Catharina Rehberg - Das Leben der Catharina R.

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Das Leben der Catharina R.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die junge Catharina Rehberg war schon immer anders. Sie leidet an einer unheilbaren Krankheit und wächst behütet bei ihrer Mutter in Bochum auf. Ihren Vater kennt sie nicht. Während der Pubertät merkt, das Mädchen, dass sie völlig anders ist als ihre Freundinnen in der Schule. Sie ist homosexuell und verliebt sich in ihre beste Freundin. Ausgerechnet an ihrem Geburtstag kommt es zu einem Kuss mit unangenehmen Folgen für sie. Fortan wird Catharina von ihren Mitschülern, Lehrern und sogar ihrer eigenen Mutter als krank bezeichnet. Niemand will mehr etwas mit der lesbischen jungen Frau zu tun haben. Sie verlässt ihr Elternhaus aufgrund der ständigen Anfeindungen. Nur einer steht zu ihr. Der zehn Jahre jüngere Karsten hilft ihr über den nahenden Suizid hinweg. Catharina ist gezwungen, ein neues Leben zu beginnen. Weit ab von ihrem gewohnten Umfeld beginnt sie ein neues Leben, fest entschlossen ihre eigene Sexualität zu verleugnen. Wird sich dort für sie alles zum guten wenden? Dieses Buch beschreibt Catharinas Erlebnisse und Erfahrungen von Anfang der 70er Jahre bis heute.

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Lu­xus war ich so­wie­so nicht ge­wohnt und brauch­te es auch nicht. Ich schlief auf ei­ner dün­nen Schaum­stoff­ma­trat­ze auf dem Bo­den und be­nutz­te Um­zugs­kar­tons als Tisch. Tel­ler hat­te ich kei­ne, aber ich be­sorg­te mir für klei­nes Geld aus ei­nem Kauf­haus Papp­tel­ler und be­nutz­te sie gleich mehr­mals, be­vor ich sie dann weg­warf. Der klei­ne Herd in mei­ner neu­en Woh­nung hat­te auch meh­re­re Zi­cken. Teil­wei­se rea­gier­ten die Plat­ten nicht oder ich stand im Dun­keln, weil die Si­che­rung durch­brann­te, als ich ihn ein­schal­te­te. Zu­min­dest hat­te ich ein funk­tio­nie­ren­des Ba­de­zim­mer und ei­ne Hei­zung. Man lernt, die klei­nen Din­ge zu schät­zen, wenn man lan­ge Zeit in ei­ner al­ten und kal­ten Woh­nung le­ben muss­te. Im Win­ter be­nutz­te ich bei mei­nen Män­nern teil­wei­se vier oder fünf De­cken, um nicht zu er­frie­ren, wenn es drau­ßen rich­tig fros­tig kalt war. In mei­ner ers­ten Win­ter­nacht in der Woh­nung han­del­te ich aus Ge­wohn­heit wie­der so. Es dau­er­te kei­ne zwei Stun­den, bis ich schweiß­nass wie­der auf­wach­te. Es war ein­fach viel zu warm.

We­nigs­tens be­kam ich öf­ter Be­such. Wil­fried, Nils und Lo­thar be­such­ten mich, so oft sie konn­ten, und blie­ben in den kal­ten Mo­na­ten auch mal ger­ne über Nacht. Je­des Jahr an mei­nem Ge­burts­tag stan­den pünkt­lich al­le mit klei­nen lie­be­vol­len Ge­schen­ken vor der Tür. Ich ließ es mir nicht neh­men für die gan­ze Meu­te zu ko­chen. Auch Kars­ten, der an­ge­fan­gen hat­te zu bo­xen, war öf­ter bei mir als zu Hau­se. Aus dem klei­nen Jun­gen, der noch an mei­nen Bei­nen hing, wur­de lang­sam ein rich­ti­ger Mann. Er wuchs zu ei­ner im­po­san­ten Er­schei­nung her­an. Ich bin ir­gend­wann kurz über Zwer­gen­grö­ße ein­fach nicht mehr wei­ter ge­wach­sen. Trotz sei­nes jun­gen Al­ters von 12 Jah­ren über­rag­te er mich schon um einen hal­b­en Kopf. Zu mei­nem 23. Ge­burts­tag schenk­te er mir auch noch ei­ne Fla­sche Pflan­zen­dün­ger. Auf der Kar­te stand lie­be­voll, ich sol­le da­mit du­schen, dann wür­den aus den 156 cm viel­leicht noch ein biss­chen mehr.

Die Aus­bil­dung in der Bank war al­ler­dings auch nicht wirk­lich er­bau­lich. Die jun­gen Frau­en an der Kas­se wa­ren auch nur ge­ring­fü­gig äl­ter als ich und in den Pau­sen­zei­ten oder vor der Öff­nung blieb im­mer noch viel Zeit über Pri­va­tes zu re­den. Au­ßer­dem ha­ben meh­re­re jun­ge Frau­en auf ei­nem Hau­fen im­mer die An­ge­wohn­heit ex­trem viel zu trat­schen. Ich er­fuhr mehr über das, was sie im Bett mit ih­ren Ker­len an­stell­ten, als mir lieb war und fast je­den zwei­ten Tag hör­te ich die Fra­ge, ob ich mir auch einen an­ge­lacht hat­te. Na­tür­lich hat­te ich nie einen Freund an mei­ner Sei­te. Was soll­te ich auch mit ei­nem. Ich emp­fand sie als ab­sto­ßend und es wä­re mir im Traum nicht ein­ge­fal­len mit ei­nem et­was an­zu­fan­gen. Brüs­te zo­gen mich ma­gisch an, vor al­lem wenn die Da­me, die sie vor sich her­trug, auch op­tisch ei­ne Au­gen­wei­de war. Aber ich war über­aus vor­sich­tig, da­mit kei­ne mei­ner Kol­le­gin­nen mit­be­kam, dass mich nur das ei­ge­ne Ge­schlecht an­zog.

Kurz vor Kars­tens 14. Ge­burts­tag wur­de auch er schwer ver­letzt. Er hat­te sich in ei­ne jün­ge­re Mit­schü­le­rin ver­liebt und an ei­nem Sep­tem­ber­mor­gen in der Schu­le ihr das auch ge­sagt. Ei­gent­lich er­war­te­te man ja nur zwei mög­li­che Re­ak­tio­nen. Ent­we­der wur­de man ab­ge­wie­sen oder das Mäd­chen emp­fand auch et­was Zu­nei­gung. Er er­leb­te aber ei­ne drit­te Op­ti­on, mit der nie­mand ge­rech­net hat­te. Wäh­rend der Som­mer­fe­ri­en wa­ren die bei­den fast un­zer­trenn­lich ge­we­sen. Stän­dig trie­ben sie sich zu­sam­men in der Stadt her­um, wa­ren Schwim­men und klet­ter­ten auf die Kirsch­bäu­me, die es da­mals noch gab. Ei­nen gan­zen Mo­nat lang war es fast un­mög­lich ihn al­lei­ne an­zu­tref­fen. Als er ihr aber sei­ne Lie­be ge­stand, brach­te ihm das ei­ne hef­ti­ge Ohr­fei­ge ein. Dann hat sie ihn ein­fach ste­hen las­sen und ist flu­chend ver­schwun­den. Der Korb war al­so mehr als deut­lich, aber sie hat­te noch et­was viel Ge­mei­ne­res für ihn auf La­ger. Sie be­ach­te­te ihn nicht mehr. Selbst als er noch ein­mal ver­such­te, mit ihr zu re­den, be­han­del­te sie ihn wie Luft. Mei­ne Er­fah­run­gen auf dem Ge­biet der Lie­be wa­ren mit nicht vor­han­den noch sehr wohl­wol­lend um­schrie­ben. Al­ler­dings war es nicht un­ge­wöhn­li­ches in jun­gen Jah­ren und es hieß, man sol­le ein­fach ei­ni­ge Wo­chen war­ten und dann wä­re das The­ma er­le­digt, weil die nächs­te schon auf einen jun­gen Mann war­te­te. In sei­nem Fall al­ler­dings half auch ei­ne War­te­zeit von sechs Mo­na­ten nicht. Ich ver­such­te, ihn zu trös­ten, aber das war ver­geb­lich. Sie war weg und er konn­te nicht auf­hö­ren sie zu lie­ben. Da­ran zer­brach er im­mer wei­ter. Von dem eins­ti­gen so fröh­li­chen Jun­gen blieb nur noch ein wei­nen­des Häuf­chen zu­rück.

Aber auch bei mir lief es nicht mehr rund. Das Ge­tu­schel der Kol­le­gin­nen in der Bank wur­de im­mer lau­ter. Es war viel zu un­ge­wöhn­lich, für ei­ne Frau mit 24 Jah­ren noch nie mit ei­nem Mann an der Hand ge­se­hen wor­den zu sein. Die Ver­mu­tun­gen nah­men im­mer mehr zu. Auch mei­ne De­men­tis än­der­ten dar­an nichts mehr. Aber was hät­te ich auch ma­chen sol­len? Mir ir­gend­ei­nen zu su­chen, der in mir we­der et­was aus­lös­te noch das ich ihn, als an­ge­nehm emp­fand und ihm et­was vor­spie­len? Mit Ge­füh­len spielt man nicht, den bes­ten Be­weis sah ich da­für in mei­ner Woh­nung mit Kars­ten. Er war schon lan­ge nicht mehr das, was er vor die­sem Mäd­chen war. Aber je län­ger ich dar­auf hoff­te, das Gan­ze wür­de sich mit ge­nü­gend Zeit im Sand ver­lau­fen, wur­de es im­mer schlim­mer. In den frei­en Mi­nu­ten war das schon längst zum be­lieb­tes­ten The­ma avan­ciert. Je­den Tag hör­te ich ei­ne neue Ge­schich­te, die durch die Bank wan­der­te.

Kars­ten brauch­te drin­gend Ab­stand zu sei­nem ge­wohn­ten Um­feld. Sei­ne Mut­ter, die mich noch im­mer als den An­ti­chris­ten an­sah, konn­te nicht ein­mal et­was da­ge­gen tun. Er pack­te ein paar Sa­chen zu­sam­men und zog vor­über­ge­hend zu mir. Trotz­dem wur­de er nicht mehr der Al­te. Kars­ten hat­te sei­nen Le­bens­mut völ­lig ver­lo­ren. So weit es mir mög­lich war, ver­such­te ich ihn et­was ab­zu­len­ken, aber es war ver­dammt schwer ihn auf an­de­re Ge­dan­ken zu brin­gen. Es war ein­fach nichts mehr da, auf das ich hät­te auf­bau­en kön­nen. Auch mei­ne Jungs hal­fen mit, ihn wie­der ein biss­chen in die Spur zu be­kom­men. Sie wa­ren in die­sen Din­gen ein­fach viel er­fah­re­ner als ich. Viel ge­bracht hat es aber nicht.

Mit der Zeit wur­de es bei mir auf der Ar­beit zu ei­ner rich­ti­gen He­xen­jagd. Die­se dau­ern­den Ver­däch­ti­gun­gen und Aus­sa­gen mei­ner Kol­le­gin­nen kratz­ten zu­neh­mend an mei­ner Lust, dort zu ar­bei­ten. Es wur­de höchs­te Zeit für ei­ne an­de­re Stra­te­gie. Hil­f­reich war in die­ser Zeit aus­ge­rech­net Kars­ten, der mit sei­nen ei­ge­nen Dä­mo­nen zu kämp­fen hat­te. Er ani­mier­te mich ein­fach die Flucht nach vor­ne an­zu­tre­ten. Al­so kei­ne De­men­tis mehr, son­dern ein­fach nur noch Zu­stim­mung. Egal, was sie auch ver­mu­te­ten. Mehr als schief­ge­hen konn­te es ja nicht. Da­nach gab ich ih­nen ein­fach recht. Was sie auch sag­ten, be­stä­tig­te ich ein­fach nur noch. Auf ein­mal war ich nicht nur les­bisch, ar­bei­te­te am Wo­che­n­en­de auf dem Strich, hat­te ein ei­ge­nes Bor­dell und nahm mehr Dro­gen zu mir als ei­ne kom­plet­te Rock­band. Bluf­fen war ja nicht mein Pro­blem. Durch mei­ne Krank­heit konn­te ja nie­mand an mei­nem Ge­sicht ab­le­sen, ob ich auch wirk­lich die Wahr­heit sag­te.

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