflo­gen. Das war al­so die Haupt­stadt des fran­zö­si­schen Teils der In­sel. Das hat­te ich be­reits über mei­ne neue Hei­mat ge­lernt. Aber auch hier gab es kei­ne Am­peln. In­ter­essan­tes Kon­zept wie ich fand. Die Mak­le­rin steu­er­te den schwe­ren Ge­län­de­wa­gen über ei­ni­ge klei­ne Ne­ben­stra­ßen und hielt dann vor ei­nem schä­big aus­se­hen­den Haus.

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