Jennifer lachte herzlich, und ich verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. Wir betraten die Höhle und sahen uns aufmerksam um. Es brauchte eine Zeit, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Höhlenkammer schien sehr groß zu sein, denn die hintere Felswand und die Höhlendecke konnte man nicht erkennen.
»Hat jemand eine Taschenlampe dabei?«, scherzte Helmut.
»Vielleicht finden wir ja eine Lampe oder so etwas ähnliches im Lutek«, sagte ich.
»Ja«, nickte Helmut, »das wäre möglich.«
»Hat das Fahrzeug auch Scheinwerfer?«, fragte er.
»Denkbar«, sagte ich.
Ich beschloss den Berg hinabzusteigen, um das Lutek zu holen. Helmut und Jennifer wollten sich in der Zwischenzeit weiter in der Höhle umsehen.
»Seid aber vorsichtig«, verabschiedete ich mich von ihnen.
Als ich den Abstieg in Angriff nahm, hatte ich ein ungutes Gefühl, dass ich Jennifer und Helmut in der Höhle zurückgelassen hatte. Wie Helmut eben schon gesagt hatte, war es nicht auszuschließen, dass giftige Tiere die Höhle bewohnten. Wer weiß, vielleicht hatte sich ja auch ein Raubtier in der Tiefe der dunklen Höhle zurückgezogen und wartete nun geduldig, dass es seine Beute reißen konnte. Ebenfalls war es nicht ausgeschlossen, dass giftige Pflanzen die Höhle besiedelt hatten.
Also, die Erkundung der Höhle war mit unendlich vielen Gefahren verbunden, die uns den Tod bringen konnten. Trotzdem mussten wir den Schritt wagen und uns dem Unbekannten stellen.
Als ich am Abzweig stand, bevorzugte ich den breiten Weg nach unten zu folgen und konnte somit auch feststellen, ob nicht irgendwelche Hindernisse den Weg versperrten. Der Weg war zwar länger, aber nicht so steil und gefährlich wie der andere. Als ich endlich am Fahrzeug ankam, beobachtete ich einen riesigen Schwarm schwarzer Vögel, die aussahen wie überdimensionale Raben. Hoffentlich waren es keine Fleischfresser, und wenn ja, dann hoffte ich, dass sie sich nur an Aas heranwagten. Mich fröstelte es kurz bei dem Gedanken, dass sich der Schwarm Vögel kreischend auf mich stürzen würde und ich als Abendessen in ihren Mägen landen könnte.
Ich stieg schnell in das Fahrzeug ein und startete es. Dann fuhr ich langsam los. Die Steigung war kein Problem für das Lutek. Helmut hätte bestimmt Spaß an so einem Fahrzeug und würde es sehr wahrscheinlich gerne gegen seinen BMW eintauschen. Als ein gerades Wegstück kam, gab ich Gas, und schwuppdiwupp war ich am Abzweig angekommen. Ich ging vom Gas, warf einen kurzen Blick zum schmalen Pfad, während ich überlegte, wie das Licht am Fahrzeug eingeschaltet werden konnte. Hatte es überhaupt eine Beleuchtung? Scheinwerfer wie bei einem Auto sind mir jedenfalls nicht aufgefallen.
Das letzte Wegstück wurde wieder etwas steiler. Problemlos fuhr ich zur Höhle hinauf, und es dauerte nicht lange, bis ich mein Ziel erreicht hatte. Ich hielt vor dem Höhleneingang an und hatte absolut keine Ahnung, welches Symbol ich betätigen musste, damit ein Licht, wenn vorhanden, am Fahrzeug eingeschaltet wurde.
Ich wartete auf eine Eingebung.
Vergebens.
Also fuhr ich ohne Licht in die Höhle hinein, und kurz darauf erhellte sich die Umgebung um mich herum. Als ich ein Stück weiter in die Höhle fuhr, schaltete sich zusätzlich vorne am Fahrzeug ein Licht ein, das die Höhle ausleuchtete.
Wow, das ist ja krass , staunte ich im Stillen.
Jennifer und Helmut kamen auf mich zu. Ich stieg aus, ging zum Heck des Fahrzeugs und sah, dass rings um die Karosserie ein etwa dreißig Zentimeter breiter Streifen leuchtete. Ich ging weiter um das Fahrzeug herum und sah, dass vorne die gesamte Karosserie leuchtete.
»Licht haben wir ja jetzt genug«, trat Helmut froh an meine Seite.
»Ja«, nickte ich ihm zu.
»Will nur hoffen, dass nicht zu viele Mücken oder sonstiges Getier von dem hellen Licht angezogen werden«, sagte Helmut dumpf.
Ich setzte mich wieder ins Lutek und schaltete den Antrieb aus, um Energie zu sparen. Das Licht blieb aber an.
»Hoffentlich verbraucht das Licht nicht zu viel Energie, so dass das Fahrzeug nachher nicht mehr anspringt«, sprach Helmut mich an.
»Hat bestimmt einen Schutzmechanismus gegen Entladung eingebaut«, erwiderte ich.
Ich stieg wieder aus.
»Die Höhle ist ziemlich groß«, stellte Jennifer fest.
Bis zur Decke schätzte ich, waren es an die sechs bis acht Meter. Die Höhlendecke war glatt und schien an manchen Stellen glitschig zu sein. An einigen Stellen wuchsen grüne, buschige Pflanzen, aus denen Stängel wie Fangarme herabhingen. Als ich den Blick von der Decke nahm und geradeaus zur Höhlenwand sah, entdeckte ich im Scheinwerferlicht drei Höhlengänge. Wohin würden sie uns führen?
»Wir sollten den Eingang zur Höhle tarnen«, sprach Helmut mich an.
»Kann nicht schaden«, sagte ich.
Jennifer nickte zustimmend.
»Okay«, sagte ich und wandte mich Jennifer zu, »dann gehe ich mit Helmut mal vor die Tür«, lächelte ich Jennifer an, »und wir suchen etwas Brauchbares, womit wir den Eingang tarnen können.«
»Hm, zur Höhle führt doch ein Weg hinauf«, begann Jennifer zögerlich. »Macht es denn da Sinn, den Eingang zu tarnen?«
Gute Frage , dachte ich.
»Schaden kann's nicht«, gab Helmut von sich.
Ich verließ mit Helmut die Höhle, obwohl ich ein ungutes Gefühl hatte, weil Jennifer allein zurückblieb. Mit meinem Lichtschwert schnitt ich fleißig größere und kleinere Sträucher ab. Anschließend bedeckten wir den Eingang damit. Von Nahem sah man, dass die Sträucher gestapelt waren, aber von weitem glaubte ich, dass der Höhleneingang nicht so leicht zu erkennen war.
»Das hätten wir geschafft«, sagte Helmut zufrieden.
»Wir haben alles erledigt«, rief ich Jennifer zu, als wir in die Höhle gingen.
»Wollte gerade mal nach euch sehen«, sagte sie.
Jennifer schien Angst zu haben. Mir fiel auf, dass ihre Hände leicht zitterten. Im Nachhinein schien es mir eine falsche Entscheidung gewesen zu sein, dass wir Jennifer allein in der Höhle zurückgelassen hatten. Vielleicht gab es hier ja doch gefährliche Tiere, die sich vielleicht in den Höhlengängen versteckten.
»Den Eingang wird so leicht niemand entdecken«, sagte ich und hoffte, dass das auch stimmte.
Plötzlich kam irgendwoher ein Luftzug. Die Stängel der buschigen Pflanzen an der Decke bewegten sich hin und her wie Schlangen.
Draußen wurde es allmählich dämmerig, und in der Höhle kühlte es rasch ab. Sollten wir im Fahrzeug übernachten? Viel zu eng. Sollten wir auf dem Boden schlafen? Zu hart und ungemütlich. Was sollten wir also tun?
»Ich bin etwas hungrig«, sagte Jennifer.
Das war ich auch. Ich stieg in das Fahrzeug ein und suchte nach einem Fach und hoffte, dass ich darin etwas Brauchbares für die Nacht finden würde. Verdammt. Nichts. Als ich schon aufgeben wollte, entdeckte ich im hinteren Teil rechts einen Minitaster, den ich zögernd betätigte. Eine Klappe öffnete sich.
Glück muss man auch mal haben , dachte ich und holte zwei Decken, eine schwarze Tasche mit allerlei Werkzeug und ein Larat hervor. Die Fundstücke überreichte ich Jennifer und Helmut. Mein Blick fiel nach links, dort befand sich ebenfalls ein Minitaster, den ich schnell betätigte und gespannt war, was ich in diesem Fach vorfinden würde. Als sich die Klappe öffnete, entdeckte ich durchsichtige Gefäße, die so groß waren wie Marmeladengläser. Es schien mir etwas Essbares da drin zu sein, das vielleicht nicht ganz so appetitlich aussah, aber unseren Hunger stillen konnte. Ich schnappte mir drei Gläser und stieg aus dem Fahrzeug aus.
»Seht mal her«, sagte ich fröhlich. »Ich habe unser Abendessen gefunden.«
»Sieht ja köstlich aus«, murmelte Helmut.
»Kann man das denn auch wirklich essen?«, fragte Jennifer skeptisch.
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