„Ich weiß nichts von Hundefängern, von wem haben Sie denn davon erfahren?“, wollte Isabel Roth doch etwas neugierig geworden, von ihm weiter wissen.
Kirsch gab jedoch keinen Namen preis, denn erst musste er sich über die Hundefänger informieren und sie dann dingfest machen.
„Übrigens auch Bürgermeister Wohlgemuth wird Sie demnächst auch noch aufsuchen und mit Ihnen die Angelegenheit Anna Metzger betreffend, besprechen, hat er mir gesagt. Der Bürgermeister steht ja kurz vor seiner Wiederwahl und da will er es sich mit der Nachbarschaft von Anna Metzger nicht verscherzen, das werden Sie ja auch verstehen“, meinte Kirsch.
Völlig unvermittelt brachte Kirsch eine andere Wendung in das Gespräch.
Isabel Roth war zwar nicht begriffsstutzig, aber sie war doch etwas befremdet, weil Kirsch plötzlich das Thema wechselte.
„Der Herr Bürgermeister soll nur vorbeikommen, ich werde Ihnen beiden behilflich sein, ich weiß ja, dass auch der Bürgermeister einen Nachlass für die Gemeinde erhalten soll und ich verstehe ihn ja nur zu gut, denn mit Anna Metzger ist in so einer Sache nicht gut Kirschen essen. Er ist in einer Zwickmühle, auf jeden Fall will er sich den Nachlass sichern und auf der anderen Seite will er natürlich auch die Nachbarn befrieden.“
„Ich schaue, was ich machen kann und verspreche es Ihnen, Herr Kirsch.“
Kirsch war sich sicher, dass sein Anliegen bei Isabel Roth gut aufgehoben war und verabschiedete sich, nicht aber bevor er noch einen großen Schein in die Tierheimkasse geworfen hatte, denn im Grunde seines Herzens war Kirsch ein großer Tierfreund.
Als er sich dem Ausgang zuwandte, sah er eine schwarze Katze in ihrer Box sitzen. Sie schaute ihn mit ihren schmalen grünlichen Augen an und Kirsch war ganz fasziniert, als er die Katze sah, denn sie glich ziemlich der Katze aufs Haar, an der seine Moni vor so geraumer Zeit hing.
Auf dem Heimweg ging ihm die Katze nicht mehr aus dem Sinn und er überlegte hin und her, ob er sie nicht doch Moni schenken sollte.
„Aber zuerst muss ich Moni fragen, ob sie überhaupt wieder ein Tier haben will“, sprach er mal wieder laut vor sich hin.
Und so ging Kirsch etwas beruhigter die Straße hinunter und seinem Haus zu. Unterwegs telefonierte er noch mit Helen und Eugen und erzählte den beiden, was er mit Isabel Roth besprochen hatte.
Helen und Eugen konnten auch nichts Neues berichten und so freute sich Kirsch eigentlich auf einen schönen Abend.
Als er ins Haus eintrat, bemerkte er schon, dass Moni gekocht hatte und es roch nach einem würzigen Gulasch.
Gulasch schmeckt immer gut und dazu ein paar echte selbst gemachte Spätzle, das wäre wunderbar, dachte Krisch noch, als Moni im Türrahmen erschien. Aber als sie ihm eröffnete, dass sie ein paar Tage zu ihrer Mutter nach Freiburg gehen muss, gefiel dies Kirsch ganz und gar nicht.
„Ah, deshalb kriege ich wohl die heutige Henkersmahlzeit“, sagte Kirsch und lachte dabei, obwohl ihm gar nicht zum Lachen zumute war, denn er vermisste seine Moni schon jetzt.
Doch dann setzte er sich auf seinen Küchenstuhl an den Küchentisch und Moni servierte ihm die glänzend eidottergelben Spätzle, die ihn nur so anlachten und ein saftiges, rotes mit viel Paprika gewürztes Gulasch und Kirsch schnalzte nur so mit der Zunge und dann ließ er es sich einfach gut gehen.
„Das war mal wieder einfach herrlich“, sagte Kirsch zu seiner Moni und diese lächelte nur leise vor sich hin, denn sie wusste ja wie sie Kirsch um den Finger wickeln konnte.
Natürlich gab es noch ein Glas Rotwein zum Nachtisch in seinem Lieblingssessel und Kirsch war mit sich und der Welt rundum zufrieden.
In dieser Nacht schlief Kirsch wieder wunderbar durch. Nur die kleine schwarze Katze vom Tierheim geisterte ein bisschen in seinen Träumen herum.
Kaffee und Brötchen am anderen Morgen fanden auch Kirschs Gefallen und so fing eigentlich der Tag ganz gemütlich an. Doch Kirsch ahnte schon, dass es so nicht bleiben konnte, denn das wäre einfach zu phantastisch gewesen.
Als Kirsch sein Haus verließ, lief ihm schon eine graue Katze über den Weg und so erinnerte er sich an das Sprichwort, und sagte laut vor sich hin: „Katze zur linken, wird das Glück dir winken, Katze zur rechten, gibt es was zu fechten.“
„Und die Katze kommt auch gerade von rechts auf mich zugelaufen“, bemerkte Kirsch mit Schrecken.
Dabei übersah er fast Johanna Merkle, die wieder für ihren Halbmarathon in Freiburg ihre Kilometer ablief. Kirsch wäre fast über den Bordstein gestolpert, denn Johanna Merkle nahm gar keine Rücksicht auf ihn und rempelte ihn ziemlich heftig an. Und so fing dieser Tag schon mal gleich mit Hindernissen an.
Kirsch stolperte davon und von weitem sah er Eugen über die Straße laufen und so hoffte er natürlich, dass wieder alles seinen gewohnten Gang in Wiesenbach und im Kommissariat gehen würde.
Im Kommissariat angekommen, wartete schon Helen mit ihrem frisch aufgebrühten Kaffee auf Kirsch, denn einen Kaffeeautomaten hatten sie sich bisher nicht angeschafft.
„Alles ist gut“, sagte Kirsch und lächelte ein bisschen vor sich hin, denn irgendwie war ihm die schwarze Magie suspekt. Als Kriminalist zählten für ihn nur Fakten. Und an das Sprichwort mit der Katze glaubte er auch nicht so recht.
Als Eugen mit den Brötchen hereinkam, wartete schon Kirsch auf ihn, denn er wollte wissen, was man sich in der Bäckerei über den Protest der Nachbarn so erzählte. Und Eugen legte mit dem Gehörten auch gleich los.
„Alle Nachbarn sind völlig harmlose Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen und eigentlich alles Tierfreunde sind. Ein Teil der Nachbarn hat ja selbst Hunde und Katzen und so wollen sie sicherlich Anna Metzger auch nichts zuleide tun. Sie sorgen sich mehr um die Tiere, das ist ihr Motiv“, erzählte Eugen und schluckte ein bisschen, denn auch er war ein großer Tierfreund und es erfreute ihn gar nicht, wenn Tiere vernachlässigt werden.
„Ist ja gut, Eugen, ich verstehe dich nur zu gut, aber ich glaube nicht, dass Anna Metzger ihre Tiere vernachlässigt.“
Kaum hatte er diese Woche ausgesprochen, meldete Helen einen Mann an, Adalbert Kaplan, der dringend Herrn Kirsch sprechen wollte.
„Wer ist da, Adalbert Kaplan, ja was will denn der Neffe von Anna Metzger hier im Kommissariat, so früh am Morgen“, meinte Kirsch ziemlich verblüfft zu den beiden.
„Ich weiß es nicht, er ist ganz grünlich im Gesicht und will Sie dringend sprechen.“
„Schick ihn herein, da bin ich aber gespannt, was er uns zu sagen hat“, antworte Kirsch und schaute Eugen vielsagend an.
Hereinspaziert kam ein mittelgroßer Mann mit etwas schütterem Haar, der jedoch noch jugendliche Züge im Gesicht aufwies. Es war Adalbert Kaplan, der Neffe von Anna Metzger.
„Herr Kirsch“, stammelte Kaplan, „Herr Kirsch, kommen Sie schnell, meiner Tante geht es nicht gut, ich glaube, sie stirbt.“
Kirsch war ganz konsterniert, eigentlich ging man in diesem Fall ja mehr zu einem Arzt als zu einem Kriminalkommissar, aber vielleicht wusste Adalbert Kaplan ja mehr.
„Ist sie ermordet worden, wurde sie verletzt oder was fehlt ihr?“, meinte Kirsch, der nur von Helen zu Eugen und Adalbert Kaplan hin- und herschaute.
„Ich weiß es nicht, Herr Kirsch, aber sie röchelte so vor sich hin“, murmelte Kaplan immer leiser werdend und da dachte ich gleich an Sie. Sie kennen sich doch aus, wenn jemand röchelt“, meinte er treuherzig zu Kirsch.
Dem wurde immer unwohler in seiner Haut, denn als alter Hase dachte er gleich an einen Giftmord. Aber weshalb sollte denn Anna Metzger ermordet werden, wegen der Tiere, nein, das passte Kirsch ganz und gar nicht.
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