Der Verleiher nahm meinen Mietwagen anstandslos zurück und erstattete mir sogar einen Anteil der Kosten. Leider waren wir aber jetzt schon zu spät um mein Auto anzumelden. Das Amt hatte bereits geschlossen. Das musste ich also direkt Morgen erledigen. Mir war nicht wohl dabei ohne Kennzeichen durch die Gegend zu fahren. Wir starteten zum Büro meiner Maklerin und standen wieder einmal vor der Brücke im Stau. Aber ich wusste jetzt zumindest welchen Strand ich unbedingt noch besuchen wollte, solange ich noch nicht arbeiten musste. Meine Mitfahrerin nannte ihn Maho Beach. Was ich dort sah, machte mich sprachlos. Der Strand lag direkt vor der Landebahn des Flughafens und auf der hinteren Seite gab es eine Bar mit großem Außenbereich. Alleine das Hinsehen machte schon Lust auf mehr. Dort würde ich morgen mein Mittagessen zu mir nehmen.
Auf dem Weg zurück in dem zähen Stau vor der Brücke hörte ich plötzlich einen Signalton. Es war keine Sirene, sondern klang wie ein Telefon. Ich blickte mich um, ob das vielleicht durch die offenen Fenster an mein Ohr drang, aber es kam direkt vom Beifahrersitz. Meine Mitfahrerin öffnete ihre Tasche und zog eins von den Telefonen heraus, die ich mir vorher erst angeschaut hatte. Ich fand das furchtbar spannend so ein Gerät mal im Einsatz zu sehen und ich war ein bisschen neidisch. Allerdings erinnerte es mich auch daran Karsten in Deutschland anzurufen. Er machte sich sicher schon Sorgen. Trotzdem war ich angefixt von einem Mobiltelefon. Aber wer sollte mich auch schon anrufen?
Ich lieferte meine Maklerin an ihrem Büro ab und machte mich auf den Weg zu meinem Appartement. Zum einen wollte ich genauer wissen wie ich da hinfahren kann, zum anderen kannte ich die Gegend nicht wirklich und musste auch ein bisschen was dafür besorgen. Den Supermarkt, der in der Nähe war, kannte ich ja schon und obwohl er so klein wirkte, bot er doch eine relativ große Auswahl des täglichen Bedarfs. Mit meinen wenigen Besorgungen machte ich mich auf den Weg. Dabei fiel mir auf, dass ich immer wieder in der Nähe eines Casinos auf die Hauptstraße kam. An der Fassade prangte ein großes Schild und darauf stand Atlantis Casino and Resort. Jetzt weiß eigentlich jeder, dass man nicht unbedingt in einem Casino spielen sollte. Gewinnen konnte man da nichts, dafür aber Haus und Hof verlieren. Trotzdem wollte ich mir den Laden mal etwas genauer ansehen. Außerdem gab es dort ein niedliches Restaurant im Außenbereich mit Sportfernsehen, was mein Interesse weckte. Selbst wenn ich dann mal 20 Dollar verspielen sollte würde mich das nicht in Probleme stürzen.
Als es gegen 18 Uhr dunkel wurde, kannte ich die Gegend um mein neues Appartement gut genug, was ich allerdings noch nicht kannte war das spezielle Wetter meiner neuen Heimat. Die Wolken hatte ich während der letzten beiden Stunden gesehen. Sie sahen nicht wirklich nach einem großen Regenguss aus. Wie man sich doch täuschen konnte. Der Wind frischte auf und mit einem Mal setzte eine wahre Sturmflut ein. Die Scheibenwischer in meinem neuen Wagen kamen nicht mehr hinterher, die Sicht freizuräumen. Ich musste tatsächlich, mit den anderen Verkehrsteilnehmern auf der Straße stehen bleiben, weil wir nichts mehr sehen konnten. Über eine Stunde saß ich in meinem Auto am Straßenrand und habe gewartet bis der Regen nachließ.
Nachdem ich dann endlich wieder sehen konnte, wo ich hinfuhr und der Regen wie ein Wasserhahn von einer Sekunde auf die Nächste aufgehört hatte, öffnete ich mein Fenster und fuhr in Richtung meines Hotels. Beziehungsweise wollte ich es versuchen. Der Weg führte am Flughafen vorbei nach Philipsburg, aber ich war noch weit hinter dem Flughafen und erlebte eine Überraschung. Durch den starken Regen stand die Straße auf hunderten Metern tief unter Wasser. Auf dem Asphalt stand das Regenwasser über 20 cm hoch und lief einfach nicht ab. Ich musste fast eine weitere Stunde darauf warten an den Flughafen und dann in mein Hotel zu kommen. Gut, dass ich das heute schon feststellte. Wenn ich zur Arbeit musste und es vorher geregnet hatte, konnte ich nicht über diesen Weg zum Hafen fahren.
Ich brauchte also für die Tage einen anderen Arbeitsweg, der nicht über den Flughafen, sondern über Marigot, die Hauptstadt der französischen Seite führte. Bedeutete für mich, ich musste etwa zehn Minuten mehr Arbeitsweg einplanen, um nicht zu spät zu kommen. Zum Glück würde ich das auch frühzeitig bemerken, denn der überschwemmte Abschnitt begann ziemlich früh nach dem Casino. Es wäre also noch möglich einfach umzukehren und den anderen Weg zu nehmen. Ich überlegte mir jeden Tag besser zur früheren Zeit zu starten. Die zehn Minuten könnte ich auch noch mit einer gemütlichen Zigarette am Strand vertrödeln. Falls ich doch den anderen Weg fahren musste, würde ich diese Zigarette einfach schon während der Fahrt rauchen.
In meinem Hotel angekommen begann ich damit meine Sachen bereits wieder einzupacken. Morgen würde ich in mein neues Appartement einziehen und das Hotel hinter mir lassen. Gar nicht schlecht für weniger als eine Woche, die ich jetzt hier war. Morgen sollte ich mein Auto anmelden, umziehen und mir dann endlich mal die ganze Insel ansehen. Mein kleiner Teich deckte bisher nur einige Straßen ab, aber den größten Teil hatte ich noch nicht einmal zu sehen bekommen. Am Abend saß ich dann wieder vor dem Fernseher in meinem Hotelzimmer und verbesserte meine Englischkenntnisse.
Das Frühstück am nächsten Morgen ließ ich ausfallen. Die ganze Nacht hatte ich kaum ein Auge zugetan. Erst früh am Morgen war ich endlich eingeschlafen, nachdem mich die Hitze die ganze Nacht wach gehalten hatte. Die ansonsten verlässliche Klimaanlage wollte in der Nacht einfach nicht anständig arbeiten. In meinem Zimmer wurde es mit der Zeit immer wärmer. Wer schon einmal versucht hat im Hochsommer während der Nacht für eine Kühlung zu sorgen kann wohl nachfühlen wie es mir dabei ging. Außer meiner Haut hatte ich schon lange nichts mehr an beim Schlafen, aber in dieser Nacht war es wirklich brüllend heiß. Nach knapp zwei Stunden stellte ich mich unter die kalte Dusche und hängte nasse Handtücher in mein Hotelzimmer. Brachte nur leider keine Abkühlung. Der letzte Versuch der mir dann die Erholung brachte war meine Decke, die nur aus einem dünnen Betttuch bestand, feucht zu machen. Die entstehende Verdunstungskälte ließ mich dann endlich schlafen.
Erst am frühen Nachmittag konnte ich mich aufmachen meine Steuer zu bezahlen und mein Nummernschild zu besorgen. Vorher kündigte ich noch mein Hotelzimmer. Das war nicht ganz so gerne gesehen und ich bekam auch kein bereits bezahltes Geld erstattet, aber ich war das Zimmer los. Meine Sachen, die noch hier waren, landeten in meinem neuen Auto und ich machte mich auf den Weg zum Amt. Was soll ich sagen, die Maklerin hatte recht. Ich musste nur 70 Dollar auf den Tisch blättern, bekam meine Nummernschilder und das Ganze war erledigt. Mit besserem Gewissen machte ich mich auf den Rückweg, weil ich endlich Schilder an meinem Auto hatte.
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