Ich kam an einer Mulde und dann an dornigen Sträuchern vorbei. Ich blickte zurück, sah meine Verfolger weit hinter mir. Dieser Baum war perfekt, und ich kletterte geschwind an ihm hoch. Sekunden später bezweifelte ich stark, ob das eine gute Idee war.
Das könnte es gewesen sein , dachte ich. Welche Chance hatte ich gegen sie? Keine.
Nun hockte ich hier oben und wartete auf den Tod.
Da kamen sie und blieben stehen. Ich hielt den Atem an und traute mich nicht, mich auch nur einen Millimeter zu rühren. Mein Lichtschwert hielt ich fest in der rechten Hand, jedoch hatte ich es wieder deaktiviert.
Meine Gegner sprachen miteinander, dann lief jeder von ihnen in eine andere Richtung. Ich wartete kurz ab und kletterte den Baum hinunter. Wem sollte ich folgen? Ich entschied mich für den Palet, gegen den ich eben gekämpft hatte. Er hatte einige entscheidende Fehler beim Kampf gemacht, und ich hoffte, dass er eine leichte Beute für mich sein würde.
Ich nahm die Verfolgung auf und erreichte ihn. Er stand vor einem Dornenstrauch. Wollte er etwa die braunen Beeren pflücken? Ich schlich ich mich an ihn heran, und tatsächlich pflückte er die Beeren und aß sie. Ich schüttelte verständnislos den Kopf und lächelte leicht, als ich hinter ihm stand.
»Wie geht's denn so?«, fragte ich fröhlich.
Er erschrak und wandte sich blitzschnell herum. Die Chance ließ ich mir nicht entgehen und schlug ihm das deaktivierte Lichtschwert gegen den Schädel.
Einmal. Zweimal. Dreimal.
Er wankte zurück.
Verdammt, dieser Kerl war zäh, doch nach dem vierten Schlag fiel er rücklings in den Dornenstrauch. Schnell aktivierte ich das Lichtschwert und sah nach ihm. Er lag reglos da. Ich jubelte im Stillen: Gewonnen.
Ich hätte ihn auch töten können, während er sich die Beeren hineinstopfte, aber ich war kein Mörder. Als er sich immer noch nicht rührte, verließ ich ihn und lief zurück, um die Spuren meiner Feinde zu suchen.
Nun hatte ich den Spieß herumgedreht, nicht ich war der Gejagte sondern meine Feinde. Als ich den Baum erreichte, an dem ich hochgeklettert war, entdeckte ich die anderen Spuren. Eine Spur führte zum Fahrzeug, die andere in die entgegengesetzte Richtung. Ich folgte der Spur, die zum Fahrzeug führte, obwohl ich nicht wusste, ob ich es überhaupt in Gang bekommen würde. Im Geiste stellte ich mich auf einen Kampf ein. Wir brauchten das Fahrzeug, um dieser Hölle hier zu entkommen.
Als ich endlich das Fahrzeug sah, näherte ich mich vorsichtig mit aktiviertem Lichtschwert. Neben dem Fahrzeug lag jemand. Hoffentlich war es nicht Berger. Ich erhöhte mein Tempo und sah nun, dass es sich nicht um Berger sondern um einen Palet handelte. Neben ihm lag eine blutige Eisenstange. Dann sah ich das Blut am Hinterkopf.
»Hast dir ja Zeit gelassen«, sprach mich jemand von hinten an.
»Habe mir ein wenig die Beine vertreten«, wandte ich mich Berger zu, der mich soeben geduzt hatte.
»Ist er tot?«, fragte ich und deaktivierte dabei mein Lichtschwert.
»Nein«, sagte Berger. »Er ist bewusstlos. Ich habe ihn aber trotzdem mit einem Seil gefesselt.«
Auch Berger hatte seinen hilflosen Feind nicht einfach getötet.
»Wo ist Jennifer?«, fragte ich besorgt.
»Hallo«, rief Jennifer, als sie hinter dem Fahrzeug zum Vorschein kam.
Ich war erleichtert Jennifer unversehrt zu sehen.
»Was ist mit den beiden anderen?«, fragte Berger.
»Einen habe ich ausgeschaltet. Er ist ebenfalls bewusstlos«, antwortete ich und nahm mein Lichtschwert in die linke Hand, »und der andere ist in diese Richtung gelaufen«, deutete ich mit dem Zeigefinger die Richtung an.
»Cooles Ding«, sagte Berger und deutete auf das Fahrzeug. »Bewegt sich fort wie ein Hovercraft.«
»Wissen Sie, wie man dieses Ding bedient?«, fragte Berger, der mich nun wieder siezte.
»Keine Ahnung, aber wir können es ja versuchen«, antwortete ich.
Hilflos stand ich vor dem fremdartigen Fahrzeug. Das außergewöhnlich runde Design gefiel mir sehr gut. Ich strich mit der Hand über die Oberfläche. Sie fühlte sich glatt und außergewöhnlich kalt an. Vorne auf der Haube war eine Waffe installiert. Auch sie war an das Design des Fahrzeuges angepasst. Bei dem wolkenlosen Himmel und den Temperaturen, kam mir dieses ungewöhnliche Cabrio gelegen.
»Hoffentlich gibt es keinen Regen«, sagte ich.
Berger zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen«, schlug Jennifer vor.
Ich nickte zustimmend und suchte den Griff, um die Tür auf der Fahrerseite zu öffnen. Es war kein Griff vorhanden, also kletterte ich ins Fahrzeug. Innen sah es so ähnlich aus wie in einem Auto. Zwei vordere und zwei hintere Sitze. Berger nahm neben mir Platz, und Jennifer setzte sich auf den Rücksitz hinter Berger.
Auf dem Display vor mir befanden sich unbekannte Symbole. Die Steuerung des Fahrzeuges funktionierte wahrscheinlich mit dem Steuerhebel rechts von mir, der sich auf einer Konsole zwischen mir und Berger befand.
»Sie haben absolut keine Ahnung, wie man dieses Ding fährt?«, stellte Berger fest.
»Tja, also ...«, stammelte ich.
»Dann sollten wir besser zu Fuß weitergehen«, sagte Jennifer angespannt.
Ich versank in Gedanken, konzentrierte mich und versuchte mit meinem Kommunikationsmodul, das in meinem Nacken implantiert war, Kontakt zur meiner Schwester herzustellen. Vergebens. Es funktionierte immer noch nicht.
Dann fiel mir ein rotes Symbol ins Auge. Ob das der Anlasser war? Je länger ich in diesem Fahrzeug war, desto vertrauter wurde es mir.
»Lutek«, flüsterte ich.
»Was?«, fragte Berger verstört.
»Ich glaube, dieses Fahrzeug nennt man Lutek«, erklärte ich.
»Ob Lutek oder Ludwig, ist mir egal«, fuhr Berger mich hektisch an. »Bekommen Sie das Ding hier ans Laufen, bevor der Palet aufwacht und die beiden anderen zurückkommen?«
»Ich versuch ja mich zu erinnern.«
»Dann beeilen Sie sich mal damit!«, murrte Berger.
»Mach mal keinen Stress hier!«
»Also, Bill, wenn ...«, fing Berger an, und Jennifer unterbrach uns: »Lassen Sie Bill in Ruhe überlegen, Helmut. Bitte!«
Berger legte die Stirn in Falten und schwieg.
»Das kriegen wir schon hin«, war ich überzeugt und betätigte das rote Symbol.
Die Waffe auf der Motorhaube wurde aktiviert und feuerte einen Energiestrahl ab, der die Bäume vor uns in Brand setzte.
»Verdammt«, fluchte ich.
Als ich Berger verlegen anblickte und auf einen dummen Kommentar von ihm wartete, zog er nur die Augenbrauen hoch.
»Okay«, flüsterte ich, dachte einen Augenblick nach und sagte: »Kastar-Deliter. Ja, genau, der Kastar-Deliter ist also eine Strahlenwaffe«, erklärte ich.
Ich warf einen flüchtigen Blick zu Berger und sah ihm an, dass ihn diese Information überhaupt nicht interessierte.
»Okay«, sagte ich wieder und wollte gerade nach dem Steuerhebel greifen, als ein Palet hinter den Bäumen hervortrat. Es war derjenige, den ich niedergeschlagen und in den Dornenstrauch geworfen hatte. Er sah mich, und seinem Gesichtsausdruck zufolge, wollte ich mir gar nicht vorstellen, was er zu gerne mit mir anstellen würde.
»An einem Kampf kommen wir jetzt wohl nicht mehr vorbei«, als Berger den Satz beendet hatte, trat der zweite Palet aus dem Wald hervor.
»Feuer das Kastar-Dings-Da ab!«, befahl Berger mir lauthals.
»Hab keine Ahnung, wie man es ausrichtet«, sagte ich.
Die Palets kamen. Instinktiv griff ich nach dem Steuerhebel, und das Lutek setzte sich in Bewegung und schwebte über dem Boden. Also ließ sich das Fahrzeug einfach mit dem Steuerhebel ein- und ausschalten, und ich brauchte keinen Anlasser dafür zu betätigen. Doch dann beschleunigte es und krachte rückwärts gegen einen Baum.
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