Wilde Zeiten
Wie du deinen Sohn gelassen durch die Pubertät begleitest. So bleibt ihr in Kontakt, wenn sich alles verändert.
1. Auflage
Copyright © 2021 – Katharina Meinhold
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Vorwort
Ängste der Eltern vor der Pubertät
Erwartungen, Herausforderungen und Realität
Die eigene Geschichte
Kommunikation in der Familie
Vom Wandel
Achtsamkeit als Prinzip
Familienverhältnisse als Rahmen
Vertrauen auf dem Prüfstand
Erziehung ist keine Einbahnstraße
So schwer es auch manchmal fällt – positiv bleiben
Worauf zu achten ist
Pubertät – was ist das eigentlich?
Körperliche Veränderungen – geistiger Ausnahmezustand
Was läuft anders bei Jungs?
Wachstum als Problem
Vom zarten Flaum zum Bart
Breite Schultern oder lang und dünn?
Fettiges Haar und erste Pickel
Und plötzlich kippt die Stimme weg
Erster Samenerguss
Leben mit einem neuen Körper
Worauf zu achten ist
Gehirn im Ausnahmezustand
Umbau im Kopf
Verlust und Aufbau
Gray matter ade!
Ziel: Effizienz
Alles Amygdala: ständig auf Abwehr!
Empathie? Under Construction!
Raue Schale – sensible Phase
Starke Eindrücke mit prägender Wirkung
Höchstleistungen an Kreativität und Intelligenz
Worauf zu achten ist
Hormongesteuert? Zur psychosozialen Entwicklung
Testosteron im Überschuss und was es mit Jungen macht
Gefühlschaos – zwischen Sehnsucht und Aggression
Demontage der Eltern
Auf der Suche nach neuen Vorbildern
Sich neu (er)finden
Vom besten Freund bis zur Gang – Gruppendenken und Gefühle
Sexuelle Orientierung: Alles ist möglich!
Feste Freundin oder Frauenheld?
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt …
Worauf zu achten ist
Schule – zwischen Bildungsnotstand und Versagensängsten
Zu hoher Druck oder anspruchslos?
Welche Schule ist die richtige?
Mut zur Alternative
Underachiever – vom Umgang mit Schulverweigerern
Motivation in der Pubertät
Rollenspiel mit Klassenclown, Anführer und Sonnyboy
Außenseiter?
Mobbing und Bullying
Kampf um den Abschluss – Noten mit System auf der Zielgeraden
Worauf zu achten ist
Perspektiven entwickeln
Berufswahl oder Berufung?
Praktika und Reisen
Erfahrungen sammeln
Nicht für die Schule, für das Leben …
Angstfrei und mit Vertrauen
Eigene Fähigkeiten entdecken
Studium? Ausbildung? Oder beides?
Ziele formulieren und korrigieren
Elternwunsch und Selbstständigkeit
Worauf zu achten ist
Schöne neue Medienwelt
Social Media
Jugendschutz im Netz
Permanent online
Stress durch Handy und PC
Zocken rund um die Uhr
Konditionierung oder Sucht?
Selbstständigkeit im Internet
Medienschule in der Pubertät
Nutzungsverhalten und Regeln
Worauf zu achten ist
(Sehn)Sucht nach Erfahrung
Diversität hat viele Seiten
Ausprobieren
Lust auf Neues
Die erste Zigarette – ein Must-have?
Partydroge Alkohol
Drogen: Ist Prävention möglich?
Alternativen entwickeln
Gesunder Lebensstil als Trend
Was tun? Von Rechtsfragen bis zu professioneller Hilfe
Worauf zu achten ist
Schlaf, Struktur und Ernährung
Wenn aus Lerchen Eulen werden
Was passiert im Schlaf?
Wunder Melatonin
Den eigenen Rhythmus finden
Tagesstrukturen neu definieren
Systemische Zusammenhänge begreifen
Gesunde Ernährung als Basis
Essstörungen bei Jungen?
Vorbildwirkung und Orientierung
Worauf zu achten ist
Verantwortung – für sich selbst und für andere
Zusammen-Leben neu gestalten
Aufgaben, Pflichten und Rechte
Gemeinsam Regeln definieren
Ab wann zu Club und Party?
Engagement und Risiko
Fairness und Teamgeist: Sport
Grenzen schrittweise erweitern
Ist Disziplin out?
Von einem, der auszog …
Worauf zu achten ist
Vielen Dank
Impressum
Die Pubertät gilt als schwierige Phase, sie stellt für Eltern, Lehrer und Kinder eine Herausforderung dar. Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen ist eine der entscheidenden Phasen im Leben. Hier werden meist die Weichen gestellt, wird mit dem Ausbildungsweg die berufliche Laufbahn bestimmt. Gleichzeitig finden sexuelle Orientierung, die Übernahme von Verantwortung und ein gewaltiger Umbau statt. Gerade Jungen gelten als gefährdet. Sie neigen verstärkt zum Risiko, wirken oft aggressiv und angriffslustig.
Was zum einen biologisch bestimmt ist, trifft zum anderen auf eine Welt, die sich immer schneller dreht und immer rascher verändert. Die stets neue Orientierung fällt selbst Erwachsenen schwer, Jugendliche können noch schneller vom Strudel ergriffen werden und sich womöglich darin verlieren. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Zwar glaubt man, sein Kind nicht mehr zu kennen, wenn es einem plötzlich ablehnend, launisch oder sogar aggressiv gegenübertritt. Man verzweifelt womöglich, wenn im entscheidenden Moment vor den Bewerbungen die Zensuren zu wünschen übrig lassen und die Schule völlig zur Nebensache wird. Man kann nur schwer verstehen, warum ein Teenager plötzlich bis mittags schläft und abends einfach nicht zur Ruhe kommt oder Handy und PC ohne Pause im Einsatz sind.
Wie geht man um mit Neuen Medien, die einem selbst noch nicht in ihrem ganzen Ausmaß vertraut sind? Wie erkennt man Sucht und wie wirkt man ihr entgegen? Treten Probleme mit Alkohol oder gar Drogenkonsum auf, stellt sich bei vielen Eltern Verzweiflung ein. Scham und Wut sind Emotionen, die niemandem fremd sind, der es mit einem „Problemkind“ in den eigenen vier Wänden zu tun hat. Doch die Fokussierung auf das womöglich Problematische allein bringt niemanden weiter.
Jugendliche müssen ihren Weg finden und dieser führt oft durch abseitiges Gelände. Sie müssen lernen, das Maß zu finden, um Grenzen zu überwinden und Grenzen zu akzeptieren. Dieser Weg ist für alle nicht leicht. Wir Eltern sehen uns in dem Dilemma, das Beste für unser Kind zu wollen. Wir sehen Gefahren, die junge Menschen nicht erkennen, sondern als Herausforderung oder aus Neugier bewusst für sich annehmen. Es fällt schwer, in solchen Momenten das richtige Maß zwischen Toleranz und Verbot zu wählen.
Mit der Pubertät wandeln sich nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern. Die gesamte Familie befindet sich in einem Umbauprozess. Aus dem behüteten Kind wird ein Jugendlicher, der seinen Platz in der Welt finden will und muss. Das Elternhaus wird zur Basisstation, die dem jungen Mann die möglichst besten Startbedingungen bieten sollte und tatsächlich wie bei einer Expedition auf jeden Ernstfall eingerichtet sein muss, ohne ein Klima der Angst zu verbreiten.
Wer furchtsam verweigert und verbietet, kommt nicht weit. Das Leben an sich ist gefährlich und benötigt Vertrauen. Damit soll nicht der Waghalsigkeit das Wort geredet werden. Doch es wäre falsch, Jugendlichen aus Vorsicht das Jungsein austreiben zu wollen. Die Reaktion wird dann womöglich nur umso heftiger sein. Es hilft manchmal, sich an die eigene Jugend zu erinnern und eine ehrliche Biografie-Schau zu halten: Schnell stellt man fest, dass man auch (und oft immer wieder) mit Orientierungsphasen zu kämpfen hat, wobei gerade die Pubertät zu den größten im Leben zählt. Toleranz, Gelassenheit und Selbstbewusstsein sind entscheidend, wenn man sich der eigenen Verantwortung als Eltern bewusst ist und seinem Sohn den liebevollen Hintergrund geben will, den er benötigt, um aufzubrechen und seinen eigenen Weg zu gehen.
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