„Es wird am besten sein, wenn ich mit Ihnen mitkomme und Doktor Dorer soll auch gleich hinkommen, denn vielleicht kann man ihr ja noch helfen“, sagte Kirsch zu Helen, die er gleich aufforderte, den Doktor anzurufen und zum Haus von Anna Metzger hinzubestellen.
Mit dem Polizeiauto mit Signal fuhren sie so schnell wie möglich los, überquerten die Kreuzung und dann standen sie auch schon vor dem Haus.
Doktor Dorer kam nach und auch einen Krankenwagen hatte Helen noch hinbeordert.
Anna Metzger hatte schon ihre Augen geschlossen und lag leblos auf ihrem Sofa. Kirsch fühlte gleich ihren Puls und dachte auch, dass wohl nichts mehr zu machen sei.
Anna Metzger war tot. Als Doktor Dorer eintrat konnte er auch nur noch ihren Tod feststellen. Eine Todesursache konnte er Kirsch jedoch noch nicht mitteilen.
„Das muss erst die Obduktion und Autopsie ergeben, ich kann im Augenblick nichts Verdächtiges feststellen, ich sehe keine äußerlichen Verletzungen. Die Todesursache muss ich bei der Obduktion feststellen“, sagte er zu Kirsch, der ungeduldig auf eine Nachricht von ihm wartete.
„Herr Kirsch bevor ich jetzt Spekulationen in den Raum werfe, sage ich lieber nichts, das müssen Sie verstehen. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich näheres weiß.“
„Keine Angst, Kirsch, das kriegen wir heraus, wie Anna Metzger gestorben ist?“, bemerkte Doktor Dorer etwas trocken zu Kirsch.
Der Neffe Adalbert Kaplan stand ganz verdattert in der Ecke des Zimmers und war zutiefst betrübt. Obwohl er sich oft über seine Tante geärgert hatte, war das jetzt beim Anblick des Todes von seiner Tante verschwunden. Und jetzt, da sie so unvermittelt tot vor ihm lag, gefiel ihm das gar nicht mehr, denn irgendwie hatten sie zusammen gehört. Wie zwei Königskinder, die nicht zueinander kommen konnten, waren sie zwar nicht in Liebe direkt zueinander verbunden gewesen, aber der eine konnte einfach auch nicht ohne den anderen leben, das war halt so bei den beiden. Und an das dachte auch der Neffe Adalbert Kaplan.
Kirsch bemerkte den Neffen gar nicht mehr, weil er unmittelbar nach dem Eintreffen von Doktor Dorer auch den Raum abschritt und nach Spuren suchte.
„Eugen und Helen sollen herkommen“, entfuhr es ihm und so rief er schnellstens im Kommissariat an und informierte die beiden, die sich natürlich unverzüglich auf den Weg machten. Außerdem verständigte Helen noch die Spusi.
Als Helen und Eugen eintrafen, kniete Kirsch auf dem Boden, halb unter dem Sofa, wo er eine Kiste entdeckte hatte. Es war eine schwere Kiste, die er nicht öffnen konnte, weil der Schlüssel fehlte und sie war auch ziemlich dicht verschlossen und Kirsch bemerkte auch noch ein Siegel auf dem Deckel.
„Was suchen Sie denn, Chef?“, meinte Eugen, als er den Kommissar da unter dem Sofa herumkriechen sah.
„Ich suche eigentlich nichts, ich inspiziere nur alles, Eugen. Das ist schon merkwürdig, dass die alte Dame gerade jetzt als die Nachbarn so lautstark ihre Protestaktion gegen sie vorbrachten, sterben musste und dazu noch zur Unzeit, denn die Bürgermeisterwahl steht ja vor der Tür,“ meinte Kirsch zu Eugen, der nur nickte und nicht wusste, was die Bürgermeisterwahl jetzt mit dem Tod von Anna Metzger zu tun hatte.
Plötzlich als Kirsch unter dem Sofa lag, sah er eine Katze auf ihn zukommen, eine schwarze, die die Pfoten hob und ihn fast gekratzt hätte, so kratzbürstig war sie. Immer mehr Katzen kamen in den Raum und standen vor dem Sofa herum.
Kirsch und Eugen sahen sich nur an und dachten wahrscheinlich das gleiche.
„Ob die wohl gemerkt haben, dass ihre Förderin, Anna Metzger, tot ist?“, fragte Kirsch mit seltsam belegter Stimme.
„Ich weiß es nicht, Chef“, meinte Eugen nur, der sich nach einer der Katzen bückte, die aber ihre Krallen ausfuhr und ihn dann ganz schön gekratzt hatte.
Auch die Hunde kamen plötzlich aus allen Ecken gekrochen und standen alle um das Sofa der toten Anna Metzger herum.
„Eugen, das ist ja schrecklich, ich glaube, die wollen alle Abschied nehmen. So was habe ich noch nie gesehen, meinte Kirsch weiter zu Eugen, der auch nur staunte.
Und immer noch stand Adalbert Kaplan still und leise in der Ecke, einfach wie abgestellt, und starrte mit traurigen Augen auf seine Tante.
„Herr Kaplan, kümmern Sie sich bitte mal um die Tiere, das ist wichtig“, meinte Kirsch zum Neffen gewandt, denn Kirsch bemerkte, dass sich Kaplan in einer richtigen Stockstarre verhielt.
„Wir müssen die Leiterin des Tierheims anrufen, sie soll herkommen und die Tiere in ihre Obhut nehmen. Ist das auch in Ihrem Sinn?“, meinte Kirsch dann weiter zu Kaplan hin.
Doch Kaplan antwortete nicht, er war wie erstarrt.
„Mit dem können wir jetzt nichts anfangen“, meinte Kirsch achselzuckend zu Eugen.
„Ruf einfach Isabel Roth an und sage ihr was geschehen ist. Sie soll schnell herkommen und ihre Mitarbeiter mitnehmen, damit sie die Tiere einfangen und ins Tierheim bringen können.
„Sonst kriegen sie noch die Hundefänger, die wieder in der Gegend sind, wie Bella Weigand erzählt hat“, informierte er Eugen.
„Oh, Gott, Bella Weigand, die habe ich ganz vergessen, wir wollten ja heute Morgen zusammen zu Anna Metzger gehen.“
„Wo ist Bella Weigand?“, rief Kirsch Helen zu.
Doch die wusste es auch nicht, ebenso wenig Eugen.
„Eugen, du weißt doch wo Bella Weigand wohnt, bring sie mir sofort her. Ich muss dringend mit ihr sprechen und sicherlich will sie auch noch Abschied nehmen von ihrer Freundin, bevor Doktor Dorer Anna Metzger in die Pathologie holen lässt. Sie weiß ja noch gar nicht, dass ihre Freundin verstorben ist.“
„Vite, vite, Eugen.“
Und Eugen sputete sich. Unterwegs traf er allerdings schon auf die alte Dame zu, denn sie war auf dem Weg zu ihrer Freundin, weil ihr irgendein Mitarbeiter im Kommissariat schon gesagt hatte, dass Kirsch bei Anna Metzger sei.
Eugen und Bella Weigand schritten schnell gemeinsam wieder dem gelben Häuschen von Anna Metzger zu.
Als Frau Weigand und Eugen eintraten, war Kirsch immer noch mit dem schwarzen Kästchen beschäftigt.
Frau Weigand rief Kirsch etwas zu, aber Kirsch verstand sie nicht gleich.
Schnell stand er auf und ging auf Frau Weigand zu.
„Herr Kommissar, das schwarze Kästchen muss dringend zum Notar, da ist ihr Testament drin“, meinte sie etwas aufgebracht zum Kommissar.
Doch dann ging sie schnell auf ihre leblose Freundin zu, die ganz stumm da lag und sie gar nicht mustern konnte, wie sie es sonst so gerne getan hatte, dachte sie nur kurz.
„Heute bist du aber schick angezogen, meinte sie immer zu mir, Herr Kommissar.“
Auch Anna Metzger war auch immer sehr modisch gekleidet und legte viel Wert auf ihr Äußeres, erzählte die alte Dame weiter.
Kirsch konnte das erst gar nicht glauben, was Bella Weigand ihm erzählte.
„Aber sicherlich nicht in der Wohnung, da sieht es gar nicht so schick aus“, meinte Kirsch mehr zu sich selbst. Aber natürlich sagte er nichts zu Frau Weigand, vielleicht wäre sie ja eingeschnappt gewesen.
Frau Weigand streichelte dann die Hände von Anna Metzger und holte sich einen Stuhl, weil sie sich neben sie setzen wollte.
„Frau Weigand, das geht so nicht, wir müssen Frau Metzger gleich in die Pathologie bringen, denn sie ist nicht einfach nur eingeschlafen, wie sie vielleicht denken, sie ist tot, möglicherweise ermordet worden, sagte Kirsch sehr leise zu Bella Weigand.
„Doktor Dorer, der schon hier war, hat so eine kleine Andeutung gemacht, aber natürlich muss erst die Obduktion erfolgen, bevor wir mehr wissen“, sprach dann Kirsch weiter.
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