1 ...8 9 10 12 13 14 ...18 Nach etwa einer Viertelstunde Stillstand löste sich der Stau in Wohlgefallen auf und ich konnte weiterfahren. Der Lastwagen mit den Bauarbeitern darauf fuhr einfach los, die Beamten dahinter überholten und ich dachte, ich würde gleich wieder stehen, aber es passierte nichts dergleichen. Langsam kam ich der Stadt näher und ich genoss die Sonne auf meiner Haut. Das löste eine ganze Reihe schöner Gefühle in mir aus. Die Palmenblätter am Straßenrand bewegten sich leicht im Wind und ich erkannte den Grund für den Stau. Es war eine Brücke, die man nach oben ziehen konnte, um Schiffe in den Hafen fahren zu lassen. Aber was mich wunderte war, dass ich keine Ampel zu sehen bekam. Ich passierte drei Kreisverkehre, aber es gab keine Ampel. In Bochum wäre ich alle hundert Meter an einem roten Licht gestanden. Hier nicht einmal. Die Straße führte mich einen kleinen Hügel hinauf, die mir einen wunderschönen Blick über das Meer ermöglichte. Das Wasser zeigte verschiedene Farben und reflektierte die Sonne. Es war atemberaubend, und doch nur ein Vorgeschmack auf das, was noch folgte. Nach einigen weiteren Kurven an diesem Berghang führte die Straße mich weiter nach unten. Dann passierte ich eine langgezogene Linkskurve und sah eine lange Bucht mit weißem Sand. Davor das türkisblaue Meer und im Hintergrund drei riesige Passagierschiffe. Ich musste wirklich am Fahrbandrand stehen bleiben und dieses Bild in mir aufnehmen.
Als ich mich daran sattgesehen hatte, stieg ich wieder in meinen Mietwagen und setzte meinen Weg zu dem kleinen Hotel fort. Es lag mitten in der Stadt und bot mir das, was ich brauchte. Ein großes Bett für die kleine Catharina alleine, ein Badezimmer mit Dusche und WC und am einen kleinen Fernseher. Ich stellte meinen Koffer in den Schrank und legte mich aufs Bett. Die lange Anreise forderte ihren Tribut. Allerdings wollte ich alles, nur nicht Nachmittags einschlafen. Sonst wäre ich spätestens mitten in der Nacht wieder hellwach. Ich entschied mich für eine kurze Dusche und leichtere Kleidung. Mein Körper war von Zuhause ja die niedrigen Temperaturen gewohnt, aber hier hatte es fast 30 Grad. Dann verließ ich mein Zimmer und lief durch die Straßen. Es roch herrlich nach frischem Essen und die frische Brise vom Meer sorgte für etwas Abkühlung. Was mich erstaunte waren die Preise. An jedem Restaurant hing draußen eine Karte und dahinter standen Preise in amerikanischen Dollar angegeben. Leider hatte ich nur Deutsche Mark in der Tasche. Zu dieser Zeit war die Mark noch doppelt so viel wert wie der Dollar, beziehungsweise sogar noch ein bisschen mehr. Auf meinem weiteren Weg kam ich auch an einer Bank vorbei. Dann kam mir die Idee, ich könnte meinen Devisenumtausch ja auch gleich für eine Bewerbung nutzen.
In dem Gebäude war es richtig kühl und das Summen der Klimaanlage war dann doch etwas laut. Es sah völlig anders aus als die Bank, in der ich gearbeitet hatte. Alles war offen, es gab keine Panzerglasscheiben, nur einige Büros zu den Seiten, aber das auffälligste waren die beiden Sicherheitsmänner mit Waffen an der Hüfte. So etwas kannte ich nicht. Einer der beiden, fragte mich auch gleich, was ich wollte und ich musste feststellen, dass mein Englisch doch nicht so gut war wie ich dachte. Ich verstand den dunklen Riesen fast nicht. Dafür verstand er mich aber umso besser. Das Lernen hatte also doch einen positiven Effekt. Die Frage war nur, warum ich ihn kaum verstehen konnte. Die Lösung war eigentlich ganz einfach. Da ich die Wörter immer nur gelesen hatte und selber sprach, verstand ich nur mein Englisch. Er sprach aber mit einem amerikanischen Dialekt, verschluckte einige Silben und betonte anders. Das war mein großes Problem. Der Umtausch war gar nicht schwierig und ich durfte sogar den Filialleiter sprechen. Der war auch deutlich besser zu verstehen, allerdings waren meine Sprachkenntnisse für einen Job viel zu schlecht. Er gab mir zu verstehen, dass ich es gerne in einigen Wochen erneut versuchen durfte, aber mein Englisch musste deutlich besser werden.
Mit den erworbenen Dollars leistete ich mir ein leckeres Abendessen in einem Restaurant fast direkt am Strand. Ich suchte fast zwanghaft nach einem Haken bei der Bezahlung. Irgendetwas musste ich übersehen haben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Essen fast nichts kostete. Als die Rechnung kam, stand aber wirklich nur der Betrag auf dem Zettel, den ich vorher schon ausgerechnet hatte. In Bochum gab es das nur in einer Currywurstbude, aber das hier war ein richtiges Restaurant. Mein nächster Weg führte mich in einen Supermarkt, denn ich brauchte noch Getränke. Mein Zimmer war nur zur Übernachtung mit Frühstück, also musste ich ein bisschen Verpflegung besorgen. Das Wasser aus dem Hahn sollte man nicht unbedingt trinken hatte ich gelesen. Es hieß man würde davon Magenprobleme bekommen, also verzichtete ich darauf. Die Preise waren aber deutlich günstiger als ich sie mir vorgestellt habe. Ich rechnete alles in die mir bekannte Währung um und war deutlich überrascht. Was ich noch brauchte, waren Zigaretten, die damals in Bochum noch vier Mark am Automaten kosteten. Hier kostete die Schachtel nur einen Dollar. Eine Stange gab es für ganze 10 Dollar. Da ich sowieso genug brauchte, nahm ich gleich mal zwei Stangen mit. Das nächste was mir auffiel, waren die zwei Preise an den Regalen. Dort stand neben den Dollarpreisen noch ein weiterer Preis in ANG angegeben. Diese Bezeichnung hatte ich überall erwartet, denn es war die eigentliche Währung. Der sogenannte Antillengulden. Aber das meistverwendete Zahlungsmittel war der amerikanische Dollar. Ausgewiesen wegen der vielen Besucher aus den Vereinigten Staaten. An der Kasse erwartete mich die nächste Überraschung, die ich nicht verstand. Hinter dem Kassenband stand ein junger Mann und packte meine Einkäufe fein säuberlich in Plastiktüten. Da ich nicht besonders viel gekauft hatte, übergab er mir die drei Tüten mit einem Lächeln und wünschte mir einen schönen Abend.
Als ich endlich wieder in meinem Hotel ankam, war ich wirklich müde. Ich fiel einfach nur noch in mein Bett und schlief wie ein Stein. Am nächsten Morgen wurde ich durch einen Vogel geweckt der vor meinem Zimmer auf einer Stromleitung fröhlich zwitscherte. Meine erste Aufgabe nach dem Frühstück war eine Wohnung zu besorgen. Möglichst günstig, da meine Geldmittel doch begrenzt waren und auf der französischen Seite, damit ich kein Visum benötigte. Meine Aufenthaltserlaubnis war auf drei Monate begrenzt, allerdings durfte ich mich ja unbegrenzt in Frankreich aufhalten. Das nächste was ich brauchte, war ein günstiges Fahrzeug und am besten einen Job. Ich startete mit einer Zeitung und durchsuchte sie nach den Wohnungsanzeigen. War eine blöde Idee, denn ich fand darin nicht eine einzige. Ich vermutete, es wäre der falsche Tag gewesen, weil man sie sammelte und nur an bestimmten Tagen abdruckte. Um diese Vermutung zu prüfen, fragte ich den Verkäufer. Er fing an zu lachen und erklärte mir, dass es keine Wohnungsanzeigen in den Zeitungen gab. Was hatte ich auch anderes erwartet? Vermietungen gab es nur an zwei Stellen. Einmal in jedem großen Supermarkt an den Anzeigenbrettern, oder über einen Immobilienmakler. Er empfahl mir letzteres, denn die geschriebenen Anzeigen in den Einkaufszentren waren meist überteuert oder mit versteckten Kosten behaftet. Also brauchte ich einen Makler. Den Weg gab er mir gleich noch mit und ich fragte mich, warum die Menschen hier alle so freundlich waren.
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