Catharina Rehberg - Das Leben der Catharina R.

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Das Leben der Catharina R.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die junge Catharina Rehberg war schon immer anders. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit und wächst behütet bei ihrer Mutter in Bochum auf. Ihren Vater kennt sie nicht. Während der Pubertät merkt, das Mädchen, dass sie völlig anders ist als ihre Freundinnen in der Schule. Sie ist homosexuell und verliebt sich in ihre beste Freundin. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es zu einem Kuss mit unangenehmen Folgen für sie. Fortan wird Catharina von ihren Mitschülern, Lehrern und sogar ihrer eigenen Mutter als krank bezeichnet. Niemand will mehr etwas mit der lesbischen jungen Frau zu tun haben. Sie verlässt ihr Elternhaus aufgrund der ständigen Anfeindungen. Nur einer steht zu ihr. Der zehn Jahre jüngere Karsten hilft ihr über den nahenden Suizid hinweg. Catharina ist gezwungen, ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von ihrem gewohnten Umfeld beginnt sie ein neues Leben, fest entschlossen ihre eigene Sexualität zu verleugnen. Wird sich dort für sie alles zum guten wenden? Dieses Buch beschreibt Catharinas Erlebnisse und Erfahrungen von Anfang der 70er Jahre bis heute.

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Be­son­ders ein­la­dend war der Ein­gang nicht und als sie mit ei­nem al­ten klo­bi­gen Schlüs­sel die Tür auf­sperr­te, wur­de es nicht bes­ser. Mir schlug ein Schwall muf­fig rie­chen­der Luft ent­ge­gen. Der ers­te Blick zeig­te ei­ne klei­ne Trep­pe aus Holz und Wän­de in ei­ner sehr dunklen Far­be. Sie be­tä­tig­te einen Schal­ter an der Wand und ei­ne nack­te Glüh­bir­ne flamm­te kurz auf, um dann so­fort wie­der zu er­lö­schen. So­viel zum The­ma Licht. Vor­sich­tig stie­gen wir im Dun­keln die Trep­pe nach oben und be­hiel­ten ei­ne Hand an der Wand. An der obers­ten Stu­fe an­ge­kom­men führ­te ei­ne Tür nach links wie­der ins Freie. Dann stan­den wir auch schon vor der nächs­ten Tür in ei­nem ver­schmier­ten braun ge­hal­ten und mit schie­fen ver­bo­ge­nen Kup­fer­zah­len dar­auf. Es soll­te wohl mal ei­ne 14 sein. Auch die­se Tür öff­ne­te sie und gab ihr einen Stoß, um den Raum da­hin­ter zu zei­gen.

Kapitel 5

Erst dach­te ich, wir ste­hen in ir­gend­ei­nem zu­gi­gen Kel­ler, aber das, was sie mir zeig­te, war kei­ne Woh­nung oder ein Ap­par­te­ment. Es war ein ein­zel­ner Raum, der et­was von ei­nem Kel­ler­ver­lies hat­te. Und auch hier schlug mir wie­der die­ser mod­ri­ge Ge­ruch in die Na­se. Hier soll­te man woh­nen kön­nen? Spä­tes­tens nach dem ers­ten Auf­wa­chen be­kam man hier schon De­pres­sio­nen. Da hät­te ich mei­ne aus Deutsch­land gar nicht erst mit­brin­gen müs­sen. Die Ein­rich­tung ließ da­für kei­ne Wün­sche of­fen. Ein Pup­pen­bett wie aus ei­nem Mi­nia­tur­haus, ein schwe­rer dunk­ler Schrank, so­wie ein wack­li­ger Tisch mit ei­nem Stuhl da­vor. Die klei­ne Koch­ni­sche mit ei­nem win­zi­gen Kühl­schrank und ei­ne ver­dreck­te Spü­le an der Wand kom­plet­tier­te das Loch. Ich blick­te mich um auf der Su­che nach ei­ner Tür zum Ba­de­zim­mer. Wenn schon woh­nen, dann doch bit­te auch mit ei­ner Toi­let­te und we­nigs­tens ei­ner Du­sche. Da war aber wei­ter nichts. Nur die Ein­gangs­tür, die im Wind wa­ckel­te.

»Das Ba­de­zim­mer ist am an­de­ren En­de des Flurs«, er­klär­te sie mir, als wenn sie mei­ne Ge­dan­ken er­ra­ten hät­te.

»Und wann, sag­test du, kom­men die Zucht­haus­wär­ter vor­bei?«

»Ge­fällt es dir nicht?«, frag­te sie mit leicht be­lus­tig­tem Ton.

»Oh doch, na­tür­lich! Ich ver­spü­re das drin­gen­de Be­dürf­nis, mei­nen Kopf ge­gen die Wand zu wer­fen und mir ei­ne Ku­gel in den Kopf zu bal­lern.«

»Spaß ver­stehst du auch kei­nen«, grins­te sie mich an und ich konn­te ihr an­se­hen, dass sie auf ei­ne Ge­fühls­re­gung in mei­nem Ge­sicht war­te­te. Aber da war na­tür­lich nichts zu er­ken­nen.

»Vi­el­leicht soll­te ich et­was er­klä­ren. Ich bin krank und kann kei­ne Ge­füh­le zei­gen. Auf ein La­chen war­test du al­so ver­geb­lich.«

Sie mach­te ein sor­gen­vol­les Ge­sicht. Dann sag­te sie, »Ich hat­te mich schon ge­wun­dert, weil dei­ne Mi­mik die gan­ze Zeit aus­sah wie ei­ne Mas­ke. Zu­erst ver­mu­te­te ich Bo­tox, aber dann wä­re we­nigs­tens ein biss­chen was zu se­hen ge­we­sen.«

»Du könn­test mir den Arm bre­chen, oder mich an­zün­den und wür­dest trotz­dem nichts se­hen.«

Ich er­kann­te Ver­ständ­nis in ih­ren Zü­gen, als sie sag­te, »Okay, das war wirk­lich nur ein Scherz. Hier will na­tür­lich nie­mand woh­nen. Aber falls du die bil­ligs­te Woh­nung auf der In­sel suchst, weißt du jetzt, wo du sie fin­dest. Die­ses schmu­cke Heim kos­tet 100 Dol­lar im Mo­nat!«

100 Dol­lar? Ge­schenkt wä­re noch zu teu­er ge­we­sen. Ich woll­te nur noch dort weg und ei­ne, wenn auch kost­spie­li­ge­re Woh­nung se­hen, in der ich, wenn mög­lich, ei­ni­ge Mo­na­te zu­brin­gen konn­te. Wir ver­lie­ßen die Bruch­bu­de wie­der durch den fins­te­ren Gang nach un­ten. Als ich wie­der in den Wa­gen klet­tern woll­te, den sie un­ver­schlos­sen ste­hen ließ, hielt sie mich zu­rück. Sie zeig­te auf die an­de­re Stra­ßen­sei­te und bat mich, ihr zu fol­gen. Die­ses Haus sah schon we­sent­lich bes­ser aus. Die Fassa­de war in ei­nem leich­ten Gelb ge­hal­ten und der Weg zur Haus­tür war mit hel­len Plat­ten aus­ge­klei­det. Das ent­sprach schon eher mei­nen Er­war­tun­gen. Doch kurz vor der Ein­gangs­tür bog sie nach rechts ab und zog mich hin­ter ihr her. Es han­del­te sich da­bei um ei­ne Ein­lie­ger­woh­nung mit se­pa­ra­tem Ein­gang. Als sie die Tür öff­ne­te und den Blick in die Woh­nung er­mög­lich­te, fühl­te ich mich so­fort zu Hau­se. Die Woh­nung war hell und freund­lich ein­ge­rich­tet, be­saß ein ge­räu­mi­ges Ba­de­zim­mer, so­gar mit Ba­de­wan­ne und mach­te einen sau­be­ren Ein­druck. Lei­der fand ich kei­ne Kü­chen­zei­le und das war der große Nach­teil. Mein Geld als Start­ka­pi­tal hat­te, reich­te ein­fach nicht, um mir ei­ne Kü­che zu kau­fen. Auch die mo­nat­li­che Mie­te lag weit über mei­nem Bud­get. Ich konn­te mir das ein­fach nicht leis­ten.

Wir brauch­ten noch zwei wei­te­re Ver­su­che ei­ne Woh­nung zu fin­den, in der ich blei­ben konn­te. Letzt­end­lich ent­schied ich mich für ei­ne Zwei­zim­mer­woh­nung in ei­nem Mehr­fa­mi­li­en­haus na­he der Ame­ri­can Uni­ver­si­ty of the Ca­rib­be­an School of Me­di­ci­ne, die so­gar einen klei­nen Bal­kon hat­te. Der Aus­blick er­freu­te mich. Das Meer war zu se­hen, es gab ein paar schat­ten­spen­den­de Bäu­me und es war ru­hig. Aber sie hat­te be­dau­er­li­cher­wei­se nicht nur Vor­tei­le. Zum einen lag sie sehr weit ab von der Stadt und in der Nä­he gab es kei­nen Su­per­markt. Nächs­ter Nach­teil, sie lag auf der nie­der­län­di­schen Sei­te der In­sel. Das be­deu­te­te, ich brauch­te auch noch ein Vi­sum, um über­haupt dort­blei­ben zu dür­fen. Und es tauch­te gleich noch das nächs­te Pro­blem auf. Wie be­zahlt man ei­ne Woh­nung oh­ne Bank­kon­to. In mei­nem fei­nen Plan für die ers­ten Ta­ge hat­te ich näm­lich ge­nau das nicht be­dacht. Sehr pein­lich für ei­ne Bank­kauf­frau. Der nächs­te Rück­schlag er­eil­te mich dann in Form ei­ner Er­klä­rung. Wer auf der fran­zö­si­schen Sei­te ein Kon­to er­öff­nen woll­te, muss­te ei­ne Woh­nung so­wie min­des­tens drei Mo­na­te Strom und Was­ser­rech­nung nach­wei­sen.

Ich brauch­te al­so ei­ne an­de­re Bank. Näm­lich dort wo ich jetzt wohn­te, und da­für braucht man ein un­be­grenzt gül­ti­ges Vi­sum. Mei­ne Pro­ble­me häuf­ten sich und ich hat­te große Lust ein­fach al­les hin­zu­schmei­ßen. Es kann doch nicht so schwer sein ein neu­es Le­ben an­zu­fan­gen, aber ir­gend­je­mand warf mir stän­dig neue Knüp­pel zwi­schen die kur­z­en Bei­ne. An­statt einen Miet­ver­trag hat­te ich jetzt ei­ne Lis­te mit Punk­ten, die ich ab­ar­bei­ten muss­te. Ent­täuscht und mü­de fuhr ich wie­der in mein Ho­tel zu­rück. Ich brauch­te drin­gend ei­ne Pau­se, und was könn­te es da Schö­ne­res ge­ben, als ein paar Stun­den am Strand zu lie­gen, Son­ne zu tan­ken und ein biss­chen im Meer zu schwim­men. Al­lei­ne der Ge­dan­ke hei­ter­te mich schon auf. Es war No­vem­ber, in Deutsch­land kämpf­ten sie mit Eis und Schnee und ich le­ge mich ein­fach an den Strand. An­statt mich um mei­ne Lis­te zu küm­mern, zog ich mir mei­nen neu ge­kauf­ten Bi­ki­ni an und pack­te mir ei­ni­ge Hand­tü­cher ein.

Mit mei­ner Ta­sche mach­te ich mich auf den Weg zu dem großen Strand, wo auch die rie­si­gen Kreuz­fahrt­schif­fe vor An­ker la­gen. Das wa­ren von mei­nem Ho­tel ge­ra­de mal ein paar Mi­nu­ten zu Fuß. Trotz der vie­len Sor­gen, die an mir nag­ten, ver­brach­te ich einen schö­nen Nach­mit­tag an dem Strand mit dem fast wei­ßen Sand und dem tür­kis­blau­en Meer. In Bo­chum wä­re ich um die­se Zeit fast er­fro­ren und hier schwamm ich im war­men Meer, gönn­te mir noch ein großes Eis und et­was spä­ter am Abend auch noch ein le­cke­res Abendes­sen. An der Stra­ße, die ober­halb des Strands par­al­lel ver­lief, gab es ein net­tes Re­stau­rant. Da setz­te ich mich an einen frei­en Tisch und be­stell­te mir Chi­cken Al­fre­do. Das war Hähn­chen­fleisch in ei­ner Kä­se­sau­ce mit an­stän­dig Knob­lauch auf Nu­deln. Ich hät­te mich auf den Tel­ler le­gen kön­nen, so le­cker war das. Als die Son­ne dann hin­term Ho­ri­zont ver­schwand, was auf­grund der Nä­he zum Äqua­tor schon ge­gen 18 Uhr pas­sier­te, mach­te ich mich auf den Weg zum Ho­tel.

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